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Montag, 28. Dezember 2020

"Die Göttinnen von Otera: Golden wie Blut" von Namina Forna



Das Thema
Bitte lass mein Blut rot sein, bitte lass mein Blut rot sein, bete ich.
Als goldenes Blut aus ihren Adern fließt, ist für Deka klar, dass sie nie dazugehören wird. Wegen ihrer dunklen Hautfarbe galt sie schon immer als Außenseiterin. Doch dann kennzeichnet ihr goldenes Blut sie als Alaki, als Dämon. Nur ein Dekret des Kaisers von Otera kann sie retten: Er stellt eine Armee aus den beinahe unsterblichen Alaki zusammen. Deka wird zur Kriegerin ausgebildet und lernt dabei nicht nur zu kämpfen, sondern auch die Gebote infrage zu stellen, durch die sie als Frau ihr Leben lang unterdrückt wurde.

© Klappentext-, Cover- und Zitatrechte: Loewe Verlag


"Und? Bist du bereit?"
Ich nicke. "Ja, ich bin bereit."
Am späten Nachmittag wird der Älteste Durkas mich und alle anderen sechzehnjährigen Mädchen des Dorfes beim Ritual der Reinheit prüfen. Wenn feststeht, dass wir rein sind, werden wir offiziell zum Dorf gehören. Und ich werde endlich eine Frau sein - ich werde heiraten und eine eigene Familie haben können.
Der Gedanke daran jagt eine weitere Welle der Angst durch meinen Körper. - S. 6


Das Leseerlebnis
Ich weiß nicht warum, aber ein kleines bisschen erinnerte mich "Die Göttinnen von Otera: Golden wie Blut" an ein anderes Buch der Jugendfantasy, nämlich an "Children of Blood and Bone: Goldener Zorn". War es der Titel oder die Buchbeschreibung? Oder die Tatsache, dass es in beiden Büchern um ein Mädchen, bzw. eine junge Frau geht, die sich aus der Unterdrückung und Benachteiligung (durch das Patriarchat, Religion oder Rassismus) erhebt? Abgesehen davon, dass viele Bücher dieses Genres ähnliche Strukturen aufweisen, sind die Geschichten dann doch recht unterschiedlich. An Spannung ist "Golden wie Blut" kaum zu überbieten, und das Thema, verpackt in eine schockierende, mitreißende und unterhaltsame Geschichte, ist heutzutage wichtiger den je.

Nach dem Ritual der Reinheit, das bei allen Mädchen des Dorfes vollzogen wird, steht fest: Deka ist ein Alaki, ein Dämon. Ihr Blut ist nicht rot, sondern golden. Alleine ihrer dunkleren Hautfarbe wegen, galt sie schon immer als Außenseiterin. Nun aber ist sie dem geballten Hass der Dorfältesten, Freunde und sogar Familie ausgesetzt. Mehrfach versucht man sie zu töten, bereichert sich jedoch gleichzeitig an ihrem wertvollen goldenen Blut. Vorläufige Rettung kommt vonseiten des Kaisers, der eine Armee aus den fast unsterblichen Alaki zusammenstellt. Jetzt wird Deka zur Kriegerin ausgebildet, doch auch hier erfährt sie täglich Gewalt, Intrigen und Misstrauen. Sie beginnt alles infrage zu stellen, was sie ihr Leben lang unterdrückt hat.

Wenn es ein Buch gibt, das mich von Anfang an mitgerissen hat wie fast kein anderes, dann ist es "Die Göttinnen von Otera: Golden wie Blut". Es ist nicht nur nervenaufreibend und spannend, sondern voller Emotionen und Gefühle ... aber, Achtung, ... auch unglaublich hart, gewalttätig und brutal. Wer das Buch lesen möchte, muss das wissen. Ich war manchmal völlig schockiert. Um Dekas Situation und Unterdrückung darzustellen, hat die Autorin hier wirklich in die Vollen gegriffen. Und ja, die Botschaft kommt an. Mit der Zeit begann ich die ausufernde Gewalt jedoch zu hinterfragen. Denn selbst, als Deka ins Ausbildungslager kommt (und anscheinend sind Alaki für den Kaiser wertvoll und nützlich), werden die Dämonen-Mädchen misshandelt und erniedrigt. Warum? Gewalt um der Gewalt willen? Es hört einfach nie auf, und logisch erschien mir das in diesem Zusammenhang nicht mehr. Ich hatte die schlimmen Umstände von Deka schon längst verstanden, es wurde zu viel.

Das Worldbuildung, eine Mischung afrikanischer und arabischer Kultur (so wirkte es auf mich) gefiel mir sehr gut und war eindrücklich dargestellt. Eine Lovestory durfte auch hier nicht fehlen, nimmt aber keinen großen Raum ein. Nach dem nervenaufreibenden Start und Mittelteil hält die Geschichte bis zum Schluss einiges an Spannung und  Überraschung bereit. Obwohl "Golden wie Blut" ein Reihenstart ist, kann die Geschichte als Einzeltitel, also abgeschlossen, gelesen werden.

Das Fazit
Ich war nicht nur überrascht, sondern richtig begeistert, wie gut es der Autorin gelungen ist, mich bei "Die Göttinnen von Otera: Golden wie Blut" von Anfang an mitzureißen. Die Geschichte ist so spannend, das Thema so ergreifend verpackt, und die Handlung so facettenreich, dass die Emotionen nicht selten überwältigend sind. Gleichzeitig ist diese Jugendfantasy hart und brutal, so sehr, dass es darum nicht für eine Höchstwertung reichte. Wer einiges aushält und Lust auf ein wirklich spannendes und vereinnahmendes YA-Fantasybuch hat, sollte mal reinschauen. Und als Reihenstart lässt es sich sogar als Einzelband lesen. 4 von 5 Sterne gibt es von mir.


© Damaris Metzger, www.damarisliest.de


Loewe Verlag (Oktober 2020) - Band 1/3 - Hardcover, 512 Seiten - 19,95 € [D]
Originaltitel: The Gilded Ones - Übersetzt von Bea Reiter - ab 14 Jahren