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Montag, 21. September 2020

"After the Fire" von Will Hill



Das Thema
Schwer verletzt liegt die 17-jährige Moonbeam im Krankenhaus und sieht sich einem Psychologen und einem FBI-Agenten gegenüber. Sie, die zu den wenigen Überlebenden nach der schrecklichen Brandkatastrophe gehört, soll erzählen, wie das Leben war auf der Farm der Gotteslegionäre. Wie ist es zu dem schrecklichen Feuer gekommen, wie zu der Schießerei zwischen den Gotteslegionären und der Polizei? So viele sind gestorben. Zögerlich öffnet sich Moonbeam, glaubt, dass man ihr helfen will, und fängt an zu erzählen, wie das Leben vor dem Feuer war und wie das Leben sich danach anfühlt. Eine Sache aber kann sie nicht erzählen. Doch sie muss aussprechen, was sie getan hat, will sie nicht daran zerbrechen.

© Klappentext-, Cover- und Zitatrechte: dtv Verlagsgesellschaft


Ständig bekommen wir in Predigten und Bekanntmachungen zu hören, dass wir hinter dem Zaun der Basis sicher sind, weil die Monster alle in der Welt draußen leben. Aber in Wahrheit ist genau das Gegenteil richtig: Der Zaun schließt die wirkliche Welt aus und die Monster sind hier drinnen bei uns. - S. 339


Das Leseerlebnis
Es fällt mir etwas schwer mein Leseerlebnis oder meine Eindrücke zu "After the Fire" zu formulieren. Bei diesem Buch war es einfach so, dass ich einerseits völlig von der Geschichte mitgerissen wurde und auf der anderen Seite total abgestoßen war. Nicht von der Handlung, sondern von den Umständen und Ereignissen, mit denen die junge Protagonistin Moonbeam aufgewachsen ist und leben musste. Kaum vorstellbar, welche Auswirkungen das auf ihre Seele hatte. Das war wie ein schlimmer Unfall, bei dem man nicht hinschauen möchte und gleichzeitig nicht wegsehen kann. Ich habe "After the Fire" gelesen, nein, verschlungen, ich habe es ertragen und war am Ende vom Buch beeindruckt und begeistert.

Ich möchte gar nicht so sehr ins Detail gehen, um was es hier geht. Erste Vermutungen bestätigen sich bald. Die Geschichte beginnt mit einem Vorfall innerhalb des Zauns, einer Brandkatastrophe, die die 17-jährige Moonbeam und wenige andere Kinder überleben. Was genau passiert ist, darauf läuft die Geschichte am Ende hinaus. Nun lebt Moonbeam in der geschlossenen Abteilung einer Psychiatrie und wird dort von einem Arzt und auch dem FBI zu den Geschehnissen und Hintergründen des Erlebten befragt. Moonbeam wird immer wieder gesagt, dass sie nun in Sicherheit ist, dass ihr nichts mehr passieren kann. Ihr Problem jedoch ist, dass genau dies auch die Aussage von den Menschen in ihrem alten Leben hinter dem Zaun war. Sie weiß nicht, wem sie vertrauen kann und tastet sich Stück für Stück an die Wahrheit heran. Und dann gibt es da noch diese Sache, die sie niemals erzählen kann. Dieses eine Geheimnis will sie bewahren.

In "After the Fire" gibt es ein Davor und ein Danach. Davor beschreibt die Erlebnisse von Moonbeam innerhalb des Zauns, das Danach spielt jetzt, ist sozusagen ihre Aufarbeitung. Mit der Zeit ist sie immer mehr bereit, sich zu öffnen und erzählt ihrem Arzt vom Davor. Was Moonbeam und weitere Kinder und Menschen durchlebten ist schrecklich und kratzte bei mir oftmals an dem, was ich beim Lesen auszuhalten bereit bin. Ich las darum mit einiger Anspannung. Darum wollte und musste ich auch während des Lesens darüber reden. Die Geschichte ist fiktiv, gründet aber auf Tatsachen, wie Autor Will Hill in einer Anmerkung zum Roman erzählt. Ich bin mir sicher, dass Leser*innen bereits von dieser Thematik gehört haben.
So sind Handlung und Umstände zwar sehr hart, ich habe die Art des Erzählens und den Umgang mit Moonbeam jedoch als sehr feinfühlig empfunden. Mitgerissen wird man ganz unwillkürlich. Das Ende ist so gut, wie es bei diesen Gegebenheiten eben sein kann. Ich kann mich kaum erinnern, wann ich zuletzt ein so vereinnahmendes und aufregendes Buch gelesen habe.

Das Fazit
Für den Roman "After the Fire" schaute Autor Will Hill in so manche menschliche Abgründe. Heraus kam eine Geschichte, die mitreißender und vereinnahmender nicht sein kann, die zugleich fasziniert, obwohl sie sehr hart ist. Ja, dieses Buch ist wirklich anders und doch auch plausibel, gerade, weil es (leider) für mache Menschen Realität ist. Mich hat sehr begeistert, welch einfühlsame Geschichte hier entstanden ist, die trotz schockierenden Umständen ein Ende hat, das passt. Ich hatte Redebedarf und konnte das Buch trotzdem kaum zur Seite legen. 5 von 5 Sterne gibt es von mir.


© Damaris Metzger, www.damarisliest.de


dtv Verlagsgesellschaft (Juli 2020) - Klappenbroschur, 480 Seiten - 15,95 € [D]
Originaltitel: After the Fire - Übersetzt von Wolfram Ströle - ab 14 Jahren