Dieser All Age- und Jugendbuchblog wurde beendet. Schau dich jedoch gerne um! Infos dazu gibt es HIER.

Donnerstag, 26. Mai 2016

Rezension zu "Nur ein Tag" ... "Und ein ganzes Jahr" von Gayle Forman



Verlag: FISCHER FJB (März 2016)
Originaltitel: Just one Day
Übersetzer: Stefanie Schäfer
Reihe: Band 1/2, ab ca. 14 J.
Ausführung: Klappenbroschur, 432 S.
ISBN: 978-3841421067
14,99 € [D]

Genre: Belletristik, Jugendbuch

© Cover- und Zitatrechte: FISCHER FJB


Das Thema
Allyson führt ein sehr geordnetes Leben, ganz im Sinne ihrer Eltern. Nach einer Europareise möchte sie Medizin studieren. Ausgerechnet am letzten Tag dieser Reise lernt sie Willem kennen und ist fasziniert von seiner freien, ungezwungenen Art. Spontan entscheiden sich Allyson und Willem einen Tag zusammen in Paris zu verbringen. Doch nach diesem Tag voller Eindrücke, Charme und Liebe wacht Allyson auf, nur um festzustellen, dass Willem nicht mehr da ist.

Die Rezension

Merkwürdig, wie furchtlos man plötzlich sein kann, wenn genau das eintritt, wovor man sich immer gefürchtet hat. - S. 143

Es gibt einige Bücher, in denen thematisiert wird, dass ein Mädchen sehr strukturiert ist. Dass ihr Leben schon vorgeplant ist, sie genau weiß, was sie werden will und wie ihre Laufbahn auszusehen hat. Allyson ist solch ein Fall. Allerdings sind es in ihrem Fall die Eltern, die diese Erwartungen zum Lebensinhalt der Tochter gemacht haben. Richtig bewusst ist das Allyson anfangs nicht. Wahrscheinlich ist sie von sich selbst am meisten überrascht, als sie mit einem völlig Fremden, Willem, der noch nicht mal ihren richtigen Namen weiß, einen 1-Tages-Trip nach Paris macht. Zuerst ist Allyson sehr verunsichert, fast schüchtern, und verhält sich bisweilen etwas peinlich. Doch sie wird mutig, hinterfragt ihr bisheriges Leben, wächst im Laufe des Tages/Buches immer weiter über sich hinaus. Die Anziehung zwischen ihr und Willem entwickelt sich von einem Funken zu einem Feuer.

"Nur ein Tag" gehört zu den Büchern, deren Handlungsverlauf sehr überrascht. Der Titel schürt gewisse Erwartungen im Leser. Hätte die Autorin diesen komplett entsprochen, dann wäre das Buch nach einem Drittel schon zu Ende gewesen. Stattdessen begleitet man Allyson auf einer Suche, die unter die Haut geht. Nach Zusammenhängen, nach Antworten und nach dem Sinn ihres Lebens. Eine Einlesezeit benötigt das Buch, und entwickelt danach einen Charme, dem man sich nicht entziehen kann. Die Recherche und Kenntnis der Autorin sind großartig. Man hat das Gefühl live dabei zu sein, bis Allysons Suche endet. Ob glücklich oder nicht liegt im Ermessen des Lesers. Band 2 gibt danach Aufschluss über Willem, dessen Leben und Verhalten in dieser Geschichte noch ein großes Mysterium ist.

Das persönliche Fazit
Ich hatte große Erwartungen an Gayle Formans Buch, vor allem, weil sie mit einer anderen Geschichte die Messlatte bei mir unglaublich hoch angelegt hat. "Nur ein Tag" habe ich anfangs interessiert gelesen, bis ich es nach einigen Kapiteln vorbehaltlos verschlungen habe. Die Handlung hat mich überrascht und begeistert, die Entwicklung von Hauptprotagonistin Allyson ist super und das i-Tüpfelchen der Anziehungskraft, des Zaubers der Geschichte.


Aufmachung: 4 / 5
Handlung: 4,5 / 5
Charaktere: 4,5 / 5
Lesespaß: 5 / 5
Preis/Leistung: 4,5 / 5

© Damaris Metzger, damarisliest.de




Verlag: FISCHER FJB (März 2016)
Originaltitel: Just one Year
Übersetzer: Stefanie Schäfer
Reihe: Band 2/2, ab ca. 14 J.
Ausführung: Klappenbroschur, 368 S.
ISBN: 978-3841421074
14,99 € [D]

Genre: Belletristik, Jugendbuch

© Cover und Zitatrechte: FISCHER FJB


Das Thema
Willems Leben war schon immer etwas chaotisch und unkonventionell. Seine Kindheit, der Hintergrund seiner Eltern und auch sein jetziges, freiheitsliebendes Leben werden von ihm immer wieder hinterfragt. Und dann ist da noch dieses Mädchen, mit dem er einen Tag in Paris verbracht hat, von dem er nicht mal den richtigen Namen weiß, und das ihm nach dieser kurzen Zeit mehr unter die Haut ging, als er sich selbst eingestehen möchte. Hat er sie für immer verloren, und würde er sie überhaupt wiedersehen wollen?

