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Donnerstag, 30. April 2020

"Bloom: Die Apokalypse beginnt in deinem Garten" von Kenneth Oppel



Das Thema
Nach einem starken Regenfall taucht überall schwarzes Gras auf, dessen Herkunft sich niemand erklären kann. Schnell überwuchert es Felder und ganze Städte überall auf der Welt. Die Menschen leiden unter heftigen Allergien, die Nahrungsmittelversorgung ist bedroht und schließlich greift das Gras Menschen direkt an. Zur gleichen Zeit entdecken drei Jugendliche, dass gerade sie seit Beginn des Horrors ihre Allergien losgeworden sind - und ungeahnte Kräfte entwickeln. Gibt es einen Zusammenhang zwischen ihnen und dem schwarzen Gras?

© Klappentext-, Cover- und Zitatrechte: Beltz & Gelberg


Zuerst dachte sie, jemand hätte einfach einen Stock in die Erde gerammt. Doch als sie näher trat, sah sie, dass ein etwa dreißig Zentimeter großer schwarzer Schössling aus dem matschigen Boden gewachsen war. [...]
Dieses Ding war am Morgen noch nicht da gewesen. Es wäre ihr bestimmt aufgefallen.
Was bedeutete, dass es innerhalb weniger Stunden um die dreißig Zentimeter gewachsen war.
Auf der toten Stelle, wo sonst nichts wuchs.
- S. 27


Das Leseerlebnis
"Bloom: Die Apokalypse beginnt in deinem Garten" sprang mir alleine wegen des Covers sofort ins Auge. Es ist anders und auffällig, auch ein bisschen beklemmend. Und dann das Thema: Schwarzes Gras, das plötzlich überall auf der Erde auftaucht, und dessen Herkunft sich niemand erklären kann. Das, und die Tatsache, dass ich bisher noch kein Buch von Kenneth Oppel gelesen hatte, reichte. Ich wollte dieses Buch lesen. Unbedingt. Auch wenn ich nicht mit Sicherheit sagen kann, was ich von der Geschichte erwartete, war sie eines der spannendsten Leseerlebnisse für junge Leser*innen, die ich in letzter Zeit hatte. Dazu ziemlich aktuell und völlig abgefahren. Meinem 12-jährigen Sohn, den ich hier mal als kleinen Lesemuffel beschreibe, erging es genau gleich. Er fragt mich immer wieder, ob und wann ein nächster Reihenband erscheint.

Während um sie herum die Dinge relativ normal verlaufen, haben drei Jugendliche aus Kanada mit besonderen Belastungen zu kämpfen. Das sind vordergründig starke und einschränkende Allergien, aber auch das Gefühl anders zu sein, nirgends richtig dazuzugehören. Dann taucht eines Tages überall schwarzes Gras auf. Es wächst und überwuchert alles, breitet sich so rasant auf der ganzen Welt aus, dass die Menschen ihm bald nichts mehr entgegensetzen können. Außerdem reagieren alle Menschen darauf hochgradig allergisch. Außer die drei Jugendlichen. Ihre Allergien werden besser, verschwinden sogar ganz. Und noch etwas ist seltsam. Die Jugendlichen bemerken Veränderungen an ihren Körpern, die völlig unmöglich erscheinen.

Dienstag, 21. April 2020

"Ellingham Academy: Die geheimnisvolle Treppe" von Maureen Johnson



Das Thema
Ein toter Star. Ein entführtes Mädchen. Eine verschwundene Mitschülerin.
Bei dem Versuch, die berühmte Ellingham-Affäre zu lösen, stößt Stevie Bell auf mehr Fragen als Antworten. Doch zunächst muss sie das Verschwinden ihrer Freundin Ellie aufklären. Gemeinsam mit David macht sie sich auf die Suche nach ihr und stößt dabei auf einen versteckten Gang im Internat. Welche Geheimnisse sind noch hinter den Mauern der Ellingham Academy verborgen?

