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Freitag, 30. September 2011

Rezension zu "Die Dämonenfängerin: Aller Anfang ist Hölle" von Jana Oliver



Verlag: FJB (September 2011)
Ausführung: Hardcover, 544 Seiten
Reihe: Band 1
ISBN: 978-3841421104
16,95 € [D]

Genre: Urban Fantasy


Klappentext
Wenn sie nicht mit ihren Hausaufgaben beschäftigt ist oder mit ihrer wachsenden Zuneigung zum engelsgleichen Dämonenfänger-Azubi Simon, ist Riley in Atlanta unterwegs, um geplagte Bürger vor Höllenbrut zu bewahren nur Dämonen ersten Grades natürlich, gemäß den strikten Regeln der Zunft. Das Leben ist so alltäglich, wie es nur sein kann für eine ganz normale Siebzehnjährige. Aber dann ruiniert ein mächtiger Geo-Dämon fünften Grades Rileys Routineauftrag in einer Bibliothek und bringt ihr Leben in Gefahr. Und als ob das nicht schlimm genug wäre, trifft eine unvorhergesehene Tragödie die Fängerzunft. Nun hat Riley eine gefährlichere Zukunft vor sich, als sie sich jemals vorzustellen vermocht hat.

Über die Autorin
Jana Oliver, geboren und aufgewachsen in Iowa, ist eine preisgekrönte Autorin. Sie ist am glücklichsten, wenn sie haarsträubende Legenden recherchiert, auf alten Friedhöfen umherwandert und neue Geschichten erträumt. Sie glaubt wirklich, dass sie den besten Job der Welt hat. "Aller Anfang ist Hölle" ist der erste Band ihrer neuen Serie "Die Dämonenfängerin". Die Autorin lebt wie ihre Heldin Riley Blackthorne in Atlanta, Georgia.

Rezension

Der erste Satz: Riley Blackthorne verdrehte die Augen.

Dass die Ausbildung zur Dämonenfängerin kein Zuckerschlecken ist, muss Riley Blackthorne am eigenen Leib erfahren. Als Tochter des legendären Dämonenfängers Paul Blackthorne steht sie ständig unter besonderer Beobachtung und da sie zudem noch der einzige weibliche Dämonenfängerazubi ist, wird ihr das Leben von der Fängerzunft besonders schwer gemacht.
Rileys erster eigener Auftrag läuft für sie nicht wie gedacht und ist der Beginn einer Reihe von Ereignissen, die ihr Leben vollständig auf den Kopf stellen.

Er ist schon sehr gewagt, der Titel der neuen Buchserie von Jana Oliver. Ganz offen wendet die Autorin sich hier den bösen übernatürlichen Figuren zu, versucht damit in ein Jugendbuchgerne einzusteigen, welches noch nicht so überfüllt ist, wie das der Vampire und Gestaltwandler. Hier wünscht man sich glänzende Charaktere, denen es gelingt, die doch recht dunkle Thematik zu erleuchten. Man erhält Riley Blackthorne und Denver Beck, aus deren Sichtweisen die Geschichte erzhählt wird.

Riley. Gutaussehend, bockig und unfreundlich. Nachdem sie gleich zu Anfang den Karren in den Dreck gefahren hat und ihn andere für sie wieder heraus gezogen haben, zeigt sie sich nicht wirklich kommunikationsbereit. Nach einem schweren Schicksalsschlag kommt zu diesen Charaktereigenschaften auch noch eine große Portion Unsicherheit. Diese ist sogar verständlich. Trotzdem wird man nicht so recht warm mit der 16-jährigen. Ihr bester Freund Peter, taucht nur so sporadisch auf, dass der Verdacht naheliegt, er wurde in die Geschichte integriert, weil es sich eben gut macht, der Heldin einen besten Freund an die Seite zu stellen. Wer sollte sonst für kurze Telefonate oder zum knacken von Computerpasswörtern zur Verfügung stehen?
Dann schwärmt Riley natürlich vollkommen für ihren neuen Azubikollegen und festen Freund Simon, schwankt zwischen Hassgefühlen und "Er-ist-ja-doch-ganz-in-Ordnung"-Aussagen für den Kollegen Denver Beck und fühlt sich auch noch von der überwältigenden Schönheit von Dämonenjäger Ori angezogen. Daraus soll mal einer schlau werden!

Denver Beck. Ehemaliger Schwarm von Riley. Optisch nicht vorstellbar. Fühlt sich nach dem Schicksalsschlag für Riley verantwortlich. Greift hart durch. Ist anfangs undurchsichtig. Hatte ein schwere Kindheit - und als Riley ihn in einem Gespräch wütend als "Dorftrottel" bezeichnet, ist man versucht, laut aufzulachen, denn damit festigt sich die eigene Meinung von ihm. Ein Beispiel folgt.

Die Sprache ist keine Blümchensprache. Derb, oft umgangssprachlich und mit Schimpfworten durchzogen wird einem schnell klar, wir sind hier nicht im Streichelzoo. Eher - der Thematik angepasst - auf dem Friedhof der Kuscheltiere. Insgesamt ist die Sprache jedoch gut. Sehr nüchtern verzichtet sie auf lange Umgebungsbeschreibungen, liest sich flüssig und versucht es mit etwas Witz. Wenn da nicht die Unterhaltungen mit Denver Beck wären! Denn dieser ist lt. Übersetzung ein sprachlicher Bauer! Umgangssprachlich übersetzte Verben, wie kannste - haste - willste - biste - sollnse - ..., verderben jedes Gespräch mit ihm und sind das größte sprachliche Manko im Buch.

"... statt zu schlafen, beschließte Heldin zu spielen ... Wieso biste überhaupt dahin gegangen? ... Haste wenigstens ordentlich Muffensausen gekriegt? ... Und was haste aus dieser schwachsinnigen Aktion gelernt? ... von jetzt an wirste dich nicht mehr durchmogeln können, ..." (S. 251-255 Gespräch zwischen Riley und Beck)

Aussagen wie "Wat willste?" sind Berliner Dialekt/Umgangssprache und bei Menschen die in Atlanta, USA, agieren einfach komisch anzuhören. Zudem wurde das deutsche "Ja" meist bei dem amerikanischen "Yeah" belassen, und nervt mit voranschreitender Handlung zunehmend, bzw. nimmt wichtigen Gesprächen die Ernsthaftigkeit.

Dem Handlungsverlauf von "Aller Anfang ist Hölle" kann der Leser gut folgen. Die Geschichte ist einfach und meist ganz interessant, plätschert jedoch etwas vor sich hin und ist nicht auf ein bestimmtes Ziel gerichtet. Spannende Zwischensequenzen sind nach 2-3 Seiten abgehandelt und der Showdown am Ende umfasst gerade einmal zwei kurze Kapitel. Was die Story bezweckt, kann nicht eindeutig gesagt werden und ist wohl als Einführung in die Buchserie zu verstehen. Da das Buch das erste von weiteren Bänden sein wird, sind die offenen Handlungsstränge am Ende gewollt und folgerichtig.

Persönliches Fazit
"Aller Anfang ist Hölle" war zwar nicht meine persönliche Lesehölle, dafür hat sich das Buch flüssig und schnell lesen lassen, überzeugt hat es mich aber nicht. Die Thematik war nicht meine und die umgangssprachlichen Übersetzungsmankos haben für mich den Charakter des Denver Beck ins lesetechnische "Augenrollschema" befördert. Zudem wurde ich mit der Hauptperson Riley nicht warm.
Im Gegensatz zum Buchtitel ist die Aufmachung von Schutzumschlag, Buchdeckel und Innengestaltung fast schon himmlisch. Das rettet aber nicht diesen Serienstart. Die Fortsetzungen werden wohl außerhalb meines Interessengebietes liegen. 2 Sterne.
Handlung: 2 / 5
Charaktere: 2 / 5
Lesespaß: 2,5 / 5
Preis/Leistung: 2,5 / 5

© Damaris Metzger, damarisliest.de

Mittwoch, 28. September 2011

Markus Heitz Lesung in Senden - mein Bericht vom 27. Sept. 2011

Damaris, Markus Heitz, Anka

Gestern war es endlich soweit. Schon lange habe ich der Lesung mit Markus Heitz entgegengefiebert. Ist er doch einer der Autoren, die meine Leidenschaft für Fantasybücher entscheidend mitgeprägt haben. Also machten Bloggerfreundin Anka und ich uns zusammen auf den Weg ins Sendener Bürgerhaus (fünf Minuten von meiner Haustür entfernt).

Markus Heitz hat aus dem Vampirthriller Judastöchter gelesen, dem 3. Band seiner "Judas-Trilogie" Er hat gesagt, dass man auch jeden Band für sich alleine lesen könnte. Richtig Spaß würde es aber machen, wenn man mit Ritus über Sanctum (und Blutportale) bis hin zur "Judas-Trilogie" (bestehend aus Kinder des Judas, Judassohn und Judastöchter) liest, da sich ein roter Faden durch alle Bücher zieht und bekannte Personen wieder auftauchen. Notiz für mich: Ich nehme mir das mal vor!! Da jedes dieser Bücher aber ca. 600-700 Seiten umfasst .... ich nehme es mir fest vor!!! Vielleicht erstmal doch die "Judas-Trilogie" alleine?

