Das Thema
Prinz Lucien hätte nie erfahren dürfen, was Zera wirklich ist: eine Herzlose mit dem Ziel, ihm das Herz zu stehlen. Nun hält der junge Prinz Zera auf Abstand, doch die Erinnerungen an seine Blicke, seine Berührungen und seine Küsse brennen immer noch auf ihrer Haut. Da macht seine Schwester Zera ein verlockendes Angebot: Wenn sie ein uraltes magisches Monster zähmt, erhält sie ihr Herz zurück - und wird endlich frei sein ...
© Klappentext-, Cover- und Zitatrechte: Ravensburger Verlag
"Können wir aufhören, über mich zu reden, als wäre ich nicht da?", frage ich. "Und kommt zur Sache, wieso ihr mich herzitiert habt. Hätten wir diese lästige Angelegenheit nicht im Palast regeln können? Oder gibt es dort jemanden, der nichts von eurem kleinen Verhör wissen darf?"
Fiones Blick huscht zu Lucien, aber der Prinz lässt sich nichts anmerken und sieht mich unverwandt an.
"Du fährst jeden Morgen mit einer Kutsche zum Südtor", beginnt er. "Du gehst durch eine Tür und kommst etwa eine Stunde später wieder raus. Warum?"
"Wegen der Sehenswürdigkeiten?" Ich lächle unschuldig. - S. 209
Das Leseerlebnis
Damals, beim ersten Heartless-Band "Der Kuss der Diebin", erwartete ich ein mehr oder weniger klassisches und sehr jugendliches Romantasy-Buch. In Ansätzen stimmte das auch, dennoch wurde ich positiv überrascht, denn der Lesespaß war enorm hoch, die Handlung mitreißend. Und weil das Buch mit einem fiesen Cliffhanger endete, erwartet ich dieses humorvoll-durchrüttelnde Leseerlebnis auch beim zweiten Heartless-Band "Das Herz der Verräterin". Und dieser ist sicherlich okay und lässt sich gut lesen. Trotzdem konnte mich die Fortsetzung nicht mehr so stark packen, war das Thema für mich nicht mehr so interessant wie zuvor.
Nach dem emotional-frustrierenden Ende von Band 1 (man wolle damals sofort weiterlesen), hält sich die Handlung in "Das Herz der Verräterin" nicht mit Erklärungen auf, es geht direkt weiter. Wie gut, dass ich nochmals in die letzten Kapitel des Vorgängerbandes geschnuppert hatte, denn das Lesen lag ja schließlich schon eine ganze Weile zurück. Die Situation von Zera ändert sich nun komplett, wird völlig auf den Kopf gestellt, und es gab gleich zu Beginn tatsächlich eine Szene, die mich so stark überraschte, dass mir fast die Augen aus dem Kopf fielen. Beste Vorraussetzungen also für ein spannendes und mitreißendes Leseerlebnis.
Aber irgendwie ließ mein Enthusiasmus dann auch bald nach, was mich selbst wohl am meisten irritierte. Woran lag's? Im Prinzip dreht sich hier alles um Zera, bzw. Zera nur um sich selbst. Ständig erwähnt sie ihr nicht vorhandenes Herz, also ihr Unherz, und sagt sich, oder wird von ihrer inneren Glut darauf hingewiesen, welch schlechter, gefährlicher Mensch sie doch ist. Und weil sie ja so schlecht ist, darf sie auch nicht mehr mit ihrem Prinzen zusammen sein ... und sucht ihm (recht halbherzig, äh, unherzig) eine neue Frau. Das wirkt künstlich und aufgesetzt, einfach nicht echt.
Im Vergleich zu Zera bleiben die anderen Charaktere eher blass. Selbst Schlüsselpersonen, und deren Hintergedanken, konnte ich nicht recht greifen oder sie kamen mir zu lasch vor.
Und dann hatte ich noch das Gefühl, dass im Buch gar nicht so viel passiert, die Handlung auf der Stelle tritt und damit leider auch Leselängen mit sich bringt. Dabei passiert schon so einiges, es konnte mich aber nicht richtig erreichen. Zera hat komische Träume und es gibt ein merkwürdiges Ziel im Buch. Es wird ein Krieg thematisiert, bzw. findet statt, aber man spürt keine Auswirkungen. Und dann soll alles innerhalb einer Woche stattgefunden haben? Das passt nicht so richtig zum Lesegefühl.
Nun aber genug der Kritik, denn schlecht ist "Das Herz der Verräterin" definitiv nicht. Nach wie vor enthält das Buch viel Sarkasmus und Humor, Zeras schnodderige Art ist ihr Markenzeichen, und das gefällt mir. Es gibt Szenen, die überraschen und erstaunen. Das alles trägt dazu bei, dass die Heartless-Bücher für die Zielgruppe zu den besonderen Romantasy-Titeln zählen. Ich für meinen Teil muss mir nach einem erneut spannenden Ende mit Cliffhanger aber noch überlegen, ob ich den Abschluss der Reihe lesen werde.
Das Fazit
Die ersten zwei Bücher der Heartless-Trilogie sind schon ein ganz eigenes Kaliber im Jugendbuch Genre Romantasy, allein aufgrund der "Herzlosigkeit" der Hauptprotagonistin Zera. Auch Band 2 "Heartless: Das Herz der Verräterin" setzt auf Humor, Schlagfertigkeit und so manche Überraschung, macht dadurch grundsätzlich Spaß ... aber nicht so vollumfänglich wie gedacht. So richtig erreichen konnte mich die Handlung nämlich nicht, ist mir kaum an mein (vorhandenes) Herz gewachsen. Komische Leselängen, eine nervige Zera und ein merkwürdiges Zielthema trübten meinen deutlich erwarteten Lesespaß. Ein Okay-Buch, aber mehr nicht. 3 von 5 Sterne vergebe ich dafür.
© Damaris Metzger, www.damarisliest.de
Ravensburger Verlag (Mai 2020) - Band 2/3 - Hardcover mit Schutzumschlag, 512 Seiten - 18,99 € [D]
Originaltitel: Find me their bones - Übersetzt von Simone Wiemken - ab 14 Jahren
Reiheninfo Heartless-Trilogie:
Band 1 - Der Kuss der Diebin
Band 2 - Das Herz der Verräterin
Band 3 - ?