Das Thema
Dein Schicksal ist ein Buch, das du selbst schreibst!
Das Leben von Amrita, 16-jährige Prinzessin des Königreichs Shalingar, ändert sich auf einen Schlag, als der Despot Sikander Shalingar erobert. Gemeinsam mit der Sklavin und Seherin Thala gelingt Amrita die Flucht und beide machen sich auf den Weg, die 'Bibliothek aller Dinge' zu finden, um das Schicksal der Welt zu ändern und schließlich zurück in die Vergangenheit zu reisen: an den Punkt, wo das Unheil begann. Doch was, wenn der einzige Weg, ihren Vater und ihr Land zu retten, bedeutet, dass Amrita sich selbst und ihre große Liebe opfern muss?
© Klappentext-, Cover- und Zitatrechte: Dressler Verlag
"Ich habe es dir bereits gesagt: Was geschehen ist, kann ungeschehen gemacht werden."
Ich fuhr herum. "Das ist doch Zauberei!"
Sie zögerte, dann sah sie mich eindringlich an. "Hast du je von der 'Bibliothek des Seins' gehört?"
Ich schüttelte den Kopf, doch über meine Arme kroch eine Gänsehaut. "Eine Bibliothek?"
Sie senkte die Stimme. "Meine Tanten haben mir von diesem Ort erzählt", sagte sie. "[...] Für jeden Menschen, der je geboren wurde, gibt es ein Buch, in dem die Geschichte seines Lebens geschrieben steht. Und diese Bücher werden in der 'Bibliothek des Seins' verwahrt. [...]" - S. 133
Das Leseerlebnis
"Amrita: Am Ende beginnt der Anfang" hat ohne Zweifel eine der hübschesten Gestaltungen überhaupt. Für den Inhalt sollte das zwar nicht relevant sein, ist es aber schlussendlich doch, denn bei mir liest das Auge immer mit (da kann und will ich gar nichts dagegen tun). Und mit dem unglaublich aufwendigen und schimmernden Cover sticht das Buch einfach sofort aus der Masse heraus. Genau so startete dann auch mein Leseerlebnis - herausstechend und sehr atmosphärisch. Wenn es doch nur so geblieben wäre ...
Die Geschichte beginnt mit dem Flair zentralasiatischer Antike. Ich empfand das als sehr atmosphärisch und opulent, später auch gefährlich, und hatte großen Spaß an der Geschichte. Ebenfalls ist die Sprache im Buch so gut und hochwertig gewählt, dass sie dieses tolle Lesegefühl vollständig unterstützt.
Amrita lebt als Prinzessin im Palast ihres Vaters, dem Herrscher über ein kleines Reich. Als dieses Reich an den kaiserlichen Unterdrücker Sikander zu fallen droht, ist Amrita bereit, diesen zu heiraten, um die Bevölkerung zu schützen. Ich konnte mich gut in Amrita hineinversetzen und mochte sie sogar gerne. Doch es kommt für ihr Leben anders. Sikander übt Verrat an Amritas Vater und das Mädchen muss fliehen. Danach hatte ich leider das Gefühl in einer völlig anderen Geschichte gelandet zu sein.
Denn jetzt gleicht die Handlung einem Theaterstück, einem vorgefertigten Konstrukt mit einem Weg von A nach B über C. Das alles mit geplanten Dialogen und vorgegebenen Problemen, die ich nicht ernst nehmen konnte. Vorhersehbarkeit in Bestform also. Dazu kamen Dinge, die mir für die Handlung nicht relevant erschienen. Sogar die zentralisierte "Bibliothek des Seins" wird zur Requisite. Und Amrita, das sympathische Mädchen vom Anfang, wird wankelmütig, unsicher und naiv-egoistisch. Plötzlich kann sie sich nicht mehr entscheiden zwischen unglaubwürdigem Streit mit ihrer Begleiterin Thala oder einer mehrfach überzogenen Sorge um diese. Meine Sympathien schwanden mit jeder Seite, ich war von ihr genervt. Ab dem Fluchtzeitpunkt fühlte ich zu keinem der Charaktere eine plausible Verbindung.
Und was war das denn für eine Lovestory? Da erkennt Amrita so ziemlich zu Beginn, dass sie ihren Palast- und Jugendfreund Arjun schon immer liebt. Beide gestehen sich das ein, beginnen eine Beziehung und planen ihre Flucht für ein gemeinsames Leben. Klingt gut. Und plötzlich spielt dieser Arjun, diese große Liebe, in Amritas Leben überhaupt keine Rolle mehr? Beim ersten fremden Jungen, der ihr über den Weg läuft, fühlt sie "eine unerklärliche Verbindung"? Also bitte. Natürlich spielt dieser Junge dann eine Rolle in der Geschichte, wenn auch für mich keine nachvollziehbare oder anziehende, das hätte ausgebaut werden müssen. Es wäre plausibler gewesen, wenn die Liebe zwischen Amrita und Arjun komplett weggelassen worden wäre.
Am Ende hat die Geschichte zu viel gewollt und zu wenig gegeben. Ganz abgesehen davon, dass Amritas Werdegang und ihre schlussendliche Bestimmung, nicht meinen Geschmack traf, empfand ich die Aussage dahinter als abgehoben, zu umfassend und esoterisch. Es ist immer schade, wenn sich anfängliche Begeisterung am Ende revidiert.
Das Fazit
"Amrita: Am Ende beginnt der Anfang" ist unbestritten ein richtig gut geschriebenes Buch, das mit seinem traumhaften Äußeren eine ebensolche Geschichte verspricht. Leider entpuppt sich diese nach einem atmosphärisch gelungenen Start - mit allem, was eine gute Geschichte ausmacht - als vorhersehbares Handlungskonstrukt. Die Charaktere wissen genauso wenig zu überzeugen wie die vielen Ideen und Bestandteile der Geschichte. So mancher Sinn bleibt fraglich. War ich Anfangs noch sehr angetan, änderte sich das nach dem ersten Drittel deutlich. Ganz sicher ist das Buch nicht schlecht zu lesen, meinen Geschmack hat es verfehlt, und ich empfand es weit entfernt von gut. 2,5 von 5 Sterne gibt es von mir.
© Damaris Metzger, www.damarisliest.de
Dressler Verlag (August 2017) - Hardcover mit Schutzumschlag, 336 Seiten - 17,99 € [D]
Originaltitel: The Library of Fates - Übersetzt von Peter Klöss - ab 14 Jahren