Vor dem eigentlichen Beginn der Lesung hat Markus Heitz sich vorgestellt. Er ist ein sehr cooler, sympathischer Typ, der die ganze Zeit zu Scherzen aufgelegt ist und auch mal aus dem privaten (sicher nicht vorhandenen) Nähkästchen plaudert. Warum er eine Trilogie über Vampire geschrieben hat? Nun, er sagte das so: "Ihr fragt euch jetzt sicher alle, warum haut der Heitz jetzt auch noch bis(s) zum Morgengrauen die Vampire raus?" Viele Lacher garantiert! :-)
Die Recherche zu den Judas Büchern war ziemlich umfangreich. Markus Heitz hat sich über alte, reale Volksmythen informiert, die sich mit Vampiren, Hexen und Dämonen beschäftigt haben, und daraus dann seine Vampire abgeleitet. Die sollen also sehr ursprünglich sein und keinesfalls glitzern :-). Auch wenn er selbst eher dunkel rüberkommt, Ringe und schwarze Kleidung trägt, so hat er doch beteuert, dass er persönlich absolut nicht an Vampire glaubt.

Danach startete der eigentlich Teil der Lesung. Hr. Heitz hatte vier interessante Parts aus "Judastöchter" ausgesucht, die natürlich alle beendet wurden, bevor sie zu viel verraten würden.

Nach dem Lesungsteil startete die Fragerunde an den Autor. Das ging sicher nochmal genau so lange wie die eigentliche Lesung. Hr. Heitz hat sich geduldig allen Fragen gestellt, z.B "Wie sieht ein typischer Tag in Ihrem Alltag aus?" oder "Haben Sie diverse Spielzimmer, in denen Sie die Szenen aus ihren Büchern nachspielen?" (wtf??) Nein, hat er nicht!

Zum Abschluss konnte man sich natürlich noch seine mitgebrachten Bücher signieren lassen und mit dem Autor noch ein paar Takte reden. Mein ganzer Stolz ist jetzt natürlich meine "für Damaris" signierte Originalausgabe von "Die Zwerge", mit dem Markus Heitz damals der Durchbruch gelang.

Wer von Markus Heitz noch nichts gelesen hat, dem empfehle ich die Ulldart-Saga, sowie seine Zwerge-Reihe. Ich habe beides gelesen und bin begeistert. Geniale Fantasy, die gut verständlich ist und viel Spaß macht!

Anka und ich hatten einen super Abend, der uns sicher noch lange in Erinnerung bleiben wird. Ankas Bericht dazu könnt hier HIER auf ihrem Blog lesen.

Wir haben über den Droemer Knaur-Verlag die Gelegenheit bekommen, Markus Heitz ein paar Fragen rund um seine Bücher zu stellen. Das Interview dazu wird nächste Woche bei Anka und mir veröffentlicht. Dranbleiben lohnt sich, denn Anka hat dazu dann noch ein ganz besonderes Schmankerl für euch (auch haben will!).

Dienstag, 27. September 2011

Review zu "Wenn ich bleibe" von Gayle Forman



Blanvalet (April 2011),
Taschenbuch, 304 Seiten,
8,99 € [D]


Mia muss sich entscheiden: Soll sie bei ihrem Freund Adam und ihrer Familie bleiben - oder ihrer großen Liebe zur Musik folgen und mit ihrem Cello nach New York gehen? Und dann ist von einer Sekunde auf die andere nichts mehr, wie es war: Auf eisglatter Fahrbahn rast ein Lkw in das Auto, in dem Mia mit ihrer Familie sitzt. Sie verliert ihre Familie und steht vor der Entscheidung ihres Lebens: Bleiben oder gehen? Lieben oder sterben?


Meine Meinung
Mia ist ein Ausnahmetalent. Schon in ihren jungen Jahren hat sich herausgestellt, dass das Cellospielen ihr großes Talent ist. Jetzt, als Teenager, ist sie so gut darin, dass sie ernsthaft mit den Gedanken spielt, an eine Musik-Uni in New York zu gehen, die nur die Besten der Besten aufnimmt. Von ihren Eltern, selbst Musiker, erhält Mia die größtmögliche Unterstützung. Ihr Freund Adam steht ebenfalls hinter ihr, auch wenn ihre Beziehung sich dadurch verkomplizieren könnte. Adams Band "Shooting Star" ist gerade dabei den großen Durchbruch zu schaffen.
So macht sich Mia die Entscheidung nicht leicht. Makaberer Weise wird sie ihr plötzlich abgenommen, als Mias Familie bei einem Ausflug auseinandergerissen wird. Ein Lastwagen rast in ihr Auto. Mias Eltern sind sofort tot, das Schicksal ihres kleinen Bruders ungewiss. Mia selbst ist so schwer verletzt, dass es nicht mehr in der Hand der Ärzte liegt, ob sie überleben wird. Ab hier steht Mia praktisch als Beobachter neben sich. Nach Abwägung des Für und Wieder muss sie eine viel härtere Entscheidung treffen. Nämlich weiterzuleben oder zu sterben.

Ich-Erzählerin Mia führt den Leser durch ihre Vorgeschichte und die aktuellen Ereignisse. Da sie als stille, bzw. unsichtbare Beobachterin an den Geschehnissen teilnimmt, erlebt sie diese zwar als Betroffene, aber gleichzeitig auch als Außenstehende. Genug Zeit also, um sich über den Weitergang des eigenen Lebens klar zu werden. Mia erkennt bald, dass die Entscheidung, zu leben oder zu sterben, alles andere als leicht ist.

Ob ich bleibe, ob ich lebe: Es liegt an mir. ... Wie soll ich das entscheiden? Wie kann ich bleiben ohne meine Mutter und meinen Vater? Wie kann ich gehen ohne Teddy? Oder ohne Adam? Das ist zu viel. ...
Ich entscheide. Das weiß ich jetzt.
Und die Vorstellung erschreckt mich mehr als alles andere, was heute geschehen ist. S. 109

Dabei ist die Sprache des Buches gar nicht mal so besonders. In einer lockeren Erzählart nahm Mia mich mit in ihre Vergangenheit und ließ mich an ihren augenblicklichen Überlegungen teilhaben. Und gerade deshalb fühlte ich mich so, als wäre ich live dabei. Darum war ich von der Geschichte auch so ergriffen, dass mir an teilweise normalen Erzählstellen, die Tränen in die Augen schossen. Besonders dann, wenn der unglaubliche Zusammenhalt von Mias Familie deutlich wird. Die Eltern sind selbst Musiker, kommen aber aus der Punk-/ und Rockszene. Sie unterstützen Mia voll in ihrer Liebe zur klassischen Musik. Die Familie ist alles andere als konventionell, trotzdem ist die Liebe unter ihnen total greifbar. Auch die Beziehung zu ihrem Freund Adam ist etwas ganz besonderes. Und das soll so plötzlich alles nicht mehr sein? Da wollte ich am liebsten selbst verzweifeln und konnte Mias Tendenz, ohne dies alles nicht mehr leben zu können/wollen, voll verstehen. Nie und nimmer, will ich diese Entscheidung treffen müssen!

Wie wäre es, wenn ich mich entscheiden würde zu bleiben? Wie würde es sich anfühlen als Waise aufzuwachsen? Niemals mehr den Pfeifentabak meines Vaters zu riechen, niemals mehr gemeinsam mit meiner Mutter das Geschirr zu spülen und mit ihr zu reden? Niemals mehr Teddy ein Kapitel aus Harry Potter vorzulesen? Hierzubleiben, ohne sie?
Ich bin mir nicht sicher, ob dies noch eine Welt ist, in die ich gehöre. Ich bin mir nicht sicher, ob ich aufwachen will. S. 192

Das Buch erscheint als ziemlich harte Kost. Aber diese Annahme wäre zu eindimensional. Natürlich ist es sehr emotional und ließ mich fast die komplette Gefühlspalette durchlaufen: Schock, Trauer und Mitleid, aber auch Glück, Freude und Verständnis. So ist das Lesen nicht nur einfach, sondern auch unheimlich bereichernd. "Wenn ich bleibe" sollte sich keiner entgehen lassen!

Schlussendlich gibt Mias Freund Adam ihr den Schubs für die Entscheidung, die für sie richtig ist. Und auch, wenn man beim Lesen eine eigene Entscheidung für sich getroffen hat, so wäre diejenige, die Mia trifft in diesem Moment richtig. So findet auch Mias Großvater genau die richtigen Wort, denn zu leben oder zu sterben - entscheiden muss Mia selbst.

