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Samstag, 12. März 2016

Review zu "The Returned: Die Vergangenheit kehrt zurück" von Seth Patrick



script5 (März 2016), Band 1,
Klappenbroschur, 480 Seiten,
übersetzt von Bea Reiter,
14,95 € [D]


In einer idyllischen Kleinstadt in den französischen Alpen kehren plötzlich längst verstorbene Bewohner zurück. Allerdings nicht als blutrünstige Zombies, sondern als scheinbar ganz normale Menschen - unverändert, seit sie gestorben sind. All diese Wiederkehrer wissen zunächst nicht, dass sie gestorben sind und wollen nun ihr altes Leben wieder aufnehmen. Das es so jedoch nicht mehr gibt.

Die 15-jährige Camille erwacht frierend und allein in den Bergen. Sie weiß nicht, wie sie hierhergekommen ist - und dass sie vier Jahre zuvor bei einem Busunfall gestorben ist ...
Simon, der am Tag seiner Hochzeit ums Leben gekommen ist, kehrt in die Stadt zurück und muss feststellen, dass seine Verlobte inzwischen mit einem anderen Mann zusammen ist. Eifersucht und Wut machen sich in ihm breit ...
Victor, ein kleiner Junge, der vor 35 Jahren von Einbrechern ermordet wurde, irrt völlig verloren durch die Stadt und wird von der alleinstehenden Julie aufgenommen. Doch der rätselhafte Junge weigert sich zu sprechen ... (Text-, Cover- und Zitatrechte: script5/Loewe Verlag)


Anton starrte auf den See hinaus und dachte an das, was darunter verborgen lag. Dachte an das, was man ihm erzählt hatte, und an das, was er in den letzten Monaten gehört hatte - Gerüchte, die sich widersprachen. Er dachte an das, was er glaubte.
Ein Schauder lief ihm über den Rücken. Dann machte er sich an den Abstieg. - S. 10


Meine Meinung
"The Returned: Die Vergangenheit kehrt zurück" basiert auf der gleichnamigen TV-Serie, bzw. auf deren ersten Staffel. Ich muss zugeben, dass ich bei Büchern, die nachträglich zur Serie erscheinen von vornherein kritisch bin. Zu schlecht sind meine Leseerfahrungen, zu sehr lasen sich die Geschichten wie ein Drehbuch. In diesem Fall wurde ich von Seth Patricks Umsetzung überrascht. "Die Vergangenheit kehrt zurück" liest sich höchst fesselnd und gruselig, auch ohne die TV-Serie zu kennen.

Die Geschichte startet an einem Staudamm, der eine nahe Kleinstadt schützt und mit Energie versorgt. Irgendetwas stimmt nicht, ein technischer Mitarbeitet hat Angst. Als Leser kann man natürlich nicht ausmachen, was hier falsch läuft und weswegen sich der Techniker so große Sorgen macht. Die Atmosphäre ist von Beginn an sehr unheimlich und subtil beängstigend. Dieses Gefühl bleibt die ganze Handlung über bestehen. Ich war während des Lesens ständig vom Drang erfüllt mehr wissen zu wollen und gleichzeitig Zuschauer eines absonderlichen Schauspiels zu sein. Die 480 Buchseiten lesen sich folglich wie im Flug.

Das Buch ist aus der Sichtweise vieler Personen geschrieben, der von Toten, bzw. Rückkehrenden, deren Angehörigen oder einfach nur von Kleinstadtbewohnern, die existenziell wichtig für die Handlung sind. Es benötigt einige Zeit, bis man sich einen Überblick verschafft hat. Und ja, man fühlt sich tatsächliche die ganze Handlung über als Außenstehender, als ein Zuschauer, der die Handlung beobachtet. Das liegt am Stil, aber auch an vielen schaurigen Kapitelenden, die eine Handlung nur andeuten nicht detailliert schildern. Der Leser weiß in diesen Momenten mehr als die Charaktere im Buch. Dieses Gefühl ist äußerst beklemmend und gruselig. Die Geschichte enthält unterschwelligen Grusel, aber auch Szenen, die zu einem abartigen Thriller passen würden. Das hatte zur Folge, dass ich vor dem Einschlafen das Cover des Buches umgedreht habe, weil ich nicht wollte, dass mich der Junge darauf "anschaut".