© Klappentext-, Cover- und Zitatrechte: Loewe Verlag


Wie zuvor fand Francis sich in einem engen Gang aus grob behauenem Stein wieder, gerade hoch und breit genug für eine Person. Sie kam sich vor wie in einer Gruft - was für sie kein gänzlich unangenehmes Gefühl war. Mit etwas Mühe hob die den Arm und zündete ihre Kerze an. Der Schwefelgestank des Streichholzes erfüllte den Tunnel.
Dann ging sie los.
- S. 16/17


Das Leseerlebnis
Mit der Ellingham Academy-Trilogie hat Autorin Maureen Johnson eine wirklich lesenswerte Krimi- und Mystery-Reihe im Jugendbuch geschrieben. Und das sage ich schon jetzt, wo ich doch erst bei Band 2 angekommen bin und der Abschlussband noch aussteht. Der Reihenstart konnte mich damals so stark fesseln (er war sehr gut durchdacht, aber keine Frage war wirklich abgeschlossen, und ja, er hatte zudem einen fiesen Cliffhanger), dass sich mir die Frage nicht wirklich stellte, ob ich hier weiterlesen will. Na klar! "Die geheimnisvolle Treppe" hat mich erneut für sich eingenommen. Die Mischung aus Internatsleben, Freundschaften und Ermittlung ist toll!

Nach den vorausgegangenen Ereignissen, musste Stevie die Ellingham Academy verlassen und nach Hause zurückkehren. Ihr Eltern erlauben keine Fortsetzung des dortigen Studiums, da sie sich zu sehr um Stevie sorgen und nicht möchten, dass sie weiter in die Umstände des Mordfalls und das Verschwinden einer Schülerin hineingezogen wird. Unerwartete Hilfe bekommt Stevie ausgerechnet von Edward King, einem Politiker, mit dem sie nichts zu tun haben will. Er überredet Stevies Eltern und bringt sie zurück an die Ellingham Academy, nimmt ihr aber gleichzeitig das Versprechen ab, sich um seinen Sohn David zu kümmern. Dieser scheint kaum zurechnungsfähig zu sein. Eine Zwickmühle für Stevie. Nun ist sie zurück, widmet sich aber nur halbherzig ihrem Studium. Vielmehr hat sie erneut die Ermittlungen der historischen Ellingham-Affäre aufgenommen ... und sie macht eine grausige Entdeckung.

Sonntag, 19. April 2020

"Sicherheit ist eine verdammt fiese Illusion" von Kyra Groh



Das Thema
Manchmal stellt Mia sich vor, ihre Krankheit wäre eine beneidenswerte Superkraft. Tatsächlich ist es im Alltag aber ganz schön problematisch, wenn man keine Schmerzen empfinden kann und blindlings in alle Gefahren läuft. Das weiß Mia spätestens seit jenem Abend, an dem sie ihre Mutter verlor. Die quälende Erinnerung daran ist gleichzeitig ihr größtes Geheimnis. Zumindest bis sie Jake kennenlernt, der seinen eigenen Kummer im Fitnessstudio von Mias Vater bekämpft. Ihm kann sie sich anvertrauen, und auch er erzählt ihr von den dunklen Seiten in seinem Leben. Obwohl die beiden so verdammt unterschiedlich sind, haben sie zum ersten Mal das Gefühl, dass Sicherheit vielleicht mehr sein könnte als eine fiese Illusion.

© Klappentext-, Cover- und Zitatrechte: Arctis Verlag


Mir ist schon klar, dass ich nicht gerade der zugänglichste Mensch bin. Ich komme nicht gerne aus mir heraus. Überschwängliche Gefühle kreieren doch nur einen seltsame Form der Nähe. Nähe wiederum macht einen total anfällig für ... nun ja ... für Verletzungen. Und ich muss Verletzungen nun mal meiden - aus reinem Überlebenswillen. Denn ob kleine Schramme oder tödliche Wunde, mein Körper wird den Unterschied nicht erkennen. Was, wenn auch mein Herz diesen Unterschied nicht erkennt? Ich kann doch nicht das Fahrradfahren meiden, weil ich Angst vor einem schlimmen Sturz habe, dann aber wild drauflosfühlen und alles und jeden in mein Herz lassen? Das wäre grob fahrlässig. - Mia, S. 75/76


Das Leseerlebnis
Realistische Jugendbücher sind mein großes Steckenpferd. Ich lese sie unheimlich gerne. Es geht mir auch nicht um neuartige Geschichten oder noch nie dagewesene Situationen, denn das ist keine Voraussetzung für ein gelungenes Leseerlebnis. Es kommt darauf an, was Autor*innen aus der Geschichte machen und wie sie die Charaktere gestalten. Darum war ich auch besonders dankbar für eine persönliche Empfehlung von "Sicherheit ist eine verdammt fiese Illusion"von Kyra Groh. Nach dem Lesen stand für mich fest, dass die Autorin ein ganz großer Stern am Jugendbuchhimmel ist. Ihr Debüt in diesem Bereich strahlt nicht nur hell, es ist ein leuchtendes Beispiel für beste Unterhaltung mit Tiefsinn, Humor, herausragenden Protagonist*innen und Diversität. Das Buch ist sowas von gelungen, komplett gut!

