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Samstag, 31. Oktober 2015

Review zu "Der Junge, der mit dem Herzen sah" von Virginia Macgregor



Manhattan Verlag (August 2015),
Klappenbroschur, 416 Seiten,
übersetzt von Wibke Kuhn,
14,99 € [D]


Der neunjährige Milo leidet unter Retinitis pigmentosa: Sein Sehvermögen lässt immer stärker nach, und irgendwann wird er vollständig erblinden. Aber noch sieht er die Welt – wenn auch nur wie durch ein Nadelöhr. Doch so bemerkt er Kleinigkeiten, die anderen entgehen. Als seine 92-jährige Großmutter dement wird und in ein Altersheim umziehen muss, fallen Milo dort seltsame Vorgänge auf. Die Erwachsenen interessieren sich für Milos Erkenntnisse nicht, und so bleiben ihm nur der Koch Tripi und sein Ferkel Hamlet, um ihm bei seiner Mission zu helfen. Milo ist nämlich entschlossen, seine Großmutter wieder nach Hause zu holen, die Machenschaften der Heimleiterin offenzulegen und - vielleicht - seine Eltern zu versöhnen. (Text-, Cover- und Zitatrechte: Manhattan Verlag)


Milo würde nicht zulassen, dass Mum Gran in ein Altenheim steckte. Er würde nur so tun, als würde er mitmachen, und dann würde Mum sich wieder einkriegen und kapieren, dass Gran hierhergehörte [...]. Und dass niemand besser auf Gran aufpassen konnte als Milo. - S. 11


Meine Meinung
Ein kleiner Junge, der sich um seine Großmutter kümmert, obwohl er selbst fast nichts mehr sieht. Der die ins Altenheim abgeschobene Gran unbedingt wieder nach Hause holen mag, umso mehr, nachdem er menschenunwürdige Zustände im Heim entdeckt. Und der alles dransetzt für das Wohl seiner Großmutter zu kämpfen, obwohl er einen Rückschlag nach dem anderen einstecken muss. Zugegeben, das Thema rührt schon bei einem Grobüberblick. Und so kann ich vorwegnehmen, dass ich "Der Junge, der mit dem Herzen sah" in mich aufgesogen habe und dabei an vielen Stellen einen dicken Klos im Hals stecken hatte. Auf der anderen Seite gab es Dinge, die mich irritieren und mit denen ich im Verlaufe der Handlung nicht ganz glücklich war.

Milo ist ein sehr selbstloser Junge, dem es egal ist, dass er eine Krankheit hat, bei der er irgendwann erblinden wird. Er sieht nur noch wenig, doch das was er sieht, sieht er im rechten Licht und mit einem unglaublichen Sinn für Gerechtigkeit. Genau das fand ich sehr bewundernswert und fühlte mit dem kleinen Kerl, der trotz seines jungen Alters schon viel zu früh Verantwortung übernehmen musste. Leider wird Milo während der Geschichte immer verbohrter, unfreundlicher und wütender. Natürlich ist das verständlich, und ich verstehe Frustration, wenn man einen Rückschlag nach dem anderen hinnehmen muss. Doch irgendwann ist Milo einfach immer wütend, selbst gegen seine Großmutter oder Personen, die ihm helfen. Mit der Zeit fiel es mir schwer, meine Sympathie für dieses bockige Kind aufrechtzuerhalten.

"Der Junge, der mit dem Herzen sah" ist vollgepackt mit Emotionen, aber auch mit klarem Schwarz-Weiß-Denken. Es ist sofort ersichtlich, dass die Leiterin des Altenheims die böse Antagonistin der Geschichte ist. Einen Grund für ihr Verhalten gibt es, jedoch wird dieser nur am Rand erwähnt, sozusagen als Mittel zum Zweck. Viele Baustellen machen den Roman sehr voll. Da ist das Grundthema der dementen Großmutter und die Heimkatastrophe, Milos Krankheit und diverse Familienprobleme. Aber auch der syrische Flüchtling, der Milo hilft, samt seinem Schicksal, und eine Liebesbeziehung, die die 92-jährige Großmutter im Heim eingeht, die ich jedoch zeitlich und inhaltlich in keiner Weise nachvollziehen und in Bezug setzen konnte. Das alles macht den Roman zwar unterhaltsam, jedoch hätte man hier reduzieren und die Gewichtung auf wenigere bedeutsame Themen reduzieren können. Das Ende ist traurig-schön, keine Heile-Welt-Schön, aber nah dran.

Fazit
"Der Junge, der mit dem Herzen sah" ist ein Roman, der das Herz anrührt und den man kaum aus der Hand legen kann, weil er unterhält und auch sprachlos macht. Milos Gefühlswelt gerät irgendwann aus dem Ruder. Verständlich ist das, jedoch nicht dazu geeignet den Jungen sympathisch wirken zu lassen. Um einige Themen reduziert, wäre das Buch noch ausdrucksstarker gewesen. So ist die Geschichte durchaus kurzweilig-reizvoll, jedoch zu wenig intensiv, um nie wieder vergessen zu werden. Dafür gibt es von mir 3 von 5 Punkte.

© Damaris Metzger, damarisliest.de

Donnerstag, 29. Oktober 2015

Rezension zu "Für Freiheit, Kunst und Mayonnaise" von Kate Hattemer



Verlag: Carlsen (August 2015)
Originaltitel: The Vigilante Poets of Selwyn Academy
Übersetzer: Ingo Herzke
Reihe: - , ab ca. 14 J.
Ausführung: Hardcover/SU, 336 S.
ISBN: 978-3551583307
17,99 € [D]

Genre: Jugendbuch

© Cover- und Zitatrechte: Carlsen Verlag


Das Thema
Ethan geht auf die Selvyn Academy, eine renommierte Kunstschule. Diese hat den Ruf ihre Schüler in besonderem Umfang zu fördern. Doch seit einiger Zeit wird an der Schule eine Reality-Show gedreht. Obwohl es für die Kandidaten ein Stipendium zu gewinnen gibt, sehen Ethan und seine Freunde Luke, Jackson und Elisabeth in der Show nur verzerrte Realität und die Profitgier des TV-Senders und der Schulleitung. Sie wollen die Reality-Show mit Kunst bekämpfen, nämlich mit Protestgedichten. Und der Plan scheint zu funktionieren ...

Die Rezension

Der Anfang: Nennt mich einfach Ethan. Ihr lest das hier als Erstes, aber ich schreibe es als Letztes.

Kate Hattemers erstes Buch "Für Freiheit, Kunst und Mayonnaise" handelt von jugendlichen Rebellen, dem Leben und der Kunst. Und äußerst kunstvoll ist ihre Geschichte erzählt. Nicht einfach, aber einprägsam und realistisch umgesetzt, thematisiert das Buch etwas, das hier auf eine völlig vereinnehmende und intelligente Art erzählt wird.

Die Geschichte wird von Ethan erzählt, auf eine sehr besondere Art. So startet er zum Beispiel mit drei möglichen Buchanfängen. Die einzelnen Kapitel werden von Gedichten eingeläutet, die man im Laufe der Handlung in einen plausiblen Bezug setzen kann. Richtig wohl fühlt sich Ethan in seiner Haut nämlich nicht. Zwar besucht er eine anerkannte Kunstschule, jedoch gehört er nicht unbedingt zu den Schülern, denen höchstes künstlerisches Talent in den Schoß gelegt wurde. Seine Freunde hingegen sind richtige Asse und etwas arg nerdig, bis auf Luke, der mit seinem Charisma und Charme bei jedem gut ankommt. Im Grunde wäre Ethan glücklich, wenn er die Ausstrahlung von Luke hätte. So ist es auch hauptsächlich Luke, dem die profitable Reality-Show an der Schule ein Dorn im Auge ist. Er führt die Freunde in einen poetischen Kampf, doch dann kommt es ganz anders, als gedacht.

Man klammert sich an seine Idole. Aber ich kann euch auch sagen - nicht aus Erfahrung, eher aus flüchtigen Eindrücken, die ich beim Tagträumen und Bücherlesen und beim kalten, nüchternen Nachdenken gewonnen habe -, dass man einen Menschen erst als Menschen erkannt haben muss, bevor man diesen Menschen innig lieben kann. Das zu lernen ist schrecklich, aber das zu wissen ist das Beste überhaupt. - S. 295

"Für Freiheit, Kunst und Mayonnaise" ist ein Jugendroman mit Anspruch. Das Buch ist sehr intellektuell und differenziert geschrieben, alleine die Übersetzung von Text und Gedichten war ganz sicher nicht einfach und ist meisterhaft gelöst. Bei den Dingen, mit denen sich Ethan und Freunde im Unterricht und Alltag beschäftigen müssen, bleibt die Autorin nicht an der Oberfläche, sondern geht ins Detail. Bezogen auf die Rebellion mittels Gedichten, erfährt der Leser einiges über den Dichter Ezra Pound, seine Hauptwerk Die Cantos und seine Lebensansichten. Vorstellbar, dass dies einigen Lesern "zu hoch" ist.
Das hört sich recht trocken an, und der Roman benötigt auch einige Seiten, bis man den anspruchsvollen Stil verinnerlicht hat, ist es aber ganz und gar nicht. Denn zusätzlich besitzt das Buch einen feinen und etwas skurrilen Humor, der durch die komplette Handlung begleitet. Am Ende hat man das Gefühl, dass man, ebenso wie die Hauptcharaktere, um eine Lebenserfahrung reicher ist.

