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Sonntag, 5. Januar 2020

"Vicious: Das Böse in uns" von V. E. Schwab



Das Thema
Victor Vale und Eli Ever wollen sterben. Allerdings nicht, um tot zu bleiben, sondern um mit außergewöhnlichen Fähigkeiten wieder aufzuerstehen. Als junge, brillante Medizinstudenten wissen sie genau, was sie tun. Sie planen das Experiment minutiös ­- und haben Erfolg: Beide kommen verwandelt wieder ins Leben zurück. Eli entwickelt eine erstaunliche Regenerationskraft und wird praktisch unsterblich, Victor kann anderen Schmerz zufügen oder nehmen.
Was sie nicht unter Kontrolle haben, ist die Tragödie, die durch ihr Experiment ausgelöst wird. Denn Superkräfte allein machen keine Helden ...

© Klappentext-, Cover- und Zitatrechte: FISCHER Tor


Eines wusste Victor mich Sicherheit: Er würde hier nicht weggehen, ohne seinen Versuch unternommen zu haben. Er würde nicht ins Apartment zurückkehren und Eli dabei zuschauen, wie er sich fröhlich die Haut aufschnitt und über seine neue Unsterblichkeit staunte. Victor würde nicht danebenstehen, ihn bewundern und Notizen machen.
Victor Vale war kein verdammter Sidekick.
- S. 100


Das Leseerlebnis
Dass Victoria Schwab fantastische High-Fantasy-Geschichten erzählen kann, hat sie mir bereits mit ihrer Weltenwanderer-Trilogie bewiesen. Dabei spielt das Genre aber eine untergeordnete Rolle, sie schreibt mitreißend und komplett vereinnahmend. Folglich würde ich jedes Buch von ihr lesen. "Vicious: Das Böse in uns" ist der Start einer Dilogie, einer zweiteiligen Reihe, und ich hatte vorab nur Lobeshymnen über das Buch gehört. Anders sollte es sein, ziemlich krass und fernab von guten, liebenswerten Helden. Böse also. Doch was genau auf mich zukam, das wusste ich nicht. Ein Superhelden-Roman? Ein übernatürlicher Thriller? Wahrscheinlich ist das Buch eine Mischung aus beidem, so richtig zuordnen kann man es nicht. Muss man aber auch nicht. Es ist so gut, dass ich nachts das Licht wieder einschaltete, um weiterzulesen. Ein Weglegen ist (fast) unmöglich.

Victor und Eli sind Studenten und beste Freunde. Mit Vorbehalten zwar und eher unfreiwillig, doch sie haben diese spezielle Verbindung, dieses faszinierende Etwas, das sie zusammenschweißt. Für die Abschlussarbeit an der Uni hat Eli das Thema "EOs" gewählt - die theoretische Möglichkeit der Existenz ExtraOrdinärer Menschen. Was sich zunächst wie ein Scherz anhört, gerät zur Besessenheit. Eli zieht Victor in seine Studien hinein und sie kommen zu dem Schluss, dass sie sterben müssen, eine Nahtoderfahrung erleben, um ihre Theorie, dass sie sich in EOs verwandeln können, an sich selbst zu überprüfen. Schlussendlich gelingt das Experiment, beide entwickeln nach der Wiederbelebung erstaunliche Kräfte. Doch damit beginnt die Tragödie von Victor und Eli, denn sie werden zu Todfeinden.

Wow, was war das für ein Leseerlebnis?! Ab der ersten Seite war ich so fasziniert vom Geschehen, dass ich das Buch in einem Rutsch verschlingen wollte. Die Autorin erzählt die Geschichte nicht linear, sondern aufgeteilt in verschiedenen Zeitstränge: zum Beispiel von Heute/Jetzt über 10 Jahre, 2 Tage oder am Nachmittag zuvor. Außerdem wählt sie die Form des auktorialen (allwissenden) Erzählens, bei dem man die Sichtweisen mehrere Personen auf einmal erlebt. Klingt alles recht ungewöhnlich und kompliziert. Ist es aber nicht, denn die Ausführung ist genial!

Die Handlung selbst ist böse, richtig böse und düster-krass, irgendwie abgefahren und ständig überraschend. Als Leser*in verfolgt man die Entwicklungen voller Emotionen. Das reicht von leichtem Stirnrunzeln über erschrockenes nach Luft schnappen bis hin zur begeisterten Fassungslosigkeit. Beide, Victor und Eli, entwickeln sich von besten Freunden zu abgründigen Schurken, die ungewöhnliche Personen um sich scharen, um ihre Ziele zu erreichen. Das ist so derbe-beeindruckend, dass der zweite Band der Reihe unumgänglich ist. Die Geschichte hat mich immer noch in ihrem Sog ... und das wird noch lange anhalten.

Das Fazit
"Vicious: Das Böse in uns" ist so faszinierend, so abgefahren-böse und so spannend, dass ich das Buch nur mit Mühe zur Seite legen konnte. Da wurde nachts schon mal das Licht wieder eingeschaltet, um weiterlesen zu können. Die Handlung ist ungewöhnlich und krass, die Charaktere ebenso abgründig wie anziehend. Das Komplettpaket vereinnahmt vollständig und beschäftigt noch lange nach dem Lesen. Ich will mehr davon! "Vicious" ist (m)ein brillantes und böses Lieblingsbuch. 5 von 5 Sterne gibt es dafür von mir.


© Damaris Metzger, www.damarisliest.de


FISCHER Tor (November 2019) - Band 1/3? - Klappenbroschur, 400 Seiten - 16,99 € [D]
Originaltitel: Vicious - Übersetzt von Petra Huber und Sara Riffel



Reiheninfo Vicious & Vengeful-Dilogie:

Band 1 - Vicious: Das Böse in uns
Band 3 - ?