Das Thema
Eine falsche Entscheidung, die das Leben dreier Familien für immer verändert: Ein Richter zwingt die Krankenschwester Charlotte, sein sterbenskrankes Neugeborenes gegen ein gesundes zu tauschen. Folgt sie seiner Drohung nicht, entzieht er ihr den Pflegesohn. Die Welt aller Beteiligten gerät aus den Fugen, doch hinter allem wirkt der geheimnisvolle Plan des Lebens ...
Können wir im falschen Leben das richtige finden? Wie öffnet man sich einem neuen? Wie lässt man los? In diesem Roman findet jeder seine Farbe von Glück.
© Klappentext-, Cover- und Zitatrechte: Piper Verlag
"Ich verstehe deine Gefühle gut, Antoine. Wenn wir anderen vergeben, hilft das nicht nur den anderen, sondern vor allem auch uns selbst. Es befreit uns. Vielleicht möchtest du mal darüber nachdenken. Die Ursache unseres Unglücks sitzt nur selten in anderen Menschen. Die Dinge sind, wie sie sind. Meist liegt unser Unglück in der Beurteilung dessen, was uns widerfährt. Wenn du dein Urteil über Menschen, dein Leben und die Welt änderst, kannst du dich von allen vergiftenden Gefühlen befreien. Du allein hast die Macht über dein Leben. [...]" - S. 164
Das Leseerlebnis
Das vorliegende Buch ist ein Roman, eine Geschichte. Ich weiß nicht genau warum, aber zuerst ging ich bei "Die Farbe von Glück: Ein Roman über das Ankommen" von einem Sachbuch-, bzw. Ratgebertitel aus. Der Untertitel erwähnt zwar explizit, dass es sich um einen Roman handelt, aber es hätte aufgrund des Themas genauso gut ein Ratgeber in Romanform sein können. Wenn man sich darauf einlassen will, dann ist es das auch. Das Buch ist genauso herzergreifend wie wunderlich und speziell. Und obwohl meine anfängliche Begeisterung und Ergriffenheit im letzten Buchdrittel abflachten, so empfinde ich es doch als einzigartig und lesenswert.
Die Geschichte beginnt mit dem 6-jährigen Antoine, der von seiner Mutter verlassen wird und alleine vor dem Wohnhaus zurückbleibt. Eine Ersatzmutter findet er in der Krankenschwester Charlotte, die sich liebevoll seiner annimmt, eine ganz besondere Beziehung zu dem Jungen aufbaut, ihn aber nie offiziell adoptiert. Und genau das wird ihr zum Verhängnis. Denn Charlotte wird im Geburtshaus von Jules, einem vermögenden Richter, gezwungen, seine neugeborene und kranke Tochter gegen ein fremdes, gesundes Baby auszutauschen. Andernfalls will er dafür sorgen, dass man ihr Antoine wieder wegnimmt. Welche Folgen dieses Drama für alle Beteiligten hat, und dass aus Schuld und Leid etwas Gutes entstehen kann, darum geht es in "Die Farbe von Glück".
Gleich zu Beginn hat mich diese Geschichte tief ergriffen und berührt. Mit viel Feingefühl, sehr bewegend und hochwertig geschrieben, erzählt die Autorin von den Gefühlen ihrer Protagonisten, von falschen Entscheidungen, von Leid und Last, aber auch von Schicksal und Glück. Und auch wenn ich entsetzt war über so manchen Werdegang, so waren mir die Personen doch so nahe, dass ich sie verstehen konnte. Die Geschichte hat mich mit ihrer Einzigartigkeit, ihrer Schicksalhaftigkeit begeistert, obwohl ich mir durchaus bewusst bin, dass sie fiktiv ist.
Das Buch enthält inmitten der Handlung so viele Lebensweisheiten und Philosophien, dass es unmöglich ist, sich alle zu merken. Ein bis zwei gute Gedanken setzen sich aber fest, bzw. kann man sich wie nebenher mitnehmen. Möchte man tiefer eintauchen, wird definitiv ein zusätzliches Notizbuch benötigt. Ich mag das sehr, muss aber auch zugeben, dass es mir im letzten Buchdrittel dann zu viel des Guten wurde. Dort wird es immer verschwurbelter und so überfrachtet von "Ratschlägen", dass die eigentliche Handlung in den Hintergrund gedrängt wird. Auch die übernatürlich-esoterische Ausrichtung, die dem Roman dann innewohnt, war überhaupt nicht meines, gefiel mir innerhalb dieser besonderen Geschichte nicht. Das kostete "Die Farbe von Glück" dann auch die Höchstwertung.
Das Fazit
"Die Farbe von Glück: Ein Roman über das Ankommen" ist eines der ergreifendsten und schicksalhaftesten Bücher für mich. Der hochwertige Roman hat mich mit seinem Thema, seinen Zusammenhängen und Auflösungen und auch seinen Lebensweisheiten begeistert. Die Entwicklung innerhalb der Geschichte, auch wenn sie rein fiktiv ist, ist wirklich einzigartig und bemerkenswert. Leider gefiel mir die Ausrichtung im letzten Buchdrittel nicht mehr so gut. Zu verschwurbelt, zu überladen und unpassend übernatürlich. Für die volle Punktzahl reichte es dann nicht mehr, lesenswert ist das Buch aber allemal. 4 von 5 Sterne vergebe ich dafür.
© Damaris Metzger, www.damarisliest.de
Piper Verlag (November 2020) - Hardcover mit Schutzumschlag, 352 Seiten - 18,00 € [D]