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Cat Lewis lernte ich 2011 als Bloggerin kennen, schon damals schrieb sie viel und gut. Persönlich habe ich sie bei Verlagsworkshops und auf Buchmessen kennengelernt. Online waren wir Kolleginnen, die für ein großes Fantasyportal rezensierten. Mittlerweile arbeitet Cat, unter anderem, als Autorin und Herausgeberin. Darüber wollte ich mehr wissen. Kurz vor der Veröffentlichung zweier Werke beantwortete sie mir sehr offen alle Dinge, die mich brennend interessierten.
Damaris: Liebe Cat, dass du gerne schreibst, ist vielen, die dich kennen, nicht neu. Als Bloggerin bist du schon seit 2010 aktiv. Für einen Verlag betätigst du dich als Lektorin und jetzt, ganz aktuell, als Autorin und Herausgeberin. Wie kam es dazu? Erfindest du dich gerade neu?
Cat Lewis: Neu erfinden ist vielleicht ein bisschen zu viel gesagt. Ich denke eher, ich versuche mutiger zu werden und auch mal ein Risiko einzugehen. Ich träume schon viele Jahre lang davon, in einem Verlag zu arbeiten und bin sehr dankbar, dass ich diese Chance bekommen habe, denn das ist das, was ich beruflich wirklich will. Es macht mich glücklich. Meine Arbeit als Lektorin ist für mich ein steter Lernprozess und macht mir unheimlich viel Spaß. Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich diesen Schritt wirklich gehen möchte, doch diese Veränderung war einfach notwendig, um mich persönlich weiterzubringen. Ich habe schon oft viel zu tolle Chancen verstreichen lassen. Diesen Fehler wollte ich nicht noch einmal machen.
Was das Schreiben betrifft habe ich schon immer in meiner eigenen kleinen Fantasiewelt gelebt und mir diverse Geschichten ausgedacht, die ich dann einfach aufschreiben wollte. Allerdings war das für mich eher ein Hobby und ich habe niemals gedacht, dass ich wirklich mal etwas veröffentlichen würde. Irgendwie kann ich es immer noch nicht so richtig glauben.
Damaris: Anfang November erscheinen gleichzeitig zwei Bücher von dir. "Zimtsternküsse", bei dem du die Herausgeberin bist, und "Kein Winter ohne dich", deine Weihnachtsnovelle. Kannst du kurz beschreiben, um was es geht und auf welche Art von Geschichten man sich freuen darf?
Cat Lewis: Bei "Zimtsternküsse" handelt es sich um eine zuckersüße Young Adult-Anthologie, in der neun romantische Geschichten von deutschen Autorinnen vertreten sind. Die Idee kam mir vor zwei Jahren, als ich wieder einmal vergebens nach weihnachtlicher Young Adult-Literatur im Buchhandel gesucht habe. Irgendwann dachte ich mir "Okay … Wenn es kein anderer tut, dann muss ich das eben selbst in die Hand nehmen!" Glücklicherweise war der Amrûn Verlag recht angetan von meiner Idee und ist vom Resultat so begeistert, dass ich die Zimtsterne im nächsten Jahr in eine zweite Runde schicken darf!
"Kein Winter ohne dich" ist die erste Geschichte, die ich jemals fertiggestellt habe. Diese Novelle handelt von einer jungen Frau und ihrem Freund, dem Gitarristen einer berühmten Band. Immer wieder stellt sich den beiden die Arbeit in den Weg und es gilt, Prioritäten zu setzen, was jedoch nicht immer so einfach ist. Kurz vor Weihnachten müssen sie sich schließlich entscheiden: Job oder Liebe?
Damaris: Eine Frage zu deiner Arbeit als Herausgeberin. Wie darf man sich die Abläufe hier vorstellen, was ist die Herausforderung dabei?
Cat Lewis: Ich kann im Grunde nur von mir ausgehen, denn für mich war es das erste Mal, als Herausgeberin zu fungieren, und ich habe mich nicht wirklich damit auseinander gesetzt, wie andere arbeiten. Ich habe es schlichtweg auf mich zukommen lassen und bin recht organisiert an die Sache ran gegangen. Ich muss immer alles genau planen, da ich möchte, dass alles möglichst reibungslos funktioniert. Da bin ich wohl ein kleines bisschen perfektionistisch veranlagt.
Die größte Herausforderung war natürlich, geeignete Autorinnen zu finden, die sowohl Lust als auch Zeit haben, eine Kurzgeschichte für die Anthologie beizusteuern. Danach war alles eigentlich recht simpel. Ich habe sehr eng mit den Autorinnen zusammengearbeitet, wir haben gemeinsam den Titel ausgesucht und uns einen kleinen Running Gag ausgedacht, der sich durch jede Geschichte zieht. Eine weitere Herausforderung stellte schließlich das Cover dar, denn es ist nicht immer leicht, den Geschmack von neun Leuten zu treffen. Wir haben mehrere Anläufe gebraucht, doch letztendlich sind wir alle sehr damit zufrieden.
Damaris: Schon lange bist du begeisterte Rezensentin von Buch und Film. Ein Roman ist damit aber nicht zu vergleichen. Was hat dazu geführt, selbst ein Buch zu schreiben?