Das persönliche Fazit
Obwohl "Für Freiheit, Kunst und Mayonnaise" in bekannter Umgebung und unter realistischen Umständen spielt, hatte ich das Gefühl etwas völlig Neues zu lesen. In gewisser Weise ist das Buch einzigartig. Die anspruchsvolle Geschichte hat mich mitgerissen. Sie ist wahnsinnig intelligent und nicht einfach in ihrer Art - Hut ab vor der Leistung der Autorin! - und behandelt dennoch Grundthemen wie Freundschaft, Enttäuschung und Selbstfindung. Es lohnt sich, Ethan und seine Freunde zu begleiten und sich mit ihrer (kunstvollen) Geschichte auseinanderzusetzen. Die Umsetzung ist perfekt! 5 Sterne.

Aufmachung: 4,5 / 5
Handlung: 4 / 5
Charaktere: 4,5 / 5
Lesespaß: 5 / 5
Preis/Leistung: 4,5 / 5

© Damaris Metzger, damarisliest.de

Montag, 26. Oktober 2015

Von Projekten, Panikattacken und Pseudonymen - Interview mit Autorin und Herausgeberin Cat Lewis

© privat
Cat Lewis lernte ich 2011 als Bloggerin kennen, schon damals schrieb sie viel und gut. Persönlich habe ich sie bei Verlagsworkshops und auf Buchmessen kennengelernt. Online waren wir Kolleginnen, die für ein großes Fantasyportal rezensierten. Mittlerweile arbeitet Cat, unter anderem, als Autorin und Herausgeberin. Darüber wollte ich mehr wissen. Kurz vor der Veröffentlichung zweier Werke beantwortete sie mir sehr offen alle Dinge, die mich brennend interessierten.


Damaris: Liebe Cat, dass du gerne schreibst, ist vielen, die dich kennen, nicht neu. Als Bloggerin bist du schon seit 2010 aktiv. Für einen Verlag betätigst du dich als Lektorin und jetzt, ganz aktuell, als Autorin und Herausgeberin. Wie kam es dazu? Erfindest du dich gerade neu?

Cat Lewis: Neu erfinden ist vielleicht ein bisschen zu viel gesagt. Ich denke eher, ich versuche mutiger zu werden und auch mal ein Risiko einzugehen. Ich träume schon viele Jahre lang davon, in einem Verlag zu arbeiten und bin sehr dankbar, dass ich diese Chance bekommen habe, denn das ist das, was ich beruflich wirklich will. Es macht mich glücklich. Meine Arbeit als Lektorin ist für mich ein steter Lernprozess und macht mir unheimlich viel Spaß. Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich diesen Schritt wirklich gehen möchte, doch diese Veränderung war einfach notwendig, um mich persönlich weiterzubringen. Ich habe schon oft viel zu tolle Chancen verstreichen lassen. Diesen Fehler wollte ich nicht noch einmal machen. Was das Schreiben betrifft habe ich schon immer in meiner eigenen kleinen Fantasiewelt gelebt und mir diverse Geschichten ausgedacht, die ich dann einfach aufschreiben wollte. Allerdings war das für mich eher ein Hobby und ich habe niemals gedacht, dass ich wirklich mal etwas veröffentlichen würde. Irgendwie kann ich es immer noch nicht so richtig glauben.


Damaris: Anfang November erscheinen gleichzeitig zwei Bücher von dir. "Zimtsternküsse", bei dem du die Herausgeberin bist, und "Kein Winter ohne dich", deine Weihnachtsnovelle. Kannst du kurz beschreiben, um was es geht und auf welche Art von Geschichten man sich freuen darf?

Cat Lewis: Bei "Zimtsternküsse" handelt es sich um eine zuckersüße Young Adult-Anthologie, in der neun romantische Geschichten von deutschen Autorinnen vertreten sind. Die Idee kam mir vor zwei Jahren, als ich wieder einmal vergebens nach weihnachtlicher Young Adult-Literatur im Buchhandel gesucht habe. Irgendwann dachte ich mir "Okay … Wenn es kein anderer tut, dann muss ich das eben selbst in die Hand nehmen!" Glücklicherweise war der Amrûn Verlag recht angetan von meiner Idee und ist vom Resultat so begeistert, dass ich die Zimtsterne im nächsten Jahr in eine zweite Runde schicken darf!
"Kein Winter ohne dich" ist die erste Geschichte, die ich jemals fertiggestellt habe. Diese Novelle handelt von einer jungen Frau und ihrem Freund, dem Gitarristen einer berühmten Band. Immer wieder stellt sich den beiden die Arbeit in den Weg und es gilt, Prioritäten zu setzen, was jedoch nicht immer so einfach ist. Kurz vor Weihnachten müssen sie sich schließlich entscheiden: Job oder Liebe?




Damaris: Eine Frage zu deiner Arbeit als Herausgeberin. Wie darf man sich die Abläufe hier vorstellen, was ist die Herausforderung dabei?

Cat Lewis: Ich kann im Grunde nur von mir ausgehen, denn für mich war es das erste Mal, als Herausgeberin zu fungieren, und ich habe mich nicht wirklich damit auseinander gesetzt, wie andere arbeiten. Ich habe es schlichtweg auf mich zukommen lassen und bin recht organisiert an die Sache ran gegangen. Ich muss immer alles genau planen, da ich möchte, dass alles möglichst reibungslos funktioniert. Da bin ich wohl ein kleines bisschen perfektionistisch veranlagt.
Die größte Herausforderung war natürlich, geeignete Autorinnen zu finden, die sowohl Lust als auch Zeit haben, eine Kurzgeschichte für die Anthologie beizusteuern. Danach war alles eigentlich recht simpel. Ich habe sehr eng mit den Autorinnen zusammengearbeitet, wir haben gemeinsam den Titel ausgesucht und uns einen kleinen Running Gag ausgedacht, der sich durch jede Geschichte zieht. Eine weitere Herausforderung stellte schließlich das Cover dar, denn es ist nicht immer leicht, den Geschmack von neun Leuten zu treffen. Wir haben mehrere Anläufe gebraucht, doch letztendlich sind wir alle sehr damit zufrieden.


Damaris: Schon lange bist du begeisterte Rezensentin von Buch und Film. Ein Roman ist damit aber nicht zu vergleichen. Was hat dazu geführt, selbst ein Buch zu schreiben?

Cat Lewis: Ich hatte schon immer eine sehr ausgeprägte Fantasie und habe es bereits als Kind geliebt, Geschichten zu schreiben. Mein erstes Werk entstand mit 13 Jahren, als ich eine Herr der Ringe-Fanfiction über Faramir geschrieben habe. Dieses Meisterwerk umfasste unglaubliche elf DIN A4-Seiten und enthielt den Inhalt der kompletten Trilogie!
Nach mehreren umfangreichen Harry Potter-Fanfictions und einigen Jahren (mehr oder weniger guter) RPG-Schreiberfahrung versuchte ich mich immer wieder an eigenen Geschichten. So richtig begonnen habe ich damit allerdings erst im Mai 2014. Dieses Projekt nenne ich liebevoll meinen "Schmollbraten", da mir noch kein passender Arbeitstitel dafür eingefallen ist. Allerdings habe ich dieses zwischendurch für ein paar Monate aus den Augen verloren. Kurz vor dem "National Novel Writing Month" im November 2014 hatte ich die zündende Idee für "Kein Winter ohne dich" und war mir sicher, dass es genau diese Geschichte ist, die ich erzählen möchte. Es war nicht immer leicht, doch ich habe es geschafft, diese zu beenden und bin auch ein klein wenig stolz darauf.
Ich glaube, dass man die Arbeit an einem Roman oftmals unterschätzt, wenn man es nicht selbst versucht hat. Viele Autorinnen und Autoren haben meinen größten Respekt, denn es ist unfassbar schwer und richtig harte Arbeit, ein Buch zu schreiben.


Damaris: Mal ehrlich, frei heraus, hast du beim Korrekturlesen manchmal das Gefühl "Das kann ich auch." oder "Das kann ich besser."?

