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Sonntag, 28. Juli 2019

5 (Bücher) vom SuB #2


2019 soll das Jahr sein, in dem ich endlich meinen Stapel ungelesener Bücher (SuB) in Angriff nehme. Das ist mir wichtig und rumort mir schon seit Jahren im Magen. Denn meine rund 80 SuB-Bücher, die wegen Neuerscheinungen und Schnell-mal-eben-Einschüben immer mehr nach hinten rutschen, wollen von mir gelesen werden. Sie sollen nicht ungelesen altern, eventuell sogar aussortiert werden, wenn nach langer Zeit meine Lust darauf verschwunden ist.

Und weil ich bei solchen Dingen gerne mein Ziel im Auge behalte und Leselisten für mich eine feine Sache sind, ist "5 vom SuB" meine persönliche Challenge für dieses Jahr. Der Anfang wurde bereits mit 5 (Bücher) vom SuB #1 gemacht. Ich suche mir fünf Bücher aus, die ich alle lese, bevor dann die nächsten fünf folgen. Zu jedem Buch gibt es eine kurze Info zum Inhalt und meine Meinung. Willst du dich mir anschließen? Jederzeit gerne. Weiter geht's ...


Nur drei Worte vom Becky Albertalli
Simon vergisst in der Schule versehentlich, sich von seinem Mail-Account abzumelden. Und weil ein Mitschüler nun von den Mails zwischen Simon und Blue weiß, wird er erpresst. Denn Simon ist schwul, möchte aber selbst bestimmen, wann er sein Coming-out hat. Hoffentlich bekommt Blue nichts von den Erpressungsversuchen mit, denn Simons Leben ist auch so schon kompliziert genug.

"Nur drei Worte" ist ein sehr menschlich-sympathischer Coming-out-Jugendroman mit einem tollen Hauptprotagonisten. Simon lässt Leser*innen direkt in sein Inneres blicken, hat einen tollen Humor, aber auch Ängste und übersprudelnde Gefühle. Die Handlung wirkt spritzig-natürlich, nur selten ein bisschen inszeniert. Man kann das Buch fast in einem Rutsch durchlesen. Ich empfand es als herzlich und wunderbar und irgendwie auch jugendlich romantisch, auch wenn mir an ein bis zwei Stellen zu viele Klischees bedient wurden. Am Ende war ich dann sehr glücklich mit dem Buch.


Im Herzen der Zorn von Elizabeth Miles
Em hat mit den Furien einen Pakt geschlossen. Weil sie aber nicht darüber reden darf, scheint ihre große Liebe JD nun für sie verloren. Em verändert sich zusehends, möchte aber um JD kämpfen.
Gleichzeitig taucht ein neues Mädchen in Ascension auf. Skylar möchte ihr altes Leben hinter sich lassen und endlich beliebt und geschätzt werden. Dafür freundet sie sich mit Meg an und ihr Plan, zu den beliebtesten Jugendlichen zu gehören, scheint aufzugehen. Doch sie hat keine Ahnung, wer Meg wirklich ist.

Band 1 der Furien-Trilogie "Im Herzen die Rache" lag schon so lange zurück, dass ich das Buch vor diesem zweiten Band nochmals gelesen habe. Das war auch sinnvoll, ich konnte mich nur noch bruchstückhaft an die Handlung erinnern. "Im Herzen der Zorn" gefiel mir grundsätzlich gut, das Buch war intrigant, mit sehr spannenden und oftmals auch gruselig-abgedrehten Stellen. Doch es gehört auch zu den Büchern, deren Zeit für mich irgendwie vorbei ist. Ich ging davon aus, diese Trilogie im Regal behalten zu wollen, weiß aber jetzt schon, dass ich mich von ihr trennen werde ... nach dem Lesen von Band 3.

