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Dienstag, 10. September 2019

"Faye: Herz aus Licht und Lava" von Katharina Herzog



Das Thema
Seit der Ankunft auf Island geschehen merkwürdige Dinge. Gleich am ersten Abend führt ein Schwarm Glühwürmchen Faye zu einer Lichtung, auf der ein uralter Baum steht. Der Sage nach soll hier der Eingang zur Elfenwelt sein. Aber vor Jahren wurde das Herz des Baumes gestohlen. Und jetzt stirbt er. Faye beschließt, den Baum zu retten. Keine leichte Aufgabe. Vor allem seitdem ihr der impulsive und jähzornige Aron über den Weg gelaufen ist. Wenn Faye wüsste, auf was für ein Abenteuer sie sich da einlässt ...

© Klappentext-, Cover- und Zitatrechte: Loewe Verlag


"Ach Faye!" Mum seufzte. "Sieh diese Woche doch einfach als Urlaub an."
Urlaub?! Diese Reise war kein Urlaub. Mum würde die ganze Zeit arbeiten. Und ich war völlig gegen meinen Willen in dieses Land gebracht worden, das es nur durch seine Fußballmannschaft zu einer bescheidenen Bekanntheit gebracht hatte und in dem es - ich hatte es recherchiert! - außer dicken Ponys ganz viel Natur überhaupt nichts gab.
- S. 36


Das Leseerlebnis
Nicht nur wegen der Mythen und Legenden übt Island auf viele Menschen eine große Anziehungskraft aus. Es ist ein Land der Extreme und der Gegensätze. Nicht umsonst nennt man es auch das Land aus Feuer und Eis. Katharina Herzog hat für ihren neuen Jugendroman "Faye: Herz aus Licht und Lava" den Schauplatz Island gewählt. Eine gute Idee, denn seit meiner Kindheit, seit Nonni und Manni, seit meiner Faszination für Islandpferde, schüren Bücher, die in diesem Land spielen, meine Neugierde. Die Geschichte selbst war dann, trotz wunderbarem Setting, leider nicht meine. Sie fällt für mich in eine Kategorie der Romantasy, an der ich mich schon lange "sattgelesen" habe.

Faye hat ein Händchen für Pflanzen, einen echten grünen Daumen. Trotzdem ist sie nicht begeistert, als sie mit ihrer Mutter nach Island reisen soll, denn die dortige Natur verspricht wenig Abwechslung. Und da Fayes Mutter den Neubau eines Hotels betreut, also den ganzen Tag arbeitet, geht Faye von gähnender Langeweile aus. Dieser Einruck ändert sich, als Faye auf der Lichtung, auf der das Hotel entstehen soll, einen uralten und kranken Baum entdeckt, über den die Einwohner Mythen erzählen. Was geschieht auf der Lichtung? Und warum entwickelt Faye hier in Island Fähigkeiten, die unmöglich erscheinen? Antworten erhofft sie sich auch von Aron, der es ihr mit seiner unnahbaren und düsteren Art alles andere als leicht macht.

"Faye: Herz aus Licht und Lava" ist gut geschrieben und lässt sich flüssig und recht schnell lesen. Von Deutschland aus geht es für Faye nach Island, wo die phantastischen Elemente der Geschichte stattfinden, wo sie erfährt, wer sie ist und wo sie auf Aron trifft. Aron, der unfreundlich und abweisend rüberkommt, der anfangs kaum auf der Bildfläche erscheint, der nicht der ist, der er vorgibt zu sein und in den Faye sich trotzdem verliebt. Natürlich. Genau diese Art von Lovestory, leicht schwärmerisch und kitschig, ist typisch für das Buchgenre Romantasy, fast schon die Regel ... und ein Grund, warum ich normalerweise davon Abstand nehme. Aber ich lasse mich auch gerne überraschen. Leider hat mir hier das Überraschende, nicht nur bei der Lovestory, komplett gefehlt.

Setting und Schauplätze sind toll. Ich meine - Island! Das alleine ist schon faszinierend und wird auch immer faszinierend bleiben. Sehr geschickt führt die Autorin die Leser*innen "durchs Land", indem sie besondere Eigenheiten aufgreift, die Geschichte sich um nordisch-isländische Sagen und Mythen dreht und man mit Faye nicht nur auf Islandpferden ausreitet, sondern auch diverse Schauplätze (Schwarzer Strand, Flugzeugwrack, Eislagune, ...) besucht. Das hat mir gut gefallen; retten, auch wenn das drastisch klingt, konnte es die Geschichte aber nicht. Denn ...

... sie besaß für mich einfach kein Alleinstellungsmerkmal in Bezug auf Handlung und Charaktere. Faye ist mit ihren fast achtzehn Jahren eher naiv-beeinflussbar, und meist ziemlich patzig. Vielleicht sollte das humorvoll rüberkommen, ich fand es eher nervig. Einige Charaktere haben großes Potenzial oder sind interessant. Die meisten, darunter Loveinterest Aron, bleiben blass und austauschbar. Alles, wirklich komplett alles, war für mich vorhersehbar. Ich wusste einfach, wie sich die Geschichte entwickeln würde, welche Rolle einzelne Charaktere spielen und wie die Auflösung sein würde ... und ich lag immer richtig. Insgesamt bleibt das Buch für mich ein wenig befriedigendes Leseerlebnis, und ich bin froh, dass die Geschichte abgeschlossen ist. Weiterlesen würde ich nicht.

Das Fazit
"Faye: Herz aus Licht und Lava" führt die Leser*innen nach Island, das Land aus Feuer und Eis, der rauen Schönheit und mystischen Sagen. Das ist wunderbar und der Grund meines Interesses an der Geschichte. Doch diese stellte sich für mich dann schnell als ganz typische Vertreterin des Jugendbuchgenres Romantasy dar. Mit einer Lovestory, und den dazugehörigen Protagonisten, wie ich sie schon mehr als dutzendfach gelesen habe (und nicht mehr lesen möchte) und einer Handlung, die für mich von vorne bis hinten einzuschätzen und vorhersehbar war. Das reichte mir nicht als Leseerlebnis, mein Buch war es nicht. 2,5 von 5 Sterne vergebe ich.


© Damaris Metzger, www.damarisliest.de


Loewe Verlag (Juli 2019) - Hardcover, 400 Seiten - 18,95 € [D]
- ab 14 Jahren