Im Laufe der Handlung erhält man auf viele Fragen eine Antwort. Zusammenhänge erschließen sich wie ein komplexes Puzzle, das Bedürfnis das komplette Rätsel zu entschlüsseln wird fast übermächtig. Jedoch liegt genau hier der Hund begraben, denn eine Antwort auf die wichtigsten Fragen fehlen bis zum Ende. Das ist etwas unbefriedigend, auch wenn man sich als Leser bewusst ist, dass es sich um eine Buchserie handelt. So ist nicht richtig klar, warum die Toten überhaupt zurückkommen. Warum sie von Aussehen und Wirkungsweise so unterschiedlich sind und was sie schlussendlich bezwecken. Abhilfe kann hier nur schneller Lesenachschub schaffen. Das Buch zur zweiten Staffel erscheint im Sommer 2016 - und bietet hoffentlich abschließende Antworten.

Fazit
"The Returned: Die Vergangenheit kehrt zurück" hat mir Lesestunden mit viel Gänsehaut und Grusel beschert. Der subtile Horror sowie Mystery- und Thrillerelemente sorgen dafür, dass man das Buch kaum weglegen will und sich umso mehr gruselt, wenn einen die Müdigkeit dazu zwingt. Kaum auszuhalten, dass man für grundlegende Antworten bis mindestens zum nächsten Band warten muss. Zum Glück ist die Wartezeit nicht lang. Unbedingt lesen! Ich kenne die TV-Serie nicht, aber das Buch zieht einen völlig in seinen Bann. 4 von 5 Punkte von mir für Band 1.

© Damaris Metzger, damarisliest.de

Mittwoch, 9. März 2016

Buchzugänge vs. Buchabgänge vs. Geflüster im Februar 2016

Zeit für einen Rückblick auf den Februar, obwohl sich der März, seitens Temperatur und Wetter, noch nicht signifikant davon unterscheidet. So langsam wird es Zeit für den Frühling, aber ich bin sicher, er kommt bald. Was war also (hier) los im Februar, welche Neuzugänge stehen in meinem Regal und welche Bücher habe ich gelesen?

Gibt es nicht den Spruch "Alle sieben Jahre ändert sich der Geschmack"? Das kommt wahrscheinlich auf den Bereich an. Lesetechnisch ist bei mir alles beim Alten - All Age- und Jugendbücher, egal ob mit Fantasy oder ohne, sind weiterhin Trumpf. Im Bezug auf meine hauptsächliche Leseumgebung, also unser Zuhause, hat sich tatsächlich einiges geschmacklich verändert. Strukturiert bin ich schon immer, auch im Haus. Aber ich mag es noch klarer, puristischer, nicht so voll. Der scandinavische Wohnstil sagt mir sehr zu - weniger Farben, viel Weiß (und Schwarz) und geometrische Formen. Die letzten Wochen habe ich mich ans Werk gemacht und einiges umgestaltet. Langsam, nicht alles natürlich. Trotzdem dachte ich manchmal ...

Quelle: Pinterest

Aber nur mit einem Augenzwinkern. Zu Hause soll es schön sein, und wir fühlen uns alle wohl, darum habe ich hier auch völlig freie Hand.

Am 13. und 14.2. fanden die diesjährigen #Herzenstage statt. Bei diesem Onlineevent geht es um Herzensbücher, Geschichten mit Gänsehautfeeling, und den digitalen Austausch darüber auf der Veranstalterhomepage, Blogs und in den Sozialen Netzwerken. Ins Leben gerufen wurde diese Aktion von mehreren Verlagen, und die Teilnahme hat, wie schon letztes Jahr, sehr viel Spaß gemacht.




