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Mittwoch, 16. November 2016

Review zu "Glimmernächte" von Beatrix Gurian



Arena Verlag (Juli 2016),
Hardcover/SU, 384 Seiten,
16,99 € [D]


Durch die Heirat ihrer Mutter mit dem Grafen Frederik von Raben zieht Pippa in ein prächtiges Schloss nach Dänemark. Doch ihre neue Familie birgt ein Geheimnis, das immer mehr Besitz von Pippa ergreift. Seltsame Dinge geschehen und bald weiß sie nicht mehr, was real ist und was nicht. Bei einem Ball begegnet Pippa ihrem verwirrend attraktiven Stiefbruder Niels. Beide kommen sich schnell näher, doch auch Niels scheint nicht ganz ehrlich zu sein. Als Pippa klar wird, welche Mächte in Schloss Ravensholm lauern, muss sie alles aufs Spiel setzen, um die zu retten, die sie liebt ... (Text-, Cover- und Zitatrechte: Arena Verlag)


"Niemand erwartet, dass du Frederik als deinen Vater akzeptierst, aber ein wenig mehr Respekt hielte ich doch für angebracht. Wir wohnen keineswegs in der Hölle, sondern auf Ravensholm, einem wunderbar renovierten Schloss mit jedem erdenklichen Luxus."
"Als ob ein Schloss das Tollste auf der Welt wäre!"
- S. 9


Meine Meinung
Wie im Märchen klingt die Geschichte von "Glimmernächte". Eine Berliner Familie heiratet in ein altes Adelsgeschlecht ein und lebt fortan auf einem wunderschönen Schloss in Dänemark. Pippa hat dieses Glück, denn ihre Mutter heiratet einen Grafen. Die Aussicht auf ein Luxusleben in Dänemark reizt Pippa aber nicht, am liebsten wäre sie einfach in Berlin geblieben. Hier, nämlich gleich am Anfang des Buches, konnte ich schon erahnen, dass mich Buchtitel und Erwartung etwas in die Irre führen. Um ein glitzernd luxuriöses Leben geht es im nur ganz am Rande. Vielmehr erwartet den Leser eine mysteriöse Geschichte zwischen Realität und Wirklichkeit, bei der viele Fragen aufkommen, und eine vergleichsweise kitschige Lovestory.

Irgendetwas stimmt nicht mit der Familie um Graf Ravensholm. Denn schon vor der Ankunft, auf dem Schloss, und direkt danach, gibt es Vorfälle, die mir ein großes Fragezeichen ins Gesicht schrieben. Was geht denn hier ab? dachte ich nicht nur ein Mal. Das ist irre gut gemacht, weil man selbst als Leser nicht einschätzen kann, ob es sich um Traum oder Wirklichkeit handelt. Pippa macht sonderbare Entdeckungen und geht Hinweisen nach, das zieht sich dann auch schon mal etwas in die Länge. Leider bleibt der Sinn von einigen Szenen oder Gegenständen vage. Entweder muss sich der Leser viel zusammenreimen oder einige Punkte waren für die Auflösung einfach überflüssig. Nach viel Drama und einem spannenden letzten Buchdrittel, wird die geheimnisvolle Geschichte plausibel gelöst. Fragen hätte ich aber dennoch gehabt.

Pippa war sprachlos. Verliebt? Ihr Herz hämmerte. Verliebt! Was redete er denn da? Kein Typ bei Verstand würde einem Mädchen beim zweiten Treffen sagen, dass er verliebt in sie wäre. Nie! Never! Ever! - S. 173

"Glimmernächte" erhält eine Lovestory mit viel Potenzial. Niels Charakter ist düster, durch viele Andeutungen seiner Familie und eigene Äußerungen ist er nicht recht zuzuordnen. Er wirkt undurchsichtig und interessant. Das ändert sich schnell, als er Pippa beim zweiten Treffen sagt, dass er sich in sie verliebt hat. Ernsthaft? Davor haben sie sich wirklich kaum und nur kurz gesehen. Aber laut Niels "ist es eben, wie es ist". Unglaubwürdig bleibt es trotzdem. Und Pippas Part, sich ihm, nach kurzem gedanklichen Lamentieren, in die Arme zu werfen, wird nur sehr junge Leser verzücken. Für die Geschichte wird die jugendlich kitschige Lovestory aber benötigt. Sie endet, man kann es dem Prolog entnehmen, in einem dramatisch spannenden Finale.

Fazit
"Glimmernächte" ist weniger glamourös, dafür viel mehr mysteriös und rätselhaft. Anfangs etwas zäh, aber sehr geheimnisvoll, steigert sich die Geschichte zu einer spannenden Verschwörung, die verständlich aufgelöst wird. Dennoch gibt es Punkte, die mich als Leserin mit Fragen oder unpräzisen Antworten zurückließen. Hier wäre weniger mehr gewesen. Das gilt auch für die Lovestory, die sich viel zu schnell und kitschig entwickelt, um bedeutungsvoll zu bleiben. Ich empfand das Buch, trotz großem Mysterium, als verhältnismäßig herkömmlich. 3 von 5 Punkte gibt es dafür von mir.

© Damaris Metzger, www.damarisliest.de