Cat Lewis: Hmh, schwierige Frage. Das hat ein bisschen was von Konkurrenzdenken. Meine Aufgabe beim Lektorieren ist es unter anderem, den Text in eine schöne Form zu bringen, Logikfehler zu finden und Vorschläge zu machen, wie man es besser manchen könnte. Dabei schalte ich mein eigenes Empfinden oft ab, da es wichtig ist, sich in den Autor des Textes hineinzufinden und zu überlegen, wie er oder sie es schreiben würde, schließlich möchte man den vorliegenden Stil beibehalten. Natürlich schreibt man ab und an "Das klingt für mich komisch" oder so, aber ich bin bisher nicht auf die Idee gekommen, meine eigenen Sachen mit denen eines anderen Autors zu vergleichen oder mich gar höherzustellen. Ganz im Gegenteil - oftmals bewundere ich die Autoren und setze mir zum Ziel, eines Tages genau so wundervolle Sätze zu Papier bringen zu können.


Damaris: Hast du einen detaillierten Plan für deine Geschichten, bevor du mit der aktiven Schreibarbeit beginnst? Plottest du vorher schriftlich oder schreibst du einfach drauf los?

Cat Lewis: Bis vor 1 ½ Jahren habe ich noch einfach drauf los geschrieben, allerdings merke ich das jetzt an der Überarbeitung meines "Schmollbratens", dass das so für mich persönlich nicht funktioniert. "Kein Winter ohne dich" habe ich von vornherein geplant und genau aufgeschrieben, wie ich beginne und wo ich hinwill. Allzu detailliert sind meine Notizen nie, da es eh immer anders kommt, als man denkt. Allerdings brauche ich Anhaltspunkte, wie die Geschichte verlaufen soll, da ich mich sonst komplett darin verrenne. Wenn ich eine Geschichte plane, mache ich das meistens auch nicht allein. Ich rede mit einer befreundeten Autorin und wir plotten oft gemeinsam sowohl meine als auch ihre Projekte. Das ist vor allem hilfreich, wenn man mal nicht weiterkommt. Außerdem macht einsam schreiben keinen Spaß - gemeinsam ist das gleich viel lustiger!


Damaris: Du schreibst Kurzgeschichten sowie Romane. Gibt es dabei signifikante Unterschiede? Ist eines davon vielleicht schwieriger umzusetzen?

Cat Lewis: In diesem Jahr konnte ich sowohl mit einer Kurzgeschichte, als auch mit der Novelle und einem Roman meine Erfahrungen sammeln. Zwischen allen drei Arten gibt es sehr viele Unterschiede und am meisten kämpfe ich tatsächlich mit dem Roman.
Neben den "Zimtsternküssen" und "Kein Winter ohne dich" werde ich im November noch eine weihnachtliche Kurzgeschichte als E-Book veröffentlichen. Diese ging mir unfassbar leicht von der Hand und hat unheimlich viel Spaß gemacht. "Kein Winter ohne dich" war schon etwas schwieriger, da man auf viel mehr Dinge achten muss.
Der Roman hingegen ist ein riesiges Monster, das es zu bezwingen gilt. Allein schon wegen des Umfangs muss man auf so viele Details achten. Da es sich bei meinem Romanprojekt um Urban Fantasy handelt, ist das natürlich nochmal ein wenig kniffliger als bei einem Liebesroman, da die übernatürlichen Elemente erst recht stimmig sein sollten und es manchmal gar nicht so leicht ist, sich in die Protagonisten hineinzuversetzen. Allerdings stehe ich auch noch am Anfang und muss sehr, sehr viel lernen. Erfahreneren Autoren geht das bestimmt einfacher von der Hand.


Damaris: Jetzt, so kurz vor der Veröffentlichung deiner zwei unterschiedlichen Projekte, überwiegt da der Zweifel oder die Vorfreude? Und warum veröffentlichst du unter einem Pseudonym?

Cat Lewis: Momentan ist es eher Panik. Vermutlich werde ich es erst dann so wirklich begreifen können, was passiert, wenn ich die Printexemplare der beiden Veröffentlichungen in den Händen halte. Ich hätte bis vor Kurzem nicht einmal zu träumen gewagt, dass ich jemals ein Buch veröffentlichen würde und habe natürlich auch ein wenig Angst, den Erwartungen nicht gerecht zu werden.
Eigentlich war ich nie ein großer Fan von Pseudonymen. Als ich mir dann jedoch vorgestellt habe, dass mein richtiger Name, mit dem mich eigentlich nur meine Familie anspricht, auf meinem Buch zu sehen ist, lief mir ein kalter Schauer über den Rücken. Die meisten kennen mich als Cat und da dieser Spitzname nicht wirklich zu meinem Nachnamen passt, musste also ein Pseudonym her.


Damaris: Deine Zeit ist knapp, neben deiner hauptberuflichen Arbeit bist du sehr eingespannt. Wie setzt du Prioritäten? Tut es dir leid, dass manche Dinge jetzt hinten anstehen müssen?

Cat Lewis: Eigentlich hat sich nicht viel geändert. Ich habe schon immer neben meinem Brotjob viel nebenbei gemacht. Sei es für meinen Blog, den Verlag oder ein Literaturfestival, das ich zwei Jahre in Folge organisiert habe.
Für das Lektorat nehme ich mir für jeden Tag eine bestimmte Seitenzahl vor, die ich schaffen möchte. Beim Schreiben versuche ich, mich selbst nicht allzu sehr unter Druck zu setzen, denn ich musste feststellen, dass mir das nicht viel bringt. Umso mehr ich mich selbst dazu zwinge, desto weniger kommt dabei raus. An machen Tagen läuft es, an anderen wieder nicht. So ist das eben. Ich nehme mir dabei die Zeit, die ich brauche, denn es dauert nunmal, bis eine Geschichte gereift ist.
Für den Verlag wiederum bin ich Tag und Nacht erreichbar und lasse auch gerne mal etwas stehen und liegen, wenn ich gefordert bin. Aber das stört mich nicht im Geringsten. Oftmals nehme ich mir aber auch einfach mal Zeit für mich und gehe meiner Film- und Seriensucht nach, denn auch ich kann nicht 24/7 durcharbeiten. Am Wochenende bin ich natürlich ab und an mal mit meinem Partner unterwegs und meine Freunde sind es mittlerweile gewohnt, dass ich zwischendurch mal schnell ein wenig Verlagsarbeit leiste.
Das Einzige, was wirklich momentan zu kurz kommt, ist das Lesen und darum tut es mir auch wirklich leid. Es ist viel weniger geworden als früher, doch ab und an setze ich mich trotzdem mal hin, schalte das Handy auf lautlos und verziehe mich in andere Welten, um einfach mal abzuschalten.


Damaris: Viele (Hobby)-Autoren haben tollen Ideen und Manuskripte in der Schublade, bringen diese aber nie zu Ende. Wie motivierst du dich? Hast du einen guten Tipp, um durchzuhalten?

Cat Lewis: Im Grunde gehöre ich genau zu diesen Autoren, denen es sehr schwer fällt, eine Geschichte zu beenden. Gerade, wenn man so viele Selbstzweifel hegt wie ich, kann einen das sehr oft ganz schön runterziehen. Umso wichtiger ist für mich der Austausch mit anderen Autoren. Wie bereits oben erwähnt, arbeite ich sehr viel mit einer Freundin zusammen, deren Debüt ebenfalls Ende Oktober erscheint, und wir motivieren uns oft gegenseitig. Letztens erst haben wir eine kleine Challenge gemacht, bei der wir uns alle halbe Stunde unseren Schreibstand mitgeteilt haben.
Als sehr hilfreich empfinde ich zudem die "Schreibnacht", die die Autorin Jennifer Jäger mit ihrem großartigen Team auf die Beine gestellt hat. Das macht Spaß und man ist umgeben von vielen Gleichgesinnten, die lieber in der Gruppe schreiben als allein in ihrer dunklen Kammer.
Seit ich meine Geschichten schriftlich plotte und dadurch ein Ziel vor Augen habe, fällt es mir auch ein wenig leichter weiterzuschreiben und nicht direkt nach 20 Seiten wieder aufzugeben. Außerdem sollte man nicht den Glauben an sich verlieren, denn so legt man sich selbst immer mehr Steine in den Weg.



Cat Lewis findet man ebenfalls auf ihrer Homepage und bei Facebook.



High Five - 5 Sätze/5 Adjektive zu "Das Blaue im Himmel: 22 Geschichten 3 Songs"



Arena Verlag (September 2015),
Hardcover, 342 Seiten,
15,99 € [D]


Was verbindet den Jungen, der manchmal rot sieht, mit dem Mädchen, das mit den Wellen spricht? Wie gehören ein sexy Vampir und ein chronischer Faulpelz zusammen? Was haben ein geheimnisvoller Handschuh, ein Schwangerschaftstest und ein Seehund miteinander gemeinsam? Wie hört sich Sehnsucht an? Und was verbirgt sich hinter dem Riss im Himmel?

