Das Thema
Ruby lebt in ständiger Gefahr, denn sie besitzt die Gabe, mit Feuer zu heilen und zu zerstören. Und Firebloods wie sie werden von der Frostblood-Elite des Königreichs gnadenlos gejagt.
Als die königlichen Soldaten Ruby aufspüren, wird sie ausgerechnet von dem jungen Frostblood-Krieger Arcus gerettet. Kälte und Eis sind seine Waffen, doch er braucht Rubys Feuer, um eine Rebellion gegen den verhassten König anzuzetteln. Ruby weiß, dass sie einem Frostblood nicht vertrauen sollte, doch jede Berührung zwischen ihnen knistert wie eine Flamme im Schneesturm. Sie ahnt nicht, welch dunkles Geheimnis sich hinter seiner eisigen Fassade verbirgt ...
© Klappentext-, Cover- und Zitatrechte: Ravensburger Buchverlag
"Bevor du hergekommen bist, warst du für mich nur ein Werkzeug, das wir benutzen konnten, eine Waffe, die wir nach Belieben zu unseren Zwecken schmieden würden. Du warst schließlich ohnehin schon dem Tod geweiht. Wenn du bei der Ausführung unseres Plans ums Leben kommen würdest, wäre dies Opfer der Sache wert. Aber jetzt ... Bitte glaube mir, dass mir dies alles sehr schwerfällt. Du bist eine gütige, beherzte, eigensinnige, impulsive, großmütige junge Frau. Ich habe dich sehr ins Herz geschlossen."
"Was für eine Aufzählung von Tugenden und Lastern!" - S. 184
Das Leseerlebnis
Jugendliche High Fantasy hat gerade Saison, und das finde ich klasse. Denn die Hintergründe für diese Art phantastische Geschichten sind fast unerschöpflich an Kreativität und Komplexität. Das, kombiniert mit junger Leichtigkeit, garantiert vereinnahmende Lesestunden. Bei "Fire & Frost: Vom Eis berührt" ist die Idee ganz wunderbar. Zwei verfeindete Gruppen, Firebloods und Frostbloods, kämpfen um Macht und Vorherrschaft. Spannend! Etwas kritischer sehe ich den Romantasy-Part der Geschichte, und bin dementsprechend anspruchsvoll: Romantik - ja, schwärmerisch-naiver Kitsch - nein. Leider wurde mir dieser Anspruch nicht erfüllt.
Die Geschichte startet interessant und mitreißend. Das wird super ... dachte ich. Zu diesem Zeitpunkt wirkt die Sprache ansprechend und hochwertig. Ich fieberte mit Ruby, die, weil sie eine Fireblood ist, und darum von den Frostbloods gejagt wird, im Gefängnis landet. Doch dann wird Ruby befreit, soll ausgerechnet an der Seite von Frostbloods trainieren und eine Rebellion unterstützten. Ab diesem Zeitpunkt war die Handlung für mich vorhersehbar - vor allem die Lovestory. Denn wer ist wohl Arcus der erste (potenzielle) Mann/Junge, der Ruby über den Weg läuft, ihr Retter, der düstere Krieger, der sich so kalt gibt? Genau, ihr Love-Interest. Und es kam tatsächlich so, dass die ansprechende Welt, das spannende Thema, zumindest teilweise von einer kitschig-schwärmerischen Lovestory verdrängt wurde. Manchen mag das gefallen. Mir nicht. Das hatte zur Folge, dass die Handlung mich seitenweise langweilte, obwohl sie im Grunde nicht langweilig ist. Im letzten Buchdrittel wird das dann wieder etwas besser.
Keiner der Charaktere war mir besonders nahe oder bedeutsam. Die meisten Probleme hatte ich jedoch mit Hauptprotagonistin Ruby. Sie ist draufgängerisch, ja, sie hat nicht nur sprichwörtlich Feuer, doch leider auch extrem flatterhaft. Zwar wirkt manch neckender Schlagabtausch mit Krieger-Trainer-Love-Interest Arcus etwas gewollt, doch zugegeben, manchmal auch humorvoll. Da mir beide Charaktere aber mehr oder weniger gleichgültig waren (wenn sie mich nicht gerade genervt haben), hat das meinen Eindruck der Geschichte nicht groß aufgewertet. Rubys Wankelmütigkeit ist so ärgerlich. Sie entscheidet sich nicht nur ständig um, was sie will, bzw. nicht will, und wem ihre Loyalität gilt, sie schwächt jede Entscheidung auch sogleich wieder ab. Als ein zweiter (potenzieller) Mann/Junge ins Spiel kommt, geht ihr Entscheidungsdilemma weiter. Zwar hat dieses Dilemma mit dem phantastischen Hintergrund der Geschichte zu tun, war für mich jedoch zu verwässert dargestellt, folglich bedeutungslos.
Zugutehalten kann ich der Geschichte, das sie sehr rund und ausgewogen durchdacht ist. Sie lässt sich dadurch gefällig lesen, besonders, wenn man Charakteren und Lovestory mehr abgewinnen kann als ich. Am Ende folgt ein spannender, thematisch relevanter Showdown, bei dem ich mitfieberte, dessen Ausgang mich aber nicht berührte. Obwohl das Buch ein Trilogiestart ist, bleibt kein loser Faden zurück, und man kann es abgeschlossen lesen.
Das Fazit
"Fire & Frost: Vom Eis berührt" kann man gut lesen, denn die Idee ist treffsicher und der Fantasy-Welt kann man einiges abgewinnen ... wenn man jugendliche High-Fantasy-Geschichten mag und ganz typisch-konstruierter Romantasy nicht abgeneigt ist. Genau damit hatte ich meine Schwierigkeiten. Oberflächliche oder unentschlossene Protagonisten gefielen mir weder in der Lovestory noch im Fantasy-Part. Hier hat die Ausführung deutliche Schwächen, und die Geschichte bleibt für mich unter dem Mittelfeld. 2,5 von 5 Sterne gibt es von mir.
© Damaris Metzger, www.damarisliest.de
Ravensburger Buchverlag (Februar 2018) - Band 1/3 - Hardcover mit Schutzumschlag, 416 Seiten - 17,00 € [D]
Originaltitel: Frostblood - Übersetzt von Yvonne Hergane - ab 14 Jahren