Zum Inhalt sei an dieser Stelle hoffentlich nicht allzu viel verraten, doch die Protagonisten sind wichtig. Es geht um Mia, die ein großes Päckchen Sorgen mit sich herumschleppt. Mia hat eine Krankheit, die Analgesie heißt. Das bedeutet, dass ihr Körper keine Schmerzen empfinden kann. Ob sie sich in den Finger schneidet oder den Fuss bricht, es tut nicht weh. Darum sie auch keine natürlichen Abwehrreaktionen entwickelt. Mia musste Verhaltensweisen, die für andere Menschen ganz normal sind, erst nach und nach lernen. Zum Beispiel, dass man nicht auf eine heiße Herdplatte fasst. Mia ist ständig auf der Hut, um Verletzungen zu vermeiden. Ihre Krankheit ist der Grund, und noch ein Ereignis ihrer Kindheit, das sie bis heute nicht verarbeiten konnte, weshalb Mia kein sehr zugänglicher Mensch ist. Sie ist zwar sehr schlagfertig, aber auch zynisch und zurückgezogen. Das geht so tief, dass Mias körperliche Krankheit auch ihre Psyche belastet. Sie möchte niemanden an sich ranlassen.

Donnerstag, 16. April 2020

Buchzugänge vs. Buchabgänge im März 2020

Es ist Mitte April, da wird es doch tatsächlich schon wieder Zeit auf meinen buchigen März zurückzuschauen. Welche Bücher haben ich gelesen? Wie viele neue Bücher sind in mein Regal gewandert? Diese Fragen sind immer wieder spannend, und es ist schön, sich nochmals mit dem letzten Lesemonat zu beschäftigen. Und weil im März immer viele Neuerscheinungen auf dem Plan stehen, waren meine Zugänge ein richtiger Büchersegen. Oder muss es Bücherregen heißen?


Meine Buchzugänge im März - 9 Bücher



Dienstag, 14. April 2020

"Anouks Spiel" von Akram El-Bahay



Das Thema
Was hat Anouk nur getan? Ein unbedachter Wunsch an ihrem 13. Geburtstag - und ihre kleine Schwester ist wie vom Erdboden verschluckt. Es gibt nur einen Weg, den Wunsch rückgängig zu machen: das magische Spiel. Schafft sie es, den dunklen Prinzen in vier Runden zu schlagen, erhält Anouk ihre Schwester zurück. Gewinnt der dunkle Prinz, verliert Anouk sie für immer. Mit jedem Zug muss sie Mitgefühl, Mut und Weisheit beweisen. Doch der dunkle Prinz ist ihr stets einen Schritt voraus - und stellt Anouk schließlich vor eine unmögliche Wahl ...

© Klappentext-, Cover- und Zitatrechte: Ueberreuter Verlag


Nein, dachte sie bei sich. Dieser Herzenswunsch gefiel ihr nicht. Selbst wenn er wahr sein mochte, rein und wahrhaftig, klang er schrecklich. Herzlos. Sie radierte die Worte rasch weg und legte sich wieder in ihr Bett. Sie würde sich besser einen anderen Herzenswunsch überlegen. Später. [...]
Die Welt war ganz still, als wartete sie gespannt.
Dann begann Anouk zu schlafen.
Und in dem Haus mit dem Garten und der Wendeltreppe entfaltete ein herzloser Herzenswunsch eine ungeheure Macht.
Eine Macht, die alles veränderte.
- S. 15