Die Rezension

Manchmal weht der Wind dich an unerwartete Orte, und manchmal weht er dich auch wieder von dort weg. - S. 67

"Und ein ganzes Jahr" ist zwar ein Folgeband und der Nachfolger von Allysons Geschichte, das Buch erzählt aber nicht einfach die gleiche Geschichte aus Willems Sicht. Die Geschichte ist eigenständig. Willem ist hier die Hauptperson, und muss sich ein ganzes Jahr mit seinem Leben, seinen Zielen und der Begegnung mit Allyson in Paris auseinandersetzen. Genau das ist für Willem aber ein Problem, denn er ist bei aller aufgesetzten Fröhlichkeit ein eher betrübter, manchmal passiver, Charakter.

Das Buch ist auf eine ruhige Art spannend. Denn hier erschließen sich dem Leser nun einige Zusammenhänge, die man im ersten Band noch nicht richtig erfassen konnte. Einige Szenen muss man nun sogar neu bewerten, sie stellen sich anders dar als gedacht. Und manchmal ist man voller Herzschmerz, wenn klar wird, dass sich Willem und Allyson an gewissen Orten nur ganz knapp verpasst haben. Das hat etwas Romantisches, Sehnsüchtiges, und verleiht dem Roman eine gewisse Dringlichkeit.
Doch die Spannung im Buch hat auch ihre Grenzen. Willem ist nicht so leicht zugänglich wie Allyson. Seine Gedanken sind weniger zielgerichtet, oft melancholisch. Er vermisst Allyson, hält die Verbindung zu ihr, die das eintägige Kennenlernen mit sich brachte, für etwas Einschneidendes in seinem Leben. Er redet von Suche, doch diese ist kaum bis nicht aktiv. Stattdessen zeigt sich Willem als melancholischer, freiheitsliebender Mensch, der seinen Zuhause, noch nicht gefunden hat, und ruhelos gegenüber seinen Freunden und seiner Familie ist.
Die Lösung für Willem und Allyson schließt sich dann genau an den Vorgängerband an, ist demzufolge relativ offen - und genau richtig. Weiteres kann man im Kapitel des Bonus-E-Books "Und noch eine Nacht" erfahren.

Das persönliche Fazit
Schon nach ein paar Seiten wurde mir klar, dass "Und ein ganzes Jahr" den Aktionismus und Charme des ersten Bandes in den Hintergrund stellt. Das Buch ist ruhiger, voller Zweifel und innerer Monologe von Willem. Er ist als Hauptcharakter sehr besonders, wirkt einsam und etwas verloren, trotz vieler Kontakte. Obwohl Willems Geschichte vor Abwechslung strotzt, liest sie sich sich zäher und melancholischer als Allysons Part. Die Entwicklung stellt zufrieden, bringt Antworten und macht "Nur ein Tag" ... "Und ein ganzes Jahr" zu einer großen Empfehlung.


Aufmachung: 4 / 5
Handlung: 3,5 / 5
Charaktere: 4 / 5
Lesespaß: 3 / 5
Preis/Leistung: 4 / 5

© Damaris Metzger, damarisliest.de



Reiheninfo:

Band 1 - Nur ein Tag
Band 2 - Und ein ganzes Jahr
Band 2,5 - Und noch eine Nacht
(Bonuskapitel als E-Book)

Sonntag, 22. Mai 2016

Review zu "Liebe ist die schönste Naturkatastrophe der Welt" von Kasie West



Arena Verlag (März 2016),
Klappenbroschur, 328 Seiten,
übersetzt von Anne Markus,
12,99 € [D]


Das ist echt mieses Timing! Ausgerechnet vor dem Abschlussball wird Gia von ihrem Freund Bradley sitzen gelassen. Ganz klar: Es muss ein Last-Minute-Date her und zwar sofort! Gia spricht den nächstbesten, immerhin ganz süßen Jungen an - und macht mit ihm einen Deal: Er hilft ihr beim Ball aus und im Gegenzug springt sie später als seine falsche Freundin ein. Doch weil So-als-ob-Bradley auf dem Ball ein so perfektes Date spielt, ärgert sich Gia bald, dass sie ihn nicht mal nach seinem richtigen Namen gefragt hat ... (Text-, Cover- und Zitatrechte: Arena Verlag)


"Also, Gia Montgomery."
"Ja, Junge ohne Namen?"
Er lachte. "Ich kann es immer noch nicht fassen, dass du mir für den Stunt hier Geld angeboten hast. Läufst du eigentlich oft durch die Gegend und bietest Leuten an, sie für solche Dienste zu bezahlen?"
"Nein, normalerweise bekomme ich mit einem bloßen Lächeln alles, was ich will."
- S. 28


Meine Meinung
Kasie Wests zeitgenössische Romane lesen sich für mich immer unterhaltsam, leicht und ansprechend. Jedoch haben sie auch einen Part, der Vorurteile thematisiert oder auf Dinge hinweist, die zum Nachdenken oder Umdenken anregen. "Liebe ist die schönste Naturkatastrophe der Welt" bildet da keine Ausnahme und ist, trotz bekanntem Thema, ein schönes Buch mit Humor und Pfiff.