"Es ist in Ordnung", sagte er zu mir. "Wenn du gehen willst, ist das in Ordnung. Alle wollen, dass du bleibst. Ich will, dass du bleibst, mehr als alles, was ich je gewolllt habe". Seine Stimme bricht. Er verstummt, räuspert sich, holt tief Atem und fährt fort: "Aber das ist mein Wunsch, und ich kann verstehen, wenn es nicht das ist, was du willst. Ich wollte dir nur sagen, dass ich es akzeptiere, wenn du gehst. ..." S. 211

© Damaris Metzger, damarisliest.de

Sonntag, 25. September 2011

Zitate aus "Wenn ich bleibe" von Gayle Forman

Mir kommt in den Sinn, dass sterben leicht ist - leben ist schwer. S. 203
"Manchmal triffst du in deinem Leben Entscheidungen, und manchmal treffen die Entscheidungen dich." S. 223
Denn die Liebe stirbt nie, sie verlässt uns niemals, und sie verblasst nicht, solange wir an ihr festhalten. S. 304

© Zitatrechte Blanvalet Verlag

Mittwoch, 21. September 2011

Review zu "Urbat: Die dunkle Gabe" von Bree Despain



Aufbau Verlag (August 2010), Band 1,
Hardcover, 431 Seiten,
16,99 € [D]


Grace Divine, die Tochter des Dorfpastors, wusste schon immer, dass etwas Furchtbares passiert sein musste in jener Nacht, in der Daniel verschwunden war. Voller Schrecken erinnert sie sich daran, wie sie ihren Bruder Jude blutverschmiert auf der Veranda gefunden hat. Als Daniel nach drei Jahren wiederauftaucht, fühlt sich Grace auf unerklärliche Weise zu ihm hingezogen, obwohl sie ihrem Bruder versprechen musste, sich von Daniel fernzuhalten. Was steckt hinter dem dunklen Geheimnis der beiden Jungen? Was schützt die Menschen, die wir lieben? Muss Grace für ihren Bruder und ihren Geliebten ein Opfer bringen, das größer ist als alles, was sie bislang kannte?


Meine Meinung
Gleich vorweg kann man sagen, wer vom allgegenwärtigen, ähnlichen Muster der (Dark-)Romantasy die Nase voll hat, wird an "Urbat: Die dunkle Gabe" keinen großen Gefallen finden. Denn auch hier greift das gängige Romantasy-Konzept "Mädchen verliebt sich in Jungen, den ein dunkles Geheimnis umgibt". Wer allerdings von solchen Geschichten nicht genug bekommen kann, den erwarten ein ausgereifter Plot, gefühlvolle Romantik und viel düstere Spannung.

"Urbat: Die dunkle Gabe" ist eines der wenigen Bücher, bei denen ich vorher absolut keine Ahnung hatte, mit welchen Dark-Fantasy Wesen ich konfrontiert sein würde. Und hätte ich es gewusst, wären auch mir Gedanken wie "Puh, schon wieder eine Romantasy über XXX." gekommen. Der Klappentext verrät, bis auf das bekannte "dunkle Geheimnis" nicht zu viel. Nach den ersten Kapiteln hat man dann natürlich einen Verdacht. Dazu sind wir alle schon zu versiert in diesem Genre. Ich will auch keinem etwas vormachen, der Verdacht bestätigt sich natürlich und ist alles andere als neu. Aber wie die Geschichte verpackt ist, wie sie sich entwickelt und die Atmosphäre die beim Lesen entsteht - das war für mich mal wieder (fast) perfekter Lesegenuss!

Der Klappentext fasst die Handlung schon in groben Zügen zusammen. Dazu also hier an dieser Stelle nichts mehr. Was von manchen Lesern schon bemängelt wurde, mir aber besonders gut gefallen hat, ist der christliche Hintergrund, vor dem die ganze Geschichte spielt. Grace' Familie und ihre Umgebung ist sehr religiös. Das spiegelt sich nicht nur in den Namen ihrer Kinder (Grace Divine bedeutet übersetzt Göttliche Gnade), der Vater ist zudem noch Pastor und Leiter einer Christlichen Gemeinde und die Familie nimmt auch am aktiven Gemeindeleben teil. Es werden ab und an Bibelstellen zitiert und Grace' Name kommt im Verlauf der Geschichte eine ganz besondere Bedeutung zu.
Aber gerade diese gewählte Umgebungsform, lässt die Geschichte herrlich düster und spannend wirken. Der fromme Hintergrund fällt schlussendlich sogar auf das Fantasy Element zurück. Auch nicht neu, aber gut!

Dass Daniel nicht plötzlich in Grace' Leben auftaucht, sondern sie ihn schon von früher kennt, lässt die Gefühle der beiden authentisch wirken. Erscheint er am Anfang noch etwas zynisch und unnahbar, lernt man ihn bald durch Erinnerungen von Grace kennen. Da Daniel früher schlimme Dinge zugestoßen sind, wirkt er durch sein schroffes Verhalten nicht unsympathisch, sondern, trotz seinem Sarkasmus verletztbar - harte Schale in einem weichem Kern. Das macht ihn sehr sexy. Und auch wenn schnell eine dunkle Anziehung zwischen Grace und Daniel aufkommt, muss der Leser nicht ewig darben und wird bald mit knisternder Romantik belohnt. Sehr schön, Grace und Daniel rocken!
Grace' Eltern und ihr Bruder Jude sind gut charakterisiert. Einzig ihre Freundin April bleibt sehr blass. Das hat aber keine negativen Auswirkungen auf die Geschichte und fällt somit nicht sehr ins Gewicht.

Ist die Geschichte gerade mal nicht romantisch, dann ist sie spannend! Diese zwei Hauptelemente halten sich ziemlich gut die Waage. Ich hatte hatte keine einzige Leselänge und halte das Buch für einen echten Pageturner. Angesichts des düsteren Plots ist "Urbat: Die dunkle Gabe" natürlich nicht mit überschwänglichem Humor gesegnet. Doch einige Szenen regen zum Schmunzeln an und es ist sogar Platz für einen echten Running Gag (Hier bitte ein Dreifachbedrohungslächeln einfügen S.299).

Fazit
"Urbat: Die dunkle Gabe" gefiel mir - sehr sogar! Kleine Kritikpunkte wische ich hier einfach schwuppdiwupp beiseite. Dazu hat der Plot zu gut funktioniert. Die Hauptdramatik erinnert mich in leichten Zügen etwas an die gegenwärtige Situation aus "Nach dem Sommer" und "Ruht das Licht", obwohl Schreibstil und Lesegefühl unterschiedlicher nicht sein könnten.
Und jetzt bin ich in der glücklichen Lage, dass der zweite Band "Urbat: Der verlorene Bruder" (eine aktuelle Rezension HIER bei Reni) eben erschienen ist. Ich hätte nicht so lange warten wollen! Romantasyfans können mit diesem Buch absolut nichts falsch machen!

© Damaris Metzger, damarisliest.de

Dienstag, 20. September 2011

Markus Heitz Lesung in Senden bei Ulm

© Alexander Kupka

Neues vom Großmeister der Fantasy! Markus Heitz liest aus seinem Vampirthriller "Judastöchter"

27. September 2011
Beginn: 19:30 Uhr
Eintritt: 6,- €

Bürgerhaus Senden
Hauptstraße 34
89250 Senden

Markus Heitz ist der Meister der dunklen, actionreichen Spannung. Mit seinen Urban-Fantasy-Thrillern begeistert er immer wieder seine große Fangemeinde und wurde 2010 zum wiederholten Mal mit dem Deutschen Phantastik Preis ausgezeichnet. Markus Heitz hat sich intensiv mit den Vampirmythen der Welt beschäftigt und lässt dieses Wissen in seinen Roman Judastöchter einfließen – der lang erwarteten Fortsetzung von Kinder des Judas und Judassohn.

„Ich habe versagt. Aber das wird mir nie wieder passieren!“ Ihr unsterbliches Leben hat die Vampirin Sia einem einzigen Zweck gewidmet: ihre letzten beiden Nachfahren zu beschützen. Sie kann trotzdem nicht verhindern, dass Emma und die junge Elena entführt werden. Es dauert nicht lange, und die Entführer schicken Sia einen Boten: Will sie Emma und Elena lebend wieder sehen, muss sie eine Gruppe von Gestaltwandlern töten. Sia geht zum Schein auf den Deal ein, während sie tatsächlich Jagd auf die Erpresser macht. Doch auch von den Gestaltwandlern geht eine tödliche Gefahr aus …

Wow! Markus Heitz kommt nach Senden! Das gab es ja noch nie. Senden ist eine kleine Stadt, ca. 10 km südlich von Ulm. Was für ein Glück, dass ich genau hier wohne!
Die "Judas Trilogie" möchte ich unbedingt noch lesen, ebenso die neue Serie "Die Legenden der Albae". Natürlich werde ich hingehen und freue mich besonders, dass Anka auch dabei sein wird. Gelesen habe ich von Markus Heitz bisher 8 Bücher. Bände 1-3 aus der Zwerge Tetralogie, sowie die 6 Bände der Ulldart Saga - Die Dunkle Zeit. Alle diese Bücher haben mich begeistert, und so hat Hr. Heitz maßgeblich dazu beigetragen, dass ich heute eine passionierte Fantasyleserin bin.