Cat Lewis: Ich hatte schon immer eine sehr ausgeprägte Fantasie und habe es bereits als Kind geliebt, Geschichten zu schreiben. Mein erstes Werk entstand mit 13 Jahren, als ich eine Herr der Ringe-Fanfiction über Faramir geschrieben habe. Dieses Meisterwerk umfasste unglaubliche elf DIN A4-Seiten und enthielt den Inhalt der kompletten Trilogie!
Nach mehreren umfangreichen Harry Potter-Fanfictions und einigen Jahren (mehr oder weniger guter) RPG-Schreiberfahrung versuchte ich mich immer wieder an eigenen Geschichten. So richtig begonnen habe ich damit allerdings erst im Mai 2014. Dieses Projekt nenne ich liebevoll meinen "Schmollbraten", da mir noch kein passender Arbeitstitel dafür eingefallen ist. Allerdings habe ich dieses zwischendurch für ein paar Monate aus den Augen verloren.
Kurz vor dem "National Novel Writing Month" im November 2014 hatte ich die zündende Idee für "Kein Winter ohne dich" und war mir sicher, dass es genau diese Geschichte ist, die ich erzählen möchte. Es war nicht immer leicht, doch ich habe es geschafft, diese zu beenden und bin auch ein klein wenig stolz darauf.
Ich glaube, dass man die Arbeit an einem Roman oftmals unterschätzt, wenn man es nicht selbst versucht hat. Viele Autorinnen und Autoren haben meinen größten Respekt, denn es ist unfassbar schwer und richtig harte Arbeit, ein Buch zu schreiben.
Damaris: Mal ehrlich, frei heraus, hast du beim Korrekturlesen manchmal das Gefühl "Das kann ich auch." oder "Das kann ich besser."?
Cat Lewis: Hmh, schwierige Frage. Das hat ein bisschen was von Konkurrenzdenken. Meine Aufgabe beim Lektorieren ist es unter anderem, den Text in eine schöne Form zu bringen, Logikfehler zu finden und Vorschläge zu machen, wie man es besser manchen könnte. Dabei schalte ich mein eigenes Empfinden oft ab, da es wichtig ist, sich in den Autor des Textes hineinzufinden und zu überlegen, wie er oder sie es schreiben würde, schließlich möchte man den vorliegenden Stil beibehalten. Natürlich schreibt man ab und an "Das klingt für mich komisch" oder so, aber ich bin bisher nicht auf die Idee gekommen, meine eigenen Sachen mit denen eines anderen Autors zu vergleichen oder mich gar höherzustellen. Ganz im Gegenteil - oftmals bewundere ich die Autoren und setze mir zum Ziel, eines Tages genau so wundervolle Sätze zu Papier bringen zu können.
Damaris: Hast du einen detaillierten Plan für deine Geschichten, bevor du mit der aktiven Schreibarbeit beginnst? Plottest du vorher schriftlich oder schreibst du einfach drauf los?
Cat Lewis: Bis vor 1 ½ Jahren habe ich noch einfach drauf los geschrieben, allerdings merke ich das jetzt an der Überarbeitung meines "Schmollbratens", dass das so für mich persönlich nicht funktioniert. "Kein Winter ohne dich" habe ich von vornherein geplant und genau aufgeschrieben, wie ich beginne und wo ich hinwill. Allzu detailliert sind meine Notizen nie, da es eh immer anders kommt, als man denkt. Allerdings brauche ich Anhaltspunkte, wie die Geschichte verlaufen soll, da ich mich sonst komplett darin verrenne. Wenn ich eine Geschichte plane, mache ich das meistens auch nicht allein. Ich rede mit einer befreundeten Autorin und wir plotten oft gemeinsam sowohl meine als auch ihre Projekte. Das ist vor allem hilfreich, wenn man mal nicht weiterkommt. Außerdem macht einsam schreiben keinen Spaß - gemeinsam ist das gleich viel lustiger!
Damaris: Du schreibst Kurzgeschichten sowie Romane. Gibt es dabei signifikante Unterschiede? Ist eines davon vielleicht schwieriger umzusetzen?
Cat Lewis: In diesem Jahr konnte ich sowohl mit einer Kurzgeschichte, als auch mit der Novelle und einem Roman meine Erfahrungen sammeln. Zwischen allen drei Arten gibt es sehr viele Unterschiede und am meisten kämpfe ich tatsächlich mit dem Roman.
Neben den "Zimtsternküssen" und "Kein Winter ohne dich" werde ich im November noch eine weihnachtliche Kurzgeschichte als E-Book veröffentlichen. Diese ging mir unfassbar leicht von der Hand und hat unheimlich viel Spaß gemacht. "Kein Winter ohne dich" war schon etwas schwieriger, da man auf viel mehr Dinge achten muss.