In Hauptprotagonistin Gia steckt mehr, als man auf den ersten Blick meint. Die Geschichte ist nämlich ganz typisch für amerikanische Jugendliche. Eine Schule, ein Abschlussball und eine angesagte Mädchenclique sind die Hauptbestandteile der Rahmenhandlung. Gia ist eine oberflächliche Schulschönheit, eine Zicke, die nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht ist. Es ist ihr sehr wichtig, was andere über sie denken, und dass sie bei ihren Freundinnen gut ankommt. Und jetzt, ausgerechnet am Abend des Abschlussballs, macht ihr Freund mit ihr Schluss. Gia hat keine Gelegenheit mehr, mit ihm vor ihren Freundinnen anzugeben. Sie befürchtet sogar, als Lügnerin dazustehen, die ihr Date nur erfunden hat. Da muss schnell Ersatz her. Sie spricht einen fremden Jungen an, der in seinem Auto vor der Schule ein Buch liest - und die turbulente Geschichte nimmt ihren Lauf.

Die Geschichte macht großen Spaß, auch wenn man schnell weiß, ich welche Richtung die Handlung steuert, und dass es durch das Lügengebilde, das Gia um sich aufbaut, turbulent werden wird. Der Humor ist klasse, die Ausführung clever und das Alibi-Date schlagfertig-süß. Die Chemie zwischen Hayden und Gia passt sehr gut. So hat man ruckzuck die ersten Kapitel verschlungen, und fiebert mit, obwohl man bei Gias Gedanken einige Male die Augen verdrehen muss.
Anfangs noch oberflächlich, hinterfragt Gia mit der Zeit ihr Handeln anderen Gegenüber und ihr Denken. Eine unschöne Begebenheit rüttelt sie wach. Ihre Entwicklung ist sehr positiv, auch wenn sie nicht schmerzfrei vonstatten geht und nicht jede Verfehlung mit einem Happy End gelöst wird, bzw. die Beteiligten mit den Konsequenzen leben müssen. Das macht die Geschichte, mit all ihren Klischees (die nicht immer negativ sein müssen), bemerkenswert glaubhaft.

Fazit
"Liebe ist die schönste Naturkatastrophe der Welt" gehört zu den Jugendbüchern, die sich humorvoll leicht lesen und in deren Geschichte man sich sofort wohl fühlt. Obwohl Gia (vor allem anfangs) polarisiert, ist sie eine ansprechende Hauptprotagonistin, deren Entwicklung sehr gut gefällt. Die jugendlich-romantische Lovestory ist sehr süß und originell. Hinter manchem Klischee steckt mehr als gedacht. Dafür kurzweilige 4 von 5 Punkte von mir.

© Damaris Metzger, damarisliest.de

Mittwoch, 18. Mai 2016

High Five - 5 Sätze/5 Adjektive zu "Wohin der Sommer uns trägt" von Tanja Voosen



Im.press (Mai 2016),
Kindle E-Book, ca. 271 Seiten,
z.Zt. 3,99 € [D]


Megan und Delilah sind beste Freundinnen seit Kindertagen und haben schon als kleine Mädchen einen Pakt geschlossen: Sobald der Sommer anbricht, gilt es ihm zu folgen, egal wohin er sie trägt. Deswegen graben sie jedes Jahr eine alte Kiste aus, um eine der Aufgaben daraus zu erfüllen. Dieser Sommer ist jedoch anders, denn er steht kurz vor dem Rest ihres Lebens. Während Megan davon träumt nach der Highschool etwas von der Welt zu sehen, möchte Delilah unbedingt an die Juilliard in New York. Große Pläne, die durch Geldsorgen, Sommerlieben und Selbstzweifel immer wieder auf die Probe gestellt werden - und sogar ihre Freundschaft zu verändern drohen. Doch manchmal reicht es auf sich selbst und den Sommer zu vertrauen ... (Text-, Cover- und Zitatrechte: Carlsen Im.press)


Kurze Zeit später hatten sie die Kiste mit ihren Wünschen genau in der Mitte zwischen den Kirschbäumen vergraben. [...] "Wir werden die Kiste jeden Sommer wieder ausgraben, solange wir Freundinnen sind", sagte Megan. "Also für den Rest unseres Lebens", sagte Delilah. Ein paar Augenblicke schwiegen beide. - Kindle Pos. 55-58


