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Donnerstag, 1. Mai 2014

Review zu "Code Black" von Kat Carlton



ivi (April 2014), Band 1,
Hardcover, pinkfarbener Buchschnitt, 304 Seiten,
16,99 € [D]


"Kannst Du auf dem Heimweg Milch holen?"- Eine harmlos aussehende Textnachricht, doch für die 16-jährige Kari Andrews bedeutet dieser Satz nur eins: Nimm deinen Bruder und LAUF UM DEIN LEBEN! Denn Karis Eltern arbeiten als Agenten bei der CIA und haben jede Menge Feinde. Aus diesem Grund haben sie ihre Kinder für den Ernstfall gut vorbereitet. Mit ihrem kleinen Bruder Charlie taucht Kari unter, doch irgendetwas stimmt nicht. Ihre Eltern bleiben verschwunden. Und wieso macht plötzlich die CIA Jagd auf sie? Um die Wahrheit herauszufinden, ist Kari ausgerechnet auf die Hilfe des Footballspielers Luke angewiesen, für den sie heimlich Gefühle hegt. Kari und ihre Freunde begeben sich in ein Netz aus Lügen - und in größte Gefahr ... (Text-, Cover- und Zitatrechte: ivi Verlag)


Ich bin Kari Andrews, [...]. Ja, ich habe definitiv schon würdevoller ausgesehen als gerade jetzt, da ich halb aus dem Fenster der Mädchentoilette hänge. - S. 7


Meine Meinung
THRILLER - steht in leuchtend pinkfarbenen Buchstaben auf dem Cover von "Code Black". Besser gesagt, das Buch ist ein Jugendthriller. Und bei diesen ist sich die Leserschaft meist einig, entweder man liest "so etwas" oder eben nicht. Erwachsenen Thrillerlesern sind die kleineren Vertreter des Genres oft nicht spannend genug und für Jugendliche muss der Autor die Waagschale zwischen Geschichte und Spannung gut ausbalancieren. Sonst wird es entweder zu langweilig oder ist der jugendlichen Psyche nicht zumutbar.

"Code Black" ist ein Jugendthriller, den ich mögen möchte. Ab dem ersten Blick sozusagen. Und wenn ich auch sonst in einer Rezension kaum ein Wort über das Aussehen eines Buches verlieren möchte, hier schon. Denn die Optik springt einen regelrecht an. Ein Hardcover, tiefschwarz, mit Kastenrücken und Spotlackelementen. Aber das Beste ist der Buchschnitt in Pink! Nicht einfach nur Pink. Neonpink! Leuchtstift-Textmarker-Pink! Komplett genial.

Ich fange also an zu lesen. Um es kurz zu machen, nach dem Prolog und zwei weiteren Kapiteln bin ich erst mal ernüchtert. Ja, spannend. Ja, ganz nett. Aber irgendwie auch überzogen. Und dann dieser aufgesetzte Humor von Ich-Erzählerin Kari. Als solle jede Actionszene und jede Bemerkung mit einer Portion Sarkasmus und Witz unterlegt werden. Bemüht lustig. Das ist ein paar Mal auch in Ordnung, als Dauerberieselung beginnt es mich leicht aber stetig zu nerven. Das wird okay, Mittelmaß zwar, aber schon recht für zwischendurch - denke ich, und lese weiter. 

Kurz darauf treffen einige Jugendliche aufeinander, die mir von Kari schon vorgestellt wurden. Jetzt soll/muss die toughe Kratzbürste plötzlich mit einem Team aus Mitschülern, nennen wir sie Special-Team-Clique, zusammenarbeiten, um ihre verschwundenen Eltern zu suchen. Und sie ist entsetzt! Einige davon möchte sie nämlich überhaupt nicht in ihrer Nähe haben. Ein Schlagabtausch folgt dem nächsten - und ich ertappe mich beim Grinsen. Nein, ich grinse nicht nur so vor mich hin, ich lache laut und oft. Die Geschichte beginnt mir richtigen Spaß zu machen. Die Kommunikation und Streitgespräche sind herrlich, die Situationskomik animiert zum Dauerkichern. Hier muss ich auch anfügen, dass sich dieses Niveau bis zum Schluss hält. Ununterbrochener Lesespaß!

