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Freitag, 30. März 2012

Im Gespräch mit Thriller-Autorin Manuela Martini - das Interview

Buchmessezeit bedeutet gleichzeitig auch Autorenzeit. Die ganzen Buchneuheiten lassen sich auch viele Autoren nicht entgehen. Neben vielen Lesungen hat man teilweise bei Signierstunden die Gelegenheit, ein paar Sätze mit einem Autor zu wechseln.
Umso mehr haben Reni (bei der das Interview HIER ebenfalls veröffentlicht ist) und ich uns gefreut, als wir auf der Leipziger Buchmesse 2012 die Möglichkeit bekamen, uns ausführlicher mit Thriller-Autorin Manuela Martini zu unterhalten. So entstand, mitten im Messetrubel -am Stand des Arena Verlags- ein spannendes und lustiges Interview.



Manuela Martini, 1963 in Mainz geboren, studierte Geschichte und Literaturwissenschaft in Mainz und München. Anschließend arbeitete sie einige Zeit im Werbe- und Dokumentarfilmgeschäft. Nach mehreren Jahren in Australien, lebt sie heute in Spanien und schreibt vor allem Krimis und Romane für Jugendliche und Erwachsene.




© Foto: Erol Gurian, Kurzbiografie/Text: Arena Verlag



 
Hallo Frau Martini. Danke, dass wir hier auf der Leipziger Buchmesse ein bisschen mit Ihnen plaudern dürfen. Gleich zu Anfang, und auch auf die "Gefahr" hin, dass diese Frage Ihr Leben begleitet: Wie trinken Sie Ihren Martini am liebsten? Auf Eis? Geschüttelt? Oder doch lieber gerührt? J
(lacht) Auf Eis, gerührt, mit Zitrone – ohne Olive!!
Messezeit bedeutet nicht nur Bücher ohne Ende, sondern zuweilen auch Stress und Kuschelkurs. Wie nehmen Sie als Autorin solch ein gewaltiges Ereignis wahr?  Sind sie eher cool oder total aufgeregt, wenn während einer Thriller-Lesung etliche Augenpaare auf einen Verhaspler lauern?
Erstmal ist die Messe für mich immer ein besonderer Event, weil ich nicht nur Autoren treffe, sondern auch viele Leute vom Verlag und meistens auch meine Agentin. Es ist sozusagen ein Meeting. Außerdem kann man sich auf einer Messe die ganzen neuen Bücher anschauen und stöbern – wie in einer riesigen Buchhandlung!
Inzwischen habe ich schon einige Lesungen gemacht, etwas Aufregung ist natürlich immer da. Das muss ja auch sein, sonst macht es auch keinen Spaß und wäre langweilig. Aber richtig aufgeregt bin ich eher nicht.
Während der Messe lesen Sie aus ihrem aktuellsten Jugendthriller "Puppenrache" vor, der teils auf einer wahren Begebenheit beruht (Quelle: Arena Interview) und u. a. aus der Sicht eines perfiden Frauenmörders namens Troy beleuchtet wird. Wie muss man sich ihre Empfindungen während des Schreibens vorstellen? Sind sie da eher Profi und betrachten das Ganze von außen heraus oder erschreckt es Sie während der Schreibphase selbst, wie wenig Mitgefühl ihr Bösewicht an den Tag legt?
Das Schöne am Schreiben ist ja, dass ich mich in jeden Charakter hineinversetzen kann. In die ganz lieben und braven, in die Opfer und auch in die richtig bösen und teuflischen. Insofern hat mir auch gerade die Figur von Troy sehr viel Spaß gemacht, da konnte ich mich mal richtig austoben und richtig böse sein. Das ist das Schöne, gerade am Krimischreiben. Vielleicht sind gerade auch deswegen Krimiautoren keine Mörder (lacht).
Die Umgangssprache wird in "Puppenrache" mitunter sehr jugendlich dargestellt. Troy zum Beispiel hält sich für einen gerissenen Hund, wirkt aber eher ungebildet – Puppe ist sein Lieblingswort. Ist das nicht sehr Klischeehaft/Stereotypisch oder existiert für seinen Charakter ein lebendes Vorbild?
Nein. Troys Charakter ist, wie andere Charaktere auch, aus ganz verschiedenen Erfahrungen zusammengesetzt. Dabei spielen persönliche Erfahrungen, Filme, Bücher, Nachrichten und meine Fantasie eine Rolle.
Auf die Geschichte in "Puppenrache" bin ich gestoßen, als ich in Australien war und mich dort mit authentischen Geschichten beschäftigt habe. Da gab es eine Begebenheit von einem Mädchen, dass in ein Zeugenschutzprogramm aufgenommen wurde. Die Situation war so ähnlich wie in "Puppenrache". Sie hat ihren Täter erkannt und ihn der Polizei ausgeliefert. Er kam dann ins Gefängnis und hat ihr von dort aus gedroht, sich an ihr zu rächen. Das Mädchen musste dann seine gesamte Existenz ändern und lebte trotzdem in Angst, da der Täter ja irgendwann auch wieder freikam. Das ist auch das Grundgerüst von "Puppenrache".
Beim Schreiben wächst die Vorstellung von einer Täterfigur. Seine Sprache und sein Verhalten.
Soziale Netzwerke wie Facebook sind in "Puppenrache" nicht ganz unschuldig an Saras stetiger Flucht unter australischem Himmel. Ist diese virtuelle Gefahr zufällig in die Geschichte geraten oder steckt dahinter ein aufklärender Gedanke?
Ganz ehrlich war es zuerst so, dass ich mir überlegt habe, wie kommt der Verräter aus "Puppenrache" auf Saras richtigen Namen? Nach langem Grübeln bin ich auf das "böse" Internet, samt Facebook gestoßen. Ich dachte mir, über diesen Weg könnte so etwas möglich sein. Der Verlag war von dieser Idee, auch einen unterschwelligen pädagogischen Aspekt in die Geschichte zu bringen, sehr angetan. Es war aber nicht die Absicht hinter der Geschichte mit erhobenem Zeigefinger auf Facebook hinzuweisen.
Auf unseren Literaturblogs haben wir eine Rubrik namens High Five eingeführt. Hier schreiben wir unsere gelesenen Eindrücke in 5 Sätzen und 5 Adjektiven nieder – als eine Art übersichtliche Kurzrezension. Wie würden Sie "Puppenrache" spontan in 5 Adjektiven wiedergeben?
Huch, Adjektive? Die sollen ja beim Scheiben keine zu große Rolle spielen (lacht). Hmmm, ("Puppenrache" ist) dynamisch, aufrüttelnd, berührend, nachdenklich machend und unterhaltend.
Das Adjektiv spannend habe ich jetzt extra weggelassen, das versteht sich bei einem Thriller von selbst.
Im Herbst 2012 erscheint Ihr neues Buch "Wenn es dunkel" wird in der neu eingeführten Arena Buchsparte X-Thriller. Was ist hier der Unterschied für den Leser, wenn er Arena-Thriller und die X-Thriller vergleicht?
Die X-Thriller sind umfangreicher als die Arena-Thriller. Sie haben etwa 100 Seiten mehr und  richten sich an ein etwas älteres Publikum. Die Arena-Thriller werden so ab 12 Jahren empfohlen, die X-Thriller etwa ab 14 Jahren. Sie sind auch etwas härtere Thriller.
Wo machen Sie bei Ihrer Schreibarbeit eine Differenzierung zwischen "softeren" Thrillern oder der "härteren" Variante, hier speziell bei den X-Thrillern? Müssen Sie sich bei Thrillern für ein jüngeres Publikum eher zurückhalten oder sich für spannendere Thriller zusätzliche Gänsehautszenen ausdenken?
Es geht bei Thrillern ja gar nicht so oft um das offensichtlich Grausige oder darum, Thriller härter zu machen. Es gibt auch Thriller, die sind wenig blutig, man hat aber solche Angst, dass man kaum das Haus verlassen möchte.
Prinzipiell geht es um das Alter der Buchprotagonisten und mit welchen Themen sie sich beschäftigen. Das ist, denke ich, das Wichtigste. Dann ergibt es sich von selbst, dass man die Schreibarbeit auf das Zielpublikum anpasst.
"Wenn es dunkel wird" ist ein sehr spannendes Buch. Ich hatte viel Spaß es zu schreiben. Es spielt in Südfrankreich und geht um vier Jugendliche, die im Ferienhaus der Eltern Urlaub machen, dabei ein seltsames Buch entdecken, usw. – eine tolle Geschichte!
Seit einigen Jahren gibt es beim Arena Verlag nun die beliebten Arena-Thriller getreu dem Motto: Das Böse hat seine guten Seiten. Darunter auch eine Anthologie mit dem Titel "Totentänze" – mit dabei sind Krystyna Kuhn, Susanne Mischke, Beatrix Gurian … und natürlich Manuela Martini. Welche guten Seiten hat solch ein Gemeinschaftsprojekt? Hat man während dieser Zeit guten Kontakt zu den Kolleginnen oder gestaltet sich die Arbeit eher wie ein einsamer Schreibtanz mit dem Tod?
Mit anderen Worten: gibt es so etwas wie eine Familie/Freundschaft unter den Arena-Thriller-Kollegen oder kennt man sich nur von Buchcovern?
Wir vier, die diese Reihe auch begründet haben, wir kennen uns persönlich und treffen uns immer wieder, auch auf Buchmessen. Vor zwei Jahren feierten die Arena-Thriller ihr 5-jähriges Jubiläum mit einer Veranstaltung, bei der wir auch waren. Wir stehen also schon miteinander in Kontakt.
Die Anthologie entstand aber aus vier ganz eigenständigen Geschichten, die jeder für sich geschrieben hat. Wir standen dafür auch gar nicht miteinander in Kontakt. Jede von uns hat dafür einen Kurzkrimi geschrieben. Diese sind alle sehr unterschiedlich, wobei ich kurz nachgefragt hatte, ob mein gewähltes Thema passt. Nicht dass eine der Kolleginnen dieses vielleicht auch gewählt hatte. Das war aber nicht so.
Stichwort Playlist: Diesen Begriff hört man bei Autoren, wenn diese über ihre Schreibarbeit erzählen, immer häufiger. Andre hingegen brauchen zum Schreiben absolute Ruhe. Sind Sie kreativer, wenn Sie beim Schreiben Musik hören oder bevorzugen Sie das "stille Kämmerlein"?
Das ist ganz unterschiedlich. Es gibt Phasen, da brauche ich absolute Ruhe, da stört mich dann jedes Geräusch. Dann gibt es wieder Phasen, da brauche ich Musik, die mich in eine bestimmt Stimmung bringt oder die mich in eine besondere Atmosphäre gleiten lässt. Dann höre ich auch die ganz unterschiedlichsten Sachen, von House über Techno bis zur Latino-Schnulze. Das ist wirklich schön, und ich kann mich damit in völlig unterschiedliche Stimmungen hineinversetzten und mich in einen bestimmten Schreibrhythmus bringen.
Wenn man so viel schreibt wie Sie, braucht man sicher einen ständigen Vorrat an Namen für die einzelnen Charaktere. Spielen für Sie private Kontakte oder Bekanntschaften bei der Charakterentwicklung und auch Namensgebung eine Rolle? Oder sind diese vielmehr rein fiktiv/zufällig gewählt?
Meine Charaktere setzten sich ja aus ganz unterschiedlichen Eindrücken zusammen. Da gibt es vielleicht auch Vorbilder, oft weiß ich das gar nicht mehr so genau. Ich nehme sicher manchmal jemanden war, der dann im Hinterkopf gespeichert wird. Irgendwann fällt mir dann ein Charakter ein, bei dem ich mich an das gespeicherte Verhaltensmuster oder Aussehen erinnere. Das weiß ich meist nicht mehr so bewusst. Es gibt ganz selten mal Fälle, in denen ich eine konkrete Figur zum Vorbild nehme, teils aus dem öffentlichen Leben, Politiker oder aus einem Film.
Die Namen erfinde ich mir. Da schaue ich in Telefonbüchern nach oder suche bei Wikipedia, zum Beispiel nach einem besonderen Künstler. Oder ich beschäftige mich mit den Wurzeln meiner Figur und überlege, ob sie vielleicht z.B. einen irischen Vornamen haben könnte. Der Name muss einfach zur Figur passen.
Es gibt Autoren, die zunächst in der Real-Life-Literatur unterwegs waren und plötzlich in phantastische Welten abgetaucht sind. Könnten Sie sich vorstellen mal einen Roman über Vampire, Engel, Zeitreisen oder über die düstere Welt von Morgen zu schreiben? Oder denken Sie lieber "realistisch"?
Ich habe schon öfter darüber nachgedacht, das mal zu versuchen, aber habe mich dann für ein Nein entschieden. Das ist einfach nicht mein Gebiet. Ich bleibe lieber beim realistischen Thriller, das liegt mir einfach.
Und noch ein Stichwort - Zeit: Woher nehmen, wenn nicht stehlen? Lesen Sie selbst viel, und nehmen Sie sich die Zeit in einem Buchladen zu bummeln, oder bevorzugen Sie vielleicht den ein oder anderen großen Onlinebuchhändler?
Das ist eine gute Frage (lacht). Ich lebe ja in Spanien, von daher bin ich recht eingeschränkt, wenn es um das Schlendern durch Buchhandlungen geht. Das bedaure ich auch sehr. Ich bin also wirklich auf die Onlinebuchhändler konzentriert und eben auf die Buchmessen oder Bücher, die ich zur Rezension geschickt bekomme.
Ich selbst lese auch, würde gerne noch mehr lesen, aber die Zeit reicht einfach nicht. Leider!
Haben Sie bei Ihren eigenen Büchern ein Lieblingsbuch? Oder eines, das Ihnen besonders am Herzen liegt, mit dem sie vielleicht schöne Erinnerungen verbinden?
Natürlich liebe ich alle meine Bücher. Es ist aber so, dass meistens das letzte Buch, das ich geschrieben habe, mir ganz besonders am Herzen liegt. Da ist die Erinnerung noch am stärksten. Im Moment ist es also "Wenn es dunkel wird". Nachher habe ich aber auch eine Lesung von "Puppenrache", da erinnere ich mich dann auch wieder an das Schreiben und die Geschichte und tauche darin wieder mehr ein. Aber ein richtiges Lieblingsbuch von mir kann ich gar nicht nennen.

