Dieser All Age- und Jugendbuchblog wurde beendet. Schau dich jedoch gerne um! Infos dazu gibt es HIER.

Montag, 4. März 2013

Rezension zu "Die Ankunft" von Ally Condie



Verlag: Fischer FJB (Juli 2013)
Originaltitel: Reached
Übersetzer: Stefanie Schäfer
Reihe: Band 3/3, ab ca. 14-17 J.
Ausführung: Hardcover/SU, 608 S.
ISBN: 978-3841421517
16,99 € [D]

Genre: Dystopie

© Cover- und Zitatrechte: Fischer FJB Verlag


Das Thema
Cassia und Ky arbeiten nun beide für den Steuermann und die Erhebung, eine Untergrundbewegung, die das System der Gesellschaft stürzen will. Während Ky direkt für die Erhebung als Pilot arbeitet, wurde Cassia als geheime Erhebungsangehörige zurück in die Gesellschaft geschleust. Sie arbeitet wieder als Sortiererin und handelt mit den Archivisten. Während Cassia und Ky getrennt voneinander eingesetzt sind, gestaltet sich ein Treffen durch eine ausbrechende Seuche und die Übernahme des Systems durch die Erhebung, als äußerst schwierig. Dafür trifft Cassia wieder auf Xander, ihren ausgewählter Partner, der in einer Provinz der Gesellschaft als Funktionär arbeitet. Doch auf welcher Seite steht Xander wirklich? Kann Cassia ihm vertrauen?

Die Rezension

Der Anfang: Jeden Morgen geht die Sonne auf, färbt die Erde rot, und ich denke: Dies könnte der Tag sein, an dem sich alles ändert.

Mit "Die Ankunft" ist er dann also endlich angekommen, der lang ersehnte Abschlussband der Cassia & Ky-Trilogie. Die leisen Töne, der Gänsehautfaktor und die beharrliche Eindringlichkeit von Band 1 "Die Auswahl" hat die Reihe auf die Toplisten vieler begeistertet Leser katapultiert. Der zweite Band "Die Flucht" spielte in anderen Gefilden, was einige Leser etwas irritierte und dennoch eine Geschichte mit hoher Qualität und unvergessenen Eindrücken war. Wie schlägt sich also nun "Die Ankunft" in dieser Reihe? Kann das Buch genauso überzeugen wie ihre Vorgänger? Leider nicht komplett, bzw. nur bedingt. Sagen wir es so: Ein stimmiger Abschluss, der aber in der Summe als der schwächste Band der Reihe gelten kann.

Ally Condie erzählt die Handlung in "Die Ankunft" gleich aus drei Blickwinkeln. Jeweils in der Ich-Form, Präsens, schildern Cassia, Ky und Xander ihre Erlebnisse. Das ist auch so, da die drei Hauptpersonen die meiste Zeit getrennt voneinander agieren, man so aber doch eine Übersicht über das Geschehen behält - einen Rundumblick, der viel zum Verständnis der Situation beiträgt. Cassia, die Sortiererin, Ky, der Pilot und Xander, der Funktionär und Arzt. So erfährt man auch, was diese Hauptcharaktere übereinander denken und wie ihre Gefühle für die jeweils anderen sind.
Auch erfährt man die Sichtweisen der drei über die Gesellschaft und den Gegenspieler, die Erhebung samt Steuermann. Diese versucht im Laufe der Handlung den allumfassenden Gegenschlag, die Machtübernahme. Aber nicht etwa mit Militäreinsatz, sondern mit einer Seuche, mit deren Behandlung die Erhebung als großer Retter der Bevölkerung dastehen will. Doch die Vorgehensweise ist umstritten, und so stellt man sich als Leser bald die Frage, ob die Erhebung wirklich der große Befreier ist, oder die Menschen hier nur vom Regen in die Traufe kommen.

Die Seuche ist unter Kontrolle. Bald wird alles wieder gut, und Cassia und ich können zusammen sein. Ich möchte gerne an den Steuermann glauben. Manchmal. - Ky, S. 221

So gut die separaten Blickwinkel der Charaktere auch sind, so hat man in "Die Ankunft" aber doch das Gefühl, dass vor allem Cassia und Ky viel zu lange getrennt voneinander sind. Das wurde auch schon im Vorgänger aufgegriffen, doch das rührend-romantische Wiedersehen und die gemeinsamen Momente danach entschädigten dann doch alle Romantikfans. Das Wiedersehen hier könnte dann nüchterner nicht ausfallen. Man ist schon fast verzweifelt, wenn einer Berührung, zack, das nächste Hindernis im Weg steht. Und es sei auch gesagt, dass man in diesem Abschlussband die Romantik mit der Lupe, bzw. zwischen den Zeilen suchen darf. Hübsch verpackt in Gedichte oder Gedanken von Cassia über Ky (oder umgekehrt), während beide getrennt voneinander sind. Der Fokus mag ja an anderer Stelle richtig platziert sein, doch fühlt sich dieser Punkt, gerade weil die Reihe Cassia & Ky heißt, zu sehr vernachlässigt an.

"Die Ankunft" liest sich gewohnt ruhig, stellenweise auch mit Längen. Es gibt ein paar Gänsehautszenen, die aber hinter denen aus "Die Auswahl" (Stichwort "Geh nicht gelassen ...", Großvater, Schluss) leider zurückstehen müssen. Der Zauber funktioniert hier einfach nicht so gut.
Im Überblick ist der Abschluss gut gewählt, die Qualität hoch, trifft aber nicht durchgehend die Erwartungen. Die Handlung im Buch zu politisch, sehr medizinisch und nüchtern aber auch tiefgreifend-lyrisch und zukunftsweisend für die Charaktere. Für Fans der Reihe ist dieser Abschluss, ungeachtet des Mittelmaßstatus, ein Muss.

Das persönliche Fazit
Angekommen bin ich und umso mehr ich über "Die Ankunft" und die Handlung nachdenke, umso zufriedener werden ich mit dem Abschluss. Dennoch ist dieser dritte Teil für mich der schwächste der Reihe. Teilweise sind die 600 Seiten doch etwas langwierig, sogar langweilig. Die Romantik zwischen Cassia & Ky war mir zu spärlich. Es ist natürlich eine Jugendbuchreihe, ja, doch ich erwarte auch hier mehr als Gefühle und kurze Gesten, verpackt in Gedichte und Lyrik. Das Gänsehautfeeling von Band 1 (und auch Band 2) wollte sich bei mir nicht richtig einstellen. Obwohl ich mit "Die Ankunft" keine Mühe hatte und die Cassia & Ky-Reihe ihre Wirkung auf mich nicht verfehlte, kann ich dem Buch nur ein mittelmäßiges Leseerlebnis quittieren. 3 Sterne!


Handlung: 3 / 5
Charaktere: 4 / 5
Lesespaß: 3 / 5
Preis/Leistung: 3 / 5

© Damaris Metzger, www.damarisliest.de



Reiheninfo Cassia & Ky-Trilogie:

1. Die Auswahl (engl. Matched)
2. Die Flucht (engl. Crossed)
3. Die Ankunft (engl. Reached)