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Mittwoch, 10. März 2021

"Ellingham Academy: Die Botschaft an der Wand" von Maureen Johnson



Das Thema
Stevie hat den Entführer von Alice gefunden. Doch noch sind nicht alle Fragen beantwortet. Lebt Alice Ellingham noch? Und wie hängt ihr Verschwinden mit den Todesfällen in der Gegenwart zusammen? Als sich ein weiterer Unfall ereignet, soll das Internat evakuiert werden. Aber Stevie ist sich sicher: Dieses Rätsel kann sie nur am Schauplatz des Verbrechens lösen. Gemeinsam mit ihren Freunden versteckt sie sich in der Schule. Was jedoch niemand ahnt: Dort sind sie nicht nur einem heftigen Schneesturm ausgeliefert, sondern auch einem Mörder, der keine Skrupel kennt ...

© Klappentext-, Cover- und Zitatrechte: Loewe Verlag


"Was ist mit David? [...] Und ihr zwei seid schließlich zusammen oder so ähnlich, stimmt's? Wo ist er jetzt?"
"Ich dachte, Human-Interest-Kram liegt dir nicht", erwiderte Stevie und beschleunigte ihren Schritt.
"Stimmt auch. Aber David ist verprügelt worden und dann verschwunden und keiner scheint eine Ahnung zu haben, wohin. An einem Ort wie dieser Schule sollte man so was nicht auf die leichte Schulter nehmen. Die letzte Person, die von hier verschwunden ist, wurde tot in einem Tunnel gefunden. Also noch mal: Wo ist er? Weißt du was oder nicht?"
"Oder nicht", antwortete Stevie. - S. 87


Das Leseerlebnis
Im Jugendbuch gibt es zahlreiche Schul- oder Internatsromane. Zu viele? Bei der Entscheidung für neuen Lesestoff wären diese aktuell wohl nicht meine erste Wahl. Die Ellingham Academy-Trilogie ist anders. Nach zwei klasse-komplexen und mitreißenden ersten Reihentiteln ergibt es sich wie von selbst, dass "Die Botschaft an der Wand", der Abschlussband, ein Lesemuss ist. Und mit diesem hat Maureen Johnson erneut bewiesen, dass sie eine rundum gute Geschichte geschrieben, diese auch zu einem gelungenen Abschluss gebracht hat. In ihrer Danksagung schreibt die Autorin, dass die Schreibjahre der Ellingham Academy-Trilogie geprägt waren von Rätselraten, Löschen, Neuschreiben und innerlichem Geschrei. Ich kann es mir lebhaft vorstellen. Umso eindrucksvoller, was dabei herausgekommen ist.

Inhaltlich sei hier nicht allzu viel verraten, schließlich handelt es sich um einen Auflösungsband. Der Ellingham-Fall, wegen dem die Hobbydetektivin Stevie Bell an die Academy kam, wurde von ihr weitestgehend aufgeklärt. Das erzählt sie jedoch niemandem, schließlich bleiben noch ein paar letzte Fragen übrig, und der Verbleib von Alice Ellingham, der Tochter des Schulgründers, ist immer noch unklar. Vielmehr geht es Stevie nun darum, die Morde der Gegenwart aufzuklären und sie mit dem Fall aus der Vergangenheit zu verknüpfen. Denn dass es sich hier jeweils um Mord handelt, davon ist Stevie überzeugt.

Maureen Johnson gelingt es leicht, ihren Leser*innen die vorangegangene Handlung, ohne sich wiederholen zu müssen, in Erinnerung zu rufen. Das gilt für die Szenen der Gegenwart ebenso, wie für die der Vergangenheit. So ist man schnell wieder mittendrin in der Geschichte. Die Ellingham Academy ist einfach ein beeindruckender und geheimnisvoller Schauplatz, und schon immer mochte ich Hauptprotagonistin Stevie. Dass sie ein Mensch mit Schwächen und nicht perfekt ist, macht sie aus. Generell agiert sie in "Die Botschaft an der Wand" sehr zurückgezogen. Alle Charaktere sind gut gezeichnet, zwischenmenschliche Beziehungen kamen mir diesmal aber etwas zu kurz, vor allem die zu David, Stevies (Beinahe-)Freund. Später fand ich seine Argumente und Interaktion mit Stevie fast schon überzogen. Ich konnte das aber so stehenlassen, als wirklich störend habe ich es nicht empfunden.

Der Kriminalfall überzeugte mich auf ganzer Linie. Viel Nervenkitzel darf man hier nicht erwarten, denn die Auflösung erfolgt systematisch und logisch. Vielleicht ist darum der Showdown, die Überführung des Täters, auch wenig spektakulär. Ich habe wirklich nicht in diese Richtung gedacht, einiges war hoch mysteriös. Es gibt jedoch auch Parts in diesem Krimi, die nicht nur spannend, sondern auch emotional sind. Ansonsten ist das Lesegefühl ruhig und hochwertig. Die Geschichte ist mir in ihrer Gesamtheit ans Herz gewachsen. Sie endet mit einem Insider aus dem ersten Band. Gut gemacht!

Das Fazit
"Ellingham Academy: Die Botschaft an der Wand" ist ein sehr zufriedenstellender Abschluss der Trilogie. Zurecht habe habe jedem Band entgegengefiebert. Auch hier ist das Lesen - rund um Stevies Ermittlungen - ruhig, reißt aber auf ganz eigene Art mit. Die Verknüpfungen von Vergangenheit und Gegenwart, und die zwei Zeitebenen im Buch, sind genial. Obwohl das Buch eher unterschwellige Spannung vermittelt, gab es emotionale Momente, die mich durchgeschüttelt haben. Der Abschluss ist rund und das Gesamtkonzept super. Es war ein besonderes und einprägsames Lesen. Klasse! 4 von 5 Sterne gibt es von mir.


© Damaris Metzger, www.damarisliest.de


Loewe Verlag (Januar 2021) - Band 3/3 - Hardcover mit Schutzumschlag, 416 Seiten - 19,95 € [D]
Originaltitel: The Hand on the Wall - Übersetzt von Jessika Komina und Sandra Knuffinke - ab 13 Jahren



Reiheninfo Ellingham Academy-Trilogie:

Band 3 - Die Botschaft an der Wand