Wir bedanken und ganz herzlich, dass Manuela Martini unsere Fragen so bereitwillig und informativ beantwortet hat. Danke Reni für die tolle Interview-Gemeinschaft. Wir hatten viel Spaß!

© by Damaris liest & Bücherraschung


Bereits erschienene Arena-Thriller der Autorin:

 


Nähere Infos zum aktuellen Buch "Puppenrache" gibt es in unseren High Fives 5 Sätze/5 Adjektive - und zwar HIER bei mir, sowie HIER bei Reni.

Donnerstag, 29. März 2012

Rezension zu "Die Blumen des Schmerzes" von Brenna Yovanoff



Verlag: script5 (März 2012)
Originaltitel: The Space Between
Übersetzer: Jessica Komina, Sandra Knuffinke
Reihe: -
Ausführung: Hardcover/SU, 382 S.
ISBN: 978-3839001332
18,95 € [D]

Genre: Urban-Fantasy


Inhalt/Verlagsinfo
Daphne, Luzifers Tochter, verlässt die Hölle, um auf der Erde nach ihrem verschollenen Bruder zu suchen. Ihr zur Seite steht Truman Flynn, ein junger Mann, der die Narben seines Herzens auch am Körper trägt. Gemeinsam reisen sie durch ein düsteres, grausames Land, auf der Suche und auf der Flucht: Denn Azrael, der Engel des Todes, schickt seine Schergen, um Daphne zu vernichten. Bald sehen sich Daphne und Truman gefangen in einem Kampf zwischen gefallenen Engeln und göttlichen Rächern, zwischen Himmel und Hölle, zwischen Gut und Böse, und wer auf welcher Seite steht, wird von Tag zu Tag unsicherer. (Text- und Bildquelle: script5 Verlag)

Über die Autorin
Brenna Yovanoff wuchs in einer Kleinstadt in Arkansas auf und studierte an der Colorado State University. Sie spielt hervorragend Fußball und backt leckere Pasteten, dafür ist sie eine grauenvolle Tänzerin und kann sich einfach nicht entscheiden. (Außerdem mag sie Klammern.) (Sehr sogar.) Brenna lebt mit ihrem Mann in Denver. "Die Blumen des Schmerzes" ist nach dem New York Times-Bestseller "Schweigt still die Nacht" ihr zweiter Roman.

Rezension

Der erste Satz: Einst sagte meine Mutter einer ganzen Heerschar von Engeln, dass sie lieber sterben würde, als zu einem Mann zurückzukehren, den sie nicht liebte.

