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Dienstag, 4. Juni 2019

"Blackwood: Briefe an mich" von Britta Sabbag



Das Thema
Stell dir vor, du bekommst einen Brief von deinem zukünftigen Ich. Würdest du ihn lesen?
Für Gesine ist das keine Frage. Natürlich würde sie. Denn nach dem Tod ihrer Mutter muss sie alleine zu einer Verwandten nach Irland ziehen. In dem kleinen, verschlafenen Dörfchen Blackwood hat sie niemanden, mit dem sie so richtig über ihren Kummer sprechen kann. Auch nicht über Arian Mary, den unverschämt gutaussehenden Sohn der örtlichen Butterdynastie. Noch dazu machen sie die Dorfbewohner mit Geschichten über allerlei übernatürliches Zeug verrückt. Alles Quatsch, denkt sich Gesine. Bis sie in einem geheimnisvollen alten Schreibtisch einen Brief von ihrem zukünftigen Ich findet, der ihre Welt ganz schön durcheinanderbringt ...

© Klappentext-, Cover- und Zitatrechte: FISCHER FJB


Ich konnte einfach nicht aufhören, ihn anzustarren. Seine weiche, leicht gebräunte Haut war so ganz anders als die typische irische Blässe, und seine Oberlippe war halbherzförmig, so dass sein sinnlicher Mund, der bei diesem Lächeln perfekte, weiße Zähne freigab, mich ganz nervös machte. Er hatte eine feine Nase und besonders ausgeprägte Gesichtszüge mit hohen Wangenknochen.
Der angesichts meiner aktuellen Situation bescheuertste Gedanke von allen schoss mir durch den Kopf: Er war das Schönste, das ich je gesehen hatte.
- S. 51


Das Leseerlebnis
Geschichten mit jungen Mädchen, denen etwas Besonderes oder Magisches passiert, lese ich immer gerne. Wenn dann noch der Humor passt und das Buch einen ganz eigenen Charme versprüht, umso besser. Und das alles trifft auf "Blackwood: Briefe an mich" auch zu. Beste Vorraussetzungen also für ein schönes und humorvolles Leseerlebnis. Und trotzdem wurde ich während dem Lesen zusehends kritischer, nicht, weil mir die Geschichte nicht gefiel, denn da tat sie prinzipiell schon. Es gab nur einige Punkte, die ich hinterfragte und die das Buch für mich nicht zum erwarteten Highlight machten.

Gesines Mutter ist gestorben. Darum wurde verfügt, dass Gesine nach Irland, zu ihrer Tante Wanda ziehen soll. Am Anfang des Buches kommt Gesine also im urigen und etwas speziellen Städtchen Blackwood an. Ihr Start ist nicht einfach, völlig verständlich für mich, nach solch einem traurigen Schicksalsschlag. Allerdings liegt Gesines Anecken nicht an ihrer Trauer, sondern an ihrer Tollpatschigkeit und fehlenden Weitsicht. Zwar versucht sie ziemlich schnell wieder von Blackwood wegzukommen, lässt sich aber aufgrund eines hübschen, wunderschönen und faszinierenden Jungen schnell "überreden" zu bleiben. Und hier kam für mich der erste Kritikpunkt auf, denn ich nahm Gesine ihre Trauer zu keiner Zeit richtig ab. Für mich wirkte der Todesfall der Mutter wie ein Werkzeug, um Gesine an den Handlungsort zu bringen.

Hier muss ich nochmals zwischenschieben, dass die Geschichte wirklich nett ist. Nett und pfiffig und lustig. Mit wunderschönem Setting und einer originellen und richtig charmanten Idee. Aber irgendwie fehlt etwas. Gesinge stolpert schusselig-tollpatschig durch die Geschichte und tritt von einem Fettnäpfchen ins andere. Und sie füllt die Geschichte mit Schwärmereien für ihren Auserwählten. Das wäre vielleicht sogar ganz lustig, wenn ich es nicht genau so schon zigfach gelesen hätte. Auch der Sinn mehrerer (Neben)-Personen erschloss sich mir nicht so ganz, sie wirkten wie Statisten auf mich.

Und der Hauptaspekt des Buches, die "Briefe an mich", die Gesine von ihrem zukünftigen Ich erhält, kommen leider kaum zum Zug. Die wenigen, die über die Schublade eines alten Schreibtischs verschickt werden (Übrigens, wo ist das Gegenstück des Schreibtischs? Wie geht das in der Zukunft vonstatten?) lesen sich ein bisschen wie Motivations- und Teenie-Ratgeber, richtig relevant für die Handlung sind sie kaum. Folglich konnte mich auch die Auflösung, der Abschluss der Geschichte, nicht richtig abholen. Sie war viel zu schnell abgehandelt und wurde durch einen zusätzlichen kleinen Handlungsstrang konstruiert herbeigeführt. 

Das Fazit
"Blackwood: Briefe an mich" bringt alles mit, was ich an diesem Genre schätze: Einen tollen Handlungsort, eine zauberhaft-charmante Idee und viel Situationskomik. Leider konnte mich die Geschichte dann nicht komplett abholen, ich hatte schon während des Lesens viel zu kritisieren. Der Sinn einiger Personen und Situationen bleibt fraglich, und im Endeffekt geht es weniger um die "Briefe an mich" als vielmehr um Teenie-Zickereien und vor allem -Schwärmereien. Vielleicht ganz nett für zwischendurch, erwartet hätte ich viel mehr. 2,5 von 5 Sterne gibt es von mir.


© Damaris Metzger, www.damarisliest.de


FISCHER FJB (März 2019) - Hardcover mit Schutzumschlag, 448 Seiten - 18,99 € [D]