Das neue Jahr ist da, und mit ihm regen sich bei mir die (guten) Vorsätze und auch so mancher Wunsch nach Veränderung. Das betrifft private Bereiche genauso wie eine der Hauptsparten dieses Buchblogs - Rezensionen. Habe ich bisher noch gerne an Altbewährtem festgehalten, sage ich nun, wenn nicht jetzt, wann dann?!
Ein Blog ist ständigen Veränderungen unterworfen. Manches fährt sich mit der Zeit aber auch fest. Für mich stellt sich nun die Frage, nach fast sechsjährigem Bestehen von Damaris liest., ob ich meinen Weg der Buchbesprechungen so weiterführen möchte wie bisher. Eher nicht.
Blogger kennen das. Als ich mit dem Bloggen begann, prasseln die Informationen von allen Seiten. Ich saugte sie auf wie ein Schwamm, bildet mir eine Meinung, setzte vieles um und vieles auch nicht. Der Blog soll schließlich zu mir passen.
Bei meinen Buchbesprechungen schrieb ich munter darauf los - in Ich-Botschaften. Ich erzählte, was mir am Buch gefiel und was nicht, was ich beim Lesen empfand, wie sehr ich mich auf ein Buch freute, warum es ein anstrengendes, schönes, trauriges, empfehlenswertes Lesen war, und so weiter. Ich hatte zwar noch wenig Übung, aber damals schon einen Anspruch an die Qualität und den Nutzen meiner Besprechung zu einem Buch.
Und dann, recht schnell, sagte mir jemand, dass Rezensionen in Magazinen, die des Feuilletons und in Zeitungen, keine Ich-Aussagen enthalten. Dass Rezensionen, die professionell und gut geschrieben sind, die etwas darstellen, auf Ich-Botschaften verzichten. Oha! Mein Gehirn, der Schwamm, saugte begierig auf. Für mich klang das einleuchtend und richtig. Und natürlich wollte ich, als neue Hobbyrezensentin, alles gut machen. Ja, meine Rezensionen sollten etwas darstellen und professionell wirken. Unbedingt.
Also begann ich, den Stil meiner Rezension zu verändern. Das war auch gar nicht mal so schwer. Aus "ich" wurde "man" oder "der Leser". Aus "Das Buch gefiel mir richtig gut" wurde "Das Buch könnte interessierten Lesern durchaus gefallen". Mit der Zeit kam auch die Übung, und es stellte sich tatsächlich eine gewisse Routine ein, eine Art Hobby-Professionalität, die genau zu mir passte. Und weil ich nicht komplett auf die eigene Note verzichten wollte, fügte ich bei meinen Rezensionen ein persönliches Fazit ans Ende, das auch mal ein "ich" enthalten durfte. Ganz so streng sollte das ja nicht ablaufen. Bis dato habe ich hunderte dieser Buchbesprechungen verfasst.
Und jetzt möchte ich ganz offen zugeben, dass ein Rezensieren dieser Art für mich zwar angenehm, irgendwann aber keine persönliche und emotionale Herausforderung mehr ist. Etwas überspitzt gesagt - man kann so herrlich objektiv sein, so schön allgemein. Das Buch hinter Phrasen und Eventualitäten verstecken. Es muss mir ja nicht gefallen, könnte aber eine jüngere Zielgruppe wunderbar ansprechen. Oder es gefällt mir, könnte auf manche Leser jedoch zu langatmig wirken. Jeder Topf findet den passenden Deckel, jedes Buch den geeigneten Leser. So in etwa.
Geändert habe ich nichts, denn solch eine Buchbesprechung fällt mir in den meisten Fällen leicht. Weil mit der Zeit dann aber doch wieder der Wunsch nach einem persönlicheren Ausdruck an die Oberfläche kam, begann ich manchmal auch eine Review zu schreiben. Ab jetzt fuhr ich doppelgleisig und wählte nach eigenem Ermessen: Rezensionen für eine objektive und professionelle Buchbetrachtung, Reviews für mehr Persönlichkeit und Individualität. Ich übertreibe etwas, den Kern der Sache trifft es aber ganz gut.
In der Sache finde ich meine objektiven Rezensionen ohne Ich-Botschaften gut. Ich mag sie. Sie sind fair und nicht verurteilend, und natürlich fließt auch immer etwas meiner subjektiven Meinung in eine Buchbewertung ein. ABER ... Schon seit einiger Zeit hinterfrage diese Art des Rezensierens. Damaris liest. ist ein persönlicher Buchblog. Hier lese ICH, hier bewerte ICH und gebe Tipps und Empfehlungen. Warum sollten dann meine Rezensionen keinen ICH-Leseeindrücke sein? Mit meiner persönlichen Note und echten Empfindungen während des Lesens. Wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, finde ich keinen Grund der dagegen spricht.
Meine Buchbesprechungen sollen wieder persönlicher werden! Darum möchte ich das jetzt auch umsetzten. Back to the Roots sozusagen. Dazu gehört auch, dass Ich-Aussagen und eigenes Leseempfinden in meinen Rezensionen fest verankert und kombiniert werden. Der bisherige Mix aus Rezensionen und Reviews kann also gerne wegfallen. Darauf freue ich mich. Das ist genau das, was ich für Damaris liest. in Zukunft möchte.
... meine High Fives behalte ich zusätzlich gerne bei. Diese spezielle Art der Buchbesprechung gehört fest zum Blog, das soll sich auch nicht ändern.