Mittwoch, 24. Juli 2019

High Five - 5 Sätze/5 Adjektive zu "Immer kommt mir das Leben dazwischen" von Kathrin Schrocke



Mixtvision Verlag (Juli 2019),
Hardcover, 192 Seiten,
14,00 € [D]

Seit Karl im Traum sein toter Opa erschienen ist, will er unbedingt Youtube-Star werden. Aber immer kommt ihm etwas dazwischen: Seine Oma will in eine Hippie-WG ziehen, sein Schwarm Irina schleppt eine Katzenfrau als ersten Follower an und seine oberschlauen Cousins lüften ein Familiengeheimnis. Als sich dann auch noch die Polizei an Karls Fersen heftet, ist das Chaos perfekt ... (Text-, Cover- und Zitatrechte: Mixtvision Verlag)


Im Traum hat mir Opa empfohlen, die Schule zu schmeißen. Er gab mir den Rat, Youtube-Star zu werden, unglaublich viel Kohle zu scheffeln und die eingebildeten Mädels aus meiner Klasse links liegen zu lassen.
Danach bin ich mit einem fetten Grinsen im Gesicht aufgewacht. Das war die erste spirituelle Berufsberatung in meinem Leben!
- S. 5


5 zusammenfassende Sätze/Punkte zum Buch

  1. Ein Sommerabend im Juli. Ich sitze im Garten (den ich eigentlich noch aufräumen wollte) und greife zu "Immer kommt mir das Leben dazwischen". Knapp 200 Seiten ist die Geschichte schlank, motiviert dadurch ungemein, um nur mal kurz reinzulesen. Dachte ich. Denn nach den ersten Seiten war klar, ich lasse den Garten Garten sein und lese lieber weiter. Das Buch ist herrlich!
  2. Herrlich lustig, herrlich verrückt und herrlich warmherzig, so liest sich Kathrin Schrockes Roman, der sehr nah an den aktuellen Interessen der jugendlichen Zielgruppe geschrieben ist: Youtube, Minecraft, Smartphone und erste Liebe. Aber nicht ohne etwas Selbstironie und Augenzwinkern. Dazu kommen die vielen turbulenten und charmant-komischen Erlebnisse des 13-jährigen Karl, der die Geschichte erzählt. Ihm ist es auch geschuldet, dass ich das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht bekam oder alle drei Seiten laut auflachen musste (die belustigten Blicke meiner Kinder inklusive).
  3. In Karls Familie geht es drunter und drüber. Zuerst erscheint ihm im Traum sein toter Opa und empfiehlt ihm Youtube-Star zu werden und die Schule hinzuschmeißen. Sehr zum Missfallen von Karls Avocado liebenden Eltern natürlich. Genau diese trennen sich dann aber auf Zeit, was Karls Leben nicht einfacher macht. Und dann will auch noch seine Oma in das Wohnprojekt Mehrgenerationenhaus, eine stadtbekannte Hippie-WG, ziehen. Und weil davon niemand erfahren soll, organisieren Karl und seine kuriosen Cousins (Master und Desaster!) den Umzug.
  4. Doch die Geschichte ist mehr als die reine Aneinanderreihung von cool-witzigen Ereignissen oder der Humor, der sich durchs ganze Buch zieht. Feinfühlig wird die Gedankenwelt des jungen Karl dargestellt, dessen Leben ganz sicher nicht nur aus Turbulenz und Sonnenschein besteht. Es ist ebenso eine  Pubertäts- wie auch eine Familiengeschichte.
  5. Am Ende war mir klar, ich werde dieses Buch behalten und für meine Kinder bewahren. Sie müssen das lesen! Vielleicht in ein bis zwei Jahren (oder doch schon früher?) Wirklich klasse!