22 wundersame, atemberaubende und überraschende Geschichten und 3 Songs über die schönste Farbe der Welt. Außergewöhnlich und kostbar inszeniert von Daniela Kohl. Zum Schmökern, Staunen, Lieben – und Blaumachen!

Mit Originalbeiträgen von Isabel Abedi, Katja Alves, Antje Babendererde, Brigitte Blobel, Federica de Cesco, Franca Düwel, Ilona Einwohlt, Gabriella Engelmann, Lukas Erler, Andreas Eschbach, Jana Frey, Beatrix Gurian, Kirsten John, Krystyna Kuhn, Jakob M. Leonhardt, Christoph Marzi, Manuela Martini, Angela Mohr, Alice Pantermüller, Rainer M. Schröder, Christian Seltmann, Dirk Steinhöfel und Rainer Wekwerth. (Cover- und Textrechte: Arena Verlag)


Er bemühte sich eben um Präzision und verriet mir genau, wie es für ihn war, von mir getrennt zu sein.
"Der Himmel ist dann nicht mehr blau", sagte er, "und mein Atem wird schwarzgrau, als wäre ich gefangen in einer Wolke aus Autoabgasen. [...]" - S. 101, Mein himmelblaues halbes Herz, Beatrix Gurian


5 zusammenfassende Sätze/Punkte zum Buch

  1. "Das Blaue im Himmel" ist eine Anthologie, d.h. eine Sammlung von Geschichten zu einem bestimmten Thema. Viele bekannte Autoren habe eine Kurzgeschichte oder einen Song zum Thema "Blau" beigesteuert. Diese hat der Arena Verlag in einem sehr außergewöhnlichen und wunderschön gestalteten Buch herausgebracht.
  2. Die meisten denken bei der Farbe Blau wahrscheinlich zu allererst an Wasser oder den Himmel. Darum passt auch der Titel des Buches so gut. Doch das Thema ist vielschichtiger als man denkt, und es ist erstaunlich wie unterschiedlich die einzelnen Autoren das Thema interpretiert haben. Die Stimmungen in den Geschichten sind komplett verschieden. Das macht das Buch sehr einzigartig.
  3. Kurzgeschichten besitzen lange nicht dem Umfang eines ganzes Romans, sind für mich aber eine Klasse für sich. Der Autor hat viel weniger Zeit, um Charaktere und Plot zu entwickeln. Es gehören schon ganz bestimmte Fertigkeiten dazu, eine Kurzgeschichte plausibel und "gut" zu schreiben. Manche Autoren habe ihre Geschichten komplett, d.h. mit einem Abschluss erzählt, andere lassen den Ausgang lieber offen. Das ist sehr spannend, und man freut sich auf jede Geschichte wieder neu.
  4. Bei einigen Geschichten war ich durchweg begeistert. Bei anderen nicht. Während einige sehr plausibel geschrieben sind, sind andere etwas sonderbar. Über manche Charaktere hätte ich ein ganzes Buch lesen wollen, und manche ließ ich gerne ihrer Wege ziehen. Es gibt Geschichten, die sind pures Abenteuer, und es gibt die, die gesellschaftliche oder sozialkritische Dinge thematisieren. Und es kam vor, dass ich bei einigen Kurzgeschichten nach dem Lesen noch lange Zeit nachdenklich war.
  5. Die Gestaltung des Buches ist (natürlich!) komplett in der Farbe Blau gehalten und wurde von Illustratorin Daniela Kohl zu etwas ganz Besonderem gemacht. Jedem Text wurde nochmals ein eigener grafischer Stil zugeordnet. So sind z.B. Wörter oder ganze Passagen blau hervorgehoben, durchgestrichen oder der Text in Chat-Form verfasst. Ein Fest für's Auge!

5 Adjektive, die mir spontan zum Buch einfallen

blau, vielfältig, gedankenverloren, tiefsinnig-traurig und besonders


Zusammengefasst vom Fazitbär:
"Das Blaue im Himmel" ist in seiner Gesamtheit ein wunderbares Buch. Es gefällt jugendlichen Lesern ebenso wie Erwachsenen. Man kann es in einem Stück lesen oder sich die einzelnen Kurzgeschichten wie köstliche Häppchen auf der Zunge zergehen lassen - zum Abschalten, Nachdenken und Spaßhaben, oder einfach, um die Vielfalt der Farbe Blau zu genießen.


© Damaris liest.

Mittwoch, 21. Oktober 2015

Rezension zu "Jenseits des Schattentores" von Beate Teresa Hanika und Susanne Hanika



Verlag: FISCHER Sauerländer (September 2015)
Originaltitel: -
Übersetzer: -
Reihe: - , ab ca. 14 J.
Ausführung: Hardcover/SU, 480 S.
ISBN: 978-3737352468
16,99 € [D]

Genre: Urban Fantasy

© Cover- und Zitatrechte: FISCHER Sauerländer


Das Thema
Aurora lebt mit ihrem Vater in Rom, ihre Mutter ist tot. Neben ihrem Vater wird sie von zwei befreundeten Professoren in Griechischer Mythologie unterrichtet und innerhalb Roms auf seltsame Aufgabenmissionen geschickt. Wie ihre Mutter ums Leben kam, das will Aurora aberv keiner beantworten. Nach einem Streit mit ihrem Vater haut Aurora ab und möchte ganz unverbindlich eine Wohnung besichtigen. Doch in der Wohnung liegt ein Toter. Unversehens findet sie sich in einem rasanten Abenteuer wieder. An ihrer Seite Luna, eine Auftragskillerin, und der äußerst attraktive Leon.

Die Rezension

Der Anfang: "Dies ist das letzte Mal!" Der Gott der Unterwelt ließ einen so gewaltigen Blitz durch die Steinhalle fahren, dass der Mann vor ihm erschrocken den Kopf einzog.

Beate Teresa und Susanne Hanika sind jede für sich erfolgreiche Autorinnen. Phantastische Jugendbücher schreiben die Schwestern gerne mal zusammen und haben sich hier einen Stil zueigen gemacht, der völlig fesselt und humorvoll-bissig zugleich ist. Kein Wunder, dass man sich bei ihrem neuesten Gemeinschaftswerk "Jenseits des Schattentores" nach kurzer Zeit weit über der Buchmitte befindet, ohne zu merken wie schnell die Zeit vergangen ist.

Jeder Leser sucht Bücher, die einen die Zeit vergessen lassen, in die man versinken kann und alles andere ausblendet. Bei "Jenseits des Schattentores" könnte diese Suche erfolgreich sein, denn die Geschichte hat mehrere entscheidende Eigenschaften, die für einen hohen Lesegenuss sorgen. Im Grunde liest man hier ganz klassische Urban Fantasy, eine Geschichte, die in unserer Zeit und Welt spielt, aber mit phantastischen Elementen aufwartet. Auch die Thematisierung der Griechischen Mythologie ist nichts Neues. Trotzdem fühlt sich das Buch sehr frisch und unverbraucht an, was am gigantischen Setting in Rom, der perfekten Recherche und der spannend-amüsanten Handlung liegt.
Zum anderen ist die Geschichte so geheimnisvoll, anfangs undurchschaubar, dass man sich schwer von den Seiten lösen kann, bis man sich einen Überblick verschafft hat und eigene Schlüsse ziehen kann. Am Ende wird der Roman vollständig aufgelöst und die Geschichte abgeschlossen.

Sie klopfte wieder und legte ihr Ohr an die Tür. Ein Schleifen, dann ein Poltern. Jemand fluchte, und gerade als Aurora zurücktreten wollte, wurde die Tür aufgerissen, und eine junge Frau drückte sich durch den Spalt, eine halbgerauchte Zigarette hing ihr im Mundwinkel. [...] dann nickte sie ihr knapp zu.
"Komm rein. Wurde ja auch Zeit." - S. 37/38

Die Geschichte selbst hat etwas Verrücktes, steckt voller (makaberem) Humor und wird - als wunderbare Besonderheit - von der Göttin Persephone beobachtet, die von außerhalb ein wachsames, nicht ganz uneigennütziges, Auge auf Aurora und ihre unfreiwilligen Gefährten hat. Sie wird zum heimlichen Star der Geschichte. Dieser Stil hat etwas Einzigartiges. Selbst Romantikfans kommen auf ihre Kosten, jedoch wäre eine ständige Erwähnung von Leons attraktiv-muskulösen Erscheinungsbild und Auroras Gefühlswallungen nicht nötig gewesen. Aufregender wird die Lovestory dadurch nicht. Hier wäre weniger Kitsch mehr gewesen.
Nach zwei Dritteln des Romans hat man sich einen guten Überblick verschafft, dem jedoch am Ende nochmals eine große Überraschung folgt, bei der man den Drang verspürt zu klatschen. Sehr gut! Der Schluss des Buches ist äußerst befriedigend.

