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Dienstag, 24. Januar 2017

"Perfect: Willst du die perfekte Welt?" von Cecelia Ahern



Das Thema
Weil Celestine von der Gilde als fehlerhaft gebrandmarkt wurde, gilt sie nun als Mensch zweiter Klasse. Aber anstatt sich unterzuordnen, oder sich an die strengen Regeln für Fehlerhafte zu halten, flieht sie und kommt fürs Erste bei ihrem Großvater unter. Doch auch dort ist es nicht sicher. Celestine will Gerechtigkeit, schwankt aber zwischen ihren eigenen Interessen, ihrem Kampf für eine lebenswerte Zukunft, und den Interessen aller Fehlerhaften. Sie wird zum Spielball von Regierung und Rebellen, weil sie sich zu einem Symbol der Hoffnung und der Veränderung entwickelt. Von der Gilde wird sie gejagt, denn Celestine hat etwas, das den obersten Richter Crevan in große Bedrängnis bringen könnte.

© Cover- und Zitatrechte: FISCHER FJB


"Ich bin keine Heldin! Wie oft soll ich dir das noch sagen? Ich bin ein ganz normales Mädchen, das etwas Richtiges getan hat. Ich habe nichts Heldenhaftes an mir, überhaupt nichts!", widerspreche ich frustriert.
"Wir haben uns so in der Angst vor Fehlern verloren, dass niemand mehr nach seinem Instinkt handelt. Du bist etwas Besonderes, Celestine, glaub mir. [...]"

- S. 205


Das Leseerlebnis
"Perfect" war ein Buch, dem ich mit ganz kribbeliger Lesevorfreude entgegensah. Umso mehr, weil der Vorgänger "Flawed" ein absoluter Power-Einstieg war, für mich überraschend mitreißend, spannend und vereinnahmend. Beste Voraussetzungen also für den Abschlussband, der meine Erwartungen dementsprechend schürte. Unmöglich, dass "Perfect" mir nicht gefallen könnte. Doch leider kam es anders ...

Um mit dem Positiven zu beginnen, "Perfect" liest sich gut, richtig gut. Sprachlich gibt es nichts zu mäkeln, die Geschichte ist vorwärtstreibend und spannend. So kommt es auch, dass man die knapp 500 Seiten innerhalb kurzer Zeit verschlingt, ungeachtet des persönlichen Storyempfindens. Zudem gelingt der Wiedereinstieg problemlos, da die Autorin markante und wichtige Details aus "Flawed" in die Geschichte webt. Das häuft sich mit der Zeit so sehr, dass ich einige Wiederholungen zu umfangreich und unnötig empfand.

Celestine ist eine sehr starke Identifikationsfigur. Sie hat sich wortwörtlich in mein Herz geschrieben, durch ihre Erlebnisse, ihre Gedanken und Erkenntnisse. Dieses Gefühl für die Protagonistin blieb anfangs auch bestehen, ging dann aber immer mehr in Unverständnis über. Celestine hinterfragt alles und möchte niemandem leichtfertig vertrauen - das ist auch angebracht, sie ist schließlich auf der Flucht. Dann zieht sich aber doch jeden, der ihr über den Weg läuft, ins Vertrauen und erzählt (fast) alles sehr freimütig. So richtig schlau wurde ich aus ihr nicht. Es gab zudem zwei entscheidende Punkte, an denen ich Celestines Verhalten überhaupt nicht nachvollziehen konnte, mich sogar richtig über sie geärgert habe.

Die Handlung wirkt schnelllebig und gehetzt, hinterlässt dabei aber keinen bleibenden Eindruck, weil Biss und Brisanz fehlen. Wahrscheinlich sollen die vielen Szenen- und Ortswechsel Spannung erzeugen, dafür gelingt das Meiste jedoch zu mühelos. Es treten viel zu viele Personen in Erscheinung, die Statisten bleiben oder nur noch erwähnt werden, statt richtig mitzuspielen. Die überladenen Story lässt fast keiner Person ausreichend Zeit sich zu entwickeln. Da wird sogar die Lovestory zum unnötigen Beiprodukt, denn selbst Carrick bleibt blass. Wie Celestine und er zueinander stehen wird durch Klischee-Phrasen verdeutlicht. Das ist hölzern und nicht attraktiv.

Gegen Ende geht es dann nochmals richtig zur Sache. Die Szenen erinnerten mich an Nazi-Deutschland und die Judenverfolgung. Dieser Thematik stelle ich mich gerne, sofern sie authentisch dargestellt und literarisch aufgearbeitet wird. Hier wirkt es überzogen und "komisch", wie um die fehlende Brisanz zu schüren und nochmals etwas Schockierendes zu zeigen, ähnlich der ausführlichen Brandmarkung im Vorgängerband. Am Schluss sind, so scheint es, alle glücklich. Ich leider nicht.

Das Fazit
"Perfect: Willst du die perfekte Welt?" war für mich weit entfernt von perfekt (ja, ich weiß, Zeit für ein Wortspiel). Ein gut zu lesender Stil und eine vorwärtstreibende Geschichte kann eben nicht über eine maue Handlung, ohne die Brisanz und die Klasse des ersten Teils, hinwegtrösten. Zu viel gehetzte Story, zu viel unnötige Personenkontakte, zu viel Lovestoryklischee, zu viel des Guten. Das reicht für mich nur für unteres Mittelfeld. Sehr schade!


© Damaris Metzger, www.damarisliest.de


FISCHER FJB (November 2016) - Band 2/2 - Hardcover mit Schutzumschlag, 480 Seiten - 18,99 € [D]
Originaltitel: Perfect - Übersetzt von Christine Strüh



Reiheninfo Flawed-Dilogie:

Band 2 - Perfect: Willst du die perfekte Welt?