5 Adjektive, die mir spontan zum Buch einfallen

punktgenau, witzig, turbulent, feinfühlig und herzlich



Zusammengefasst vom Fazitbär:
Wer meint, nur mal eben in "Immer kommt mir das Leben dazwischen" reinlesen zu wollen, der wird schnell eines Besseren belehrt. Denn einmal damit begonnen, ist es fast nicht möglich das Buch zur Seite zu legen. Die Geschichte ist vordergründig herrlich crazy und witzig, wurde am Zahn der Zeit (und mit ganz viel Herz) geschrieben, besitzt aber auch viel Feingefühl für ihre Protagonisten und damit die jugendliche Zielgruppe. Nicht verpassen, unbedingt lesen!


© Damaris liest.




Dienstag, 23. Juli 2019

"Mitternacht" von Christoph Marzi



Das Thema
Es gibt einen Ort, an dem die Geister leben, eine Welt, die unsere berührt, eine Stadt, in der mit Geschichten und Albträumen Handel getrieben wird. Ein Missgeschick lässt Nicholas James, den alle nur den "gewöhnlichen Jungen" nennen, diese Welt betreten - und alles ändert sich: Peter Chesterton, ein reisender Geist, nimmt sich seiner an. Das Findelgeistmädchen Agatha stiehlt sein Herz. Und etwas, das im Dunkeln lauert, gewinnt an Macht. Die Wege, die Nicholas beschreitet, führen ihn dorthin, wo alle Hoffnungen geboren und alle Träume gestorben sind, an einen Ort, den die Geister voller Ehrfurcht "Mitternacht" nennen. Eine Geschichte von der Macht der Bücher und der Gefahr des Vergessens, in einer Welt der Geister.

© Klappentext-, Cover- und Zitatrechte: Piper Verlag


Er lächelte verschlafen und zufrieden, drehte sich auf dem schmalen Bett zur Seite und knüllte sich das Kopfkissen bequem.
In dem Moment bemerkte er die Silhouette des Mannes, der neben seinem Bett stand und ihn beobachtete. Das war der Augenblick, in dem sich sein Leben änderte und die Dinge ins Rollen kamen.
"Wer sind Sie?" Nicholas setzte sich ruckartig auf. Das Herz schlug ihm auf einmal bis zum Hals.
Der Mann, der nur ein Schatten und darüber hinaus noch sehr dünn war (ein dünner Schatten, könnte man sagen), erschrak ebenfalls. So jedenfalls schien es. Er fuhr zurück, ein wenig nur, machte aber keine Anstalten abzuhauen. "Niemand", sagte er leise.
- S. 10


Das Leseerlebnis
Christoph Marzi schreibt beeindruckende und mitreißende Bücher. Darum hatte ich sein neuestes Buch "Mitternacht" auch seit der Ankündigung auf dem Schirm. Der Erscheinungstermin verschob sich mehrfach, doch endlich war es da ... und ja, es hat mich mitgerissen. Das Buch kann, egal ob es irgendwann fortgeführt werden sollte, als Einzelband gelesen werden. Die Geschichte ist top, bis auf eine Einschränkung, weshalb mir eine Bewertung auch unglaublich schwer fällt. Ich versuche es trotzdem.

Nicholas James lebt auf einem Hausboot in London. Er verdient seinen Lebensunterhalt als Autor, allerdings hat er bis dato erst ein einziges Buch veröffentlicht (das für die Geschichte aber von großer Relevanz ist). Eines nachts sieht er einen Mann, den er eigentlich nicht sehen dürfte. Durch ihn gelangt er in ein alternatives London, eine Geisterwelt. In dieser ist es den dort lebenden Geistern wichtig, dass ihre Geschichten, die Erinnerung an sie, lebendig bleiben. Denn sonst verblassen die Geister und lösen sich auf. Dadurch entsteht im Geisterlondon ein Handel mit Geschichten, in den auch Nicolas hineingezogen wird. Es wird für ihn sehr gefährlich und nervenaufreibend.