Das persönliche Fazit
"Jenseits des Schattentores" hat nicht nur ein geheimnisvoll-düsteres Äußeres, auch die Geschichte ist so rätselhaft, dass man sofort in ihren Bann gerät und alles um sich herum vergisst. Das neuzeitliche Setting in Rom, in Verbindung mit Griechischer Mythologie und einem mysteriösen Abenteuer, laden zum Staunen ein. Das Buch hat eine ganz besondere Stimmung, mit viel Humor und originellen Charakteren, bei der man sich an der stereotypen Lovestory nicht stören darf. Faszinierend ist das Leseerlebnis allemal! 4 Sterne.

Aufmachung: 4 / 5
Handlung: 4 / 5
Charaktere: 4 / 5
Lesespaß: 4,5 / 5
Preis/Leistung: 4 / 5

© Damaris Metzger, damarisliest.de

Montag, 19. Oktober 2015

Dieses Buch bleibt im Regal #12

Eine Aktion von Damaris liest.
Wir lesen unsere Bücher und dann stellen wir sie normalerweise ins Regal. Aber nicht jeder hat die Möglichkeit, unendlich viele Bücher zu sammeln. Meist fehlt es an Platz. Manche Leser entscheiden sich irgendwann, nur Herzensbücher zu sammeln - oder auch gar keine Bücher mehr zu behalten (für mich unvorstellbar!). Hier geht es ein Mal im Monat um ein Buch, das für immer im Regal bleibt und das es wert ist, nochmals in besonderem Maße vorgestellt zu werden.


Die Tochter der Wälder


"Die Tochter der Wälder" von Juliet Marillier - 9,99 € (E-Book) - Droemer Knaur

Dieser erste Band der Sevenwaters-Saga, gehört zu den schönsten Büchern, die ich je gelesen habe. Ein Buch, wie aus einem Bilderbuch (!). In Deutschland wurden von Droemer Knaur vier Bände übersetzt, sie sind aber als TB teilweise schon wieder vergriffen (und nur noch als E-Books erhältlich). Sie scheinen hier nicht sehr gefragt und bekannt zu sein. Für mich völlig unverständlich. Ich kenne keinen Leser, der dem Zauber der Bücher nicht verfällt. Jeden Band kann man abgeschlossen lesen (es empfiehlt sich trotzdem die Einhaltung der Reihenfolge), da immer ein anderes Familienmitglied die Hauptrolle spielt.

Das Buch ist beeindruckend, sehr tragisch, oft traurig und mit einem herzerwärmenden Schluss. Die Geschichte basiert auf dem Märchen "Die sechs Schwäne" und ist so perfekt umgesetzt, dass mir nach dem Lesen alle anderen Märchenadaptionen tröge und nichtig vorkamen. Die Autorin verbindet irische u. britische Historie mit Märchen und Feen-Fantasy. Heraus kam ein Buch, das sich liest wie ein großer historischer Roman, den Zauber der Fantasy voll ausschöpft und sehr zu Herzen geht. Die Geschichte ist umfangreich u. benötigt einige Zeit. Die Charaktere sind beispielhaft, so sehr, dass man sie am Ende gar nicht loslassen mag. Traumhaft! Unbedingt Lesen!






Liebe Blogger, dies ist eine Mitmachaktion von Damaris liest. Du möchtest ebenfalls ein besonderes Buch, das niemals aus deinem Regal auszieht, auf deinem Blog vorstellen und es damit deinen Lesern empfehlen? Dann ...

SEI DABEI!
(die Aktion findet jeweils am 15. des Monats statt)

  • Verwende das Dieses Buch bleibt im Regal-Banner, und verweise damit auf den Ursprungsblog, damit die Aktion Wiedererkennungswert hat.
  • Wenn du magst, hinterlasse mir hier deinen Beitragslink als Kommentar, dann können interessierte Leser und ich zum Stöbern kommen.
  • Mach mit oder auch mal nicht. Am Aktionstag oder später (du hast immer einen ganzen Monat Zeit, bevor die nächste Runde startet) - ganz egal. Die Aktion ist jedes Mal freiwillig. Sie soll gemeinsam Spaß machen und ggf. den Austausch anregen.

Freitag, 16. Oktober 2015

Buchzugänge vs. Buchabgänge vs. Geflüster im September 2015

Während gefühlt die komplette Welt der Buchblogger über die Frankfurter Buchmesse flaniert, versuche ich es mir zu Hause gemütlich zu machen. In diesem Jahr mache ich eine Messepause, möchte die Zeit mit Lesen und wenig Stress verbringen.
Gerade unterziehe ich mich aber einem absoluten Härtetest. Ich habe mich bewusst dazu entschieden, den Zeitfresser #1, mein Smartphone, für ein bis zwei Wochen (wie lange es tatsächlich dauert, weiß ich nicht genau) nicht zu benützen und habe es, für mich unerreichbar, temporär aus meinem Leben gestrichen. Die Erfahrungen und Gefühle, die ich momentan durchlaufe, sind es wert aufgeschrieben zu werden. Sie sind wirklich nicht zu unterschätzen. Außerdem helfen mir diese täglichen "Tagebucheinträge" ungemein. Wahrscheinlich veröffentliche ich sie noch in einem extra Beitrag.
Nun aber endlich zu meiner Monatsstatistik für den September, der mir viele Zugänge und wenig Abgänge bescherte.


Meine Buchzugänge im September 2015 - 10 Bücher:




Was die Spiegel wissen, den 3. Teil der Raven Boys-Serie, möchte ich in diesem Monat unbedingt noch lesen und habe mir das Buch schon bereitgelegt. Maggie Stiefvater gehört zu den Autorinnen, an denen ich niemals vorbeikomme.
Manchmal durchstöbere ich noch das Tauschticket, nicht mehr so oft wie früher, aber einige Suchaufträge habe ich noch hinterlegt. So konnte ich Die Quersumme von Liebe ertauschen, ein Buch von meiner Wunschliste.
Tanja stellt einige ihrer Reihen auf die englischen Ausgaben um. Die sieben Königreiche-Trilogie von Kristin Cashore (Die Beschenkte, Die Flammende und Die Königliche) hat sie mir verkauft, worüber ich mich irre freue! "Die Beschenkte" kenne ich bereits, eine wunderbare Geschichte.
Ein Sommer und vier Tage war ein Freundschaftstausch mit Favola. Wir überlassen uns gerne Bücher, die der jeweils andere noch nicht kennt. Sehr praktisch, weil wir sehr nah beieinander wohnen.
Zwei Neuerscheinungen der Fischerverlage sind Jenseits des Schattentores (Urban Fantasy aus der deutschen Schreibfeder von Beate Teresa und Susanne Hanika) und Two Boys Kissing (Jugendbuch von Erfolgsautor David Levithan).
Überraschend hat mir der Goldmann Verlag Aller Anfang fällt vom Himmel zugesandt. Das Konzept - Junge Ausreißerin trifft auf pedantischen Wittwer - macht mich sehr neugierig.
Zuletzt konnte ich nicht an Nacht ohne Sterne vorbeigehen. Das Cover ist ein Traum, es glitzert! Und obwohl ich bei Urban Fantasy und Romantasy mittlerweile stark selektiere, spricht mich das Buch sehr an. Das Thema Elfen in New York hat viel Potenzial.


Buchabgänge - gelesen habe ich im September 4 Bücher:



   

Dreams of Gods and Monsters von Laini Taylor ... ist der epische (und sehr umfangreiche!) Abschluss der Zwischen den Welten-Trilogie. Die ganze Reihe ist absolut top. Da macht es auch nichts, dass ich an diesem dritten Band fast zwei Wochen gelesen habe und somit nicht mehr viel Zeit für andere Bücher übrig blieb. (meine "Dreams of Gods and Monsters"-Rezension gibt's hier)
Am Ende der Welt traf ich Noah von Irmgard Kramer ... konnte mich mit einer noch nie gelesenen Wendung überraschen, die mich richtig verblüfft hat. Obwohl ich mit der Hauptprotagonistin (und ihrer kitschigen Denkweise) meine Probleme hatte, war ich am Ende richtig baff. (meine "Am Ende der Welt traf ich Noah"-Review gibt's hier)
This Song Will Save Your Life von Leila Sales ... war für mich eine ganz feine Geschichte über das Leben, Selbstfindung, Glück und viel Musik. Eine unbedingte Empfehlung! (meinen "This Song Will Save Your Life"-High Five gibt's hier)
Flieh in die Nacht, mein Herz von Manuela Martini ... gehörte zu meinen Muss-Büchern, weil das Buch derselben Autorin "Wenn es dunkel wird" mich mit seiner Stimmung komplett vereinnahmt hat. Leider ist das dem neuen Roman nicht mal ansatzweise gelungen.


Highlight: Mein kleines großes Highlight im September war "This Song Will Save Your Life", weil ich Elise total gerne auf ihrem Weg begleitet habe und mich ihre feinsinnig-ehrliche Art an das Buch gefesselt hat. Dass es ein Musikbuch voller Kunst und toller Songs war, war noch eine besondere Zugabe.