5 zusammenfassende Sätze/Punkte zum Buch

  1. Ich weiß nicht, warum Sommerbücher diese große Anziehung auf mich ausüben. Meist wähle ich meinen Lesestoff nämlich nicht nach Jahreszeit. Im Prinzip passt "Wohin der Sommer uns trägt" immer, doch schon der Prolog bringt diese schöne Stimmung, die man sich für ein Sommerbuch wünscht ... und gleich zu Beginn wird ein Bezug zum Buchtitel hergestellt. Das ist wunderbar gelöst, ließ mich schmunzeln und glücklich seufzen. Hach, schön!
  2. Megan und Delilah, beste Freundinnen und Hauptprotagonistinnen der Geschichte, erzählen die Geschichte abwechselnd in der Ich-Form. Dabei folgt die Autorin keinem bestimmten Schema. Mal ist Megan einige Kapitel an der Reihe, bevor Delilah wieder übernimmt. So bekommt man bald ein recht umfassendes Bild von den Mädchen, deren Lebenssituation und vor allem von ihrer Freundschaft. Zu Beginn erschien mir Delilah etwas greifbarer, mit der Zeit revidierte sich das aber und ich konnte mich in beide Mädchen sehr gut hineinversetzten.
  3. Einige Buchideen lesen sich bekannt. Megan, die mit ihrem besten Freund Fenster an Fenster wohnt, das Familiencafé von Delilahs Eltern oder die pfiffig-schrullig Großmutter - das alles dürfte Jugendbuchlesern bekannt sein. Macht aber gar nichts, denn die Geschichte ist einfach stimmig. Der Humor ist toll, die Songtexte (davon gibt es im Buch einige!) begeistern und selbst der Schauplatz USA wirkt sehr natürlich und plausibel.
  4. Delilah wie auch Megan erleben während der Geschichte ihre ganz persönlichen Lovestorys, die aber unterschiedlich stark ausgeprägt sind. Es ist schwierig eine davon zu favorisieren, denn sie haben beide tolle Momente und humorvoll-ausgereifte Kommunikation. Am allerbesten fand ich, dass die Priorität immer auf der Freundschaft der Mädchen liegt. Künstliche oder gar kitschige Liebesdramen gibt es hier nicht.
  5. Insgesamt liest sich das Buch angenehm unaufgeregt, sehr herzlich, ohne den großen Knall, das unweigerliche Drama oder die Infragestellung einer Freundschaft. Einige Szenen sind schräg und lustig, manche einfach supercool und andere stimmen sogar nachdenklich. Am Ende passt es einfach.

5 Adjektive, die mir spontan zum Buch einfallen

herzlich, cool, einhornmäßig-glitzernd, leicht und humorvoll-pfiffig



Zusammengefasst vom Fazitbär:
"Wohin der Sommer uns trägt" ist ein liebenswertes Sommerbuch über Freundschaft und Zusammenhalt, Verständnis und Akzeptanz. Das Grundgerüst ist nicht neu, die Auslegung aber so raffiniert, dass man das Buch nicht zur Seite legen möchte. Die jugendlich-humorvolle Lovestory passt sehr gut und die Verbindung zur Musik ist gelungen. Aber Achtung, es könnte sein, dass man am Ende die Rockband "The Universal Unicorns" googelt. Lesenswert!


© Damaris liest.

Montag, 16. Mai 2016

Dieses Buch bleibt im Regal #20

© Eine Aktion von Damaris liest.
Jeweils Mitte des Monats startet die Aktion "Dieses Buch bleibt im Regal". Es geht mir darum, ein Buch vorzustellen, das einen sicheren Platz in meinem Regal hat - für immer. Fast jeder Leser hat Bücher, von denen er sich relativ leicht trennen könnte. Bei anderen fällt das schon schwerer. Und dann gibt es diese Schätze, bei denen man sich sicher, dass sie ewig bei einem bleiben. Um genau diese Bücher geht es hier.


Das Apfelkuchenwunder oder Die Logik des Verschwindens


"Das Apfelkuchenwunder ..." von Sarah Moore Fitzgerald - 14,99 € (HC) - FISCHER KJB

"Das Apfelkuchenwunder oder Die Logik des Verschwindens" ist ein reizend hübsches Buch, bei dem ich schon vor dem Lesen die Erwartung hatte, das es etwas Besonderes werden könnte. Ich ging von einem Wohlfühlbuch aus. Es hat mich dann sehr mitgenommen und gleichzeitig begeistert. Meine Review zum Buch gibt es HIER.

Meg und Oscar sind beste Freunde. Oscar ist eine Junge mit einem ganz feinen Gespür für Menschen. Er ist der festen Überzeugung, dass sein selbst gebackener Apfelkuchen glücklich machen kann. Sobald jemand Probleme hat, oder es einem Mitmenschen nicht gut geht, ist Oscar mit seinem Apfelkuchen zur Stelle. Doch dann zieht Meg mit ihrer Familie für mehrere Monate nach Neuseeland. Währenddessen gerät das Leben von Oscar völlig aus den Fugen, und seine beste Freundin ist weit weg. Er sieht keine andere Möglichkeit, als seinem Leben ein Ende zu setzen - so scheint es. Meg glaubt jedoch nicht daran. Sie macht sich auf die Suche nach ihrem Freund und nach der Wahrheit.

Das Fazit meiner Review drückt auch heute noch am besten aus, was ich über das Buch denke:
"Das Apfelkuchenwunder oder Die Logik des Verschwindens" ist ein liebevoller Roman mit feinem Humor, echter Freundschaft und wunderbaren Überzeugungen. Gleichzeitig wühlt das Thema sehr auf und rührt das Herz an. Absichtlich gesäte Missverständnisse und Boshaftigkeiten zerstören beinahe einen liebenswerten und herzensguten Jungen. Die Geschichte bleibt im Kopf und die Überzeugung der Autorin, dass Apfelkuchen eine magische Wirkung hat, kann man zwischen den Zeilen lesen. Fehlt nur noch das passende Rezept. Unbedingt Lesen!






Liebe Blogger, dies ist eine Mitmachaktion von Damaris liest. Du möchtest ebenfalls ein besonderes Buch, das niemals aus deinem Regal auszieht, auf deinem Blog vorstellen und es damit deinen Lesern empfehlen? Dann ...