Das Leseerlebnis
Dass Akram El-Bahay geheimnisvoll-märchenhafte und vor allem phantastische Geschichten schreiben kann, durften schon viele Leser*innen erfahren. Sein aktuelles Buch, "Anouks Spiel", ging zuerst an mir vorbei. Als ich mich dann mit dem Inhalt beschäftige, klang dieser komplett gut, und es war klar, dass ich das Buch lesen will. Man könnte das Thema als abenteuerliche Rettungsmission beschreiben. Ausgeführt wird diese über ein magisches Brettspiel, das zur Realität der jungen Heldin wird. Ein bisschen erinnerte mich das an Filme wie Jumanji und Die Reise zum Mittelpunkt der Erde, ist aber weitaus mysteriöser und literarischer dargestellt. Und ja, als es losging hatte ich Gänsehaut. Jedoch konnte mich "Anouks Spiel" während seines Verlaufs dann leider immer weniger erreichen.

Anouk ist genervt von ihrer kleinen Schwester Maya. Sie fordert die ständige Aufmerksamkeit der Eltern. Selbst unmittelbar vor Anouks 13. Geburtstag ändert sich nicht viel. Und weil Anouk schon immer, neben einem materiellen Geburtstagswunsch, einen geheimen Herzenswunsch aufschreibt, wünscht sie sich diesmal, dass ihre Eltern nur noch ihr allein gehören. Obwohl Anouk sofort das schlechte Gewissen plagt, geht der Wunsch in Erfüllung. Am nächsten Morgen ist es so, als hätte Maya nie im Leben der Familie existiert. Anouk ist verzweifelt. Da erhält sie per Post ein merkwürdiges Bettspiel, dass zur Wirklichkeit werden kann und durch das sie die Möglichkeit bekommt, ihren Wunsch zurückzunehmen. Besiegt Anouk den dunklen Prinzen in allen Leveln des Spiels, erhält sie Maya zurück. Zusammen mit ihrem Spielbegleiter Pan, einem sprechenden Schimpansen, macht sie Anouk auf in das größte Abenteuer ihres Lebens.

Donnerstag, 9. April 2020

High Five - 5 Sätze/5 Adjektive zu "Die Lügner" von Kate Weinberg



bold (Februar 2020),
Hardcover/SU, 400 Seiten,
übersetzt von Anne Brauner und Alexandra Ernst,
18,00 € [D]


Jess Walker hält sich für wertlos und unscheinbar. Als sie jedoch ihr Studium beginnt, lässt sie Familie und Vergangenheit zurück und beschließt, sich neu zu erfinden. Schnell findet Jess anziehende Vorbilder für ihr Vorhaben: Lorna Clay, die von Jess überaus bewunderte, exzentrische Literaturwissenschaftlerin. Und Alec, den charismatischen Journalisten, in den sie sich Hals über Kopf verliebt. Beide zeigen ihr, wie außergewöhnlich sie selbst und das Leben sein können.
Als Alec Jess’ Gefühle erwidert, glaubt sie am Ziel ihrer Träume angekommen zu sein. Doch dann reist Alec nach Südafrika - und wird wenige Tage später tot aufgefunden. Und plötzlich muss Jess alles infrage stellen, was sie je für die Wahrheit gehalten hat. (Text-, Cover- und Zitatrechte: bold)


Ich habe praktisch alle ihre Vorlesungen mit dem Handy mitgeschnitten. Die Rede, die sie vor dem Puppenspiel gehalten hat, höre ich mir am häufigsten an. Als gäbe sie in diesen zwölf Minuten mit ihrer rauen Stimme Antworten auf alle Fragen, die ich mir sechs Jahre danach immer noch stelle. Hätte ich besser zugehört und hingesehen, hätte ich die überall verstreuten Zeichen gedeutet - wäre es dann anders ausgegangen? - S. 8