Im Februar war "Zorn und Morgenröte" ein echtes Herzensbuch. Grund genug, es auf meinem Instagram-Account zu präsentieren. Ebenso ein Stapel mit Büchern, die das Wort Herz im Titel haben.


Meine Buchzugänge im Februar 2016 - 6 Bücher:




Panthersommernächte ist nicht mehr auf dem Bild. Da war ich etwas schnell, denn es ist bereits gelesen und seit gestern auf dem Postweg zu einer neuen Leserin.
Obwohl ich noch keinen Band der Luna-Chroniken gelesen habe, die Bücher warten noch, war der Abschlussband Wie Schnee so weiß eine Vorbestellung. Ich kenne keine einzige negative Stimme zu der Reihe. Man kommt einfach nicht daran vorbei.
Bettina Belitz' Bücher sind für mich ein Muss. Im Februar erschienen gleich zwei neue Romane, unter anderem der erste Teil der Diamantkrieger-Saga Damirs Schwur.
Dank Favola, die Witch Hunter schnell gelesen und rezensiert hat, gab es bei einer Verlagsaktion zum Buch noch ein Exemplar für mich. Ich freue mich auf den Dilogiestart.
Ich bin absolut kein TV-Serien-Fan, habe zu wenig Zeit dafür. Umso mehr interessierte mich das Buch zur Serie The Returned: Die Vergangenheit kehrt zurück. Subtiler Horror trifft auf Thriller und Grusel. Stimmt! Kann ich so unterschreiben. Das Buch habe ich vor dem Zubettgehen mit dem Cover nach unten gelegt.
Mit anderen Worten: ich war eine Verlagsempfehlung. Und da der Magellan Verlag generell sehr besondere Bücher herausbringt, wurde es gleich gelesen.


Buchabgänge - gelesen habe ich im Februar 9 Bücher:



    

Infernale von Sophie Jordan ... hat mich mit Vielschichtigkeit und großer Spannung überrascht. Ich konnte das Buch kaum zu Seite legen.
Töchter des Mondes: Schicksalsschwestern von Jessica Spotswood ... wollte ich unbedingt lesen, auch, um die Reihe abzuschließen. Mit Schrecken stelle ich jetzt (nach 4 Wochen!) fest, dass ich sehr intensiv überlegen muss, um mich an Inhalt und Ausgang zu erinnern. Es gelingt mir zwar, an die Faszination von Band 1 reicht aber keines der Folgebücher heran.
Zorn und Morgenröte von Renée Ahdieh ... wird ganz sicher eines meiner Jahreshighlights und eine sehr empfehlenswerte 1001-Nacht-Geschichte. Wenn es mir beim Lesen im Bauch kribbelt und ich ständig angenehm angespannt bin, dann ist das genau mein Buch!


      

Mein Herz wird dich finden von Jessi Kirby ... ist ein Buch, das das Herz nicht nur sprichwörtlich am rechten Fleck hat. Es ist perfekt!
Blaubeertage von Kasie West ... war mein erstes Buch der Autorin, viele Leser mögen ihre Bücher sehr gerne. Es war ein schöner Zwischendurch-Contemporary-Roman.
Panthersommernächte von Bettina Belitz ... ist ein sehr echter, authentischer Roman, der einen übersinnlichen Part/Verbindung besitzt. Das macht die Geschichte einzigartig, in dieser Form habe ich noch nichts gelesen. (Nein, auch nicht Das Dschungelbuch, das ist völlig anders.)
Mit anderen Worten: ich von Tamara Ireland Stone ... gehört zu den Büchern, die für mich vor dem Lesen nicht recht greifbar sind. Ab der ersten Seite entwickelte es sich aber zu einem Seitenmagnet. Die Story ist ungewöhnlich und gut.


  

Die Wunschbox: Das Geheimnis des Professors von Maryn Ford ... ist der Beginn einer spannenden Reihe, ein echter Kinderkrimi, ab 10 Jahren. Die Geschichte ist sehr cool und hat viel Humor.
Poppy Pym und der gestohlene Rubin von Laura Wood ... erzählt die zauberhafte Geschichte von Poppy, die im Zirkus aufgewachsen ist, und nun, in ihren ersten Internatsjahr, ein spannendes Abenteuer mit ihren neuen Freunden erlebt. Ein Kinderbuch ab 9 Jahren.