SEI DABEI!
(die Aktion findet jeweils am 15. des Monats statt)

  • Verwende das Dieses Buch bleibt im Regal-Banner, und verweise damit auf den Ursprungsblog, damit die Aktion Wiedererkennungswert hat.
  • Wenn du magst, hinterlasse mir hier deinen Beitragslink als Kommentar, dann können interessierte Leser und ich zum Stöbern kommen.
  • Mach mit oder auch mal nicht. Am Aktionstag oder später (du hast immer einen ganzen Monat Zeit, bevor die nächste Runde startet) - ganz egal. Die Aktion ist jedes Mal freiwillig. Sie soll gemeinsam Spaß machen und ggf. den Austausch anregen.

Donnerstag, 12. Mai 2016

Review zu "Heute sind wir Freunde" von Patrycja Spychalski



cbt Verlag (März 2016),
Klappenbroschur, 320 Seiten,
14,99 € [D]


Nell, Leo, Chris, Anton und Valeska sind so verschieden wie Tag und Nacht. Da werden sie versehentlich in der Schule eingesperrt. Gar nicht so schlimm denkt sich Nell, ist sie doch schon lange in Leo verknallt. Super, findet Chris, ist er doch schon ewig in Nell verknallt. Kein Bock hier den Aufpasser zu spielen, denkt sich Streber Anton. Die haben doch keine Ahnung, wer ich wirklich bin, denkt sich Schulschönheit Valeska. Und Leo? Der ist einfach zu cool für diese Welt. Oder doch nicht? Am nächsten Morgen ist nicht nur ein Liebespaar aus der Nacht hervorgegangen, sondern auch fünf Freunde, die es gestern noch nicht waren, aber heute sind ... und es vielleicht sogar bleiben. (Text-, Cover- und Zitatrechte: cbt Verlag)


Ach, was soll's. "Ihr seid ein Haufen Langweiler, habe ich mir gerade so gedacht."
Vier Augenpaare sehen mich entrüstet an.
Valeska ist schon wieder auf hundertachtzig. "Und du? Nur weil du hier einen auf Jim Morrison für Arme machst, heißt das nicht, dass du interessant bist."
"Jim Morrison? Wie bist du denn drauf?"
"Tja, so wie du hier den Obermacker markierst, so haben sich schon tausend Typen vor dir aufgeführt. Das ist weder originell, noch charmant, noch rebellisch - falls du das glaubst."
- S. 142


Meine Meinung
Patrycja Spychalskis Jugendbücher, dieses ist bereits ihr sechstes, sind für mich zu einem Lesemuss geworden. Denn sie haben alle eine ganz hervorstechende Eigenschaft - Realismus. Dieser kommt nicht beschönigt oder aufgesetzt daher, sondern überzeugt mit einer spröden Natürlichkeit. Die Situationen in den Büchern könnten jedem von uns passieren oder man hat sogar einen konkreten Bezug dazu. Ob es nun realistisch ist, dass die fünf Jugendlichen aus "Heute sind wir Freunde" ohne Aufsichtsperson in der Schule eingeschlossen werden, sei mal dahingestellt. Aber das ist auch nicht die primäre Mitteilung des Buches. Vielmehr geht es um Mut, Akzeptanz und Freundschaft.

Meist ist es doch so: Wir denken in Schubladen, beurteilen nach dem Äußeren, können andere Meinungen nur schlecht akzeptieren. Nicht anders geht es den fünf Jugendlichen, die notgedrungen eine Nacht zusammen verbringen müssen. Während des Schulalltags haben sie so gut wie nichts gemeinsam, laufen sich allenfalls im Klassenzimmer mal über den Weg. Denn jeder von ihnen entspricht einem Klischee, einer Meinung, die sich andere gebildet haben. Valeska - die kühle und arrogante Schulschönheit, Anton - das Muttersöhnchen, der immerwährende Nerd oder Leo - Mädchenschwarm und Obermacker. Einige Jugendliche leben diese Klischees gerne, während anderen die Charakterstärke fehlt, sie zu widerlegen.

Es passiert einiges in "Heute sind wir Freunde", während der Sturmnacht, die fünf Teenager alleine in der Schule verbringen. Trotzdem liest sich das Buch ruhig, ohne die forcierten Dramen eines Katastrophenromans. Jugendliche Leser werden ihn kennen, den typischen Geruch des Lehrerzimmers, den surrenden Snackautomaten oder die Bühne in der Aula. Ältere Leser werden sich erinnern. Denn da ist sie wieder, die Natürlichkeit oder Normalität, die ganz typisch ist für die Bücher der Autorin.

Abwechselnd, immer in gleichen Rhythmus, wird die Geschichte aus der Sicht der Jugendlichen erzählt. Nachdem jeder ein Mal zu Wort kam, war mir klar, wie sie nach außen hin wirken, bzw. welche Meinung jeder von den anderen hat. Ich konnte mich einfühlen, realisierte sofort, dass in allen mehr steckt, als die Fassade vermuten lässt. Dieser Knoten löst sich während der Geschichte Stück für Stück. Jeder der fünf findet den Mut, Vertrauen zu fassen, sich zu entschuldigen oder falsche Meinungen/Eindrücke zu revidieren. Das gelingt jedem von ihnen anders, mal schroff, mal herzlich, und ebnet den Weg für Freundschaften, die unter normalen Umständen nicht möglich gewesen wären. Das Gefühl, mit dem man sich am Ende von den Protagonisten verabschiedet, ist verständnisvolle Zufriedenheit.