Samstag, 20. Juli 2019

Meine Lieblingsbücher aus dem Magellan Verlag & "Happy Birthday, Magellan!"-Gewinnspiel (Werbung)

Am 21. Juli feiert der Magellan Verlag seinen 5. Geburtstag. Nicht umsonst nennt er sich "Der Verlag mit dem Wal", ist doch das Logo ein äußerst niedlicher und einprägsamer kleiner Wal. Wow, wohin ist nur die Zeit verschwunden? Ich kann mich erinnern, wie aufgeregt und freudig ich war, als ich von der Gründung dieses neuen Kinder- und Jugenbuchverlags hörte. Unabhängig, unwiderstehlich und besonders nachhaltig. Das konnte nur gut werden, und das wurde es auch. Ein begeistertes Happy Birthday, Magellan! kommt darum von Herzen und ich freue mich auf viele weitere Bücher vom Wal.

Innerhalb der letzten fünf Jahre habe ich einige Bücher des Verlags gelesen. Nicht wenige haben bei mir einen solch bleibenden Eindruck hinterlassen, dass ihnen für immer ein Ehrenplatz in meinem Regal sicher ist. Meine kleine und feine Sammlung Magellan-Bücher kannst du auf dem Bild sehen. Drei Bücher kürte ich bisher zum Lieblingsbuch. Mit ihnen hatte ich nicht nur allerbeste Lesestunden, sie vermittelten mir dieses ganz spezielle Gefühl, diese besondere und enthusiastische Liebe zum Buch. Gerade fällt mir übrigens auf, dass ich ein Buch für das Foto vergessen habe. Wie schade, auch wenn es noch nicht gelesen wurde; "Mein Weg aus unsichtbarer Tinte" ist ausgerechnet von der Autorin meines liebsten Magellan-Lieblingsbuches ... und das folgt gleich.

Mittwoch, 17. Juli 2019

"Wie man bei Regen einen Berg in Flip-Flops erklimmt" von Carol Weston



Das Thema
Vierzehn zu sein ist hart, findet Sofia. Und es ist noch härter, wenn man gerade seine Mutter verloren hat. Als würde man bei Regen einen Berg in Flip-Flops erklimmen. Aber zum Glück gibt es "Frag Kate", einen Online-Ratgeber, dem Sofia sich anvertraut. Nie hätte sie gedacht, wohin der E-Mail-Austausch führen würde! Sofias komplettes Leben wird auf den Kopf gestellt! Doch Veränderungen können durchaus etwas Positives sein - besonders, wenn man dabei einem süßen blonden Jungen namens Sam begegnet. Und Sofia ist nun auch nicht mehr jeden Tag traurig. Manchmal ist sie sogar richtig glücklich. Und sie begreift: Wenn du immer weiterkletterst, wirst du mit einer atemberaubenden Aussicht belohnt. Du siehst, was hinter dir liegt, was vor dir liegt und: was in dir steckt.

© Klappentext-, Cover- und Zitatrechte: Carl Hanser Verlag


Jedes Jahr Anfang Dezember suchten wir uns auf dem Broadway einen Baum aus und schleppten ihn nach Hause in die 93. Straße. [...] Dann schmückten wir ihn gemeinsam und hörten dabei Weihnachtslieder, von 'Jingle Bells' bis 'Feliz Navidad', während Pepper, unser schwarzer Kater, um uns herumflitzte und mit der Tatze nach den niedrig hängenden, mausgroßen Kugeln schlug.
Das war unsere Familientradition. Ich hatte immer gedacht, es würde ewig so weitergehen.
Aber am 7. April war Mom gestorben, und mit ihr ein Teil von mir.
- S. 16


Das Leseerlebnis
Es gibt Bücher, die gewinnen meine Aufmerksamkeit alleine durch den Titel. Okay, und vielleicht in diesem Fall auch noch durch meine bevorzugte Farbgestaltung (türkis und verspielt). Auf "Wie man bei Regen einen Berg in Flip-Flops erklimmt" traf das vollständig zu. Der Titel klingt fröhlich und beschwerlich, lustig und traurig - machte mich darum sofort neugierig. Die Geschichte ist sehr herzlich und einfühlsam ... und sie zeigt auf, dass tiefe Trauer und persönliches Glück ganz nah beieinander liegen können.