Lowlight: Die überzogene 'Bonnie & Clyde'-Story "Flieh in die Nacht, mein Herz" hat mein eigenes Herz nicht mal ansatzweise erreicht. Leider! Wo war die Atmosphäre, die greifbare Stimmung und unterschwellige (An)Spannung, die ich aus anderen Büchern der Autorin kenne? Für mich war die Geschichte völlig unglaubwürdig und sehr einfach konstruiert, inkl. Flüchtigkeitsfehlern. Das Liebesdreieck war kitschig und hat mir nicht mal im Ansatz gefallen.

Mittwoch, 14. Oktober 2015

Review zu "Plötzlich It-Girl: Wie ich aus Versehen das coolste Mädchen der Schule wurde" von Katy Birchall



Schneiderbuch (September 2015), Band 1,
Klappenbroschur, 320 Seiten,
übersetzt von Verena Kilchling,
12,99 € [D]


Meine Lebensziele:
1) Meine zwei allerbesten (und einzigen) Freunde um jeden Preis behalten. (Dann darf ich die beiden aber nicht ständig durch meine peinlichen Aussetzer in Verlegenheit bringen.)
2) Meinem Hund beibringen, mich mit der Pfote abzuklatschen. Das ist das ehrgeizigste Lebensziel auf dieser Liste.
3) Miss Schulprinzessin nicht (noch mal) in Brand stecken.
4) Herausfinden, ob 2) oder 3) peinliche Aussetzer sind.
5) Nach Afrika gehen und Reis an die Armen verteilen.
6) Mich für den REST MEINES LEBENS im Schrank verstecken, weil mein Vater sich mit der berühmtesten Schauspielerin EVER verlobt hat, die Paparazzi mit meinem Gesicht jedes Titelbild des Landes vollkleistern wollen und jeder auf meiner Schule (und der ganzen Welt) erfahren wird, was für ein Loser ich bin.
7) Ist Reis nicht völlig überbewertet? Vielleicht könnte ich ja auch Schokolade in Afrika verteilen. Ich jedenfalls mag Schokolade. Nur wie kriege ich das Ganze überhaupt hin, wenn ich mich für den Rest meines Lebens im Schrank verstecke?!? (Text-, Cover- und Zitatrechte: EGMONT Schneiderbuch)


Dad mag noch alle seine Haare haben, aber ein paar Gehirnzellen hat er in letzter Zeit definitiv eingebüßt. Marianne und ich sollen uns großartige verstehen? IST ER VOLLKOMMEN WAHNSINNIG? Sie ist die Tochter eines Filmstars und hat den lieben langen Tag nichts anderes zu tun, als wunderschön und glamourös zu sein [...]. Wohingegen ich die meisten Dialoge aus "Der Herr der Ringe" zitieren kann und meine Wochenenden damit verbringe, mit meinem Labrador die Besteigung des Schicksalsbergs nachzuspielen. - S. 81


Meine Meinung
"Plötzlich It-Girl" schreit mit seinem Äußeren, dem frechen Schulmädchen, Glitzerlook und dem neonpinken Buchschnitt, nach einer jungen weiblichen Leserschaft. Für mich vielleicht zu jung, denn äußerlich ist das Buch überhaupt nicht meines. Und normalerweise wäre ich daran vorbeigelaufen. Zum Glück habe ich es nicht getan! "Plötzlich It-Girl" war für mich eines der amüsantesten und süßesten Jugendbücher der letzten Zeit.

Objektiv betrachtet ist die Story herrlich überzogen und liest sich etwas wie der Film "Plötzlich Prinzessin". Anna, süße 14 Jahre alt, fällt in das typische Schulklischee einer nerdigen Loserin. Sie hat übersichtliche zwei Freunde, die sich ihrer (mitleidsvoll) angenommen haben, doch im Grunde ist ein Labrador namens Hund Annas bester Freund. Ihr Leben ändert sich, als sich ihr Dad, ein Journalist und Autor, mit Hang zu Militärberichten, mit der berühmtesten Schauspielerin Londons verlobt. Plötzlich gerät Anna in den Fokus der Presse und zieht das Interesse der Schulstars auf sich. Sie muss lernen, zwischen echten und falschen Freunden zu unterscheiden.

Genau diese Attribute machen "Plötzlich It-Girl" zu einem kurzweiligen und intelligent-amüsanten Lesevergnügen. Mir persönlich konnte Anna gar nicht nerdig genug sein, und ich gewann sie während der Handlung richtig lieb. Zwar ist ihr bewusst, dass sie bei ihren Klassenkameraden als Loserin gilt, trotzdem ist sie oft schlagfertig und witzig. Aber auch mit Ängsten und Unsicherheiten hat Anna zu kämpfen. Sie kann es nur schwer akzeptieren, dass sich ihre Probleme nicht in Luft auflösen, wenn sie sich nur lange genug im Schrank versteckt. Ihr Aufstieg zum It-Girl ging dann angenehm unspektakulär vonstatten. Viel wichtiger ist Annas Umfeld und ihre zwischenmenschlichen Probleme (und Erfolge).

Als ich zu lesen anfing, hatte ich alles erwartet, nur nicht, dass es mir so schwer fallen würde, mich von der Geschichte zu lösen. Ich konnte das Buch einfach nicht weglegen, habe es fast ohne Unterbrechung gelesen. Katy Birchall hat eine sehr erfrischende und einfühlsame Art zu schreiben. Ihre Witze zünden immer, was mein lautes Auflachen in jedem Kapitel bestätigte. Man vermutet, das gegen Ende noch etwas einfaches Drama ins Buch gebracht wird, was sich auch bewahrheitet, und ein paar Nebencharaktere hätten aussagekräftiger sein können. Im Grunde völlig egal, denn den Lesespaß trübt das nicht.
Annas Geschichte ist in diesem Buch abgeschlossen, jedoch erscheint Anfang 2016 eine Fortsetzung aus ihrem Leben auf Englisch. Hoffentlich auch bei uns - ich würde sie sofort lesen!

Fazit
"Plötzlich It-Girl" hat mich dahingehend überrascht, dass ich damit eines der vergnüglichsten, süßesten und lustigsten Leseerlebnisse im Jahr 2015 hatte. Auch weit abseits der Zielgruppe kann man das Buch kaum aus der Hand legen - permanentes Schmunzeln und Lachen ist unumgänglich. Wer ein kurzweiliges Buch mit viel nerdigem und herzlich-humorvollen Lesespaß sucht, kann hier nichts falsch machen. Ich möchte ganz schnell Nachschub und vergebe 4,5 von 5 Punkte.

© Damaris Metzger, www.damarisliest.de



Reiheninfo Plötzlich It-Girl-Serie

Band 1 - Wie ich aus Versehen das coolste Mädchen der Schule wurde

Montag, 12. Oktober 2015

Buchisches Statement #26


© Damaris liest.
Bilder der Rubrik "Buchisches Statement" dürfen mit unverändertem Inhalt verwendet werden

Samstag, 10. Oktober 2015

Ich lese aktuell ... mein (unter anderem) Lesestoff für Oktober 2015

Im Vormonat hatte ich nicht viel Lesezeit, meiner September-Leseliste konnte ich mich nicht komplett widmen. Dafür habe ich mir für den Oktober einiges mehr vorgenommen. Die Frankfurter Buchmesse lasse ich in diesem Jahr ausfallen. Klar, etwas traurig macht mich das schon, aber das Gefühl, dass ich dem ganzen Stress entgehen kann, überwiegt. Ich lese gerade an meinem dritten Oktober-Buch und habe mir noch fünf weitere ausgesucht, die ich demnächst lesen möchte. Ohne allzu viel Ablenkung habe ich ganz sicher für jedes Zeit.



Schon eine ganze Weile auf meinem SuB liegt Draußen wartet die Welt. Es geht um Eliza, die zur Gemeinde der Amisch gehört und ein sehr frommes und abgeschiedenes Leben wie vor Hunderten von Jahren lebt. Doch in diesem Sommer darf sie raus in die Welt. Klingt super interessant!
Der Junge, der mit dem Herzen sah kam überraschend vom Manhattan Verlag. Das Buch soll sehr rührend sein. Es geht um einen fast blinden Jungen, dem seltsame Vorgänge im Altersheim seiner Großmutter auffallen. Er will sie wieder nach Hause holen. Geschichten dieser Art mag ich sehr.
Eine September-Neuerscheinung ist Two Boys Kissing: Jede Sekunde zählt. Autor David Levithan gehört für mich zu den ganz großen Jugendbuchautoren.
Von Maggie Stiefvater hat schon jeder Bücherfan gehört. Was die Spiegel wissen ist der 3. Band der Raven Boys-Tetralogie. Endlich! Ich bin schon ganz gespannt, denn diese Reihe ist wirklich anders und einzigartig.
Auch Für Freiheit, Kunst und Mayonnaise landete überraschend in meinem Briefkasten. Das Buch könnte absolut nach meinem Geschmack sein. Die Geschichte klingt sehr lustig, etwas intellektuell und kreativ.