Die Judas Trilogie, "So sollten Vampire sein", aktuell bei Knaur
Die Zwerge Tetralogie, legendär und fantastisch!
Ulldart - Die dunkle Zeit, ein Genuss für Fantasyleser
Die Legender der Albae - die "bösen" Wesen aus der Welt der "Zwerge"

Markus Heitz, geboren 1971, gehört seit den sensationellen Romanen um die "Zwerge" und seinem "Ulldart-Zyklus«" zu den erfolgreichsten deutschen Fantasy-Autoren. Er gewann bereits achtmal den Deutschen Phantastik-Preis, dreifach allein im Jahr 2007, u.a. für "Die Mächte des Feuers". Auch seine Romane "Die Legenden der Albae. Gerechter Zorn", und "Drachenkaiser" sind große Erfolge. Wenn Markus Heitz nicht schreibt, erfindet er köstliche Backrezepte. Weiteres zum Autor und seinen Büchern: www.mahet.dewww.ulldart.de und www.die-maechte-des-feuers.de. (Quelle: Amazon)

Montag, 19. September 2011

Rezension zu "Vor meinen Augen" von Alice Kuipers

Verlag: Fischer FJB (August 2011)
Ausführung: Hardcover, 220 Seiten
ISBN: 978-3841421210
14,95 € [D]

Genre: Jugendbuch


Klappentext
Alles, was Sophie will, ist zu vergessen. Den furchtbaren Tag vergessen, der ihr Leben verändert hat und der daran Schuld ist, dass sich alles anders anfühlt als bisher.
Das Haus kommt ihr zu groß vor, der Schultag zu lang, das Licht zu hell. Manchmal dreht sich alles und Sophies Hände werden schweißnass. Und was in aller Welt hat sie jemals mit Abigail verbunden? Ihre beste Freundin hat nur noch Partys und Jungs im Kopf und ist Sophie mit einem Mal furchtbar fremd. Verbunden fühlt sich Sophie dagegen mit der neuen Mitschülerin Rosa-Leigh. Sie schreibt Gedichte und genießt es, anders zu sein. Aber wie soll Sophie ihr näherkommen ohne über den schrecklichen Tag zu reden? Den Tag, der alles veränderte ...

Poetisch und mit großer Sensibilität hat Alice Kuipers, Autorin des Bestsellers Sehen wir uns morgen? , Sophies Geschichte umgesetzt. Fast wie in einem Krimi, erfährt der Leser durch Sophies Tagebuch nur Stück für Stück die furchtbare Wahrheit.

Über die Autorin
Alice Kuipers wurde 1979 in London geboren, studierte in Manchester und lebt heute in Saskatoon in Kanada. Sie hat Kurzgeschichten in Literaturzeitschriften und als Radioproduktionen veröffentlicht. Ihr erster Roman "Sehen wir uns morgen?" erschien in 29 Ländern, wurde mehrfach ausgezeichnet und zu einem internationalen Besteller.

Rezension

Der erste Satz: Ich blicke auf die Worte hinab, sie sind schwarz wie Tintenspinnen, und ich betrachte die Netze, die sie weben.

Emily wird nie wieder ein Teil von Sophies Leben sein. Sie ist weg - für immer. Emily möchte nicht darüber reden, was geschah. Nicht mit Mutter, nicht mit ihren Freundinnen und schon gar nicht mit ihrer Therapeutin. Also schweigt sie. Sie bemerkt sehr wohl, dass sich ihr Umfeld verändert. Ich Freundinnen wenden sich mehr und mehr von ihr ab und mit ihrer Mutter kommt sie gar nicht mehr zurecht. Sophie ist hin- und hergerissen, zwischen der Sorge, dass es mit ihrem verstockten Verhalten  zu tun hat, will aber auch nichts ändern. Ein kleiner Lichtblick ist für sie die neue Mitschülerin Rosa-Leigh, die ihr empfiehlt, Gefühle in Gedichten auszudrücken.

Ich holte tief Luft und rief mir meinen Neujahrsvorsatz in Erinnerung: Ich lasse alles, was passiert ist, hinter mir. Ich rede nicht mehr darüber, denke nicht mehr daran und lasse mich auch nicht von Erinnerungen überfallen wie von einem lauernden Tiger, nichts von all dem! S. 12

Alice Kuipers schreibt angenehm einfach. Der Sprachstil ist jugendlichen Leser angepasst, ohne durch übertriebene Umgangssprache aufzufallen. Die Geschichte wird in Form von Tagebucheinträgen aus der Sicht von Hauptprotagonistin Sophie erzählt. Teils in der Gegenwart, was Sophie gerade fühlt und teils in der Vergangenheit, wenn sie Erinnerungen oder vom Schulalltag erzählt. Schon nach den ersten Seiten wird einem klar, was das Hauptthema der Geschichte ist. Warum es so kam, erfährt der Leser nach und nach.

Das wäre soweit auch alles plausibel und interessant. Ein so schwieriges Thema, wie der Tod der eigenen Schwester, ist nicht einfach zu verpacken. Eine sympathische, authentische Protagonistin würde die Sache einfacher machen. Doch Sophie macht es dem Leser hier alles andere als leicht. Bei allem Verständnis, das man für ihre schlimme Situation aufzubringen versucht (und natürlich bemüht sich hier jeder Leser, um sich nicht selbst als ignorant zu fühlen), mag es einem doch nicht so recht gelingen bei Sophie einfühlsam zu sein. Wie auch? Eine depressive Buchstimmung war bei dieser Thematik zu erwarten, doch Sophie zieht einen förmlich in einen Strudel aus Negativitäten und beginnt mit fortschreitender Geschichte nur noch zu nerven. Traurigkeit wird so schnell zur anhaltenden Rebellion gegen jeden und alles. Niedergeschlagenheit artet in Naivität aus.

Am schlimmsten wird das durch die Beziehung von Sophie zu ihrer Mutter deutlich. Diese ist nämlich so geistig abwesend und kaum für ihre verbliebene Tochter ansprechbar, dass man sie anfangs nicht gerade mit Sympathiepunken überschütten möchte. Und da Sophie auch nicht aus ihrer Haut kann, spitzt sich die Situation zwischen den beiden immer mehr zu. Doch die Mutter hat genauso ein Recht zu leiden, wie ihrer Tocher! Mit der Zeit gibt sie sich wirklich Mühe, sie will wieder für ihre Tochter da sein - kurz, sie kriegt die Kurve, bevor alles aus dem Ruder läuft. Und Oberzicke Sophie ist nur bockig und unfreundlich, lässt ihre Mutter immer und immer wieder auflaufen! So schlimm, dass sich die Sympathien vollends der Mutter anstatt Sophie zuwenden. Mitleidiges Kopfschütteln inklusive!

Alle weiteren Charaktere sind gut beschrieben und vermitteln dem Leser, was sie sind und was in ihnen steckt. Würde Sophie auch nur ein wenig über den Tellerrand blicken, könnte sie vielen Konfliktsituationen schon im Anfangsstadium entgehen.
Eine weitere Tatsache ist, dass die Autorin in ihre Geschichte nicht nur den zu verkraftenden Tod eines Familienmitglieds gepackt hat. So spielen Dinge wie Bulimie, Fremdgehen, Alkoholismus, Zickenkrieg und Krankheit ebenfalls eine ständige Nebenrolle. Was zu viel ist, ist zu viel!

So plätschert die Geschichte um Sophies Alltag und der Trauer um ihre Schwester über manchen spitzen Stein. Für kleine Wasserfälle oder Stromschnellen reicht es aber nicht. Anspruchsvolle Leser werden sich bald langweilen.
Am Ende zeigt sich sogar für Sophie die Sonne am Horizont. Das gibt einem das Gefühl, die Geschichte wurde zu einem guten Ende gebracht. Inhaltlich ansprechend war besonders die Trauerbewältigung in Form von Gedichten.

Persönliches Fazit
Gilt es als herzlos bei diesem Buch nicht die volle Gefühlsbandbreite zu durchlaufen? Muss ich ein Buch, dass sich mit einer so schwierigen Thematik befasst nicht mit der vollen Punktzahl bewerten? Nein, muss ich nicht! Ein guter Schreibstil, das traurige Grundthema und nicht zuletzt das wunderschöne Cover retten keine Geschichte, wenn die Protagonistin nicht das entsprechende Gefühl vermittelt. Ein depressiv vor sich hinplätscherndes Bächlein ist eben kein tiefgründiger See. "Vor meinen Augen" wir die Meinungen spalten. Für mich reicht es nur für 2 Sterne.
Handlung: 2 / 5
Charaktere: 3 / 5
Lesespaß: 2 / 5
Preis/Leistung: 2 / 5

Sonntag, 18. September 2011

Rezension zu "Jägermond: Im Reich der Katzenkönigin" von Andrea Schacht




Verlag: Penhaligon (August 2011)
Originaltitel: -
Übersetzer: -
Reihe: Band 1
Ausführung: Klappenbroschur, 448 S.
ISBN: 978-3764530723
14,99 € [D]

Genre: Urban- und High-Fantasy


Klappentext
Bastet Merit, die Königin des Katzenreichs Trefélin, besucht unsere Welt, um von ihrer sterbenden Menschenfreundin Gesa Abschied zu nehmen. Doch bei dem Besuch kommt es zur Katastrophe. Bastet verliert ihr magisches Ankh und ist nicht nur in unserer Welt gefangen, sondern auch im Körper einer wehrlosen Hauskatze. Ihre einzige Chance ist der Ohrring, den sie einst Gesa schenkte und der über die gleichen Fähigkeiten verfügt wie das Ankh. Aber Gesa hat den Talisman ihrer Enkelin Feli hinterlassen – und es nicht mehr geschafft, die junge Frau auf ihr Erbe vorzubereiten.

Feli ahnt nicht, was auf sie zukommt. Bis drei ziemlich unerfahrene Kater in Menschengestalt auf der Suche nach ihrer Königin unvermittelt bei ihr auftauchen. Außerdem ist Finn, der Bruder von Felis bester Freundin, ebenfalls in die Sache verwickelt. Und obendrein ist er auch noch in sie verliebt! Als ob Feli nicht schon genug eigene Probleme hätte ...