Schon der Anfang berührte mich sehr. Sofia, die fast 15-jährige Hauptprotagonistin spricht ihre Leser*innen direkt an, indem sie darauf hinweist, dass die Geschichte an sich ziemlich traurig ist, anfangs zumindest. Dass das letzte Jahr sehr schlimm und ziemlich hart für sie war.
Sofia ist in New York City aufgewachsen und ihre Kindheit war wundervoll. Bis plötzlich, und völlig unvorhergesehen, ihre Mutter starb. Zwar geht es Sophia mittlerweile wieder besser (sofern es einem innerhalb eines knappen Jahres besser gehen kann), doch die Trauer sitzt tief. Als sie an "Frag Kate", einen Onlineratgeber schreibt, erhält sie prompt Antwort. Sofias Leben ändert sich komplett, und sie erkennt, dass neu nicht unbedingt schlecht bedeuten muss, dass sie trauern und gleichzeitig glücklich sein kann.

Mittwoch, 10. Juli 2019

Buchzugänge vs. Buchabgänge im Juni 2019

Mein Vorsatz, mich 2019 vermehrt meinem SuB, meinen "alten", ungelesenen Büchern, zu widmen, geht nur langsam voran. Aber wie heißt es so schön: Steter Tropfen höhlt den Stein. Ich bleibe also dran. Zum Glück (für mich) lese ich momentan mehr Bücher als neue dazukommen. Das macht es leichter, mein Ziel im Auge zu behalten. Ich habe noch viele schöne Bücher vor mir und kann mich auf einige Schätze freuen. Drei Bücher habe ich im Juni ins Regal gestellt, acht Bücher gelesen.


Meine Buchzugänge im Juni - 3 Bücher



Dienstag, 9. Juli 2019

"Dumme Ideen für einen guten Sommer" von Kiera Stewart



Das Thema
Für die 12-jährige Edie ist die Aussicht auf die Ferien so schlimm wie nie. Mit ihrer peinlichen Familie muss sie in einer Kleinstadt in Florida ausharren, um das Haus der verstorbenen Großmutter Petunia auf Vordermann zu bringen. Ihr einziger Trost: die Gesellschaft ihrer supercoolen Cousine Rae. Als die beiden eine Liste mit Petunias Ideen für den Sommer finden, beschließen sie Punkt für Punkt abzuhaken. Die vermeintlich guten Ideen stellen sich dabei eher als albern und unvernünftig heraus - doch manchmal sind es genau solche, die man für ein Abenteuer braucht.

© Klappentext-, Cover- und Zitatrechte: Carlsen Verlag


Während ich noch über ihre Antwort staune, saust über uns etwas vom Himmel. Blätter rascheln, Äste schwanken und ich erstarre. Eine Fledermaus! Eine Hexe! Hilfe!
"Das war wahrscheinlich eine Eule oder so was Ähnliches", sagt Rae.
Oder so was Ähnliches. Ich wünschte wirklich, sie würde so etwas nicht sagen. Bleiben wir doch einfach bei Eule. Definitiv eine Eule. Ein entzückendes, schuhuendes kleines Ding, das weise und freundlich ist. Damit sind wir auf der sicheren Seite.
- S. 105


Das Leseerlebnis
Ach schön, ein Sommerbuch für junge Leser*innen, das nach großem Lesespaß mit Tiefsinn klingt. Genau so waren meine Gedanken, als ich einen ersten Blick auf "Dumme Ideen für einen guten Sommer" warf. Es geht um Edie, die, an der Schwelle zur Jugendlichen, mitten im Hochsommer nicht nur bildlich über ihren Schatten springt. Das enthält zwar weniger Tiefsinn als gedacht, dafür mehr Nachdenklichkeit und ist herrlich lustig und charmant-verrückt erzählt.