Highlight: Hier nenne ich einfach mal "Zorn und Morgenröte", das hat mich richtig elektrisiert und völlig vereinnahmt. Aber auch "Mein Herz wird dich finden" war ein wunderschönes Lesehighlight im Februar.

Lowlight: Gab es im Februar kein echtes. Anfang März wollte ich "Töchter des Mondes: Schicksalsschwestern" spontan auf meine Leseliste packen - völlig verplant, den ich hatte es schon Anfang Februar gelesen! Das ist mir noch nie passiert, es gerät schon langsam in Vergessenheit und ich muss mich richtig bemühen, mir die Handlung zusammenzureimen. Es war okay, ich habe es recht gerne gelesen, die Anziehung vom Reihenstart fehlte mir aber.

Montag, 7. März 2016

Review zu "Mit anderen Worten: ich" von Tamara Ireland Stone



Magellan (Januar 2016),
Hardcover/SU, 336 Seiten,
übersetzt von Sandra Knuffinke und Jessika Komina,
16,95 € [D]


Worte sind nicht Samanthas Freunde. Im Gegenteil: In endlosen Gedankenschleifen verfolgen sie Sam und hindern sie daran, ein normales, unbeschwertes Leben zu führen. Aus Angst, als verrückt abgestempelt zu werden, verheimlicht Sam ihren täglichen Kampf sogar vor ihren Freundinnen.
Nur die unkonventionelle Caroline sieht hinter Sams Fassade und lädt sie ein, sich einem geheimen Dichterklub anzuschließen. Hier erlebt Sam zum ersten Mal die befreiende Kraft von Worten und kommt sich seit langer Zeit selbst wieder nahe. Als sie sich in den klugen, zurückhaltenden AJ verliebt und gerade beginnt, vorsichtig auf ihr neues Glück zu vertrauen, stellt eine unerwartete Entdeckung alles infrage. (Text-, Cover- und Zitatrechte: Magellan Verlag)


Die paar Lampen, die wir angeknipst haben, tauchen die Wände in sanftes Licht, und ich denke an all die Zettel, die uns umgeben, all die Liebe, den Schmerz, die Angst und die Hoffnung. Wir sind umschlossen von Worten. Es ist ein perfekter Moment, einfach weil ich unsterblich in diesen Raum und die Leute darin - die echten genauso wie die an den Wänden - verliebt bin. Und ganz besonders in diesen einen Jungen. - S. 248


Meine Meinung
Es gibt Bücher, die man einfach nicht richtig greifen kann, egal wie oft man den Klappentext liest, oder sich vorzustellen versucht, was es mit dem Inhalt auf sich hat. "Mit anderen Worten: ich" ist genau so ein Buch. Lese ich die Beschreibung jetzt, ist mir natürlich alles sonnenklar. Bevor ich das Buch kannte, blieben nur die Begriffe Worte und Dichterklub bei mir hängen, und assoziierten den Gedanken an Poetry-Slam. Das trifft es aber nur fast, und so wurde ich überrascht ... wunderbar überrascht!

"Mit anderen Worten: ich" gehört zu den Leseerlebnissen, die ab der ersten Seite fesseln. Ich lernte Samantha und ihre Freundinnen kennen, die in Samanthas Zimmer ein Schulevent vorbereiten. Das erscheint harmlos, doch ein kleiner Auslöser wirft Samantha emotional völlig aus der Bahn. Man bekommt hautnah mit wie krass und zerstörerisch ihre Gedanken sind. Samantha hat eine Zwangsstörung, Gedankenspiralen werden zu Panikattacken, die ihr Leben bestimmt und wegen der sie seit ihrer Kindheit in Therapie ist. Sie ist immer darauf bedacht, dass niemand von ihrer Krankheit erfährt, insbesondere nicht ihre It-Girl-Freundinnen. Mich hat das gleichzeitig erschreckt und beschäftigt, aber auch berührt.
Samanthas Leben beginnt sich schrittweise zu verändern, als sie einem geheimen Dichterklub beitritt und dort neue Freunde findet.