Wer genaue Infos zu Büchern und Inhalt nachlesen will ...

Was die Spiegel wissen - script 5 Verlag

Freitag, 9. Oktober 2015

Rezension zu "Layers" von Ursula Poznanski



Verlag: Loewe (August 2015)
Originaltitel: -
Übersetzer: -
Reihe: - , ab ca. 14-17 J.
Ausführung: Klappenbroschur, 448 S.
ISBN: 978-3785582305
14,95 € [D]

Genre: Jugendthriller

© Cover- und Zitatrechte: Loewe Verlag


Das Thema
Dorian ist vor seinem gewalttätigen Vater geflohen und lebt nun auf der Straße. Hier schlägt er sich gar nicht so schlecht durch. Bis Dorian neben einem toten Obdachlosen aufwacht, mit dem er am Vorabend einen Streit hatte. Daneben liegt Dorians blutverschmiertes Messer, und er kann sich an nichts erinnern.
Hilfe bekommt Dorian von einem Fremden, der ihn mitnimmt in eine versteckte Villa, in der viele gestrandete oder straffällige Jugendliche leben. Mit der Erledigung kleiner Aufgaben, alle zum Wohle Hilfsbedürftiger, sichern sich die Jugendlichen einen Platz in der Villa. Näheres erfahren sie jedoch nicht. Dorian zweifelt bald am System und den geheimnisvollen Hintergründen. Und er behält recht. Nachdem ihm ein Fehler passiert, wird er gnadenlos gejagt.

Die Rezension

Der Anfang: Er befand sich noch im Halbschlaf, trotzdem spürte er genau, dass der Hauch, der sein Gesicht streifte, kein Wind war. Zu warm, zu übel riechend.

"Layers", das englisch Wort für Schichten, heißt der neue Jugendroman von Ursula Poznanski. Der Titel springt sofort ins Auge und bleibt im Kopf. Und auch die Handlung schließt sich dem an. Man möchte sie aufdecken, diese Schichten, ergründen, warum sich Dinge ereignen und worauf die Geschichte zusteuert. Nebenbei freut man sich am schriftstellerisch hohen Niveau und der wunderbaren Umsetzung. Und so wird das Lesen zu einem beständigen Fluss der Ereignisse, die man gebannt verfolgt, um an die Quelle zu gelangen. Doch der Weg dorthin ist, der Buchtitel verrät es, vielschichtig.

Dorians gesamte Situation wirkt überspannt, irgendwie abwegig und völlig zugespitzt. Ein obdachloser Jugendlicher wird durch eine Stadt gejagt, von einer Organisation, bei der er sich eigentlich sicher fühlen sollte. Doch genau das ist es, was das Lesen hier so reizvoll macht. "Layers" besitzt natürlich eine Spannungskurve, das Anfangslevel ist aber schon sehr hoch und wird permanent gehalten. Einzig im letzten Buchdrittel fährt sich die Handlung etwas fest, bevor sie auf das große Finale zueilt.

Schon zu Beginn verfolgt man Dorians Geschichte mit dem mulmigen Gefühl, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Warum ist der Villenbesitzer so freundlich zu den Problemkindern, was führt er im Schilde? Was bezwecken die Spendenaufrufe und Werbegeschenke, die die Jugendlichen verteilen? Diese und noch viele Fragen mehr will man als Leser beantwortet haben (und bekommt sie beantwortet!). Einige der Jugendlichen sind sorglos und naiv, nehmen ihre glücklichen neuen Lebensumstände als gegeben hin. Dorians Zweifel und seine Recherchen sind hier sehr willkommen, denn man teilt seine Zweifel. Die vorhandene Lovestory mag fein und unaufdringlich sein, ist aber im Grunde nur Mittel zum Zweck, um Dorians Verhalten in die gewünschte Richtung zu steuern. Dafür kennen sich er und seine Freundin zu kurz, bzw. ist die Phase der Annäherung zu schnell erzählt.

Die Autorin weiß von was sie schreibt. Selbst futuristische Elemente sind plausibel dargestellt, weil ihre Umsetzung schon bald im Bereich des Möglichen liegt, also gar nicht so weit entfernt ist von der im Buch gezeigten Möglichkeit. So wirken technische Details niemals plump, machen Sinn und ergeben ein Bild, das man als realistisch verinnerlicht.
Das Ende ist äußerst erlebnisreich und anschaulich, einige Begebenheiten unterbewusst gruselig. Die Geschichte schließt rund ab und wegen verbleibender Fragen wird man nicht mehr länger rätseln müssen, sie werden aufgeklärt. Einige Leser werden überrascht sein, denn auch der Ausgang ist ... vielschichtig.

Das persönliche Fazit
"Layers" ist das perfekte Buch für alle, die gerne Jugendthriller mit futuristischen Elementen lesen und wert auf eine hochwertige Umsetzung legen, bei der die Handlung im Mittelpunkt steht. Im Grunde ist gerade diese sehr gepusht. Dass einem Jugendlichen so etwas passiert ist, rein logisch gesehen, nahezu ausgeschlossen. Für mich machte das den Reiz der Geschichte aus, da der Hauptkonflikt, die Sache, die Dorian aufdeckt, eine plausible Zukunftsvision sein könnte. In Sachen Vielschichtigkeit könnte der Titel des Buches nicht besser passen. 4 Sterne.

Aufmachung: 4,5 / 5
Handlung: 4 / 5
Charaktere: 4 / 5
Lesespaß: 4,5 / 5
Preis/Leistung: 4 / 5

© Damaris Metzger, damarisliest.de



Mittwoch, 7. Oktober 2015

Außergewöhnliche Bücher von außergewöhnlichen Autoren - Der Riverfield Verlag

Erblickt ein neuer Verlagsstern den Bücherhimmel, schlägt mein Herz sofort schneller. Denn zuallererst haben neue VerlegerInnen meinen größten Respekt, wenn sie es wagen, einen Schritt in den hart umkämpften Markt der großen Publikumsverlage zu machen. Dieser Mut sichert uns Lesebegeisterten den Stoff unserer Träume - Bücher. Doch als Leser kann man seine Augen und Ohren nicht überall haben, und so bleiben viele Verlage zunächst unbemerkt. Durch eine freundliche E-Mail wurde ich auf einen solchen, relativ neuen, Verlag aufmerksam. Das Konzept spricht mich an, die (noch) kleine, feine Buchauswahl klingt vielversprechend.


Der Riverfield Verlag ist ein Schweizer Buchverlag, ansässig in Basel, und wurde im Herbst 2014 gegründet. Er feiert in diesem Herbst also sein einjähriges Bestehen. Herzlichen Glückwunsch! Das Hauptaugenmerk des Verlags liegt auf der Belletristik, inkl. Kinder- und Jugendbuch. Aber auch Sachbücher und Autobiografien finden beim Riverfield Verlag ein Zuhause.

Verleger Alfonso Pecorelli leitet den Verlag nach dem Motto "Bücher für Menschen". Er ist der Meinung, dass es in der heutigen Zeit immer wichtiger wird, Bücher mit einzigartigen Themen auf den Markt zu bringen. Sie sollen nicht nur fesseln, sondern gleichzeitig so zeitlos sein, dass man sie immer wieder lesen möchte.

Pünktlich zur Frankfurter Buchmesse präsentiert der Verlag ein buntes Programm, aus sechs Büchern, darunter fünf Neuerscheinungen. Alle Bücher sind als Hardcover und E-Books zu bekommen. Außergewöhnliche Bücher von außergewöhnlichen Autoren: Die jüngste Autorin ist 14 Jahre alt, der älteste Autor bald 90. Eine Gesamtübersicht gibt es HIER.


© Cover Riverfield Verlag

"Blühender Lavendel" von Barbara Hagmann - Belletristikroman
"E.J. und das Drachenmal" von Anika Oeschger -  Fantasyroman
"Die schrecklich schöne neue Welt des Professor Furtwanger" von Adrian Suter - Zukunftsroman

(für alle Details, bitte auf das jeweilige Cover klicken)

 
© Cover Riverfield Verlag

"Thalam: Die Hüter der Erde" von Gabriele Ennemann - Jugendfantasy-Roman
"Thymios: Das Herz des Kriegers" von Lisa Schneider - Jugendabenteuer-Roman, illustriert


Im Bereich Belletristik legt der Riverfield Verlag seinen Schwerpunkt auf DebütautorInnen, die sich sicher sind, ein einzigartiges Romanmanuskript geschrieben zu haben. Außerdem sucht der Verlag Menschen mit einer außergewöhnlichen Biografie, die in einem Buch erzählt werden sollte. Spannende Sachbuchthemen sind ebenfalls willkommen. 