Über die Autorin
Andrea Schacht war lange Jahre als Wirtschaftsingenieurin und Unternehmensberaterin tätig, hat dann jedoch ihren seit Jugendtagen gehegten Traum verwirklicht, Schriftstellerin zu werden. Ihre historischen Romane um die scharfzüngige Kölner Begine Almut Bossart gewannen auf Anhieb die Herzen von Lesern und Buchhändlern. Mit Die elfte Jungfrau kletterte Andrea Schacht erstmals auf die SPIEGEL-Bestsellerliste, die sie seither mit schöner Regelmäßigkeit immer neu erobert. Sie lebt mit ihrem Mann und zwei Katzen in der Nähe von Bonn.

Rezension

Der erste Satz: Im grauen Zwielicht gellte ein Kreischen.

Felina hält sich für ein ganz normales Mädchen. Dass ihre Großmutter Gesa mit Katzen sprechen kann, hätte sie sich nie vorstellen können. Diese ist jedoch sehr krank und liegt im Sterben. Da taucht, für Feli völlig unerwartet und unerkannt, die Katzenkönigin Bastet Merit in Menschengestalt auf, um sich von Großmutter Gesa zu verabschieden. Bei der Rückkehr ins Katzenreich Trefélin verliert die Königin ihren magischen Anhänger und ist nun bis zum nächsten Vollmond als kleine Hauskatze in der Menschenwelt gefangen.
Dass sie in einer magischen Welt lebt, wird Feli schon schon sehr kurz darauf klar. Wie durch ein Wunder kommt sie in den Besitz des Ankh-Anhängers der Königin. In der Katzenwelt erkennt Feli, dass Verräter versuchen, die Rückkehr der Katzenkönigin zu verhindern. Doch diese haben nicht mit dem Mut und der Entschlossenheit von Feli und ihren Freunden gerechnet.

Für Katzenfans muss "Jägermond" der Himmel sein. Ein ambitionierter Fantasysleser mag sich anfangs vielleicht noch fragen, ob ein Buch, in dem sprechende Katzen die Hauptrolle spielen, für vergnügliche Lesestunden sorgt. Ja, kurzweilige Lesestunden sind garantiert. Vor allem Tierfreunde werden sich an dem märchenhaften Setting und dem unterschwelligen Humor erfreuen.

Schon zu Beginn fällt einem die ausdrucksstarke und humorvolle Sprache auf. Ist sie am Anfang noch etwas gewöhnungsbedürftig, liest man sich schnell ein. Viele Sätze sind kurz und auch Ausdrücke aus der klassischen Märchenwelt wird man finden (Sprach's, und verschwand. S.120). Das alles kombiniert die Autorin mit einer guten Prise Umgangssprache und einem katzentypischen Humor. Rattenkacke und Mäusepisse! - da macht das Lesen ja wirklich Spaß!

Die Geschichte verläut zwischen den Genren Urban- und High-Fantasy. Einige Teile spielen in der heutigen Menschenwelt, andere konzentrieren sich vollständig auf das Katzenreich Trefélin. Dieser Genemix ist sehr gut gelungen, der Übergang von der Menschen in die Katzenwelt ist gut greifbar.
Im Verlauf der Geschichte bildet sich zwar eine Clique aus Hauptcharakteren, gerade aber am Anfang muss sich der Leser durch viele neue und ungewöhnliche Charaktere kämpfen. Besonders Felia, ihre Katzenfreundin Che-Nupet (welche die Geschichte am humorvollsten bereichert) und der Kater Nefer überzeugen. Man kommt mit der Geschichte zwar gut zurecht, doch hätte durchaus auf ein bis zwei Nebencharaktere verzichtet werden können, ohne etwas von der Story einzubüßen.

Leider erscheint der Handlungsverlauf etwas zu geradlinig. Er gestalten sich nach dem bekannten Schema Problem - Lösungsdiskussion - auf den Weg zum Problem machen - Lösungserfolg. Dies zwar mit kurzen Zwischenschwierigkeiten, aber mit dem immer gleichen Erfolgserlebnis. Harmonie- und Happy-End begeisterten Lesen dürfte das gefallen, kritische Fantasyleser werden dadurch die Handlung als zu seicht empfinden.

Hoch anrechnen muss man Frau Schacht die Ausarbeitung der Katzen. Sie wirken durch ihr Sprachvermögen zwar menschlich, besitzen aber alle typischen Katzeneigenschaften. Diese werden jedem Leser bekannt vorkommen, und wirken so real und auch rührend, das wiederholtes Schmunzeln garantiert ist.

Der Schluss wirkt, im Gegensatz zum geradlinigen Handlungsverlauf der Geschichte, wie ein letztes aufbäumen, um die Spannungskurve nochmals in die Höhe zu treiben. So, als würde Frodo seinen Ring doch nicht an den Schicksalsberg verlieren, bevor er dann endgültig fällt.
Zu den Wesen, die während der Schlusshandlung, in gerade mal einem Kapitel auftauchen, hatte man das ganze Buch über keinen Bezug. Sie wirken darum auch nicht so fürchterlich, wie dargestellt. Das Ende wäre auch ohne diese Spannungskurve ausgekommen.
"Jägermond" ist eine abgeschlossene Geschichte. Das Gute hat gesiegt, das Böse wurde bestraft. Fans fordern bereits einen Nachfolgeband.

Persönliches Fazit
Zeckenbiss und Krätze! "Jägermond: Im Reich der Katzenkönigin" hat sogar mir, als Nicht-Katzenfan gefallen. Ich hatte mit dem Buch, trotz der genannten Schwächen, einige humorvolle Stunden und habe besonders eine Katze sehr ins Herz geschlossen. Wohliges Schnurren inklusive! Kurz gesagt: Für Katzenfans ein Genuss, für den passionierten Fantasyleser kein Muss! (Aber ein Kann!) 3 gute Sterne.
Handlung: 3 / 5
Charaktere: 3,5 / 5
Lesespaß: 3,5 / 5
Preis/Leistung: 3,5 / 5

© Damaris Metzger, damarisliest.de



Dienstag, 13. September 2011

Rezension zu "Das kalte Herz der Schuld" von Anna Jarzab



Verlag: cbt (September 2011)
Ausführung: Klappenbroschur, 448 S.
ISBN: 978-3570307670
8,99 € [D]

Genre: Jugendthriller

© Cover- und Zitatrechte: cbt Verlag


Klappentext
Es waren vier Schüsse mitten ins Herz, die Carly töteten. Ein Jahr ist seit dem Mord vergangen und der vermeintliche Täter sitzt im Gefängnis. Doch es gibt zwei Menschen, die an dieser allzu leichte Wahrheit zweifeln: Neily, Carlys damaliger Exfreund, und Audrey, ihre beste Freundin und – Tochter des Mörders! Die beiden beginnen Fragen zu stellen und entblättern nach und nach die düsteren Geheimnisse, die Carlys Tod umgeben – eine Spirale von Schuld, Schweigen und Selbstzerstörung tut sich auf. Alle Spuren erzählen von den ungeahnten Abgründen, in die ihre Freundin sich stürzte … und führen zu ihrer Clique an der Eliteschule von Brighton. Was wusste Carly? Und wer wollte sie zum Schweigen bringen?

Über die Autorin
Anna Jarzab wuchs in einem Vorort von Chicago und dann in Gegend von San Francisco East Bay auf, wo auch ihr Roman "Das kalte Herz der Schuld" spielt. Sie studierte an der Santa Clara University Englisch und Politikwissenschaft und machte danach ihren Master an der University of Chicago in Literatur und Kreativem Schreiben. Zurzeit lebt sie in New York City. Der Thriller "Das kalte Herz der Schuld" ist ihr erstes Buch, an dem sie sechs Jahre lang schrieb.

Rezension

Der erste Satz: Es war gegen Ende des Sommers, die Zeit, wenn die Hügel knochentrocken und braun sind und die Sonne derart vom Himmel knallt und über den Asphalt flirrt, dass man einen Hitzschlag bekommen könnte.

Neily ist ein Sonderling, aber ein Superhin. Darum nahm er an der Elite-Highschool Brighton auch an einen Sonderprojekt für besonders begabte Schüler teil. Damals noch mit seiner Freundin Carly. Doch Carly veränderte sich urplötzlich, und verließ Neily, trotz langer Beziehung, für den Highschool-Star und Drogendealer Adam. Kurz darauf wurde Carly erschossen aufgefunden - ausgerechnet von ihrem Exfreund Neily. Ein Jahr ist inzwischen vergangen. Carlys Mörder, niemand Geringeres als ihr Onkel, wurde zwar gefasst und sitzt hinter Gittern, aber Neily kommt über die Sache einfach nicht hinweg.
Im Gegensatz zu allen andren glaubt Audrey an die Unschuld ihres Vaters. Als sie Neily von ihrem Verdacht erzählt, dass ein anderer Carly umgebracht hat, glaubt dieser erst, dass Audrey nur ihren Vater entlasten will. Bald aber stoßen die beiden auf einige Ungereimtheiten, denen bei der Ermittlung keine Beachtung geschenkt wurde. Und so machen sich Carlys Exfreund und ihre beste Freundin und Cousine auf die Suche nach dem wahren Mörder.