Fazit
"Heute sind wir Freude" unterscheidet sich nicht nur äußerlich von den bisherigen Romanen von Patrycja Spychalski. Die Autorin legt den Fokus bewusst nicht auf Einzelpersonen oder eine vorrangige Liebesgeschichte. Fünf unterschiedliche Jugendliche begegnen sich hier, die notgedrungen die Möglichkeiten bekommen, sich weiterzuentwickeln, mutig zu sein, Akzeptanz zu erfahren und Freundschaften zu schließen. Das ist sehr aufrichtig, manchmal anstrengend und insgesamt gewinnend-gefühlvoll. Unbedingt ausprobieren! 4 von 5 Punkte von mir.

© Damaris Metzger, damarisliest.de

Dienstag, 10. Mai 2016

Buchzugänge vs. Buchabgänge vs. Geflüster im April 2016

Nachdem im März 15 neue Bücher bei mir eingezogen sind, habe ich es im April etwas ruhiger angehen lassen. Komplett komme ich an Neuerscheinungen und Wunschlistenbüchern aber nie vorbei.


Meine Buchzugänge im April 2016 - 6 Bücher



Jane & Miss Tennyson von Emma Mills
... habe ich bei einer sehr coolen Aktion bei den Bookwives gewonnen.
Remember Mia von Alexandra Burt
... ist ein Thiller der mich sofort ansprang.
Die Rache der Insel von Manuela Martini
... ist ein Buch für meine persönliche Reihenchallenge 2016.
Januarfluss von Ana Veloso
... habe ich endlich ins Regal gestellt, nachdem ich die begeisterten Rezis bei Favolas Lesestoff und Annas Bücherstapel gelesen habe.
Deine eines wildes kostbares Leben von Jessie Kirby
... musste ich haben, weil mir "Mein Herz wird dich finden" der Autorin so gut gefiel, dass ich weitere Bücher von ihr lesen möchte.
Heute sind wir Freunde von Patrycja Spychalski
... war ein Muss-Buch. Bücher dieser Autorin lese ich grundsätzlich.


Buchabgänge - gelesen habe ich im April 6 Bücher


    

Playlist for the dead von Michelle Falkhoff ... hat ein eindringliches Thema. Dennoch war ich enttäuscht, dass die im Titel beschriebene Playlist so gut wie nichts mit der Handlung und Auflösung zu tun hatte. Das Buch werde ich nicht lange in Erinnerung behalten, darum ist es auch mein April-Lowlight.
Blutwald von Julie Heiland ... ist der zweite Band der Bannwald-Trilogie und hat mich, wie auch schon der Vorgänger, super unterhalten. Band 3 erscheint jetzt im Mai.
Witch Hunter von Virginia Boecker ... gehört zu den Büchern, die sich wunderbar schmökern lassen und ein tolles Lesegefühl vermitteln. Das Buch ist das erste von zwei Bänden. Sehr stark!


    

Schöne Mädchen brennen nicht von Lynn Weingarten ... hat mich sozusagen brennend interessiert, weil ich "Mottentanz" der Autorin geliebt habe. Enttäuscht wurde ich nicht. Der neue Jugendthriller ist harte Kost. Ich werde noch sehr lange daran denken und über das Ende rätseln.
Herzflattern mit Karamell oder Wie ich in zwei Wochen mein Leben ruinierte von Erin Gough ... erzählt von Delilah, die das Café ihres Vaters alleine führen muss, solange dieser auf Weltreise ist. Meine Erwartungen an dieses Buch deckten sich war nicht mit der Geschichte, lesenswert ist es trotzdem. Die Story ist speziell und etwas verrückt.
Die längste Nacht von Isabel Abedi ... hat mich sehr beeindruckt. Die intensive Atmosphäre und die dichte Geschichte haben mich eingesaugt. Darum ist dieses Buch mein April-Highlight.


Geflüster im April


Der April war eine toller Monat und hat mir auch blogtechnisch großen Spaß gemacht. Ich war so motiviert, dass ich mit mir eine persönliche Challenge 2016 veranstalte: Ich lese "vergessene" Buchreihen. Die Motivation hält noch an, ganz löblich habe ich seit Anfang April zwei Reihen weitergelesen.

Der Welttag des Buches, ist für Bücherblogger ein Festtag. Zu diesem Anlass durfte ich meinen Loewe-Leserliebling verlosen. Die Aktion war super und rief mir nochmals in Erinnerung, warum ich die Raven Boys-Reihe von Maggie Stiefvater so liebe und den letzten Band herbeisehne.

Die dtv Verlagsgesellschaft veranstaltete im April ein großes Bloggerraten zur Thriller-Neuerscheinung "Remember Mia". Die Grundstory des Buches war vorgegeben, und man hatte die Möglichkeit die Geschichte weiterzuerzählen. Meine gedanklichen Ergüsse sind sicher völlig abwegig und wahrscheinlich nicht mal in der Nähe der echten Geschichte. Die ganze Aktion war aber einfach lustig. Meine Idee zur Geschichte von "Remember Mia" gibt es HIER.


