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Mittwoch, 27. Januar 2021

"COLDTOWN: Stadt der Unsterblichkeit" von Holly Black



Das Thema
Tana wacht morgens nach einer Party auf und stellt fest, dass sie eine der wenigen Überlebenden in einem Haus voller Leichen ist. In einer Welt, in der Vampire ihr Unwesen treiben, ist Tana Schreckliches gewohnt, doch normalerweise halten sich Vampire in Quarantäne-Städten auf, in den sogenannten "Coldtowns". Tanas Ex-Freund Aidan hat die Party zwar überlebt, doch er ist mit dem Vampir-Virus infiziert, und auch Tana könnte infiziert sein. Gemeinsam mit Aidan und dem einzigen anderen Überlebenden, dem geheimnisvollen Gavriel, macht sich Tana auf ins Herz der Gefahr - nach Coldtown, um sich und die anderen zu retten ...

© Klappentext-, Cover- und Zitatrechte: cbj Verlag


Tana wandte sich wieder Aidan zu. Ihre Hände zitterten. "Ganz ruhig bleiben, verstanden?"
Als er nickte, zog sie mit Schwung das Klebeband ab.
"Aua", sagte Aidan. Dann warf er sich mit gebleckten Zähnen auf sie.
Tana hatte sich gerade an dem Seil an seinem Handgelenk zu schaffen gemacht. Seine unvermutete Attacke überrumpelte sie so, dass sie rückwärts taumelte [...].
Aidan wollte sie beißen.
Aidan war infiziert. - S. 26/27



Das Leseerlebnis
Vor ein paar Jahren hatten Vampirromane im Jugendbuch ein echtes Hoch; sie lagen sowas von im Trend. Mittlerweile hat dieser Trend den Zenit eher überschritten. Es erscheint kaum noch ein (echter) Vampirroman für die jugendliche Zielgruppe. Und dann kam Holly Blacks "COLDTOWN: Stadt der Unsterblichkeit" endlich auf Deutsch, im Original bereits 2013. Für mich gerade zur richtigen Zeit, denn das Gefühl, mal wieder ein mitreißendes Buch über Vampire lesen zu wollen, war schon eine Weile präsent. Und ja, mitreißend ist "COLDTOWN" wirklich, dazu atmosphärisch, blutig-grausig und ziemlich aufregend. Ein echter, moderner Vampirroman (und ganz zurecht erst ab 16 Jahren empfohlen).

Tana ist mit der Existenz von Vampiren aufgewachsen. Vampirismus wird durch Ansteckung übertragen; Tanas Familie war selbst davon betroffen und alle haben sich damit abgefunden, auch wenn die Folgen hart sind. Wer sich verwandelt oder infiziert wird, muss in sogenannten Coldtowns leben, abgeschottet vom Rest der Welt. Innerhalb der Coldtowns hat sich eine eigene Gesellschaft von Vampiren, deren Anhängern und Sympathisanten entwickelt. Ein scheinbar glamouröses, faszinierendes und für viele Menschen erstrebenswertes Leben, wie es über Social Media dargestellt wird.
Doch immer wieder kommt es zu Zwischenfällen außerhalb der Coldtowns. Als Tana nach einer Party als (fast) einzige Überlebende in einem Haus voller Leichen aufwacht, wird sie in dieses Leben hineingezogen. Begleitet wird sie von Aidan, ihrem Ex-Freund, der sich infiziert hat, und von Gavriel, einem Vampir, den Tana null einschätzen kann.

Müsste ich beschreiben, welche Eindrücke nach dem Lesen von "COLDTOWN: Stadt der Unsterblichkeit" am prägnantesten hängengeblieben sind, dann wären es wohl diese: Ich empfand das Buch als aufregend, faszinierend und als blutig und sehr hart. Das Lesegefühl war elektrisierend und spannend, eine Art phantastisch-moderner Thriller ... und das hatte ich so nicht erwartet und wurde komplett überrascht und mitgerissen. Gründe genug, warum mir dieser Vampirroman so gut gefiel.

Die Geschichte wird abwechselnd im Jetzt und mit Rückblicken in Tanas Leben/Kindheit erzählt. Dadurch gewinnt man schnell einen guten (und sehr persönlichen) Überblick von Tanas Gefühlswelt und wie die Menschen mit der Existenz von Vampiren, was das für sie bedeutet. Da es sich hier um einen Einzelroman handelt, kamen mir einige Dinge und Hintergründe etwas zu kurz, bzw. hätte ich gerne mehr erfahren. Dieser Eindruck ist jedoch subjektiv. Stimmig ist die Geschichte auf jeden Fall.
Eine Lovestory gibt es auch, doch diese ist nicht durch Kitsch romantisiert oder verdrängt die komplette Handlung. Trotzdem empfand ich sie als knisternd. Ich laß jede Seite ziemlich angespannt, weil eine permanente Gefahr vermittelt wird, und wurde von einigen Wendungen durchgeschüttelt. Am Schluss man man mit einem relativ offenen Ende klar kommen. Mir gefiel das super, ich mag das.

Das Fazit
Wer mal wieder einen "richtigen" Vampirroman für (ältere) Jugendliche lesen möchte, vielleicht sogar den Trend vergangener Tage aufleben lassen will, sollte unbedingt zu "COLDTOWN: Stadt der Unsterblichkeit" greifen. Das Buch hebt sich deutlich ab, ist dabei sehr atmosphärisch und stimmig, aber auch hart, blutig und brutal. Das reißt mit und kann erschrecken, ist aber so glaubhaft gefährlich und strange, dass man dem Lesesog kaum entkommen will. Ein toller Einzelroman mit einem relativ offenen Ende. Super! 4,5 von 5 Sterne gibt es von mir.


© Damaris Metzger, www.damarisliest.de


cbj Verlag (Oktober 2020) - Hardcover mit Schutzumschlag, 480 Seiten - 18,00 € [D]
Originaltitel: The Coldest Girl In Coldtown - Übersetzt von Anne Brauner - ab 16 Jahren