Die Dämonin Daphne lebt im Pandämonium, der Höllenstadt. Zu ihrem Vater Luzifer hat sie kaum Kontakt und die Beziehung zu Mutter Lilith ist eher kalt und berechnend - aber so ist Lilith nun mal. Auch von ihren vielen Schwestern, den Lilim, unterscheidet sich Daphne, da sie kein Bedürfnis verspürt, Männer nur für ihre eigenen Zwecke zu benutzen.
An einem Tag wird ein Junge durch das Höllenportal gebracht, für den die Zeit im Jenseits aber noch nicht gekommen ist. Daphnes Bruder begleitet den Jungen wieder zurück auf die Erde - und verschwindet spurlos. Daraufhin wird Daphne von ihrer Mutter gebeten auf die Erde zu gehen, um nach dem Bruder zu suchen. Daphne hofft darauf, dass Truman, der Junge, der zuvor versehentlich in der Hölle gelandet ist, ihr sagen kann, wo sich ihr Bruder befindet. Sie ahnt nicht, wie grundlegend ihr Leben durch Truman verändert wird.

"[...] Die Falschheit eines Dämons ist nichts verglichen mit der Heimtücke eines Engels." - S. 339

Schon im Klappentext fällt auf, dass Frau Yovanoff hier die Geschöpfe der Unterwelt auf die Bühne ruft. Und zwar alle, die Rang und Namen haben. Luzifer - klar! Lilith, die Mutter der Dämonen und Azrael, den Todesengel, der auf der Erde darüber wacht, dass es die Dämonen nicht zu bunt treiben. Meist mit tödlichen Folgen für selbige. Die Liste kann noch fortgesetzt werden, viele Namen sind bekannt. Außer, dass die Autorin diesen Berühmtheiten einige weniger bekannte Gehilfen zur Seite gestellt hat, sind sie nicht neu und fast in jedem Unterwelt-Roman zu finden. Die Geschichte allerdings ist schon etwas Neues und auch sehr besonders. Dafür sorgen die beiden Hauptcharaktere Dämonin Daphne und Truman, halbmenschlicher Sohn eines gefallenen Engels. Im Nachhinein kann man sagen: "Die Blumen des Schmerzes" ist ganz eindeutig eine Frage des Geschmacks. Abhängig davon, ob man mit diesem Genre etwas anfangen kann und dazu sehr subjektiv!

Die Geschichte ist in drei Teile aufgesplittet und startet mit Daphne in der Hölle. Hier erzählt Daphne in der Ich-Form, Präsens (Gegenwart). Sobald Daphne auf die Erde kommt wechseln sich die Kapitel von ihrer und Trumans Sicht ab. Während Daphne bei der gegenwärtigen Ich-Form bleibt, sind die Truman-Kapitel im personalen Erzählstil, Präteritum (Vergangenheit) geschrieben. Das erscheint zunächst einmal widersprüchlich, da es ein- und dieselbe Handlung ist. Erstaunlicherweise funktioniert diese Arte des Erzählens einwandfrei und macht den Stil zu etwas Besonderem.
Ein weiteres Kapitelmerkmal ist der Countdown über den Truman-Abschnitten. Dieser läuft nach jedem Kapitel ein wenig mehr ab. Was einen am Countdown-Ende erwartet, ist eine Überraschung und bringt zusätzliche Spannung in die Handlung.
Im Laufe der Handlung kommt es zu einigen Absonderlichkeiten, bei denen die Augenbrauen in die Höhe schnellen und sich kritisch angespannt die Stirn runzelt. Sehr dunkel. Sehr bildlich. Sehr hart! Aus filmischer Sicht ist "Die Blumen des Schmerzes" mit Blockbustern wie "Constantine", "Im Auftrag des Teufels" oder "Stigmata" zu vergleichen. Die Wirkung auf einen ist ähnlich.

Hauptprotagonistin Daphne wirkt anfangs überwiegend passiv. Dass sie anders ist als ihre Schwestern, und sonstige Dämonen, erkennt man sofort. Im Gegensatz zu diesen Kreaturen wirkt sie beinahe "gut" und rein. Ihre Passivität täuscht. Daphne ist alles andere als wehrlos, dabei aber immer sehr pragmatisch. Dies kann leicht mit Gefühlskälte verwechselt werden. Gefühle sind Dämonen im Grunde fremd, Daphne jedoch nicht. Anfang noch sehr versteckt, kämpfen sie sich an die Oberfläche - aber das dauert!
Truman selbst ist der widersprüchlichste Charakter im Buch. Man weiß teilweise nicht, ob man ihn bemitleiden oder treten soll. Mann, ist der Junge kaputt!! Das geht bis an die Schmerzgrenze (ohne Blumen!). Allerdings ist er ein Charakter, der seine Wirkung nicht verfehlt - im positiven Sinn.

Im Grobüberblick könnte man sagen: Der Anfang von "Die Blumen des Schmerzes" ist unheimlich und verstörend (da schreien die Seelen nicht nur bildlich in einer höllischen Grube mit brennendem Ofen). Er hat aber auch etwas Fesselndes, innerlich Nagendes. Im Mittelteil gibt es einige Längen. Hier dreht sich alles um die Suche nach Daphnes Bruder und die aufkommende Anziehung zwischen Daphne und Truman. Klingt spannend? - ist es aber nur bedingt. Das Grand Finale, die Action und die Mörderspannung findet man im Endteil des Buches. Hier steckt der Teufel im Detail! Das letzte Drittel ist überraschend, einfach ausgedrückt: krass und blutig. Es liest sich wie ein Film. Die Geschichte wird zu einem "guten" Schluss gebracht. Es könnte allerdings sein, dass man, auch mit einem vermeintlich guten Ende, nicht wirklich zufrieden ist.

Persönliches Fazit
Siehe: Im Grobüberblick könnte man sagen (ein Abschnitt nach oben!) Okay, versuchen wir es anders: "Die Blumen des Schmerzes" schmerzen tatsächlich, sollte man sich in diesem Genre nicht recht wohlfühlen. Auf mich wirkte das Buch sehr unterschwellig, teilweise schaurig und Angst machend - trotzdem war es lesenswert! Die Geschichte ist sehr besonders und, auch wenn ich mich wiederhole, eine Frage des Geschmacks. Dunkelheit oder Licht? Ich bevorzuge das Licht. 3 Sterne.
Handlung: 3 / 5
Charaktere: 3,5 / 5
Lesespaß: 3,5 / 5
Preis/Leistung: 3,5 / 5

© Damaris Metzger, damarisliest.de

Ich lese aktuell: "Die Enklave" von Ann Aguirre

"Die Enklave" liegt seit der letzten Frankfurter Buchmesse 2011, also ca. seit 6 Monaten, bei mir auf dem Stapel. Das Buch beginnt schon mal sehr gut! Die Charaktere habe so sonderbare Namen, wie Zwei, Fingerhut, Dreifuß, Zwirn und Bleich. Eine Erklärung, wie sie zu diesen Namen kommen, gibt es gleich im ersten Kapitel. Einleuchtend, aber auch erschreckend.
Außerdem brauche ich etwas Ablenkung, da ich mir noch nicht sicher bin, wie ich "Die Blumen des Schmerzes" bewerten soll oder kann. Manche Rezensionen verlangen einem echt alles ab :-) Heute Abend versuche ich mal mein Glück...