Der Roman hingegen ist ein riesiges Monster, das es zu bezwingen gilt. Allein schon wegen des Umfangs muss man auf so viele Details achten. Da es sich bei meinem Romanprojekt um Urban Fantasy handelt, ist das natürlich nochmal ein wenig kniffliger als bei einem Liebesroman, da die übernatürlichen Elemente erst recht stimmig sein sollten und es manchmal gar nicht so leicht ist, sich in die Protagonisten hineinzuversetzen. Allerdings stehe ich auch noch am Anfang und muss sehr, sehr viel lernen. Erfahreneren Autoren geht das bestimmt einfacher von der Hand.
Damaris: Jetzt, so kurz vor der Veröffentlichung deiner zwei unterschiedlichen Projekte, überwiegt da der Zweifel oder die Vorfreude? Und warum veröffentlichst du unter einem Pseudonym?
Cat Lewis: Momentan ist es eher Panik. Vermutlich werde ich es erst dann so wirklich begreifen können, was passiert, wenn ich die Printexemplare der beiden Veröffentlichungen in den Händen halte. Ich hätte bis vor Kurzem nicht einmal zu träumen gewagt, dass ich jemals ein Buch veröffentlichen würde und habe natürlich auch ein wenig Angst, den Erwartungen nicht gerecht zu werden.
Eigentlich war ich nie ein großer Fan von Pseudonymen. Als ich mir dann jedoch vorgestellt habe, dass mein richtiger Name, mit dem mich eigentlich nur meine Familie anspricht, auf meinem Buch zu sehen ist, lief mir ein kalter Schauer über den Rücken. Die meisten kennen mich als Cat und da dieser Spitzname nicht wirklich zu meinem Nachnamen passt, musste also ein Pseudonym her.
Damaris: Deine Zeit ist knapp, neben deiner hauptberuflichen Arbeit bist du sehr eingespannt. Wie setzt du Prioritäten? Tut es dir leid, dass manche Dinge jetzt hinten anstehen müssen?
Cat Lewis: Eigentlich hat sich nicht viel geändert. Ich habe schon immer neben meinem Brotjob viel nebenbei gemacht. Sei es für meinen Blog, den Verlag oder ein Literaturfestival, das ich zwei Jahre in Folge organisiert habe.
Für das Lektorat nehme ich mir für jeden Tag eine bestimmte Seitenzahl vor, die ich schaffen möchte. Beim Schreiben versuche ich, mich selbst nicht allzu sehr unter Druck zu setzen, denn ich musste feststellen, dass mir das nicht viel bringt. Umso mehr ich mich selbst dazu zwinge, desto weniger kommt dabei raus. An machen Tagen läuft es, an anderen wieder nicht. So ist das eben. Ich nehme mir dabei die Zeit, die ich brauche, denn es dauert nunmal, bis eine Geschichte gereift ist.
Für den Verlag wiederum bin ich Tag und Nacht erreichbar und lasse auch gerne mal etwas stehen und liegen, wenn ich gefordert bin. Aber das stört mich nicht im Geringsten. Oftmals nehme ich mir aber auch einfach mal Zeit für mich und gehe meiner Film- und Seriensucht nach, denn auch ich kann nicht 24/7 durcharbeiten. Am Wochenende bin ich natürlich ab und an mal mit meinem Partner unterwegs und meine Freunde sind es mittlerweile gewohnt, dass ich zwischendurch mal schnell ein wenig Verlagsarbeit leiste.
Das Einzige, was wirklich momentan zu kurz kommt, ist das Lesen und darum tut es mir auch wirklich leid. Es ist viel weniger geworden als früher, doch ab und an setze ich mich trotzdem mal hin, schalte das Handy auf lautlos und verziehe mich in andere Welten, um einfach mal abzuschalten.
Damaris: Viele (Hobby)-Autoren haben tollen Ideen und Manuskripte in der Schublade, bringen diese aber nie zu Ende. Wie motivierst du dich? Hast du einen guten Tipp, um durchzuhalten?
Cat Lewis: Im Grunde gehöre ich genau zu diesen Autoren, denen es sehr schwer fällt, eine Geschichte zu beenden. Gerade, wenn man so viele Selbstzweifel hegt wie ich, kann einen das sehr oft ganz schön runterziehen. Umso wichtiger ist für mich der Austausch mit anderen Autoren. Wie bereits oben erwähnt, arbeite ich sehr viel mit einer Freundin zusammen, deren Debüt ebenfalls Ende Oktober erscheint, und wir motivieren uns oft gegenseitig. Letztens erst haben wir eine kleine Challenge gemacht, bei der wir uns alle halbe Stunde unseren Schreibstand mitgeteilt haben.
Als sehr hilfreich empfinde ich zudem die "Schreibnacht", die die Autorin Jennifer Jäger mit ihrem großartigen Team auf die Beine gestellt hat. Das macht Spaß und man ist umgeben von vielen Gleichgesinnten, die lieber in der Gruppe schreiben als allein in ihrer dunklen Kammer.
Seit ich meine Geschichten schriftlich plotte und dadurch ein Ziel vor Augen habe, fällt es mir auch ein wenig leichter weiterzuschreiben und nicht direkt nach 20 Seiten wieder aufzugeben. Außerdem sollte man nicht den Glauben an sich verlieren, denn so legt man sich selbst immer mehr Steine in den Weg.