"Das kalte Herz der Schuld" ist ein Jugendthriller. Das fällt an der einfachen und jugendlich gehaltenen Sprache auf, die aber durchaus auch jedem Erwachsenen Spaß macht. Die Geschichte beinhaltet fünf Teile, in denen sich der Ich-Erzählstil der beiden "Ermittler" Neily und Audrey abwechselt. Das wirkt seht überzeugend, da man eine Sicht der Dinge von zwei Perspektiven aus bekommt. Da Neily und Audrey teils unterschiedlicher Meinung sind, bekommt man so einen guten Gesamtüberblick über den Handlungsverlauf.

Interessant ist, dass alle Jugendlichen (Haupt- sowie Nebencharaktere) agieren, als wären sie schon Anfang oder Mitte Zwanzig. Die Geschichte enthält viele Rückblenden aus der Zeit, als Carly noch am Leben war. So erfährt man schon bald, dass Carly erst 14 war, als sie und Neily ein Paar wurden. Manchmal fragt man sich, ob 14-jähre Jugendliche schon so reden, Drogendeals abwickeln und wilde Partys feiern (dürfen). Alle Highschool-Kids wirken sehr frühreif.

Wirken die beiden Hauptprotagonisten Neily und Audrey zu Anfang noch etwas sonderbar, kann man sie bald schon recht gut einschätzen. Dazu trägt viel bei, dass die Geschichte ungefähr zu gleichen Teilen im Jetzt und durch Rückblenden auch in der Vergangenheit, vor und kurz nach Carlys Ermordung spielt. Einzig mit Carly wird man während des ganzen Buches nicht recht warm. Ihr Tod ist zwar tragisch, sie wirkt jedoch durchweg unsympathisch. Dies ist jedoch von der Autorin sicher so gewollt und spielt im Verlauf der Handlung eine wichtige Rolle.

Die Erzählung und die Ereignisse um Carlys Ermordung sind interessant, aber nicht sehr actionreich. Blutige Beschreibungen und thrillertypische Grausamkeiten, gibt es, mit Rücksicht auf die jugendliche Zielgruppe, überhaupt nicht. Bis weit über die Buchmitte hinaus wird viel erzählt. Diese Erinnerungen der Hauptprotagonisten laufen der aktiven Kommunikation eindeutig den Rang ab. Spannung kommt, bis auf zwei Schlusskapitel, nicht wirklich auf. Dies schmälert nicht die interessante Handlung, Leser die aber einen spannenden Actionthriller erwarten, kommen hier nicht auf ihre Kosten. Der Zielgruppe könnte "Das kalte Herz der Schuld" aber durchaus gefallen.
Trotzdem lässt sich das Buch sehr gut und kurzweilig schmökern, ist abgeschlossen und lässt einen nicht mit offenen Fragen zurück.

Persönliches Fazit
"Das kalte Herz der Schuld" ist ein guter, solider Jugendthriller, mit einem guten Preis-/Leisungsverhältnis. Die Schreibweise ist sehr gut und die Geschichte durchdacht. Trotz, oder gerade wegen der interessanten Rückblenden, erschien mir die Handlung etwas zu lahm. Mehr Kommunikation und Dramatik hätte die Geschichte nochmals aufgewertet. Weil für mich während des Lesens die o.g. Punkte nicht so schwer wogen, hatte ich mit dem Buch einige kurzweilige Schmökerstunden. 3 Sterne!


Handlung: 3 / 5
Charaktere: 3 / 5
Lesespaß: 3,5 / 5
Preis/Leistung: 4 / 5

© Damaris Metzger, www.damarisliest.de

Sonntag, 11. September 2011

Heute ist 9/11 - Was hast du damals gemacht?



Heute jährt sich der schreckliche Anschlag von 11. September 2001 auf die USA zum 10. Mal. Damals hielt die Welt den Atem an und schaute den ganzen Tag und die nächsten Wochen auf die erschütternden Bilder und Berichte aus den New York und Washington.

Ich selbst fühle mich Amerika sehr verbunden, habe dort Verwandte und das Land auch schon einige Male besucht. Damals war ich einfach nur entsetzt und konnte zuerst gar nicht erfassen, was ich sah.

Gestern habe ich in einem TV-Bericht gesehen, dass 80-90% der Deutschen noch genau wissen, was sie an diesem Tag gemacht haben. Ich weiß es auch noch und bekomme immer noch eine Gänsehaut, wenn ich daran denke.

Der 11. September 2001 war ein Dienstag und für mich ein Arbeitstag. Ich arbeitete damals als Einrichtungsberaterin in einem großen Möbelhaus. Dort in der Abteilung "Junges Wohnen". Im ganzen Möbelhaus hingen Ferseher von den Decken, um die junge Kundschaft zu unterhalten. Es war immer VIVA oder MTV eingeschaltet. Ja wirklich, wir fanden das damals sehr cool immer die aktuellste Musik beim arbeiten zu hören und hatten eine Menge Spaß bei der Arbeit. Mein Freund und jetziger Mann, hatte an diesem Tag frei und war zu Hause.
Plötzlich fiel mir auf, dass kaum noch Kundschaft unterwegs war. Die Abteilungen wirkten wie ausgestorben. Ich dachte mir nichts dabei und freute mich über ein Schwätzchen mit den Kollegen. Da klingelte das Telefon, mein Freund war dran, und ich kann mich noch gut an das erinnern, was er sagte:

"Du, da ist gerade ein Flugzeug ins Word Trade Center in New York gekracht!"

Ganz ehrlich, ich hielt das für einen Scherz! Die Vorstellung davon konnte sich einfach nicht in meinem Gehirn festsetzten. Und das war ja erst der Anfang einer Kette von schrecklichen Ereignissen. Kurz darauf flog das 2. und 3. Flugzeug in den anderen Turm, sowie ins Pentagon in Washington, und bald danach stürzten beide Türme ein. Kein Scherz - aber damals wie heute unbegreiflich!

Unser Chef schaltete darauf hin alle Ferseher auf die Live-Berichte von RTL und n-tv. Diese liefen ja nun rund um die Uhr und die ganze Belegschaft versammelte sich vor den Fernsehern. An diesem Tag kam kein Kunde mehr.




Genau sechs Jahre später, am 11.09.2007 wurde unser Sohn geboren. So sind die Erinnerungen an 9/11 immer noch erschütternd, gleichzeitig haben wir an diesem Datum auch das schönste Geschenk der Welt erhalten.


Das waren sie, meine Erinnerungen an den 11. September 2001. Was habt ihr an diesem Tag gemacht? Wisst ihr es noch? Freue mich über eure Kommentare.


Samstag, 10. September 2011

Review zu "Schattenblüte" von Nora Melling



Rowohlt Polaris (November 2010), Band 1,
Softcover, 352 Seiten,
14,95 € [D]


Eine Liebe, stärker als der Tod

Seit dem Tod ihres Bruders ist für Luisa nichts mehr, wie es war. Sie beschließt zu sterben. Aber kurz vor dem letzten Schritt hält jemand sie auf: Thursen nennt sich der Junge mit den ­geheimnisvollen Schattenaugen. Mit einer Gruppe ­Jugendlicher lebt er im Wald, und er spürt Luisas Schmerz. Die «Verborgenen» können ihre Gestalt ändern: Sie sind ­Werwölfe. Mit jeder Verwandlung wird Thursen mehr zum Tier - und die Erinnerungen an sein vorheriges Leben verblassen. Bald wird er ganz Wolf sein. Dann hat Luisa auch ihn verloren. Für ihre große Liebe ­würde sie alles tun. Doch reicht das, um Thursen zu retten?


Meine Meinung
Luisa hat einen schweren Schicksalsschlag erlitten. Vor ein paar Monaten ist ihr kleiner Bruder an Krebs gestorben. Doch anstatt die Sache richtig zu verarbeiten, brechen die Eltern danach alle Bande zur Heimatstadt Hamburg ab und ziehen mit Luisa nach Berlin.
Luisa kann der Trauer um ihren Bruder nicht entkommen. Das Verhältnis zu ihren Eltern ist sehr belastet und in ihrer neuen Schule fühlt sie sich als Außenseiterin. Sie sieht nur den eigenen Tod als Ausweg. Im letzten Moment wird sie von Thursen, einem geheimnisvollen Jungen gerettet. Schon bald kommt Luisa hinter das Geheimnis, das Thursen umgibt und verliebt sich in den Jungen. Doch selbst hier, scheint es das Schicksal mit den beiden nicht gut zu meinen und Luisa droht Thursen unweigerlich zu verlieren.

Schade, dass man schon am Klappentext erkennen kann, um war für Wesen es sich bei Thursen und den, im Wald lebenden, Jugendlichen handelt. Würde man es nicht wissen, hätte man vielleicht eine Ahnung, doch offensichtlich ist es am Anfang der Geschichte nicht. Wahrscheinlich ist das Verlagspolitik. Der Klappentext soll den vorwiegend weiblichen Lesern sofort das Trendthema Werwölfe näherbringen. Ich hätte mich gerne überraschen lassen.

Im Gegensatz zu vielen anderen Romantasy Geschichten, begegnen sich Luisa und Thursen auf den ersten Seiten des Buches. Es gibt kein langes Kennenlernen und kein ewiges Hin und Her. Thursen ist plötzlich da und rettet Luisa, bevor sie sich das Leben nehmen kann. Diese Tatsache war für mich sehr erfreulich, doch es dauerte trotzdem etwas, bis ich mich in die Geschichte eingelesen hatte. Das lag vor allem am Schreibstil.