5 zusammenfassende Sätze/Punkte zum Buch

  1. Eine ganze Weile vor dem Lesen hatte ich mich natürlich über "Die Lügner" informiert. Schließlich beeinflussen Buchinfos generell meine Entscheidung für oder gegen ein Buch. Im Laufe der Zeit "vergesse" ich Klappentexte jedoch auch wieder. Bei "Die Lügner" habe ich den Test gemacht und diesen nicht erneut gelesen, das Buch also völlig frei begonnen. Eine gute Entscheidung und ganz sicher ein Grund, warum ich vorurteilsfrei und ziemlich fasziniert in die Geschichte eintauchen konnte.
  2. Jess ist mit ihrer Familie nicht allzu glücklich. Darum freut sie sich aufs Studium der Anglistik und findet schnell Freunde an der Uni. Zum Beispiel die weltoffene und draufgängerische Georgie, die Jess sofort für sich vereinnahmt. Oder den charismatischen Alec, der zwar Georgies Freund ist, in Jess aber ein solches Verlangen auslöst, dass sie sich richtiggehend nach ihm verzehrt. Und dann ist da noch Lorna, eine exzentrische und begehrte Autorin und Literaturprofessorin, die ebenfalls Begehren, fast schon Besessenheit in Jess auslöst. Was für Jess als die Erfüllung ihrer Träume begann, wird mit der Zeit zum völligen Albtraum.
  3. "Die Lügner" liest sich wie eine Mischung aus Jugendbuch und Erwachsenenroman. Das bringt eine ganz eigene Faszination mit sich, die aber nur aufrecht erhalten wird, wenn man am Buch dranbleibt und sich auf die Geschichte einlassen kann. Anfangs hat der Roman einen belletristischen Touch, in den sich mit der Zeit noch Elemente eines Thrillers mischen. Diese Kombination gefiel mir sehr gut.
  4. Kate Weinberg schreibt hochwertig und undurchsichtig. So ganz ist niemals klar, wo Jess' Geschichte hinführen wird, wie alles zusammenhängt und was ans Licht kommt (oder auch nicht). Für mich wurde die Geschichte schnell soghaft, durch eine unterschwellige Anspannung, aber es gab auch Durststrecken im Buch. Manche Vorlesung oder Literatur-Essays werden analysiert und auseinandergenommen. Das ist wichtig für die Wirkung der Geschichte und schafft Verknüpfungen, verlangt aber in diesen Momenten eine hohes Maß an Konzentration. Für mich war "Die Lügner" kein Easy Reading, kein Buch, das sich mal so eben weglesen lässt.
  5. Das Ende des Buches lässt mich etwas zwiegespalten zurück. Zwar mag ich es gerne, wenn Geschichten nicht allzu aufgelöst und "gut" zu Ende gehen, wenn die Protagonistin lernen muss, mit ihren Fehlern und der Situation wie sie ist klarzukommen, allerdings hätte ich mir in einigen Punkten doch noch mehr Klarheit gewünscht. Ich bin mir sicher, dass Leser*innen noch eine Weile über das Gelesene nachdenken werden. Und das ist wiederum gut so.

5 Adjektive, die mir spontan zum Buch einfallen

anspruchsvoll, nachvollziehbar, angespannt, obsessiv und weitreichend




Zusammengefasst vom Fazitbär:
"Die Lügner" ist ein anspruchsvolles Buch zwischen Jugend- und Erwachsenenroman, das mit einer hochwertigen, nicht ganz einfachen und polarisierenden Geschichte einen Lesesog aufbaut, für den auch Elemente eines Thrillers verantwortlich sind. Leser*innen sollten sich auf die Geschichte einlassen und bereit sein kleine Durststrecken zu überwinden, indem sie konzentriert am Buch dranbleiben. Dann wird man die obsessive Geschichte gerne analysieren und sie noch eine Weile Revue passieren lassen. Ich war ziemlich fasziniert davon.


© Damaris liest.




Dienstag, 7. April 2020

"Eine Insel zwischen Himmel und Meer" von Lauren Wolk



Das Thema
Crow hat ihr ganzes Leben auf einer winzigen Insel verbracht. Sie wurde, kaum ein paar Stunden alt, in einem lecken Boot an den Strand gespült. Osh hat sie gerettet. Bei ihm ist sie aufgewachsen. Immer schon wollte Crow wissen, woher sie stammt. Ist es möglich, dass sie gar nicht von so weit her kommt? Als eines Nachts ein unheimliches Feuer auf einer unbewohnten Insel aufscheint, steigen in Crow all die unausgesprochenen Fragen nach ihrer Herkunft auf. Und Stück für Stück begreift sie, was Familie wirklich bedeutet.