"Die Enklave" von Ann Aguirre, OT: Razorland, Klappenbroschur, 352 Seiten, 14,00 € [D] 

New York wurde in einem längst vergessenen Krieg zerstört. Die Oberfläche ist durch Säureregen und glühende Hitze unbewohnbar geworden. In den U-Bahn-Tunneln der Stadt leben die junge Jägerin Zwei und ihr Partner Bleich, die sich Tag für Tag bemühen, genug Nahrung für ihren Stamm zu erlegen. Da wird Zwei an die Oberfläche verbannt. Ein sicheres Todesurteil! Darum kann sie kaum glauben, dass Bleich beschließt, sie zu begleiten. Doch der würde alles tun, um Zwei nicht zu verlieren … (Text- und Bildquelle: Blanvalet Verlag)

Zitate aus "Plötzlich Fee: Herbstnacht" von Julie Kagawa

"Ob es ein Jahr dauert oder tausend - ich werde dafür sorgen, dass du in Sicherheit bist." S. 27
"Mein Leben ... alles, was ich bin ... ist dein." S. 278
"Du bist mein Herz, mein Leben, meine gesamte Existenz". S. 420

© Zitatrechte Heyne Verlag

Dienstag, 27. März 2012

Rezension zu "Plötzlich Fee: Herbstnacht" von Julie Kagawa



Verlag: Heyne fliegt (Januar 2012)
Originaltitel: The Iron Queen
Übersetzer: Charlotte Lungstraß
Reihe: Band 3/4, ab ca. 12-17 J.
Ausführung: Hardcover/SU, 512 S.
ISBN: 978-3453267268
16,99 € [D]

Genre: Urban Fantasy


Inhalt/Verlagsinfo
Am Vorabend ihres siebzehnten Geburtstags findet sich Meghan als Wanderin zwischen den Welten wieder: Sie und Ash, der Winterprinz, wurden wegen ihrer verbotenen Liebe aus Nimmernie verbannt. Nun sind sie auf der Flucht. Denn die Eisernen Feen, denen Meghan im letzten großen Kampf empfindlichen Schaden zufügte, sinnen auf Rache und machen auch vor der Welt der Sterblichen nicht halt. Für Meghan gibt es keinen sicheren Ort mehr.
Doch diesmal ist sie nicht allein: Ash weicht nicht von ihrer Seite, seine Liebe zu ihr ist ihm längst wichtiger als das Wohlwollen seiner Mutter Mab. Als sich die Eisernen Feen zu einem neuen Angriff rüsten, kehren Meghan und Ash nach Nimmernie zurück, um zu kämpfen. Denn es steht alles auf dem Spiel: die Zukunft Nimmernies und ihre eigene ... (Text- und Bildquelle: Heyne fliegt Verlag)

Über die Autorin
Julie Kagawa wurde in Sacramento, Kalifornien, geboren, bevor sie im Alter von neun Jahren mit ihrer Familie nach Hawaii umzog. Schon in ihrer Kindheit war das Schreiben ihre große Leidenschaft: Langweilige Schulstunden vertrieb sie sich damit, all die Geschichten festzuhalten und zu illustrieren, die ihr im Kopf herumspukten - nicht gerade zur Freude ihrer Lehrer. Nach Stationen als Buchhändlerin und Hundetrainerin machte sie später ihr größtes Interesse zum Beruf und wurde Autorin. Sie lebt und schreibt in Louisville, Kentucky.
Infos und Extras zu ihrer The Iron Fey-Serie unter www.theironfey.com, sowie auf der Plötzlich Fee Seite des Heyne Verlags.

Rezension

Der erste Satz: Vor elf Jahren, an meinem sechsten Geburtstag, verschwand mein Vater.

Als Winterprinz Ash seine Liebe zur Sommerprinzessin Meghan öffentlich gemacht hat, ein absolutes No-Go zwischen Sommer- und Winterhof, wurde er unwiderruflich aus dem Feenreich Nimmernie verbannt. Für Meghan stand es nie infrage ihm zu folgen, und so dürfen beide nun nicht mehr ins Feenreich zurück. In der Menschenwelt versuchen sie das Beste aus der Situation zu machen und wollen Meghans menschliche Familie aufsuchen. Doch als sie von Feinden angegriffen werden, wird die Gefahr für Meghans Familie zu groß.
Ungeachtet der Verbannung werden Meghan und Ash von den Feenherrschern bald um Hilfe gebeten. Diese sind gezwungen zusammenzuarbeiten, da die Eisernen Feen das Nimmernie Stück für Stück einnehmen und es komplett zu vernichten drohen. Und egal wie Meghan sich entscheidet, sie wird jemanden verlieren, den sie liebt.

"[...] Stünde selbst die gesamte Welt gegen sie, so wird mein Schwert an ihrer Seite sein. [...]" S. 182

Die Plötzlich Fee-Reihe steht allgemein in einem sehr guten Licht. Doch vor allem der erste Teil "Sommernacht" ist nicht frei von Kritik. Wurde doch der Autorin häufig vorgeworfen sich bei ihren Ideen an den bekanntesten Phantastikgeschichten bedient zu haben. Egal ob Klassiker oder aktuelle Phantastikliteratur, die Kritik könnte sogar begründet sein. Doch drehen wir den Spieß jetzt einfach mal um und behaupten ganz simpel, Julie Kagawa hat ihre Ideen in der Plötzlich Fee-Reihe zu einer einzigartigen Welt verknüpft! Mögen diese Ideen auch noch so bekannt erscheinen, so ist die Geschichte um die Feenprinzessin Meghan so brillant, dass man sich ihrem Sog nicht entziehen will.

Inzwischen ist die Fortsetzungsgeschichte bei Band 3 "Herbstnacht" angekommen. Das Setting ist nun nicht mehr so bonbonbunt, wie noch in den Vorgängerbänden. Zwar gab es dort auch schon die bekannte Gefahr durch das Eiserne Königreich (für Feen ist Eisen tödlich!), diese ist nun aber so präsent, dass es fast unmöglich scheint das Nimmernie noch retten zu können. Genau diese geplante Rettungsaktion ist die Rahmenhandlung im dritten Teil, durchgeführt von den bekannten Hauptprotagonisten Meghan, Ash, Puck und Kater Grimalkin.

Es gab keine guten Feen, und selbst wenn, würden sie nicht einfach ihren Zauberstab schwingen und alles wäre gut - zumindest nicht ohne bindenden Vertrag. Außerdem hatte ich etwas Besseres als eine gute Fee: Ich hatte meinen Feenritter, meinen Feentrickster und meinen Feenkater, und das war genug. S. 186

Dreh- und Angelpunkt der Handlung sind ganz klar Meghan und Ash. Meghan muss nun Entscheidungen treffen, die man ihr in den ersten Teilen ganz gewiss nicht zugetraut hätte. Schlagfertig und mutig war sie ab dem Beginn der Reihe, trotzdem möchte man in "Herbstnacht" nicht mit ihr tauschen (und lassen wir ihre Liebe zu Ash hier mal außen vor).
Der dunkle Winterprinz Ash hat Meghan gegenüber nun alle Frostigkeit abgeschüttelt und zeigt sich hier von seiner fürsorglichen Seite. Na, wenn da das Eis mal nicht schmilzt! Es gibt zwar immernoch Meghans besten Freund Puck, Ashs schelmischen Nebenbuhler, es ist jedoch eine Freude, dass eine Tatsache ganz klar hervorgehoben ist. Meghan gehört zu Ash! Die Ash- und Puck-Teams dürfen sich gerne streiten, aber es ist eindeutig klar, WEN die Autorin zusammen sehen will. Ash gefällt hier durch und durch (eigentlich ja schon immer) und darf sich nach diesem Band getrost in die Reihe der markantesten männlichen Young-Adult-Fantasycharaktere stellen, gleich hinter ... egal! Ein wirklich polarisierender Buchcharakter!
Nach wie vor zum Brüllen komisch sind die sprücheklopfenden Zweikämpfe zwischen "Eisbubi" Ash und Oberschlawiner Puck. Wenn dann noch Kater Grimalkin seinen Senf dazugibt, fließen schon mal die Lachtränen. Das Buch ist, wenn auch die bedrohliche Situation sehr ernst ist, wunderbar humorvoll und voller Situationskomik.

Dass das Feenvolk nicht nett und lieb ist und keine Gefälligkeit ohne Hintergedanken ausführt, durfte der Leser in den Handlungen vorab schon zur Genüge erfahren. Da werden Abmachungen einfach nach Belieben und Gutdünken ausgelegt, meist zum Schaden einer der beiden Parteien. Die Handlung bleibt so permanent spannend, da man nie genau sagen kann, auf welcher Seite eine bestimmte Person steht. Es gibt kein klar definiertes Gut oder Böse. Natürlich haben die Feen mit dem Eisernen Königreich einen gemeinsamen Feind, doch auch in dessen Reihen gibt es Personen die überraschen.

Ein spannendes Herzschlagfinale rundet die gelungene Handlung ab. Hier wird die Situation nun sehr rasant und auch traurig-dramatisch. Plötzlich Fee-Fans sei geraten die Taschentücher in Griffweite zu haben. Ohne Herzschmerz lässt sich das Buch nicht zuklappen. Zum Glück ist der Epilog so hoffnungs- und humorvoll, dass sich der Pulsschlag wieder etwas beruhigt. Bitte schnell mehr davon!

Der vierte Teil "The Iron Knight" befindet sich in Deutschland zur Zeit in der Übersetzung. An einem fünften und eventuell dann auch noch sechsten Teil, schreibt Julie Kagawa aktuell (alle Angaben lt. eigener Recherche und ohne Gewähr!) Es scheint so, als würde aus der geplanten Plötzlich Fee-Trilogie, nun eine Hexalogie (Sechsteiler).

