Das Thema
Liebe ist was für Idioten. Das zumindest findet Audrey. Nach der Trennung ihrer Eltern muss sie allein mit ihrer frustrierten Mutter zurechtkommen. Deshalb nimmt sie einen Nebenjob im Kino an und trifft dort auf Harry. Der ist eigentlich der nächste Martin Scorsese, nur weiß das noch niemand. Während er auf seinen Durchbruch als Filmemacher wartet, verbringt er seine Zeit mit dem Aufsaugen von Popcorn, mit Flirten und mit Grasrauchen. Damit ist er ganz sicher nicht Audreys Traumtyp. Trotzdem verlieben sich die beiden Hals über Kopf ineinander. Audrey fühlt sich, als wäre sie in einem dieser Kitschfilme gelandet, die sie eigentlich so verabscheut. Aber ein Happy End gibt es eben nur im Film ...
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Ich weinte. Er hielt mich in seinem Armen und es war mir so unsagbar unangenehm, aber er war so, so verständnisvoll, weil es mein erstes Mal war ...Bis er mich eine Woche darauf abservierte. - S. 52
Das Leseerlebnis
Holly Bourne hat mir schon mehrfach bewiesen, dass sie humorvoll-mitreißende, aber vor allem auch kluge und starke Coming-of-Age-Romane schreibt. Dieser Mix gefällt mir im Genre der zeitgenössischen Jugendliteratur am besten; einfach, weil die Bücher unterhalten und den Lesenden gleichzeitig etwas mit auf den Weg geben. Protagonist*innen machen Fehler, sie lernen für die Zukunft, beweisen Intelligenz und Stärke. Auch bei "Happy End gibt's nur im Film" ist das so. Vielleicht verrät sogar der Buchtitel ein stückweit, auf was die Geschichte am Ende zusteuert. Und das ist gut so.
Liebe ist für Audrey ein schwieriges Thema. Da wäre einmal ihr Vater, der sie und ihre Mutter für eine neue Familie sitzen gelassen hat und Audrey für ihr Alter nun viel zu viel Verantwortung zumutet. Und dann ist da noch die traumatische Erfahrung mit ihrem Exfreund, der sie nach einer unerfahrenen Liebesnacht sitzen ließ. Audrey hat der Liebe abgeschworen und findet romantische Komödien komplett klischeehaft und überzogen. Trotzdem arbeitet sie nun in einem Kino, um sich etwas Geld dazuzuverdienen. Dort begegnet sie Harry, der nicht nur witzig und gut aussehend ist, sondern Audrey auch noch für sein Zombie-Filmprojekt engagiert. Bald merkt Audrey, dass sie sich in Harry verliebt hat. Gibt es ein Happy End wirklich nur im Film?
"Happy End gibt's nur im Film" ist eines der Jugendbücher, die ab Beginn Spaß machen. Es hat einen spritzigen Stil, der sofort mitreißt, witzig ist und für die schlagfertige und recht taffe Audrey einnimmt. Ich war wirklich oft am grinsen, und so flogen die Seiten nur so dahin. Außerdem hat das Buch viele kreative und ungewöhnliche Elemente, die es zu etwas Besonderem machen. Doch genau hier zeigt sich auch der geniale Blick der Autorin für ihre Geschichten, denn das Buch ist keinesfalls nur fluffig und humorvoll ist, sondern auch eines an Tiefsinn und Dramatik zu bieten hat. Audrey hat private Probleme, die sie prägen und verunsichern. Harry ist nicht nur der pragmatische Strahlemann und sorglos-goldene Ritter, der Audrey auffangen kann.
Diese Kombination aus Humor und Dramatik sogt für einen Leseflow, dem man sich nicht entziehen kann. Nicht nur ein Mal war ich hingerissen, aber auch ganz schön oft bestürzt. Die Geschichte entwickelt einiges an Hin und Her und nicht mit jeder Aktion oder Auslegung, war ich persönlich glücklich. Es gab Dinge, die an meinen Nerven zerrten. Umso glücklicher war ich mit dem Ende der Geschichte, denn es ist realistisch und mutig. Und es zeigt, dass die Autorin, bzw. Audrey verstanden hat, um was es im Leben geht. Auch wenn es manchmal schmerzt. Sehr gut!
Das Fazit
Wer einen jugendlich-humorvollen Coming-of-Age-Roman mit Tiefgang lesen möchte, der ist bei "Happy End gibt's nur im Film" an genau der richtigen Stelle. Die spritzige Geschichte ist besonders und macht Spaß, scheut sich aber nicht davor, die Protagonist*innen authentisch, mit Problemen und Lernfeldern, darzustellen. Das sorgt für viele Schmunzler, manchmal aber auch Unverständnis oder Ärger. Aber genau darum geht es im Leben und am Ende schließt man das Buch mit dem Gefühl, dass es so genau richtig und gut war. 4 von 5 Sterne vergebe ich dafür.
© Damaris Metzger, www.damarisliest.de
dtv Verlagsgesellschaft (Dezember 2021) - Klappenbroschur, 400 Seiten - 14,95 € [D]
Originaltitel: It only happens in the movies - Übersetzt von Nina Frey - ab 14 Jahren