Die Autorin schreibt anders. Nicht schlecht, aber ungewöhnlich. Kurze Präsens-Sätze wirken sehr hart und einprägsam und unterstützen die düstere Atmosphäre gleich zu Anfang der Geschichte. Manchmal hätte ich mir das ein oder andere Personalpronomen zusätzlich gewünscht, z.B. "Ich schaue mich um" statt "Schaue mich um" (nicht wörtlich aus dem Text). So wirkten einige Sätze etwas kühl und unnahbar.
Zudem war Luisa ein Mädchen, mit dem ich so meine Schwierigkeiten hatte. Ihr schwerer Schicksalsschlag war zwar für mich gut verständlich, ihr Charakter war mir aber zu depressiv. Dass sie ständig schlecht gelaunt und schnippisch war, machte sie nicht gerade zu meiner besten Freundin und im ersten Teil der Geschichte begann sie mich wirklich zu nerven.

Im Gegensatz dazu fand ich Thursen toll! Seine optische Beschreibung war so bildlich, dass ich ihn ständig vor Augen hatte. Außerdem mag ich sensible, etwas traurig wirkende Romanhelden sehr gerne. Er wirkt düster und sexy, so mag ich das. Zwischen ihm und Luisa entwickeln sich ein paar schöne romantische Szenen und Gesten, bei denen ich als Romantsy Fan wirklich gut bedient wurde. Thursen wirkt sehr authentisch aber auch verletzbar und hatte so von Anfang bis Ende meine vollsten Sympathien.
Frau Melling hat Thursen (und den Wölfen) ein Farbkonzept verpasst, von dem ich so noch nirgends gelesen habe. Das war ein großer Pluspunkt der Geschichte. Mit jeder Verwandlung zum Wolf verblassen nicht nur Thursens Erinnerungen sondern auch die Farben von seiner äußerlichen Erscheinung. Dieses Thema zieht sich durch die ganze Geschichte, ist sehr gut durchdacht und hat mich auch wirklich berührt.

Musste ich mich anfangs noch mit Schreibstil, Luisas Launen und einer düsteren Hoffnungslosigkeit abfinden, so wendete sich mein Leseverhalten schlagartig mit einem, in der Geschichte auftauchenden Zettel. Plötzlich gab es Hoffnung und die depressive Stimmung war wie weggeblasen. Ab hier packte mich "Schattenblüte" total. Die Geschichte ist alles andere als geradlinig. Man weiß nie, was als nächstes passiert. Eine ständig steigende Spannung und ein filmreifes Ende bescherten mir ein paar rasante und gefühlvolle Lesestunden.

"Schattenblüte: Die Verbogenen" hat es geschafft, mich sehr zu überraschen. War ich anfangs noch skeptisch, ob mir die Geschichte zusagt, habe ich das Buch mit einem guten Gefühl zugeklappt. Sogar für Luisa entwickelte ich zarte Sympathiebande. Die Geschichte könnte man als abgeschlossen betrachten, sie wird jedoch im Frühjahr 2012 mit "Schattenblüte: Die Wächter" fortgesetzt. Wir dürfen gespannt sein!

© Damaris Metzger, damarisliest.de

Dienstag, 6. September 2011

Rezension zu "Sieben Minuten nach Mitternacht von Patrick Ness & Siobhan Dowd

Verlag: cbj (August 2011)
Ausführung: Hardcover, 216 Seiten
ISBN: 978-3570153741
16,99 € [D]

Genre: Jugendbuch


Inhaltsinfo/Pressetext
Das Monster tauchte kurz nach Mitternacht auf. Wie Monster das so machen. Conor war wach, als es kam. Er hatte einen Albtraum gehabt. Na gut, nicht irgendeinen. Den Albtraum. Den einen, den er in letzter Zeit ziemlich oft hatte. Den mit der Dunkelheit und dem Wind und dem Schrei. Den mit den Händen, die er irgendwann nicht mehr festhalten konnte, egal wie sehr er sich bemühte.
Den, der immer damit endete, dass ...

Glaubwürdig, herzzerreißend und unendlich tröstlich - dieses Buch lässt keinen mehr los.

Der 13-jährige Conor hat jede Nacht einen furchtbaren Albtraum, von dem er niemandem erzählen kann und will. Da erscheint eines Nachts ein Monster vor seinem Schlafzimmerfenster. Aber es ist nicht der Schrecken aus seinen Träumen. Dieses Wesen ist uralt, wild und weise - es ist das Leben selbst. Und es ist gekommen, um dem Jungen zu helfen.

Über die Autorin/den Autor
Patrick Ness wuchs in den Vereinigten Staaten und auf Hawaii auf. Seit Ende der 90er-Jahre lebt er in London und ist dort als Dozent für kreatives Schreiben und Literaturkritiker für die Tageszeitung The Guardian tätig. Für seine Kinder- und Jugendbücher wurde er mehrfach ausgezeichnet, er gewann unter anderem den renommierten Costa Children's Book Award und war auf der Auswahlliste für die Carnegie Medal.
In »Sieben Minuten nach Mitternacht« schreibt Patrick Ness eine Idee seiner mit der Carnegie Medal und dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichneten Schriftstellerkollegin Siobhan Dowd weiter. Ihr früher, tragischer Krebstod verhinderte die Umsetzung ihrer Idee in eine eigene Geschichte.

Rezension

Der erste Satz: Das Monster tauchte kurz nach Mitternacht auf. Wie das bei Monstern eben üblich ist.

Conors Mama ist krank. Schwerkrank. Und im Grunde weiß Conor auch, was das Resultat dieser Krankheit sein wird. Doch er spricht es nie aus. Versucht stattdessen seiner Mama die Arbeit abzunehmen, für die sie zu schwach geworden ist. So macht er sich selbst sein Frühstück, räumt Haus und Küche auf und kümmert sich um die Wäsche. Er möchte stark sein, sich nichts anmerken lassen. Vor allem nicht vor seinen Klassenkameraden und seinen Großmutter, die sowieso ganz anders ist, wie Großmütter normalerweise sind.
Und so darf auch niemand von dem schrecklichen Albtraum wissen, der Conor fast jede Nacht heimsucht. In ihm erfährt Conor das Schlimmste, was er sich vorstellen kann. Das er lieber verdrängen, wie aussprechen möchte.
Eines Nachts, um sieben Minuten nach Mitternacht, kommt ihn ein Monster besuchen, das Conor die nächsten Tage in seinem Alltag begleitet. Was das Monster ihm zeigen will, warum es immer sieben Minuten nach Mitternacht auftaucht und der Sinn seines Besuchs, erschließen sich Conor erst ganz zum Schluss.

Ich bin nicht gekommen, um sie zu heilen, sagte das Monster. Ich bin gekommen, um dich zu heilen. S. 181

"Sieben Minuten nach Mitternacht" ist etwas Besonderes. Besonders verpackt, besonders geschrieben und besonders berührend.

Die Aufmachung ist eine Augenweide (in Anlehnung an den Eiben-Baum im Buch könnte man auch "Augeneibe" sagen). Vom Cover bis zur illustrieren Innengestaltung ist die Optik rundum gelungen. Sie ist recht düster gehalten und passt so hervorragend zur Thematik der Geschichte.
Kinder-, bzw. Jugendbuch typisch, ist der Schreibstil. Einfach, gut verständlich und doch sehr eingängig erlebt der Leser den Alltag von Conor, seiner kranken Mutter und den nächsten Angehörigen. Der personale Erzähler folgt während der ganzen Geschichte nur Conor, lässt einen das Geschehen aus seinem Blickwinkel heraus erleben. So kann man sich ab dem ersten Kapitel komplett in Conor hineinversetzten.
Da verwundert es nicht, dass man den Jungen bald so gut kennenlernt, dass man von seinen Handlungen und Gedanken besonders be-und gerührt wird.

Conor ist ein normaler junger Teenager, der sich, vom Schicksal arg gebeutelt, in sein Schneckenhaus zurückgezogen hat. Für seine engsten Familienangehörigen ist es schwierig zu ihm durchzudringen, für seine Klassenkameraden fast gänzlich unmöglich. Deren Hänseleien und Schikanen lässt er einfach über sich ergehen, nur um ja keine Gefühle zu zeigen.
Das ändert sich erst, als Conor das Monster kennenlernt. Dieses erzählt ihm drei Geschichten und hilft Conor so, sich über seine Gefühle klar zu werden. Überraschenderweise bestehen diese nämlich nicht nur aus Trauer und Niedergeschlagenheit, sondern auch aus Enttäuschung und Wut. Handlungen von Conor, die der Leser erst als impulsiv und unberechenbar empfindet, ergeben im Laufe der Geschichte einen Sinn. Man fühlt sich dem Jungen unheimlich verbunden!

Wenn du die Wahrheit aussprichst, flüsterte das Monter ihm ins Ohr, wirst du allem ins Auge blicken können, egal, was passiert. S. 212

Das Buch ist ein Jugendbuch und beschäftigt sich mit einer schwierigen Thematik. Trauer, Loslassen und Respekt sind Themen, bei denen sich viele Menschen, genau wie Conor, in ihr Schneckenhaus zurückziehen. Die Geschichte um Conor, seine Mama und das Monster ist ernst und doch auch einfühlsam und liebevoll - ohne den zurechtweisenden Zeigefinger zu erheben. So wird diese Geschichte nicht nur die Seele von Kindern und Jugendlichen berühren, sondern auch bis ins Herz von Erwachsenen durchdringen. Und nochmal:

"Sieben Minuten nach Mitternacht" ist etwas Besonderes. Besonders verpackt, besonders geschrieben und besonders berührend!