Persönliches Fazit
Die Plötzlich Fee-Reihe überzeugt ab "Sommernacht", steigert sich nochmals in "Winternacht" und findet in "Herbstnacht" ihren vorläufigen Höhepunkt. Charaktere, Setting und Handlung - alles nahezu vom Feinsten! Im Moment noch mitten in der Handlung, fiel ich am Ende beinahe in eine herbstlich-bedrückte Traurigkeit. Wäre die Reihe, wie geplant, mit "Herbstnacht" abgeschlossen gewesen, ... Nein, unvorstellbar! Die Reihe ist für Genreeinsteiger genauso geeignet, wie für Liebhaber von bekannter Young-Adult-Fantasy, wie der Edelstein Trilogie (Gier) oder den Chroniken der Unterwelt (Clare). Von mir hier, ganz plötzlich und ohne feenhafte Hintergedanken, 5 Sterne!


Handlung: 4,5 / 5
Charaktere: 5 / 5
Lesespaß: 5 / 5
Preis/Leistung: 5 / 5

© Damaris Metzger, damarisliest.de



Reiheninfo Plötzlich Fee-Reihe:

Band 1: Plötzlich Fee: Sommernacht
Band 2: Plötzlich Fee: Winternacht
Band 3: Plötzlich Fee: Herbstnacht
Novellenband 5: Plötzlich Fee: Das Geheimnis von Nimmernie - bestehend aus den engl. Novellen "Winter's Passage" (Book 1,5), "Summer's Crossing" (Book 3,5) und "Iron's Prophecy" (Book 4,5)

Sonntag, 25. März 2012

High Five - 5 Sätze/5 Adjektive zu "Ich würde dich so gerne küssen" von Patrycja Spychalski



cbt (März 2012), Band 1,
Taschenbuch, 272 Seiten,
7,99 € [D]


In der Nacht zu ihrem 17. Geburtstag lernt die eigenwillige Frieda jemanden kennen, den sie einfach nicht vergessen kann: Jeffer, einen gut aussehenden, rebellischen Jungen und – wenn sie den warnenden Stimmen glauben soll – Herzensbrecher. Als ihre Eltern verreisen, schlägt Frieda all die wohlmeinenden, vernünftigen Ratschläge in den Wind und zieht kurzerhand bei Jeffer ein. Gemeinsam feiern sie, hören Musik, reden bis tief in die Nacht – nicht mehr. Beide spüren, dass sie etwas wirklich Besonderes verbindet, doch genau das macht ihnen Angst, zumal Frieda nicht versteht, was dieser ungewöhnliche Junge an ihr findet. Schließlich ist es genau ein Kuss, der alles verändert … (Text- und Bildquelle: cbt Verlag)


Ich wünsche mir plötzlich, wir wären bei dem Konzert geblieben. Wir hätten die ganze Nacht getanzt und gelacht und hätten uns gegen fünf Uhr früh aus den Augen verloren [...]. Vielleicht hätten wir uns am nächsten Tag angerufen oder eine SMS geschickt [...]. Aber so - wir sind hier, im Bett, viele Möglichkeiten bleiben uns da nicht. - S. 69


5 zusammenfassende Sätze zum Buch

  1. An dieses Buch ging ich mit der Erwartung "wird sicher nett, verliebt und schmökerig" - das lag wahrscheinlich am etwas weichgespülten Cover, das zwar schön ist und zudem eine Szene aus dem Buch zeigt, die Erwartungen aber etwas in falsche Bahnen lenkt. Gleich vorab: Das Buch ist besser, meine Erwartungen wurden übertroffen! Rockig und gar nicht kitschig, hat Patrycja Spychalski eine Geschichte geschrieben, die mir auch jetzt noch ständig in Gedanken ist.
  2. Teilweise las ich das Buch wie im Rausch und natürlich innerhalb eines Tages, die Geschichte über Frieda und Jeffer zieht einen in ihren Bann. Man fühlt sich, als hätte man das alles so ähnlich schon einmal erlebt - Musik, Bier, viele Zigaretten, Konzerte, Partys, aber auch ruhige Gespräche, Sternenhimmelbetrachung vom Dach und Kuscheln im Bett - man erkennt sich einfach wieder.
  3. Die einfache und jugendlich gehaltene Sprache bedarf einer kurzen Einlesezeit, unterstützt dann aber konsequent das Gesamtkonzept des Buches. Sie ist locker, teils umgangssprachlich, ohne vulgär zu wirken oder zu nerven.
  4. Frieda und Jeffer - so normal und verstanden, aber gleichzeitig gehemmt und unverstanden. Ein Konflikt, der hier vollständig funktioniert. Frieda wirkt zurückgezogen, ist trotzdem sehr schlagfertig und kumpelhaft, manchmal auch bockig und direkt. Meine Sympathie hatte sie sofort (Montag, erste Stunde, Französisch. Ich kann diese Sprache nicht leiden, sie ist übertrieben, künstlich, nervig. S. 21 - jep, meine Worte!) Jeffer, der coole Ladysman mit Rockstarallüren, ist sweet und hat einem Ruf, der ihm vorauseilt. Mal stellt er Frieda Blumen ins Zimmer und kocht für sie, mal zeigt er sich von einer Seite, bei der man nur den Kopf schütteln möchte. Die Gefühle der beiden füreinander sind schnell klar - trotzdem sind sie gehemmt. Ob verständlich oder nicht - zum Verzweifeln!
  5. Die Geschichte dreht sich vollständig um die Handlung zwischen Frieda und Jeffer. Sie ist nicht mit unnötig vielen Personen vollgeladen und wunderbar witzig und spritzig. Spätestens wann man den originalen Buchtitel "Ich würde dich so gerne küssen" im Buchtext findet, berührt sie das Herz (und sorgt gegen Ende genau in demselben für manchen Schmerz).

5 Adjektive, die mir spontan zu diesem Buch einfallen

rockig, subjektiv-romantisch, sexy-normal, lässig und problematisch

 
Zusammengefasst vom Fazitbär:
Bei "Ich würde dich so gerne küssen" kann es passieren, das man das Buch nach dem Lesen noch etwas in den Händen hält, um das Gelesene sacken zu lassen. Es hat mich mitgerissen, was vor allem der herrlichen Musik und der authentischen Darstellung von Frieda und Jeffer geschuldet ist. Die Geschichte wird zu einem guten, wenn auch sehr konsequenten Ende gebracht. Die Folgehandlung liegt in der Fantasie des Lesers. Musikfans und Freunde von etwas anderen, romantischen Lovestorys - lesen!
Rock on!!


© by Damaris liest.

Ich lese aktuell: "Die Blumen des Schmerzes" von Brenna Yovanoff

Huch, mein letzter Eintrag war schon ein "Ich lese" Beitrag. "Ich würde dich so gerne küsse" habe ich innerhalb eines Tages durchgelesen und bin total in seinen Bann geraten. Für mich ein absolut tolles Buch.

Weiter geht's mit Brenna Yovanoffs "Die Blumen des Schmerzes", einem sehr geheimnisvoll wirkenden Einzelroman (verbessert mich, wenn ich falsch liege!) aus dem Hause script5. Hier erwarte ich wieder eine hohe Qualität und düstere Urban-Fantasy. Auch die dunkle Seite der Ma..., äh, Young-Adult Fantasy kann zuweilen sehr unterhaltsam sein.
Covertechnisch punktet das Buch mal wieder vollständig. Alle Schnörkel und der Schriftzug, die auf dem Bild Weiß erscheinen, sind in Silber geprägt. Ich bin gespannt ...