© Klappentext-, Cover- und Zitatrechte: dtv Verlagsgesellschaft


[...] musste ich immer darüber nachdenken, wer wohl mich gemacht hatte. Wer hatte mich damals angeschaut, als ich wie eine zarte, gerade aufgehende Blüte war, und beschlossen, mich den Wellen anzuvertrauen? Und warum?
All diese Fragen trug ich mit mir herum wie einen Sack, der mit jedem Jahr schwerer wurde, auch wenn ich mich im Laufe der Zeit daran gewöhnt hatte. Auch wenn ich nicht unglücklich war mit dem Leben, das ich hatte.
Ich wollte es einfach nur wissen. Verstehen. Den Sack endlich ablegen können.
S. 16/17


Das Leseerlebnis
Mit ihrem Buch "Das Jahr, in dem ich lügen lernte" hat Lauren Wolk mich vor einiger Zeit vereinnahmt und eine ganze Weile nicht mehr losgelassen. Als ich dann "Eine Insel zwischen Himmel und Meer" entdeckte, war klar, dass ich auch diesen Roman lesen möchte. Er gefiel mir sogar noch ein bisschen besser, auch wenn dieser Eindruck wohl subjektiv bleiben wird. Jedenfalls traf mich das Buch mitten ins Herz. Die Autorin erzählt ihre Geschichten besonders feinfühlig und sensibel, sogar mit einer gewissen Poesie, verbindet sie jedoch mit einer Handlung, die äußerst spannend und mitreißend ist. "Eine Insel zwischen Himmel und Meer" wird noch lange nachklingen.

Die Geschichte wirkt schon etwas, als wäre sie aus der Zeit gefallen. Sie spielt auf den Elizabeth-Inseln, an der Ostküste der USA, in den 1920er-Jahren. Der Zeitpunkt ist für das Lesegefühl nicht so wichtig, er verdeutlicht aber die damaligen Lebensumstände und manche Charaktereigenschaft und trägt viel zur Atmosphäre des ohnehin sehr stimmungsvollen Settings bei.
Auf einer vorgelagerten Mini-Insel vor Cuttyhunk leben Crow und Osh, ganz alleine in einer kleinen Hütte. Crow wurde in einem lecken Boot auf der Insel angespült, erst wenige Stunden alt. Gefunden wurde sie damals von dem Aussteiger Osh, der das kleine Mädchen zu sich nahm und es groß zog. Nun ist Crow 12 Jahr alt. Ihr gefällt das Leben mit Osh und der Kontakt zu Miss Maggie, einer netten Nachbarin, zu der die beiden viel Kontakt haben. Und doch wächst in Crow mit jedem Jahr der Wunsch, genau zu wissen, woher sie kommt und warum sie als Baby in einem Boot weggeschickt wurde. Als Crow einen Hinweis bekommt, wird sie von Osh und Miss Maggie bei der Suche nach Antworten unterstützt. Keiner der drei ahnt jedoch, welch gefährliches und nervenaufreibendes Abenteuer daraus wird.

Freitag, 3. April 2020

Auf die Wunschliste! - Neuerscheinungen im April 2020

Auch für den April habe ich wieder einige Bücher in den Neuerscheinungslisten gefunden, die sofort auf meine Wunschliste gewandert sind. So ziemlich bunt gemischt, wie meistens. Bei einigen Titeln bin ich mir sicher, dass ich sie lesen werde, bei anderen warte ich liebe noch erste Meinungen ab, weil ich mir noch etwas unschlüssig bin. Aber ich habe ein Auge darauf. Für neun März-Bücher heißt es jetzt erst mal: Ab auf die Wunschliste!


Fantasy - Science-Fiction

(erhalte genaue Buchinfos mit einem Klick auf das jeweilige Cover)


 

The Frost Files: Letzte Hoffnung von Jackson Ford ... klingt irgendwie taff, aber auch nicht recht greifbar für mich. Die Beschreibung (Urban Fantasy mit cooler Superheldin) interessiert mich, und ich würde mich hier einfach überraschen lassen. - Ihre psychokinetischen Fähigkeiten machen Teagan Frost zum wertvollsten Mitglied einer geheimen Einsatztruppe der Regierung. Doch dann wird bei einem Einsatz jemand ermordet und Teagan zur gesuchten Mörderin. Selbst ihr eigenes Team zweifelt an ihrer Unschuld. Eine Jagd queer durch Los Angeles beginnt.
Vengeful: Die Rache ist mein von V. E. Schwab ... ist der zweite Band der Vicious & Vengeful-Dilogie. Der erste Band war einer der mitreißendsten und düstersten Bücher, die ich bisher gelesen habe. "Vengeful: Die Rache ist mein" ist darum ein Lesemuss und dick vorgemerkt.

