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Dienstag, 27. August 2019

"Der Fall der linkshändigen Lady: Ein Enola-Holmes-Krimi" von Nancy Springer



Das Thema
Enola versteckt sich in London noch immer vor dem genialsten Detektiv der Welt, ihrem eigenen Bruder Sherlock Holmes, und wartet auf weitere verschlüsselte Nachrichten ihrer Mutter. Als sie zufällig von der verschwundenen Lady Cecily erfährt und in den faszinierenden Kohlzeichnungen der offenbar sehr begabten Künstlerin eine Seelenverwandte erkennt, übernimmt Enola die Ermittlungen. In verschiedenen Verkleidungen auf den dunklen Londoner Straßen unterwegs und immer auf der Hut vor Mördern und Verbrechern, muss Enola die Hinweise entschlüsseln: eine angelehnte Leiter, ein gerissener Verkäufer, politische Flugblätter ... Um Lady Cecily zu retten, riskiert Enola mehr als sie sollte - und kommt dabei auch ihrem Bruder unerwartet nahe.

© Klappentext-, Cover- und Zitatrechte: Knesebeck Verlag


Was hätte Mutter mir gesagt, wäre sie hier? Da gab es keine Frage: "Du kommst sehr gut allein zurecht, Enola."
Eine Aussage, die ich stets als Kompliment aufgefasst hatte.
Doch an diesem Tag, als der Schmerz in meiner Kehle durch einen dicken Kloß verschlimmert wurde, begriff ich plötzlich und quälend, dass ich ... dass ich mehr wollte. Jemanden bei mir haben wollte.
Ich hatte es satt, allein zu sein.
Enola, alonE, alleine - ohne jemanden an meiner Seite.
- S. 46/47


Das Leseerlebnis
Bereits mit dem ersten Band der Enola Holmes-Reihe (der Schwester des berühmten Meisterdetektivs Sherlock Homes) hatte Nancy Springer bei mir einen Nerv getroffen. Ich fand die Geschichte wunderbar! Sehr hochwertig, klug und lebhaft. Da war es nur folgerichtig, dass ich weiterlesen wollte. "Der Fall der linkshändigen Lady" ist der zweite Fall für die junge Enola und gleichzeitig ein anziehender historischer (Jugend)-Krimi, der sich einzigartig und rasant lesen lässt.

Enola ist in London gestrandet. Sie ist immer noch auf der Suche nach ihrer "entlaufenen" Mutter, hat sogar über chiffrierte Nachrichten in Zeitungen manchmal Kontakt zu ihr. Doch ein Treffen gab es noch nicht. Enola führt ein gefährliches Leben. Tagsüber gibt sie sich als die Sekretärin eines erfundenen Perditors (= jemand, der verlorene Dinge aufspürt) aus, nachts zieht sie als barmherzige Nonne durch die Elendsviertel in London, um Menschen zu helfen und Nachforschungen anzustellen. Dabei erfährt Enola, dass auch ihr Bruder, Sherlock Holmes, eigene Nachforschungen über sie anstellt, sie unbedingt wiederfinden will. Und dann erfährt Enola von einer vermissten jungen Lady. Sie traut den Gerüchten darüber nicht, und beschließt, auf eigene Faust zu ermitteln. Sie ahnt nicht, in welch große Gefahr sie sich damit begibt.

Sehr gut gefällt mir Enolas gewiefte, aber auch menschlich-sensible Seite. Sie verliert nicht ihren Biss und Humor, hat aber Ängste und fühlt sich allein. Es ist kaum zu glauben, was dieses pfiffige 14-jährige Mädchen hier leistet. Ich habe auch immer ein bisschen das Gefühl, dass die Autorin mit ihrer Geschichte Gesellschaftskritik an den damaligen (nicht vorhandenen) Frauenrechten übt und diese schlimme Zeit in Erinnerung rufen will. Mit Enola Holmes präsentiert sie eine unerschrockene kleine Heldin, die sich über so manche Norm hinwegsetzt. Ich finde das super!

Wie auch schon im Vorgängerband gibt es in "Der Fall der linkshändigen Lady" zwei Handlungsstränge innerhalb einer Geschichte. Enolas Suche nach ihrer Mutter und ihr Leben in London, bzw. einen Ermittlungsfall. Diese Verknüpfung ist immer interessant und so spannend, dass es selbst mich, als erwachsene Leserin erschreckte oder gruselte. Nancy Springer schreibt sehr hochwertig und mit einem Wortlaut und einer gewählten Ausdrucksweise, die an das Ende des 19. Jahrhunderts angepasst ist. Das ist herrlich zu lesen, für die jüngere Zielgruppe aber auch ziemlich anspruchsvoll. Am Ende wird es so spannend, und auch warmherzig, dass ich nicht nur an den Nägeln kaute, sondern den nächsten Enola-Holmes-Krimi auf keinen Fall verpassen darf.

Das Fazit
Das ist sehr subjektiv, aber "Der Fall der linkshändigen Lady" gefiel mit noch ein Stückchen besser als der erste Band der Enola Holmes-Krimireihe. Die Geschichte ist spannend und warmherzig, dazu so hochwertig in Wortlaut und Ausdrucksweise, dass man die Handlung, die Ende des 19. Jahrhunderts spielt, als authentisch ansieht (und sei sie auch noch so unglaublich). Ein toller Jugendkrimi! Zum Glück ist Enolas Geschichte noch nicht zu Ende erzählt. Ich möchte jeden der Folgebände lesen. 5 von 5 Sterne vergebe ich.


© Damaris Metzger, www.damarisliest.de


Knesebeck Verlag (August 2019) - Band 2/7 - Hardcover, 208 Seiten - 15,00 € [D]
Originaltitel: The Chase of the Left-Handed Lady: An Enola Holmes Mystery - Übersetzt von Nadine Mannchen
- ab 12 Jahren




Reiheninfo Enola Holmes-Serie:

Band 2 - Der Fall der linkshändigen Lady