"Die Blumen des Schmerzes" von Brenna Yovanoff

Daphne, Luzifers Tochter, verlässt die Hölle, um auf der Erde nach ihrem verschollenen Bruder zu suchen. Ihr zur Seite steht Truman Flynn, ein junger Mann, der die Narben seines Herzens auch am Körper trägt. Gemeinsam reisen sie durch ein düsteres, grausames Land, auf der Suche und auf der Flucht: Denn Azrael, der Engel des Todes, schickt seine Schergen, um Daphne zu vernichten. Bald sehen sich Daphne und Truman gefangen in einem Kampf zwischen gefallenen Engeln und göttlichen Rächern, zwischen Himmel und Hölle, zwischen Gut und Böse, und wer auf welcher Seite steht, wird von Tag zu Tag unsicherer. (Text- und Bildquelle: script5 Verlag)

Samstag, 24. März 2012

Ich lese aktuell: "Ich würde dich so gerne küssen" von Patrycja Spychalski

Nachdem ich eben den dritten Teil der Plötzlich Fee Reihe "Herbstnacht" beendet habe, brauche ich ganz, ganz dringend etwas Non-Fantasy, um wieder runterzukommen. "Herbstnacht" war ein Buch, das mich, genau wie kürzlich schon "Dark Canopy", ziemlich durch den Wind zurückließ. Hach, Herzschmerz bei Bücher ist einfach so schön und gleichzeitig auch so grausam! Wenigstens wird die Plötzlich Fee Reihe mit Band 4 ("Frühlingsnacht"?) fortgesetzt. Die Autorin schreibt gerade sogar an Band 5, und ich habe etwas von einem 6. Band munkeln gehört (aber ohne Gewähr!). Es gibt Reihen, da begrüße ich eine Fortsetzung ja unbedingt! Jetzt muss ich mich erstmal sammeln.
Okay, mal wieder abgeschweift. Jedenfalls lese ich jetzt "Ich würde dich so gerne küssen" und freue mich auf die Geschichte von Frieda und Jeffer.

"Ich würde dich so gerne küssen" von Patrycja Spychalski

In der Nacht zu ihrem 17. Geburtstag lernt die eigenwillige Frieda jemanden kennen, den sie einfach nicht vergessen kann: Jeffer, einen gut aussehenden, rebellischen Jungen und – wenn sie den warnenden Stimmen glauben soll – Herzensbrecher. Als ihre Eltern verreisen, schlägt Frieda all die wohlmeinenden, vernünftigen Ratschläge in den Wind und zieht kurzerhand bei Jeffer ein. Gemeinsam feiern sie, hören Musik, reden bis tief in die Nacht – nicht mehr. Beide spüren, dass sie etwas wirklich Besonderes verbindet, doch genau das macht ihnen Angst, zumal Frieda nicht versteht, was dieser ungewöhnliche Junge an ihr findet. Schließlich ist es genau ein Kuss, der alles verändert … (Text- und Bildquelle: cbt Verlag)

Mittwoch, 21. März 2012

Leipziger Buchmesse 2012 - Der Rückblick

Damaris mit Jennifer Benkau ("Dark Canopy" Lesung)

Die Leipziger Buchmesse hat gerufen und ich bin diesem Ruf natürlich gerne gefolgt! Nach einer grandiosen Frankfurter Buchmesse, im Oktober 2011, war es für manchen Messebesucher sofort klar; dieses Erlebnis muss im Frühjahr 2012 wiederholt werden!
So machte ich mich also am Anreisefreitag mit meinem Auto auf den Weg ins 500 Kilometer entfernte Leipzig. Die Fahrt war lang und einsam. Wenigstens konnte ich mir die Langeweile mit dem kompletten "Flames'n'Roses" Hörbuch vertreiben und meine Wissenlücken wieder vollständig auffüllen. Jetzt kann der Nachfolgeband kommen - und er kommt bald! Dazu später mehr.

Endlich im Hotel angekommen warteten dort schon Asaviel (die die weite Anreise mit dem Flugzeug geschafft hatte), Reni und Sandi inkl. zwei netten und witzigen Arbeitskolleginnen (die ebenfalls die Anreise mit dem Auto bevorzugten. Hauptgrund: Platz für Messemitbringsel - also Bücher!). Anka musste leider am Freitag noch arbeiten und kam dann am Samstag direkt zur Messe. Da war sie also wieder zusammen, die bekannte Bloggertruppe, die schon in Frankfurt gemeinsam die Hallen unsicher gemacht hatte. Alle - bis auf Nica. Sie musste aus gesundheitlichen Gründen leider absagen. Nica, wir haben dich vermisst! Wenigstens musste ich nicht alleine auf dem grünen Sofa bei cbt rumsitzen. Es gab nämlich keines. Also, wenn du beim nächsten Mal wieder dabei bist, können wir diese Tradition ungebrochen fortsetzten :-)
Nach einem lustigen Abendessen, mit regem Neuigkeitenaustausch, ging es dann auch bald ins frisch bezogene Hotelbett. Ob in dieser Nacht noch andere vor Aufregung wach lagen? Ich habe jedenfalls nicht viel geschlafen.


Samstag

Bei stahlendem Sonnenschein marschierten wir pünktlich zur Öffnung ins Glasfoyer der Leipziger Messe. Schön sieht es ja aus, aber es war um 9:30 Uhr schon brechend voll und vor allem HEIß! Dann war erstmal Warten angesagt, bis wir uns auf den Weg in Halle 2 machen konnten.
Dort bekamen Reni und ich das Herbstprogramm von Loewe/script5 gezeigt. Gewohnt hochwertig warten auf die ungeduldige Leserschaft einige Fortsetzungstitel ("Dreams'n'Whispers", "In deinen Augen" oder auch "Firelight: Flammende Träne". Aber auch viele Neuheiten und den Lizenz-Highlighttitel "Legend" von Marie Lu hatte Loewe im Gepäck. Da klopfte unser Bücherherz sofort doppelt so schnell.
Danach ging es gleich weiter zu Arena, wo wir ein lustiges und informatives Interview mit Thriller-Autorin Manuela Martini gemacht haben (demnächst hier bei Damaris liest und Bücherraschung). Meine Arena Highlights für den Spätsommer/Herbst werden definitiv die Fortsetzung "Dark Angels' Fall" sowie der neue X-Thriller "Wenn es dunkel wird" sein.

Damit war auch schon der halbe Messetag vorbei. Den restlichen Tag wurde geschoben, gedrückt und geschwitzt (habe ich schon erwähnt, dass es voll und heiß war?) Ach ja, und wir hatten wegen andauernder Netzüberlastung enorme Verzögerungen bei Nachrichten per Handy. Anrufe gingen teils, trotz vollem Empfang, gar nicht erst durch. So konnten wir uns oft lange nicht erreichen, bzw. uns irgendwo treffen. Sehr nervig - und so war dieser erste Messesamstag, trotz dem guten Start, insgesamt doch eher ernüchternd und sehr anstrengend. Keine einzige Lesung hatte ich geschafft. Mir kam es vor, als wäre der Tag an mir vorbeigerast, ohne dass ich sonderlich viel gesehen habe.

Sonntag

Am Sonntag, beim späten Frühstück, waren alle der Meinung den 2. Messetag ruhiger angehen zu lassen. So kamen wir gemütlich, erst nach dem Einlass, an und wanderten bald in Halle 5, wo Jennifer Benkau ("Dark Canopy") eine Lesung hatte. Ihr neuestes Werk wurde von Reni und mir bereits verschlungen. Die sympathische Lesung und unsere Schwärmereien sollten mittlerweile auch Anka, Asaviel und Sandi überzeugt haben. Das Buch gehört schnellstens gelesen!
Nach der Lesung war noch Zeit für einen netten Plausch und die obligatorische Autogrammkarte.

Jennifer Benkau liest aus "Dark Canopy"

Unerwartet hatten wir zur Lesung tatsächlich Plätze in der ersten Reihe ergattert, kaum einen Meter vom lesenden Autor entfernt. Nach einem Blick auf die Uhr und mit dem Wissen, dass als nächstes Cassandra Clare ("City of Bones, - Ashes, - Glass, - Fallen Angels") aus "City of Fallen Angels" lesen würde, blieben wir einfach gleich sitzen. Zurecht! Es wurde voll und gemütlich. Cassandra Clare war witzig und taff - eine echte Powerfrau. Außerdem hat sie sich bereitwillig zu mancher Frage zu Büchern, Charakteren, Schreibarbeit und der anstehenden "City of Bones" Verfilmung geäußert. Es war super! (Miri, ich habe an dich gedacht!)

Cassandra Clare (mit Übersetzerin Claudia Engler) liest aus "City of Fallen Angels"

Anschließend war der Tag schon wieder fast vorbei. Wir schlenderten noch GEMÜTLICH durch die Hallen, die am Sonntag viel leerer waren als noch am Samstag. Die süße Bloggerin Jenny haben wir oft getroffen, und der ein oder andere Buchkauf wurde dann auch noch getätigt (das ist auf einer BUCHmesse ja gang und gäbe, logisch bzw. obligatorisch). Erstaunlicherweise habe ich selbst mich komplett zurückgehalten und kein einziges Buch gekauft. "Schuld" daran war ein reger Büchertausch vor der Messe mit Anka und Reni, wodurch ich nicht mit leeren Händen nach Hause ging. Im Gegenteil...