Alle Infos für Leser und Autoren sind auf der Verlagshomepage zu finden: 


Montag, 5. Oktober 2015

Dieses Buch bleibt im Regal #11

Eine Aktion von Damaris liest.
Fast alle Büchersüchtigen sammeln ihre Bücher. Die Regale werden voller, der Platz immer weniger. Einige können sich von keinem Buch trennen, andere geben ihre Bücher auch gerne mal weiter. Zu letzterer Sorte gehöre ich. Natürlich gibt es aber Bücher, die für immer in meinem Regal bleiben. Entweder, weil sie echte Herzensbücher sind und ich sie (theoretisch) auch mehrfach lesen würde, oder, weil sie für mich einen ideellen Wert haben, ich mich darum niemals trennen mag. Eines dieser Bücher möchte ich hier - ein Mal im Monat - vorstellen. Denn sie sind es wert, besondere Beachtung zu erhalten.


Warm Bodies


"Warm Bodies" von Isaac Marion (Filmausgabe) - 9,95 € [D] - Tropen (Klett-Cotta Verlag)

Normalerweise mag ich keine Filmausgaben bei Büchern. Einfach darum, weil ich gerne das Original im Buchregal habe. "Warm Bodies" ist die TB-Filmausgabe des Hardcovers "Mein fahler Freund", bei der man sich wieder am englischen Buch- und Filmtitel orientiert hat. Schon beim Hardcover hat mich die Geschichte aufgrund der tollen Kritiken interessiert. Nach dem Lesen konnte auch ich sagen: "Warm Bodies" hat mich absolut nicht kalt gelassen. Das Buch ist wunderbar! Meine Review zum Buch gibt es HIER.

Das Buch handelt von R, einem Zombie, der im zerstörten Amerika lebt. Er begegnet Julie, einem Menschenmädchen - und verliebt sich in sie. Die Story klingt so einfach, ist aber köstlich (im wahrsten Sinne des Wortes) umgesetzt. Das Buch ist makaber-humorvoll und spannend und krass und gefühlvoll und lyrisch und anders. Nach 100 Seiten war ich total gerührt, mit Tränen in den Augen, und das bei einer Geschichte, bei der es manchmal ganz schön zu Sache geht. Man sollte schon eine gewisse Affinität zu Zombiebüchern haben, denn ganz ohne Grusel geht es nicht. Es zählte am Ende sofort zu meinen Lieblingsbüchern.
Übrigens ist der Film ist sehr humorvoll umgesetzt und orientiert sich stark am Buch. Ich habe ihn mir gerne angeschaut.


Ich bin tot, aber es ist nicht so schlimm. Ich habe gelernt, damit zu leben. Tut mir leid, dass ich mich nicht richtig vorstellen kann, aber ich habe keinen Namen mehr. Kaum einer von uns hat noch einen. Wir verlieren sie wie Autoschlüssel, vergessen sie wie Geburtstage. Meiner könnte mit einem R angefangen haben, aber genau weiß ich es nicht. - S. 13



Liebe Blogger, dies ist eine Mitmachaktion von Damaris liest. Du möchtest ebenfalls ein besonderes Buch, das niemals aus deinem Regal auszieht, auf deinem Blog vorstellen und es damit deinen Lesern empfehlen? Dann ...

SEI DABEI!
(die Aktion findet jeweils am 15. des Monats statt)

  • Verwende das Dieses Buch bleibt im Regal-Banner, und verweise damit auf den Ursprungsblog, damit die Aktion Wiedererkennungswert hat.
  • Wenn du magst, hinterlasse mir hier deinen Beitragslink als Kommentar, dann können interessierte Leser und ich zum Stöbern kommen.
  • Mach mit oder auch mal nicht. Am Aktionstag oder später (du hast immer einen ganzen Monat Zeit, bevor die nächste Runde startet) - ganz egal. Die Aktion ist jedes Mal freiwillig. Sie soll gemeinsam Spaß machen und ggf. den Austausch anregen.

Sonntag, 4. Oktober 2015

High Five - 5 Sätze/5 Adjektive zu "This Song Will Save Your Life" von Leila Sales



KOSMOS Verlag (Juni 2015),
Hardcover, 320 Seiten,
übersetzt von Anja Herre,
14,99 € [D]


Elise war schon immer eine Außenseiterin. Niemand teilt ihren schrägen Kleidungsstil oder ihren Musikgeschmack. Bei einem ihrer notorischen Nachtspaziergänge trifft sie Pippa und Vicky, die sie in den Underground-Musikclub Start mitnehmen - und plötzlich ist Elise unter Menschen, die sie so nehmen, wie sie ist. Außerdem entdeckt sie ihr Talent fürs DJ-ing. Sie wird zu heißesten Newcomerin der Szene und scheint mit einem Mal alles zu haben, was sie sich schon immer gewünscht hat: Freunde, Akzeptanz und vielleicht sogar Liebe. Doch was, wenn das richtige Leben droht, alles wieder zunichte zu machen? (Text-, Cover- und Zitatrechte: KOSMOS Verlag)


Plötzlich hatte ich dieses Gefühl. Ich bekomme es oft, aber ich weiß nicht, ob es ein Wort dafür gibt. Es ist nicht nervös oder traurig oder einsam. Es ist all das zusammen, und noch ein bisschen mehr. - S. 58/59


5 zusammenfassende Sätze/Punkte zum Buch

  1. "This Song Will Save Your Life" stach mir alleine wegen des Covers ins Auge. Die klare Aussage über Titel und Bild, dass es sich um ein Musikbuch handelt, das herausgestellte LOVE und der schreiend pinkfarbene Buchrücken - alles Attribute, die mich sofort für das Buch einnahmen. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht wirklich, wie gut es mir tatsächlich gefallen würde.
  2. Die Handlung ist schnell zu überblicken. Elise steht auf der untersten Stufe des Hierarchiegefüges ihrer Schule. Sie ist irgendwie schräg und zurückhaltend und bietet die perfekte Angriffsfläche für seelische Übergriffe und offenes Mobbing. Schon mehr als ein Mal stand sie kurz vor dem Abgrund. Wenn sie nicht schlafen kann, begibt sie sich auch lange nächtliche Spaziergänge. Auf einem davon findet sie den Klub Start, neue Freunde, eine Liebeserfahrung und entdeckt ihr Talent als DJane.
  3. Hauptprotagonistin Elise hat mich sofort fasziniert, ja, sofort auf ihrer Seite. Obwohl sie keine wirklichen Freunde hat und ständig Gefahr läuft, zum Opfer übler Streiche zu werden, ist sie erstaunlich selbstbewusst und tough in ihrem Denken. Ihre Art ist entwaffnend ehrlich und sie hat etwa ganz Feines an sich. Trotzdem macht Elise den Fehler, dass sie sich gerne in Selbstmitleid suhlt und jedes Gegenüber genau zu analysiert, um von vornherein Gründe für eine Freundschaft auszuschließen. Damit macht sie sich ihr Leben schwerer als es ist und hat schon als junger Mensch mit Depressionen zu kämpfen.
  4. Über ihre Liebe zur Musik findet Elise Freunde, mit denen sie die Höhen und Tiefen ihres jugendlichen Lebens meistert oder Erkenntnisse erlangt, die sie weiterbringen. Das Ganze geht ohne kitschige Lovestory, sondern, im Gegenteil, mit einer Erfahrung, die Elises Charakter festigt, ihr Selbstvertrauen schenkt und sie bestärkt, ihren eigenen Weg zu gehen.
  5. Die im Buch vorhandenen Musikstücke sind bekannt, teilweise auch echte Indies und allesamt in den 70ern, 80ern und 90ern zu finden. Sie verleihen dem Buch eine ganz eigene Dynamik, eine Sehnsucht, die das Innerste anrührt und den Wunsch weckt, im Klub Start zu tanzen - mit Elise als DJane natürlich. Als Bonus befindet sich am Ende des Buches Elise's Playlist mit 50 (!) absolut genialen Songs. Mit einem QR-Code kann man sie direkt auf Spotify anhören oder bei einem beliebigen Musikdienst selbst zusammenstellen.

5 Adjektive, die mir spontan zum Buch einfallen

feinsinnig-sympathisch, intensiv-ehrlich, nachdrücklich, einfach und künstlerisch



Zusammengefasst vom Fazitbär:
"This Song Will Save Your Life" ist ein Roman über Selbstfindung und -erkenntnis, Glück und viel Musik. Elise ist eine Protagonistin, die man sofort ins Herz schließt und die es einem, trotz des grundsätzlich ernsten Themas, leicht macht, sie auf diesem Lebensabschnitt zu begleiten. Leser von Coming of Age-Romanen sollten unbedingt mal reinschauen.
Ein ganz feines Buch!


© Damaris liest.