Persönliches Fazit
Es ist schwierig ein Buch in eine Punktescala zu packen, dass so außerhalb eines Bewertungsschemas liegen sollte wie "Sieben Minuten nach Mitternacht". Die Geschichte hat mein Herz berührt und ich war während des Lesens und am Ende sehr bewegt. Sie regt zum Nachdenken an und wirkt wie Balsam für die Seele. Prädikat: Besonders wertvoll!!

Zitate aus "Sieben Minuten nach Mitternacht" von Patrick Ness & Siobhan Dowd

Man ist nur einmal jung, heißt es, aber dauert dieses Jungsein nicht eine lange Zeit? Mehr Jahre, als man aushalten kann. (Hilary Mantel, Ein Liebesexperiment) S. 9
Du schreibst die Geschichte deines Lebens nicht mit Worten ... Du schreibst sie mit Taten. Es ist nicht wichtig, was du denkst. Wichtig ist nur, was du tust. S. 202
Wenn du die Wahrheit aussprichst ... wirst du allem ins Auge blicken können, egal, was passiert. S. 212

© Zitatrechte cbj Verlag

Montag, 5. September 2011

Rezension zu "Ruht das Licht" von Maggie Stiefvater



Verlag: script5 (September 2011)
Originaltitel: Linger
Übersetzer: Jessika Komina & Sandra Knuffinke
Reihe: Band 2/3
Ausführung: Hardcover/SU, 400 S.
ISBN: 978-3839001189
18,90 € [D]

Genre: Urban Fantasy


Klappentext
Obwohl alles verloren schien, ist Sam zu Grace zurückgekehrt. Er hat den Wolf in sich besiegt und jetzt liegt ein ganzes Leben in seiner Menschengestalt vor ihm. Doch nun ist es Grace, deren Zukunft ungewiss erscheint. Sie, die sich ihrer menschlichen Haut immer so sicher war, hört nachts die Stimmen der Wölfe und weiß: Sie rufen nach ihr.

Wogegen Grace sich mit aller Macht wehrt, wäre Cole hochwillkommen. Cole wünscht sich nur eines: Vergessen. Vergessen, wer er ist. Vergessen, was er getan hat. Die Wolfshaut ist seine Zuflucht. Doch trotz der eisigen Kälte gelingt es ihm nicht, die Wolfsgestalt dauerhaft anzunehmen.

Als Coles Vergangenheit ihn einholt und sich immer mehr neugierige Augen auf die Wölfe richten, muss Sam zusehen, wie seine Welt zerbricht: Das Rudel schwebt in größter Gefahr und Grace hält nur noch die Liebe zu ihm in ihrem menschlichen Leben. Sam ahnt, dass der Wolf in ihr eines Tages siegen wird ...

Über die Autorin
Maggie Stiefvater, geboren 1981, hatte glücklicherweise immer Schwierigkeiten, ihren Hang zu Tagträumereien und Selbstgesprächen mit ihren Jobs zu vereinbaren. Anstatt also als Kellnerin, Kalligrafielehrerin oder technische Redakteurin zu arbeiten, versuchte sie es mit der Kunst. Heute lebt sie als erfolgreiche Musikerin, Malerin und Autorin in Virginia, ist verheiratet, hütet zwei kleine Kinder sowie zwei neurotische Hunde und hofiert eine verrückte Katze. "Ruht das Licht" ist der zweite Band ihrer Trilogie über die Wölfe von Mercy Falls.

Rezension

Der erste Satz: Dies ist die Geschichte eines Jungen, der ein Wolf war, und eines Mädchens, das zu einem wurde.

Oha! Ein Prolog, der praktisch in einem Satz die ganze Geschichte verrät?! So mag man als aufmerksamer Leser gleich zu Anfang denken, und kritisch die Stirn runzeln. Ob man das so gutheißt? Wird die Geschichte so denn funktionieren? Und ob! Diese Gedanken sind natürlich und berechtigt, doch so einfach, wie hier im ersten Satz, ist es nicht.

Sam muss sich erst an sein neues Leben als Mensch gewöhnen, was ihm nach all den Wintern als Wolf nicht immer leicht fällt. Grace macht sich Gedanken um ihre Zukunft. Sie träumt von einem Leben, dass für immer an der Seite von Sam sein wird. Doch manchmal fühlt sie sich nicht sehr wohl in ihrer Haut, was aber nichts mit Sam zu tun hat. Das macht ihr Angst und verwirrt sie.
Isabel trauert immer noch um ihren toten Bruder und leidet unter der schlechten Beziehung zu ihren Eltern. Als sie den unnahbaren und egozentrischen Cole trifft, wirft das ihr Leben noch mehr durcheinander.
So viel zum Inhalt. Grace und Sam, sind dem Leser schon aus dem Vorgängerband "Nach dem Sommer" bekannt. Auch in "Ruht das Licht" wechselt die Ich-Perspektive zwischen den beiden hin und her. Zusätzlich schenkt uns die Autorin noch die Ich-Perspektive von Isabel und Cole, wodurch sich vier Personen die Erzählung der Geschichte teilen. Dadurch gewinnt der Plot an Fahrt und da nur Cole als komplett neue Person dazukommt, macht es unheimlich Spaß die Geschichte aus den vier Perspektiven zu lesen.

Alle Charaktere haben sofort die Sympathien des Lesers. Anders, als meist üblich, ist Sam der sensible und romantische Denker, während Grace eher das pragmatische Mädchen mimt. Die innige Beziehung der beiden, spürt der Leser genau wie im Vorgängerband. So bleiben sie authentisch und greifbar. Selbst die schnippische und anscheinend kaltherzige Isabel liest man gerne, trifft sie mit ihren Aussagen doch den Nagel immer direkt auf den Kopf. Das tut dem Lesefluss richtig gut, da sie einfach sagt, was Sache ist. Cole ist wohl der schwierigste Charakter. Auch wenn er mit seinem Verhalten überall aneckt, sind seine Gedankengänge plausibel und nachvollziehbar. Man möchte mehr über ihn erfahren.
Ich fror, Schnee fiel auf meine Hand und ich war ein Mensch.
Die Zukunft lag vor mir, unendlich weit, sie erstreckte sich immer weiter und sie gehörte mir, so sehr, wie mir noch nie etwas gehört hatte. (Sam, S. 66)

"Ruht das Licht" ist ein sanftes, gefühlvolles, ja, trotz der Dramatik ein leises Buch. Die Sprache ist einzigartig gut. Man möchte sie fast schon als lyrisch bezeichnen. Englischkenntnisse sind von Vorteil, da alle Songtexte und einige Gedanken von Sam im englischen Original belassen wurden. Nur so versteht man die volle Tragweite seiner Gedanken.
Die Geschichte wirkt leicht entrückt, man fühlt sich als würde man über die Seiten schweben. Vor allem sind manche Sätze so ausdrucksstark und gefühlvoll, dass man unweigerlich eine Gänsehaut bekommt oder einem manchmal das Herz wehtut. Ist die Erzählung bis auf den Schluss nicht sehr actionlastig, baut sich während des Lesens unmerklich eine solche Spannung auf, dass man es kaum auszuhalten vermag.
Die Beziehung zwischen Grace und Sam ist hochromantisch, aber anders, als man es erwarten würde. Kleine romantische Dinge, die man so aus anderen Büchern gewohnt ist, werde hier anders gelöst. So würde jeder Leser erwarten, dass Sam und Grace sich, nachdem sie sich ein paar Tage nicht gesehen haben, beim Wiedersehen um den Hals fallen. Nicht bei "Ruht das Licht". Solche Kleinigkeiten laufen hier anders ab und schaffen trotzdem Gänsehaut pur!

Gegen Ende wird die Geschichte hochdramatisch und sehr emotional. Mancher Leser wird das Buch kurz zur Seite legen müssen, um sich zu sammeln. So traurig und aufgewühlt man am Ende auch sein mag, stimmt der Schluss einen auch hoffnungsvoll. Für alle begeisterten Leser, die nun auf den letzten Band der Trilogie "In deinen Augen" warten müssen, wird es ein hartes Jahr!

Persönliches Fazit
Müsste ich das Buch, bzw. meine Gefühle dafür, mit fünf Adjektiven beschreiben, so würden sie wohl so lauten: Gefesselt, melancholisch, verzweifelt, traurig und hoffnungsvoll. Alles nur im positiven Sinn. Die Geschichte steht ihrem Vorgänger in nichts nach. Selten war ich während dem Lesen so aufgewühlt und emotional wie hier. "Ruht das Licht" ist ein wundervolles Buch, mit einem Ende, das ... Wie gehen nochmal diese Origami-Kraniche? Ich würde jetzt gerne anfangen zu falten - und zwar 1000 Stück! 5 Sterne Lieblingsbuchstatus, was sonst?!

Handlung: 5 / 5
Charaktere: 5 / 5
Lesespaß: 5  / 5
Preis/Leistung: 5 / 5

@ Damaris Metzger, damarisliest.de


Einmalig gut! Nach dem Sommer / Ruht das Licht / In deinen Augen


Reiheninfo Nach dem Sommer-Trilogie

Band 2: Ruht das Licht