Viel zu früh musste ich mich von unserer Bloggertruppe verabschieden. Das fällt jedes Mal aufs Neue schwer. Aber letztlich lag noch eine 5-stündige Heimfahrt vor mir, bei der mir aber zum Glück Anka Gesellschaft leistete.

Und mein Resümee? Schön war's, wenn auch voller und kleiner als in Frankfurt. Der Einblick auf neue Verlagsprogramme war interessant und das Interview hat großen Spaß gemacht. Ein Highlight war wieder die Begegnung mit den geschätzten Bloggerkolleginnen - ohne euch wäre es nicht dasselbe! Die besuchten Lesungen waren gigantisch, und der gemütliche zweite Tag war die ganze Anstrengung mehr als wert. Aber generell bevorzuge ich Frankfurt :-)

Messemitbringsel, die nicht auf der Messe gekauft wurden :-)

Danke an Reni für "Verliebt in einen Elf", "Arkadien erwacht" und "Julia für immer". Muss ich bei gewissen Büchern schon mal das Augenrollen üben? *grins*
Danke an Anka, durch die ich endlich die schwarze Ausgabe von meinem Lieblingsbuch "Lucian" im Regal stehen habe. Dafür durfte die vorhandene Sonderausgabe (anderer Umschlag) gerne ausziehen :-)

Donnerstag, 15. März 2012

High Five - 5 Sätze/5 Adjektive zu "Puppenrache" von Manuela Martini



Arena (Januar 2011),
Klappenbroschur, 264 Seiten,
9,99 € [D]


Sara glaubt sich in Sicherheit – bis sie eines Abends ihn sieht. Hals über Kopf verlässt sie die Stadt. Und tatsächlich: Er ist aus dem Gefängnis geflohen und hat nur ein Ziel: sich an Sara zu rächen. Als Stephen sich auf die Suche nach seiner plötzlich verschwundenen Freundin macht, kommt er Saras Vergangenheit auf die Spur. Und bringt dabei Dinge ans Licht, die besser für immer im Dunkeln geruht hätten. (Text- und Bildquelle: Arena Verlag)

"Puppenrache" gehört zu den bekannten Arena-Thrillern, von denen es mittlerweile über 20 Thriller für ein Publikum ab ca. 12 Jahren gibt. Seit nunmehr 5 Jahren hat mit den Arena Thrillern das Böse seine guten Seiten. Jeder Thriller ist ein Einzelband, sie können also unabhängig voneinander gelesen werden. Eine Gesamtübersicht findet sich auf der Thriller-Homepage von Arena.

[...] unwillkürlich fasste sie sich an den Hals. Manchmal spürte sie dort den Gürtel und die Schnalle, die sich in ihren Hals gedrückt hatten, sie spürte, wie sich das Blut in ihrem Kopf staute und er zu platzen drohte, wie sich ihr Körper aufbäumte, wie ihre Lungen brannten, als hätte man sie angezündet [...] und sie sich nur noch danach sehnte, dass es endlich aufhörte ... dass sie tot wäre ... S. 135


5 zusammenfassende Sätze zum Buch

  1. Der Hauptprotagonistin Sara wurde etwas Schreckliches angetan, ihre seelische Verfassung spricht Bände - auch wenn man nicht sofort weiß was genau ihr passiert ist - und Saras komplettes Leben wird von den Auswirkungen an dieses Vorfalls bestimmt. Mitunter wirkt Sara durch das ganze Buch sehr paranoid (zu sehr?), anderseits hat Frau Martini genau dadurch ihre Verfassung perfekt dargestellt.
  2. "Puppenrache" ist einfach und jugendlich geschrieben, Sara ist zwar die Hauptperson, der am meisten Beachtung geschenkt wird, der personale Erzähler wechselt aber zwischen verschiedenen Personen hin und her, was die Handlung sehr spannend macht - besonders interessant und glaubwürdig, ist, dass der Sprachstil an die jeweilige Person angepasst wurde (z.B. unsicher-traurig bei Sara, lässig-cool bei der Surferclique und beschränkt-umgangssprachlich bei Verfolger Troy).
  3. Einige Szenen im Buch sind etwas härtere Kost und lassen einen mit einem Fragezeichen an die Altersempfehlung, ab 12!, denken - andererseits steht auf dem Buch auch eindeutig "Thriller" und nicht "Gute-Nacht-Geschichte". Der Leser bekommt, was er erwartet - einen spannenden Thriller!
  4. Fiesling Troy ist ein echter Unsympath, bei dem man das Grausen bekommt - sein Handeln ist komplett beschränkt und verdorben, hier wurde auch nichts beschönigt oder abgeschwächt, denn ein Mörder bleibt eben ein Mörder (und verwandelt sich nicht plötzlich in einen reumütigen Typen). Genau das macht die Handlung, trotz gewisser Vorhersehbarkeit, glaubhaft.
  5. Am Ende des Buches findet sich ein großer Showdown, welcher der permanent vorhandenen Spannung noch die Krone aufsetzt - ob der Abschluss einen befriedigt, muss jeder für sich selbst entscheiden (mein Verständnis hatte Sara auf jeden Fall!). Etwas traurig ist am Ende, dass ein sympathischer Nebencharakter nur kurz in der Geschichte auftaucht und Saras Gefühlschaos zwischen ihm und ihrem eigentlichen Freund etwas fraglich ist.

5 Adjektive, die mir spontan zu diesem Buch einfallen

mörderisch, folgenschwer, schaurig, glaubhaft und solide


Zusammengefasst vom Fazitbär:
"Puppenrache" eignet sich für neue Thrillerleser genauso, wie für Thrillerfans. Ich schmökerte es weg wie nix und fühlte mich dabei spannend, teils auch etwas härter, unterhalten. Für die Kürze des Buches ist die Geschichte rund und abgeschlossen. Es gibt sie also, Jugendthiller ohne komplizierten Tathergang, bei denen die Würze, im wahrsten Sinne des Wortes, in der Kürze liegt.


© by Damaris liest.

Mittwoch, 14. März 2012

Zitate aus "Dark Canopy" von Jennifer Benkau

Wir starrten uns an. Sein Blick war Frost auf grauem Stein. S. 98
Das zwischen uns, das war wie der Wind. Stürmisch, pfeifend, eisig und rau, voller Zorn, aber ebenso mild, berührend oder zärtlich flüsternd. Solange es frei war, konnte es all das sein. Wenn wir es festhalten würden, blieb uns vermutlich bloß Luft in den Händen. S. 369
Angenommen, du könntest wählen. Freiheit oder Sicherheit. Was wäre deine Wahl? S. 394
"Helden findet man dort, wo man nicht nach ihnen sucht." S. 407
Liebe scherte sich nicht darum, ob sie sein durfte. Sie war oder war nicht. S. 519

© Zitatrechte script5 Verlag

Montag, 12. März 2012

Rezension zu "Dark Canopy" von Jennifer Benkau



Verlag: script5 (März 2012)
Originaltitel: -
Übersetzer: -
Reihe: 1/2
Ausführung: Hardcover/SU, 528 S.
ISBN: 978-3839001448
18,95 € [D]

Genre: Dystopie


Inhalt/Verlagsinfo
Die Percents, für den dritten Weltkrieg geschaffene Soldaten, haben die Weltherrschaft übernommen und unterjochen die Menschen. Rebellenclans versuchen, außerhalb des Systems zu überleben. Mit ihnen kämpft die 20-jährige Joy gegen das Gewaltregime. Doch dann fällt sie dem Feind in die Hände und muss feststellen, dass sich auch unter den vermeintlichen Monstern Menschlichkeit findet. Und sogar noch mehr ... (Text- und Bildquelle: script5 Verlag)

Über die Autorin
Jennifer Benkau wurde 1980 in Solingen geboren, wo sie auch heute noch mit ihrem Mann, drei Kindern und zwei Katzen inmitten lauter Musik und vielen Büchern lebt. Nachdem sie in ihrer Kindheit Geschichten in eine Schreibmaschine gehämmert hatte, verfiel sie pünktlich zum Erwachsenwerden in einen literarischen Dornröschenschlaf, aus dem sie zehn Jahre später, an einem verregneten Dezembermorgen, von ihrer ersten Romanidee stürmisch wachgeküsst wurde. Von dem Moment an gab es kein Halten mehr. "Dark Canopy" ist ihr erster Roman für junge Erwachsene.