Mittwoch, 1. April 2020

"Köngisfluch: Die Empirium-Trilogie" von Claire Legrand



Das Thema
Rielle soll acht verborgene Heiligtümer finden, um die offene Pforte, durch die die Engel in böser Absicht gekommen sind, wiederherzustellen. Eliana wird ein Jahrtausend später als lang ersehnte Retterin der Menschheit empfangen. Während sie an mehreren Fronten kämpft - gegen das Imperium und seine Monster, gegen Simon und gegen sich selbst -, verschieben sich die Grenzen zwischen Freund und Feind. Doch für welche Seite werden die Königinnen ihre außergewöhnlichen Kräfte einsetzen, für das Gute oder das Böse?

© Klappentext-, Cover- und Zitatrechte: Arctis Verlag


Sie schloss die Augen gegen die Erinnerung, aber ihr Geist beschwor sie dennoch herauf: das Gefühl, dass die Welt auf ihr Geheiß entzweibrach. Wie sich die Hitze in ihren Handflächen ballte. Wie eine Explosion ungesehener Macht ihr die Haare aus dem Gesicht fegte. Das Empirium, roh und grell, ein Spiegel ihrer eigenen Wut und Angst.
Corien, wie er von ihr wegkroch, sein geschundener Körper von Verbrennungen überzogen.
Drei Männer, die reglos zu ihren Füßen lagen. Ihr Vater, der mit seinen letzten Atemzügen das Wiegenlied ihrer Mutter sang.
Eine Mutter und ein Vater. Beide durch ihre Hand gestorben.
- S. 21


Das Leseerlebnis
Fast genau ein Jahr ist es her, seit ich "Zorngeboren" gelesen habe, den ersten Band der Empirium-Trilogie. Und alles, wirklich alles sprach dafür, sofort zum Nachfolgeband "Königsfluch" zu greifen, das Buch zu verschlingen und zu genießen. Denn der Reihenstart gefiel mir so gut, dass er damals, schon während der ersten Seiten, zu einem Lieblingsbuch wurde. Und weil ich perfekt vorbereitet sein wollte, es mir total wichtig war, mir die komplexen Strukturen der Geschichte allerbestens in Erinnerung zu rufen, habe ich mich vor "Königsfluch" mit dem Hörbuch zu "Zorngeboren" aufgefrischt. Nun sind die Bücher ja generell sehr umfangreich, doch die Auffrischung war ein lohnendes Unterfangen. Ich konnte übergangslos zum zweiten Band aufschließen. Und der war großartig. So großartig, dass die Reihe schon mit "Königsfluch" für mich zu einer des besten Fantasy-Trilogien zählt. Egal ob für (ältere) Jugendliche oder Erwachsene.

Zum Inhalt möchte ich nicht allzu viel vorwegnehmen. Wieder verfolgt man als Leser*in zwei Zeitebenen. Die der neu ernannten Sonnenkönigin Rielle, und, etwa Tausend Jahre später, die von Eliana, die in ihrer Welt als Hoffnung für die Zukunft betrachtet wird, aber noch dabei ist zu lernen, wie sie ihre Kräfte einsetzten kann. Rielle entwickelt sich weiter. Eliana entwickelt sich weiter. Und es ist komplett spannend, in welche Richtung das führt. Bei Rielle geht es darum, dass sie mithilfe ihrer magischen Kräfte gut geschützte Heiligtümer findet und sammelt, um die Engelspforte erneut zu versiegeln. Denn diese wird schwächer, und die Engel drängen zurück in ihre Welt, um Rache für ihre Verbannung zu üben. Eliana hat eher mit persönlichen Problemen zu kämpfen. In ihrer Welt gibt es, so scheint es, keine Magie mehr. Darum fällt es Eliana auch so schwer, auf ihre eigenen Kräfte zuzugreifen. Stattdessen ist das Imperium auf der Jagd nach ihr, denn sie stellt eine Bedrohung dar. Und so kämpft Eliana für mehrere Fronten, zumeist auf Seiten einer Rebellion. Eigentlich möchte sie aber nur Sicherheit für ihren Bruder und ihre Freunde.