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Mittwoch, 27. Oktober 2021

High Five - 5 Sätze/5 Adjektive zu "Je lauter die Stille" von Lena Luisa Leisten



dtv Verlagsgesellschaft (August 2021),
Klappenbroschur, 320 Seiten,
15,00 € [D]


Zwischen Zukunftswünschen, Beziehungsproblemen und Selbstzweifeln versucht die junge Studentin Mila ihren Weg zu finden - nur weiß sie oft selbst nicht, in welche Richtung sie eigentlich will. Weiter studieren, vielleicht noch ein Praktikum machen oder doch jobben? Und wie soll sie neben all dem auch noch mit ihren Gefühlen für Robin umgehen? Denn um ihrer Beziehung eine echte Chance zu geben, müsste Mila sich ihren Ängsten stellen - und alte Wunden aufreißen. Als sie dann auch noch herausfindet, dass ihr Vater eine Affäre mit einer französischen Schauspielerin hat, zieht es ihr endgültig den Boden unter den Füßen weg. Also reist sie kurzerhand mit ihrer besten Freundin nach Paris ...
Als dann auch noch einer nach dem anderen verschwindet, scheint keiner mehr dem Horror zu entkommen.
(Text-, Cover- und Zitatrechte: dtv Verlagsgesellschaft)


"Mila, willst du nicht mit uns reden?", fragt Emma und schaut mich irritiert an.
Irgendetwas sollte ich schon sagen. Obwohl ich finde, dass man nicht über alles reden muss. Manche Gedanken sind es nicht wert, mit Ton unterlegt zu werden. Dann werden sie doch nur größer, verteilen sich im Raum oder ziehen noch weiter, wer weiß, wohin noch, und wer weiß, was von ihnen übrig bleibt, wie sie gefiltert und erneut zusammengesetzt werden, in den Köpfen der anderen. - S. 37


5 zusammenfassende Sätze/Punkte zum Buch

  1. "Je lauter die Stille" kommt nicht nur mit einem genialen Buchtitel, sondern auch mit knallpinkem Cover daher. Das macht neugierig, und Leser*innen können vielleicht schon erahnen, was auf sie zukommen wird: Ein leises Buch, in dem die Gefühle immer lauter werden. Das widerspricht sich keineswegs und sorgt beim Lesen für intensive Momente. Ich habe das sehr genossen.
  2. Mila versucht ihren Weg im Leben zu finden. Die Studentin hat Pläne, aber auch Sorgen und Zukunftsängste. Mila hat einen Freundeskreis, und zu jeder ihrer Freundinnen eine besondere Verbindung, ihre Gefühle hält sie jedoch oft zurück, frisst vieles in sich hinein, was für manchen Konflikt sorgt. Und auch eine mögliche Beziehung mit Robin stellt Mila vor emotionale Herausforderungen. Als sie durch Zufall entdeckt, dass ihr Vater eine Affäre hat, zieht ihr das endgültig den Boden unter den Füße weg. Sie bekommt nichts mehr auf die Reihe, bis sie sich ihren Freundinnen anvertraut und sich ihren Gefühlen stellt.
  3. Die Geschichte ist realistisch und gefühlvoll (auf eine spröde Art und Weise). Man begleitet Mila, deren (Studentinnen-)Leben gar nicht mal so schwierig erscheint, und für Mila dennoch eine Herausforderung darstellt. Sie hat mit Sorgen, Unsicherheiten und ihrer Vergangenheit zu kämpfen, weiß ihre Gefühle nicht einzuordnen ... bis fast nichts mehr geht. Ich konnte Milas Sicht der Dinge, ihre Situation so gut nachvollziehen, habe sie begleitet und fühlte gleichzeitig mich selbst verstanden, auch wenn dieses Alter bei mir lange vorbei ist. Genau das machte das Lesen für mich sehr faszinierend.
  4. Besonders gut gefiel mir der für einen Debütroman sehr eindrückliche Schreibstil. Im Präsens, modern, manchmal etwas abgehackt, kurz ... und so ziemlich auf den Punkt. Damit wird das ruhige Lesegefühl gepusht und intensiviert, und man kann das Buch kaum zur Seite legen.
  5. Lena Luisa Leisten hat hier einen älteren Coming-of-Age-Roman, ein realitätsnahes Jugendbuch oder All-Age-Roman geschrieben, der nicht auf einen forcierten Höhepunkt zusteuert, der aber sehr wohl Szenenwechsel bereithält und bei dem Dinge ans Licht kommen, die erschrecken. Milas Charakter wird dadurch nochmals plausibler. Das Buch wird zu einem ganz wunderbaren Abschluss gebracht.

5 Adjektive, die mir spontan zum Buch einfallen

leise, ruhig, klug, hoffnungsvoll-irritiert und intensiv



Zusammengefasst vom Fazitbär:
"Je lauter die Stille" ist ein Debüt, das Leser*innen mit einer ruhigen Intensität an die Seiten fesselt. Es ist ein Coming-of-Age-Roman über die Irritationen des Erwachsenwerdens, das mit Selbstzweifeln, Hoffnung, Überforderungen und Wünschen gespickt ist. Es ist kein Wohlfühlbuch, wirkt manchmal etwas spröde, und setzt mit einer meist leisen Dynamik und einem besonderen Stil ganz eigene Akzente. Und genau das gefällt. Lesen!


© Damaris liest.