Rezension

Der erste Satz: Ich hatte immer behauptet, der erste Percent, der in meinen Wurfradius tritt, würde ihn nicht lebend verlassen.

Aus dem Dritten Weltkrieg gingen die Percents, künstlich geschaffene Krieger, als Sieger hervor. Seitdem (be)herrschen und regieren sie die restliche Bevölkerung. Die Menschen wurden dazu verpflichtet, in den großen Städten zu leben, wo sie von den Percents besser unter Kontrolle gehalten werden können. Die starken Krieger haben nur einen einzigen Nachteil, ihre sonnenempfindliche Haut. Zu diesem Zweck haben sie in allen Städten die Maschine Dark Canopy installiert, die, bis auf zwei Tagesstunden am Morgen, den Himmel mit schwarzem Staub bedeckt.
Doch auch außerhalb der Städte haben sich Rebellenclans gebildet, die sich vor dem Machtbereich der Percents verstecken oder sogar gegen sie kämpfen. Zu einem dieser Rebellenclans gehört die 20-jährige Joy. Bei einem Überfall auf den Hauptsitz der Percents wird sie gefangen genommen und nun als der persönliche Soldat von einem ihrer Feinde ausgebildet.

Ich spürte, einer Grenze nahe zu kommen, wie so oft in den letzten Tagen. Der Grenze zwischen uns beiden, dem Percent und der Menschenfrau. Weiterzugehen, würde bedeuten, zu etwas anderem zu werden. Zu Neél und Joy. - S. 302

Man stelle sich vor, man greift mal wieder zu einer Dystopie. Gerade Vielleser wissen, dass die Schneedecke der Dystopien schon eine Weile nicht mehr unberührt ist. Viele Autoren haben zwischenzeitlich ihre Spuren darin hinterlassen. Manche tief, manche dagegen flach. Und dann kommt eine junge Autorin daher und serviert einem eine deutsche Dystopie, die ab der ersten Seite überrascht - und zwar, weil sie so gut ist!
Schon vor dem eigentlichen Fazit kann man also sagen. Vielleser, lasst euch positiv überraschen, und Gelegenheitsleser, schnallt euch an! Ihr werdet das Buch kaum aus der Hand legen.

Schon sprachlich hebt sich "Dark Canopy" von der breiten Masse ab. Frau Benkau gebraucht viele Metaphern und viele Vergleiche. Diese sind aber nicht so zahlreich und überladen, dass sie die Gedanken anstrengen. Vielmehr passen sie hervorragend zur jeweiligen Beschreibung oder zum Gemütszustand der betreffenden Person und haben trotz der schonungslosen Thematik eine gewisse Leichtigkeit. Wahres Kopfkino!
Und schonungslos ist die Geschichte auf jeden Fall. Schonungslos düster, brutal und direkt. Hier wirbelt nicht nur die Maschine Dark Canopy mächtig Staub auf. Der Leser erhält zudem die geballte Ladung an Action, Spannung und Gefühl. Dabei bleibt keines der angesprochenen Szenarien oberflächlich, sondern ist jeweils mustergültig ausgearbeitet. Man fiebert bei Actionszenen, kaut Fingernägel bei Spannung und erträgt gerne den ein oder anderen Herzschmerz bei den vielen Szenen, die unter die Haut gehen.
Die Geschichte wird von Joy in der Ich-Form erzählt. Einige Kapitel berichtet ein personaler Erzähler aus der Sicht von Matthial, einem Rebellenclanmitglied. Dadurch erhält man eine etwas andere Sicht auf manche Dinge und erfährt, was neben der Haupthandlung sonst noch geschieht.

Doch was wäre eine mitreißende Geschichte mit lahmen Charakteren? Wahrscheinlich weniger mitreißend. Darum dürfen gerade diese hier nicht fehlen. Joy und Neél fetzen, und das nicht zu knapp. Ob es nun der ständige Schlagabtausch (wörtlich und körperlich) zwischen den beiden ist, die Blicke, die sie sich zuwerfen oder die Gefühle die jeder für den anderen hat. Es passt einfach! Gerade auf der Gefühlsebene wurde beiden Hauptcharakteren genug Zeit gegeben sich näherzukommen. Die Geschichte entwickelt sich, und das auf den kompletten 530 Seiten. Obwohl die Gefühle für den jeweils Anderen sonnenklar (soweit das bei ständig verdüstertem Himmel möglich ist) dargestellt sind, gibt es im Buch keine schnulzigen Liebeschwüre. Trotzdem berühren einige Szenen ungemein und sorgen für wohliges Bauchkribbeln. Auch hier differenziert sich der Roman ganz klar von vielen Genrebrüdern.

Joy, erfrischende 20 Jahre alt, ist von Anfang an eine Kämpfernatur. Sie ist wirklich sehr, sehr taff und mutig. Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat, greift sie teils zu "besonderen" Methoden, um ihren Willen zu bekommen. Dabei trägt sie das Herz auf der Zunge und versteckt ihre Gefühle vor anderen ganz tief. Joy ist kein eindimensionaler Charakter, sie ist verletzbar, auch wenn sie das selten zeigt. Entscheidungen auf der Gefühlsebene sind für sie schwierig. Manchmal möchte man sie zu ihrem Glück zwingen. Nach wenigen Kapiteln kann man sich aber so gut in sie hineinversetzen, dass man das Gefühl hat, sie schon ewig zu kennen.
Und Neél? Der Charakter von Neél (sprich Ni-jell) wirkt schon auf einen, da hat er noch kaum drei Sätze gesprochen. Düster, bedrohlich und brutal - nahezu unmenschlich - sind wohl die passenden Adjektive, die seine Person (wie auch alle anderen Percents) anfangs ausmachen. Trotzdem merkt man, dass an ihm etwas anders ist, sehr versteckt und für seine Percent-Kollegen nicht offensichtlich. Neél überrascht und überzeugt auf ganzer Linie! Und darum merke:

"Helden findet man dort, wo man nicht nach ihnen sucht." - S. 407

Insgesamt wirkt der Roman, passend zum Cover, sehr düster. Nicht nur die Percents sind bedrohlich, auch innerhalb der Rebellenclans gibt es Intrigen und Brutalität. Einige Entwicklungen, vor allem gegen Ende, werden für Gesprächstoff unter befreundeten Lesern sorgen. Hier geht die Autorin wahrlich keinen bequemen Weg. Neben all der Dunkelheit gibt es aber auch viele Momente, die zum Schmunzeln anregen, diese sind vor allem wieder Joy und Neél geschuldet.
Das Ende ist nicht zu beschreiben und wegen einem fiesen Cliffhanger, nicht nur sprichwörtlich, die reinste Folter. "Dark Canopy" wird nach dem jetzigen Stand mit einem weiteren Folgeband eine Dilogie (2-Teiler) ergeben. Das hat, bei der derzeitigen Übersättigung mit Serien und Trilogien, nahezu Seltenheitswert. Als Veröffentlichungszeitraum ist das Frühjahr 2013 vorgesehen.

Persönliches Fazit

düster - dunkel - Dark Canopy!
spannend - spannender - Dark Canopy!
mitreißend - mitreißender - Dark Canopy!

Mir würden hier sicher noch einige Beispiele einfallen, und einmal mehr habe ich das Gefühl einen Werbeslogan für ein Buch zu schreiben. Kann ein Buch mich allerdings vollständig überzeugen (und ich schaue zur Sicherheit noch mal auf meinen Text - und finde einfach keine Kritik...) und dabei mit einer derart starken Geschichte, perfekten Charakteren und einer außergewöhnlich guten Sprache aufwarten, ja, dann darf man das in meinem Fazit auch sehen! Hier stimmen Optik und Inhalt.
Also, ob Vielleser oder Gelegenheitsleser, lesen solltet ihr dieses Buch auf jeden Fall. Vielleser, schreibt es euch auf eure gut gefüllte Leseliste. Und Wenigleser, lest es! Auch wenn es das einzige Buch in diesem Jahr sein sollte. Nach langer Zeit gibt es von mir hier wieder einen 5 Sterne Lieblingsbuchstatus!


Aufmachung: 4,5 / 5
Handlung: 5 / 5
Charaktere: 5 / 5
Lesespaß: 5 / 5
Preis/Leistung: 5 / 5

© Damaris Metzger, damarisliest.de



Reiheninfo der Dark Canopy-Dilogie:

Band 1 - Dark Canopy
Band 2 - Dark Destiny