Das Thema
Lass es gut sein. Diesen Rat bekommt Hadley oft genug zu hören, seit sie von der Affäre ihres Vaters erfahren hat. Aber Hadley will es nicht gut sein lassen, sie will wütend sein und in Frieden gelassen werden. Am allermeisten von ihrem Vater.
Sam hat das Drama in seiner Familie auch langsam satt. Noch immer leidet er unter der Trennung der Eltern und dem Umzug in eine neue Stadt, er will einfach nur in Ruhe sein Schuljahr beenden. Nach einer Beziehung sucht er nicht … zumindest nicht, bis er Hadley zum ersten Mal sieht.
Sam und Hadley verlieben sich, trotz allem oder gerade deshalb. Für einen kurzen Moment scheint ihre Liebe zu genügen, um alles andere auszublenden. Doch als eine schreckliche Wahrheit ans Licht kommt, müssen Hadley und Sam wieder alles infrage stellen.
© Klappentext-, Cover- und Zitatrechte: Magellan Verlag
Seit alles in meinem Leben den Bach runtergegangen ist, bin ich nicht gerade auf der Jagd nach prickelnder Romantik. Ich hätte im Prinzip auch ganz auf Jungs verzichten können, läge da nicht so etwas in der Art, wie sie mich ansehen, kurz bevor sie sich vorbeugen, um mich zu küssen. [...] Da werde ich jedes Mal wieder schwach. Ich könnte mich selbst dafür hassen, wenn es nicht so verdammt guttäte. - Hadley, S. 9/10
Das Leseerlebnis
Das Thema Trennung der Eltern oder Scheidung kommt in Jugendbüchern recht häufig vor. Meist ist es aber so, dass es nur nebenbei erwähnt wird, als Nebenthema, und nicht Hauptteil der eigentlichen Handlung ist. Bei "Liebe ist wie Drachensteigen" ist das anders. Denn Sam und Hadley haben etwas gemeinsam - beide Familien belastet eine Affäre, bzw. Trennung eines Elternteils. So hat Autorin Ashley Herring Blake den Fokus nicht nur auf eine Liebesgeschichte gelegt, ihr Buch handelt ebenso von der Familiengeschichte beider Hauptprotagonisten. Genau das finde ich sehr interessant. Diese Komponente macht das Buch unbedingt lesenswert.
Obwohl sich Sam und Hadley (noch) nicht kennen, sind beide Familien wegen eines ähnlichen Ehe-Dramas zerrüttet. Sams Vater hat die Familie verlassen, Hadleys Dad versucht seine Ehe zu retten. Und während Sam ganz offensiv damit umgeht, er streitet mit seiner Mutter am laufenden Band, schottet sich Hadley ab und kann die angespannt-verkrampfte Stimmung zu Hause nicht ertragen. Sie hat für sich ein Ventil entdeckt, mit der Situation umzugehen. Bei fast jeder Party macht Hadley mit diversen Jungs rum, die Konsequenzen daraus will sie aber nicht akzeptieren. In der Schule hat sie bereits den Ruf, sie wäre leicht zu haben und jeder könne bei ihr landen.
Ich muss sagen, dass beide Charaktere wunderbar dargestellt sind. Sehr intensiv und sehr gefühlvoll. Man kann absolut nachvollziehen, was sie bewegt und warum sie so handeln, bzw. was dahintersteckt. Sam und Hadley sind beide auf ihre Art verletzt. Mir persönlich war Sam sehr sympathisch. Er ist ein ausdrucksstarker Charakter, der Menschen schützen möchte, vor allem seinem Schwester, später auch Hadley. Dagegen hatte ich mit Hadley einige Probleme, obwohl sie mir nicht naiv erschien. Dabei ging es mir nicht um die Tatsache, dass sie sich jedem Jungen an den Hals wirft. Sie kennt ja ihr Verhalten, ist aber hochgradig beleidigt und enttäuscht, wenn ihre beste Freundin mal Klartext redet. Entweder man steht dazu oder man ändert was.
Als Hadley und Sam zufällig aufeinandertreffen, können sie beide nicht unverkrampft mit dem jeweils anderen umgehen. Zwar fühlen sie sich zueinander hingezogen, sind aber durch ihre Familiensituation stark belastet. Außerdem hat die Autorin ein großes Geheimnis in die Geschichte eingebaut, das Sam und der Leser schnell wissen, Hadley jedoch nicht. Damit ist auch klar, worauf die Geschichte hinausläuft. Es bleibt nur die Frage, wie sich alles entwickelt. Und gerade dieser Punkt ist sehr spannend.
Obwohl in der Geschichte jetzt nicht unbedingt viel passiert, ist das Buch so klasse zu lesen, das man es schwer zu Seite legen kann. Das liegt daran, dass die Gefühlsebene der beiden Protagonisten durch wechselnde Perspektiven gut zu greifen ist und das Augenmerk nicht nur auf der Lovestory liegt. Es ist eine Freude, Sam und Hadley zu begleiten. Besonders gut gefiel mir das Ende, denn es ist gut aber nicht kitschig-abgehoben, sondern sehr realistisch.
Das Fazit
"Liebe ist wie Drachensteigen" ist ein Buch zum Wohlfühlen, trotz des Themas, das nicht nur eine Liebesgeschichte in den Vordergrund stellt (die hier mal von einer ungewöhnlicheren Seite betrachtet wird), sondern auch viel greifbares Familiendrama enthält. Obwohl man als Leser das Geheimnis von Sam und Hadley bald kennt, ist es unheimlich anziehend, wie das Ganze aufgelöst wird. Es geht um Wahrheit, Vertrauen und auch Akzeptanz. 4 von 5 Sterne vergebe ich dafür.
© Damaris Metzger, www.damarisliest.de
Magellan Verlag (Januar 2017) - Hardcover mit Schutzumschlag, 336 Seiten - 18,00 € [D]
Originaltitel: Suffer Love - Übersetzt von Birgit Salzmann - ab 14 Jahren