In Sandras Büchernische gibt es einen herrlichen Artikel über das Bloggeralphabet zum Thema "D wie Design". In Sachen Design ist sie ein echter Profi und ihre Tipps sind klasse!

Schöne Dinge zum Buch gibt es bei Wortmalerei zu bewundert. Marie hat sich gestalterisch ausgetobt, und trifft damit bei jedem Bücherfan direkt ins Schwarze.

Den Wunsch nach der eigenen Domain hat sich Jenny für ihren Blog Tintenträume erfüllt. Sie ist sehr glücklich mit der Entscheidung und die Blog-URL liest sich super!


Ganz zum Abschluss zeige ich wieder drei meiner April-Instagram-Impressionen. Unter @damarisliest bin ich dort sehr gerne unterwegs.



Montag, 9. Mai 2016

Rezension zu "Die längste Nacht" von Isabel Abedi



Verlag: Arena Verlag (März 2016)
Originaltitel: -
Übersetzer: -
Reihe: - , ab ca. 14-17 J.
Ausführung: Hardcover/SU, 408 S.
ISBN: 978-3401061894
19,99 € [D]

Genre: Jugendbuch

© Cover- und Zitatrechte: Arena Verlag


Das Thema
Vita hat ihre Abitur in der Tasche. Jetzt will sie mit ihren beiden besten Freunden und einem alten VW-Bus durch Europa touren. Kurz vor der Abreise entdeckt sie im Arbeitszimmer ihres Vaters ein paar Seiten eines unveröffentlichten Manuskripts. Die kurze Textpassage rührt etwas in ihr an, das sie nicht recht benennen kann, worüber sie aber noch lange nachdenkt.
Nach ihrem Aufbruch zum großen Roadtrip, stößt Vita wenig später in Italien auf den Schauplatz des Manuskripts, das Städtchen Viagello - und auf Luca, der für sie sofort etwas Besonderes ist. Vita möchte Viagello erkunden, denn sie fühlt sich seltsam hingezogen zu dem malerischen Ort. Und sie möchte wissen, was dort geschah und was das Manuskript mit ihr zu tun hat.

Die Rezension

Der Anfang: Früher habe ich nicht an Zufälle geglaubt. Doch seit an jenem heißen Sommertag in Viagello aus buchstäblich heiterem Himmel Lucas Buch vor meinen Füßen landete, hat das Wort für mich eine völlig neue Bedeutung bekommen.

Wenn man auf den ersten Seiten schon von der Handlung gefesselt ist, eine kurze Passage so verwundert, dass man gar nicht anders kann, als hinter das Geheimnis der Geschichte zu kommen, dann hält man wahrscheinlich ein neues Buch von Isabel Abedi in der Hand. Genau so geht es einem bei "Die längste Nacht", als Vita ihren Vater beim nächtlichen Lesen erwischt und er sie mit einem simplen "Raus!" aus dem Zimmer wirft. Ungewöhnlich und suspekt, findet Vita. Ab diesem Zeitpunkt nimmt das Schicksal seinen Lauf, und Vita stolpert über ein Geheimnis, das bisher vor ihr verborgen war. 

Denn Sehnsucht - das lernte ich in jener Nacht - muss nicht schmerzhaft sein. Sie kann unendlich süß und verheißungsvoll sein, sie kann alle Fragen offenlassen und gleichzeitig alles möglich machen, was wir uns wünschen. - S. 81

Die Geschichte wird aus der Sicht und mit Ich-Form von Hauptprotagonistin Vita erzählt. Diese Perspektive wechselt nicht und ermöglicht dem Leser ganz nahe am Geschehen zu bleiben - von den ersten drängenden Fragen bis zur vollständigen Auflösung am Ende. Zwischendurch animieren kurze, geheimnisvolle Kapitel aus einer fremden Perspektive zum Miträtseln und tragen zu einer mysteriösen Auslegung bei. Und weil man als Leser dazu animiert wird, sich alle möglich Szenarien zurechtzufantasieren, wird die eigentliche Lösung dann überraschen. Auf welche Weise liegt an den Lesevorlieben und der Fantasie jedes Einzelnen.

Sprachlich ist das Buch perfekt. Stilistisch verzichtet die Autorin auf Experimente und verleiht der Geschichte etwas Inbrünstiges und Nachdrückliches. Unumstritten hat "Die längste Nacht" eine Atmosphäre, einen Charme, der mustergültig für ein wunderbares Leseerlebnis ist. Der Handlungsort und seine Umgebung sind dafür wie geschaffen. Man ist sprichwörtlich mittendrin. Dabei sind die Beschreibungen ausgewogen dosiert. Auf der anderen Seiten nimmt man eine besondere Stimmung im Buch war. Es ist rätselhaft, machmal, zwischen all der Sommerstimmung, auch düster. Das verleiht der Geschichte eine hohe Grundspannung und passt ausgezeichnet zur Auflösung - sie wirkt noch lange nach.

