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Sonntag, 3. April 2011

Rezension zu "Neva" von Sara Grant



Verlag: PAN (März 2011)
Originaltitel: Dark Parties
Übersetzer: Kerstin Winter
Reihe: - , ab ca. 12-15 J.
Ausführung: Hardcover/SU, 352 S.
ISBN: 978-3426283486
16,99 € [D]

Genre: Dystopie


Kurzbeschreibung:
Die 16-jährige Neva hat es satt, keine Antworten auf Fragen zu bekommen, die sie nicht einmal laut stellen darf: Warum wird ihr Heimatland von einer undurchdringbaren Energiekuppel von der Außenwelt abgeschottet? Warum verschwinden immer wieder Menschen spurlos? Und was ist mit ihrer Großmutter geschehen, die eines Tages nicht mehr nach Hause kam? Gemeinsam mit ihrer besten Freundin Sanna beschließt Neva, Antworten zu verlangen und nicht mehr brav alle Gesetze und Regeln zu befolgen. Doch dabei verliebt sie sich nicht nur in den einen Jungen, der für sie tabu sein muss – sondern gerät auch in tödliche Gefahr …


Über die Autorin:
Sara Grant wurde 1968 in Indiana/USA geboren, wo sie Journalistik und Psychologie studierte, bevor sie ihrem Mann nach London folgte. Dort arbeitet sie seit ihrem Universitätsabschluss in "Creative and Life Writing" bei einer Literaturagentur.

Meine Bewertung:

Der erste Satz: Ich stehe im Dunkeln.

Neva, ihre Familie und Freunde leben (oder besser existieren) in Heimatland, einem Land auf der Erde, dass von einer riesigen, durchsichtigen Kuppel, der Protektosphäre, überspannt wird. Niemand kommt hinaus oder hinein. Die Regierung hat die volle Kontrolle über die Bevölkerung übernommen. Sie suggeriert den Menschen in Heimatland, das die Protektosphäre sie schützt und es außerhalb davon kein Leben mehr gibt.
Viele der Bewohner haben dieses Schicksal akzeptiert, aber es regt sich auch Widerstand unter den Menschen von Heimatland ...

Dystopien (lt. Wiki eine Geschichte, die in einer fiktiven Gesellschaft spielt, die sich zum Negativen entwickelt hat) sind zur Zeit in. Und auch in "Neva" greift die Autorin dieses spannende Thema auf. Die Vorstellung in einem abgeschotteten Land zu leben, nicht entscheiden zu können, wo man hingeht und zu sehen, wie alles langsam zerfällt und kaputt geht, ist ja auch zu erschreckend.
In der ersten Buchhälfte lernt der Leser die Personen, allen voran Neva, und die Lebensumstände, in denen sie sich befinden, näher kennen. Die Geschichte spielt in der Zukunft, doch tritt klar hervor, dass die Gesellschaft in Heimatland sich eher rückläufig, anstatt fortschrittlich entwickelt. Rohstoffe werden knapp, alles wird, bis zum vollständigen Zerfall, wiederverwertet. Dinge wie Handys und neue Autos gibt es schon lange nicht mehr neu, nur noch alt und meist defekt - ja solche Dinge sind richtige Raritäten in Heimatland.

Das Mädchen Neva habe ich sofort in's Herz geschlossen. Die Gefühle, die sie hat, kommen so klar beim Leser an, dass man vollstes Verständnis für sie und ihre Freunde entwickelt. Sie ist sehr gefühlsbetont, wirkt dadurch aber nicht zerbrechlich, sondern versucht langsam aus der ständigen Anpassung auszubrechen. Man versteht ihre Situation sehr gut, sagt sie doch im Buch selbst: "Wenn ich die Protektosphäre überwinde, wird es wie eine Wiedergeburt sein." (S. 307)
Auch der Name "Neva" wurde besonders passend gewählt, klingt er doch so weich und zauberhaft in dieser harten, künstlichen Welt.
Die Autorin hat auch Nevas Eltern und direkten Freunde glaubwürdig beschrieben. Diese sorgen im Verlauf des Buches für manche ungeahnte Überraschung.

Das Buch ist nicht sehr lang und manchmal fragte ich mich, wie die Autorin die ganze komplexe Geschichte noch in die verbleibenden Seiten packen will? Nach dem eher langsamen, aber erschreckenden Einstieg, steigt die Spannung nach der Hälfte des Buches stark an. Die Situation erscheint oft so ausweglos, dass ein positiver Abschluss nicht denkbar ist. Die Geschichte hat einige überraschende Wendungen parat und man kann einfach nicht anders, als mit Neva mitzufiebern.
Das Ende und die Geschehnisse davor sind sehr rasant, erschreckend und etwas verstörend. Doch durch die vorangegangene Umstandsbeschreibung durchaus glaubwürdig.

Fazit:
Empfehlenswert! Eine abgeschlossene Geschichte, bei der aber durchaus noch Raum für eine Fortsetzung wäre. Gleichzeitig erschreckend realitätsnah und doch so abwegig, dass man dieses Szenario so schnell nicht aus dem Kopf bekommt. Ich musste nach dem Lesen oft daran denken. 4 gute Sterne!


© Damaris Metzger, www.damarisliest.de