Die fast 13-jährige Edie fühlt sich ohne ihre beste Freundin Taylor als ziemliche Aussenseiterin. Und jetzt fährt Taylor auch noch alleine auf die Sommeranfangs-Zeltparty, für die Edie von ihren Eltern keine Erlaubnis bekam. Stattdessen muss Edie mit ihrer Familie nach Florida fahren, um dort das Haus ihrer verstorbenen Großmutter Petunia zu renovieren. Stinklangweilig! Zum Glück ist auch Rae vor Ort, Edies coole Cousine. Gemeinsam entdecken die beiden eine Liste, auf der Großmutter Petunia Ideen für den Sommer 1962 gesammelt hat. Die beiden Mädchen beschließen die Liste umzusetzen ... und vielleicht wird dieser Sommer ja doch nicht so langweilig, wie Edie gedacht hatte.

Dienstag, 2. Juli 2019

"Die Entflohene" von Violaine Huisman



Das Thema
Ihr Fahrstil war sportlich, mit quietschenden Reifen fuhr sie über jede rote Ampel der Champs-Elysées, in der linken Hand die Zigarette, in der rechten das Steuer, auf dem Rücksitz die beiden Töchter. Catherine konnte ausrasten, ihre Kinder unflätig beschimpfen, um sie gleich danach in Liebe zu ertränken. Die kleine Violaine und ihre Schwester lieben die Mutter abgöttisch, aber sie ist krank, sie ist manisch-depressiv. Mit gnadenloser Aufrichtigkeit und großer Wärme erinnert sich Violaine Huisman an ihre schöne, witzige und widersprüchliche Mutter. Ein temporeicher, aufwühlender Roman über eine sehr unkonventionelle Familie.

© Klappentext-, Cover- und Zitatrechte: S. FISCHER


Seht zu, wie ihr zurechtkommt!, das war der ewige Refrain ihrer Litaneien, sie sagte, wir sollten uns verpissen und nicht dauernd angeschissen kommen, wir sollten mal damit aufhören, auf die ganze Welt zu scheißen, wir sollten endlich kapieren, dass sie sich einen Scheiß für die Fragen und Sorgen verhätschelter fauler Gören interessierte. Sehr zu, wie ihr zurechtkommt, ihr kotzt mich an mit euren bescheuerten Problemen! Das war aber nicht das Ende von Mamans Beschimpfungen, in der Regel fingen sie so erst an. - S. 12


Das Leseerlebnis
Violaine Huismans Roman "Die Entflohene" war nicht nur eine persönliche Empfehlung an mich, das Buch, bzw. die Geschichte ist zudem ein autobiographisches Debüt, weckte darum sofort mein Interesse. Ich kann kaum ermessen, wie weit die eigenen Erinnerungen zurückreichen, wie stark das Buch die Wirklichkeit wiedergibt. Seine Wirkung verfehlt es nicht. Der Roman ist eine Hommage an die eigene Mutter, die, manisch-depressiv und sehr exzentrisch, einen großen Einfluss auf das Leben ihrer Töchter hatte. Aus der Geschichte spricht ebenso Kritik wie Akzeptanz, Verstörung wie Verherrlichung ... und bedingungslose Liebe.

Der Erzählstil von "Die Entflohene" ist hochwertig und ausdrucksstark, passend zum feudalen Leben von Mutter und Töchtern in einem Frankreich der 1980er Jahre und früher. Dass dies ein eher anspruchsvolles Lesen ist, wird bereits beim ersten Satz klar, der sich verschachtelt über eine vollständige Buchseite zieht. Als Leserin wuchs ich an jeder Seite, lernte die Stimme der Autorin zu deuten und wurde mehr und mehr in die Geschichte gezogen.