Das persönliche Fazit
"Die längste Nacht" schürte dieses besondere Lesegefühl in mir unbedingt wissen zu wollen, was geschah, wie alles zusammenhängt - am liebsten noch bevor der Morgen graut. Es ist unmöglich, sich dem besonderen Charme des Buches zu entziehen. Die lebendige Atmosphäre und das düstere Familiengeheimnis machen das Lesen spannend und sehr intensiv. Die starken Charaktere passen zum stimmungsvollen Erzählstil und machen die Geschichte so eindrücklich wie glaubhaft. Mir hat sie sehr imponiert. 5 Sterne!


Aufmachung: 4,5 / 5
Handlung: 4,5 / 5
Charaktere: 4,5 / 5
Lesespaß: 5 / 5
Preis/Leistung: 5 / 5

© Damaris Metzger, damarisliest.de

Montag, 2. Mai 2016

Review zu "Herzflattern mit Karamell oder Wie ich in zwei Wochen mein Leben ruinierte" von Erin Gough



FISCHER KJB (März 2016),
Hardcover, 352 Seiten,
übersetzt von Yvonne Hergane,
15,99 € [D]


Als Delilahs Vater auf Weltreise geht, muss die Siebzehnjährige plötzlich alleine sein Café in Sydney leiten, das Flywheel. In die Schule will sie sowieso nicht mehr. Außerdem hat sie vom Café aus den perfekten Blick auf Rosa, die Kellnerin im Restaurant gegenüber. Für sie und ihren besten Freund Charlie wird das Flywheel ihre eigene kleine Welt. Doch dann scheint sich alles und jeder gegen Delilah zu verschwören, und sie muss sich der entscheidenden Frage stellen: Wie viel Flywheel-Spezial-Karamell-Milchshake braucht man wirklich, um ein ruiniertes Leben zu retten? (Text-, Cover- und Zitatrechte: FISCHER KJB)


Charlie weiß, dass ich von Rosa besessen bin. Seit einiger Zeit erzähle ich ihm viel von ihr. Sehr viel. In jemanden verschossen zu sein lenkt dermaßen gut von der Realität ab. - S. 35


Meine Meinung
Romane, die in Australien spielen, haben meist ein besonderes Flair. "Herzflattern mit Karamell Oder Wie ich in zwei Wochen mein Leben ruinierte" macht hier eine Ausnahme. Im Buch geht es nicht um viel Sonne und Staub, es spielt mitten im Herzen von Sidney. Und bis auf die Rucksacktouristen, die nach Bondi Beach fragen, könnte das Buch in jeder beliebigen Stadt spielen. Selbst das Alles-easy-Feeling ist nicht vorhanden, denn einfach wird es für Hauptprotagonistin Delilah ganz gewiss nicht.

Delilahs Eltern, und sie selbst, sind sehr freigeistliche Personen. Als ihre Mutter sich mit einem anderen Mann aus dem Staub macht, schlägt Delilah ihrem Vater vor, den Kopf freizubekommen, indem er auf Weltreise geht. Derweil kümmert sie sich um sein Café, um das Personal, die Bestellungen und Finanzen. Schon hier würde ich zu der Erkenntnis kommen, dass das nicht gutgehen kann. Viel zu viel Verantwortung für ein siebzehnjähriges Mädchen (deren hauptsächliche Gedanken sich um ihren Schwarm Rosa drehen, und, gezwungener Maßen, um das Mobbing in der Schule).

In der Tat ist es so, dass man Delilah nicht so recht einschätzen kann. Sie wirkt tough, schmeißt auch mal kurzerhand einen diebischen Mitarbeiter aus dem Café, hat aber zudem eine sehr verletzliche Seite, die sie durch eine etwas spröde, unsichere Art ausdrückt. In der Schule ist sie schlimmen Hänseleien und Mobbing ausgesetzt, seit bekannt wurde, dass sie lesbisch ist. Da ist es verständlich, dass sie nicht mehr zu Schule geht, um das Café bestmöglich zu führen. Doch selbst das wächst ihr mit jedem Tag mehr über den Kopf, jeder Tag bringt neue Probleme, bis es zum großen Knall kommt. Obwohl ich Delilah gut leiden konnte, mit ihr gefühlt, geschmunzelt und mich erschrocken habe, hat sie mich nicht richtig erreicht. Sie erschien mir unnahbar und aufbrausend-fragil.

Autorin Erin Gough hat mit "Herzflattern mit Karamell ..." einen mutigen Roman geschrieben. Zum trockenen Humor und der versteckten Sensibilität muss man sich als Leser erst einen Zugang schaffen. Dann kann man sich selbst mit Delilah und ihrem Scherbenhaufen (bestehend aus Café und Gefühlschaos) arrangieren und sich mit ihr über so manches von Herzen freuen. Denn das Drama um das Café und die Liebe schärft den Blick für die Dinge, die im Leben echte Bedeutung haben: Akzeptanz, echte Freundschaft und Wertschätzung.

Fazit
"Herzflattern mit Karamell oder Wie ich in zwei Wochen mein Leben ruinierte" gehörte zu den Romanen, die mich als Leser herausforderten. Die Protagonistin ist speziell, die Umstände verworren und aufreibend. Dennoch hat die spröde Art des Romans auch ihren Reiz. Das Buch ist gefühlvoll, wo man das auf den ersten Blick nicht erwartet hätte und hat ein erkenntnisreiches, positives Ende. Dafür gibt es von mir 4 von 5 Punkte.

© Damaris Metzger, damarisliest.de