"Gib meiner Schwester bloß nicht die Kreditkarte", rät Luke.
"Hey!" Lacey versetzt ihm einen Hieb. "Was soll das heißen?"
"Das weiß du genau."
Rita schnieft. "Als würde sie zum Klauen eine Kreditkarte brauchen."
Lacey mustert sie finster. "Pass mal auf, du Schlampe ..."
"Das reicht!" brüllt Evan. "ICH gehe los und besorge Kari was zum Anziehen."
"Du?" Rita schaut ihn aus großen Augen an. "Was weißt du über Frauenkleidung?"
"Ziemlich viel. Vor allem weiß ich, wie man sie auszieht."
- S. 126

Insgesamt ist die Gewaltdarstellung im Buch recht hoch, die Meinungen der Hauptprotagonistin (und somit Autorin) sehr patriotisch. Es geht filmreif und unbeschönigt zur Sache. Kari ist supertough und sehr schlagfertig. Nicht nur mit dem Mund, sondern auch mit Fäusten, Füßen und vollem Körpereinsatz. Gleichzeitig ist sie ihrem kleinen Bruder gegenüber herzlich und fürsorglich. Dadurch wirkt sie auf mich sehr gewinnend. Ihre Schwärmereien und ihr "Love Interest" sind Geschmacksache. Hier ist das letzte Wörtchen ganz sicher noch nicht gesprochen.
Und auch die restlichen Mitglieder der Special-Team-Clique schließe ich ins Herz. Vom charismatischen Helden über die allerbeste Hackerfreundin zur Barbie-Oberzicke - alles ist vertreten und mit jedem dieser Charaktere hat man seinen Spaß beim Lesen.

Natürlich ist die Story heillos überzogen, die Sprache oft derbe und spritzig. Aber natürlich ist es auch genau dieser Punkt, der mir am Buch gefällt. Wollen wir das ab und an nicht mal ganz gerne? Ist das nicht der Grund, warum wir manchen Actionfilm in vollen Zügen genießen? Wenn Jugendliche sich ganz fix ins CIA-System hacken, mit Leichtigkeit Special-Agents verkloppen und mir nichts dir nichts in eine Hochsicherheitsanlage einmarschieren, ja, dann entlockt mir das schon das ein oder andere (gutmütige) Kopfschütteln. Am Ende bin ich dann wieder überrascht, denn die Autorin hat sich dabei etwas gedacht und klärt Dinge, die man für völlig überzogen hielt, restlos auf.
Das Buch bekommt in jedem Fall einen weiteren Fortsetzungsband. Einen Cliffhanger gibt es aber nicht. Die Handlung in "Code Black" ist vorerst abgeschlossen, man weiß aber schon, welche Richtung der Folgeband einschlagen wird.

Fazit
Herrje! Ich bin richtig perplex. Denn "Code Black", das Buch, das ich meinte nach zwei Kapiteln durchschauen, kategorisieren und in die Mittelmaßschublade stecken zu können, entpuppte sich als kleines Sahnestückchen. Es liest sich leicht und fluffig. Ich hatte solchen Spaß beim Lesen! Viel zu schnell waren die 300 Seiten weggeschmökert. Der nächste Band ist schon als Pflichtlektüre gespeichert. Wenn es Popcorn-Kino gibt, dann gibt es für mich ab heute auch Popcorn-Bücher. "Code Black" ist eines. Zurücklehnen, genießen und Spaß haben!

© Damaris Metzger, damarisliest.de

Ich beschließe, netter zu ihn zu sein - morgen.
"Träum süß, Kari." Evan schaltet seine Lampe ebenfalls aus und wirft sich mit Schwung auf den Bauch.
"Arschgesicht", murmele ich in mein Kissen. Noch ist schließlich nicht morgen.
- S. 213