Die Autorin hat eine beeindruckende Gabe ihre Leser bei der Stange zu halten. Die Geschichte ist hochinteressant, obwohl sie ohne vordergründige Spannung auskommt. Der Spannungsbogen wirkt subtiler und die Gefühle beim Lesen gehen tief. Obwohl die Handlung sehr ausführlich ist, hat das Buch keine Länge. Die Ich-Perspektive war hier die beste Wahl und die Übersetzung (ein Kunststück beim Thema Gedichten) ist perfekt. Alle Charaktere, Haupt- wie Nebenpersonen, sind sehr echt und glaubwürdig umgesetzt. Die Lovestory empfand ich als genau richtig - authentisch, süß und etwas problematisch.
Zu einem Zeitpunkt, an dem ich überhaupt nicht (mehr) mit einer Wendung rechnete, hat das Buch einen Twist, bei dem man erst mal tief Luft holen muss. So richtig wahrhaben möchte man es nicht, und ich gebe zu, ich habe hektisch an bestimmte Stellen zurück geblättert. Das lässt den Roman nochmals in einem neuen Licht erscheinen, verstärkt seine Brisanz und macht das Buch sehr besonders.

Fazit
"Mit anderen Worten: ich" ist ein Buch, von dem ich mir vor dem Lesen kein umfassendes Bild machen konnte, das mich dann ab der ersten Seite fesselte und mit fortschreitender Handlung immer mehr begeisterte. Die Charaktere sind sehr authentisch, die Geschichte spricht ein ungewöhnliches Thema an, und die Gedichte sind eine exzellente Ausdrucksmöglichkeit. Eine völlig unerwartete Wendung beleuchtet die Geschichte nochmals von einer anderen Seite. Mit anderen Worten - lesen! Von mir gibt es 4,5 von 5 Punkte.

© Damaris Metzger, damarisliest.de

Mittwoch, 2. März 2016

Rezension zu "Panthersommernächte" von Bettina Belitz



Verlag: Loewe (Februar 2016)
Originaltitel: -
Übersetzer: -
Reihe: - , ab ca. 12-15 J.
Ausführung: Hardcover/SU, 400 S.
ISBN: 978-378557769
17,95 € [D]

Genre: Jugendbuch, (Urban Fantasy)

© Cover- und Zitatrechte: Loewe Verlag


Das Thema
Nina lebt in einer alteingesessenen Kleinstadt, dominiert vom Metzgereiimperium Schröter. Sie ist hoffnungsvolle Nachwuchseiskunstläuferin und Redaktionscheffin des Schul-Magazins. Als ihr in der aktuellen Ausgabe ein folgenschwerer Fehler passiert, steht sie plötzlich unangenehm im Rampenlicht. Doch nicht nur sie, denn in der Stadt macht ein Panther die Straßen unsicher. Nina spürt eine besondere Verbindung zu dem Tier, obwohl der Panther wild und kein Schmusekätzchen ist. Um die Sicherheit der Kleinstadt zu gewährleisten, soll er gejagt werden. Nina setzt alles daran, dies zu verhindern.

Die Rezension

Der Anfang: "Sind sie das?" Cedric musste nicht antworten, ich konnte schon auf wenige Meter Entfernung riechen, dass sie es waren - fünfhundert frisch gedruckte, jungfräuliche Hallo, wach!-Ausgaben.

Ein echter schwarzer Panther streift durch eine Kleinstadt und versetzt die Einwohner in Schrecken. Wo kommt er her? Was will er dort? Und warum kann Nina Verbindung zu dem wilden Tier aufnehmen? Diese Fragen bieten genug Spannung für eine Jugendroman. Feinfühlig und sehr echt, aber auch humorvoll hat Bettina Belitz diesem Thema ein Gesicht verliehen. "Panthersommernächte" liest sich authentisch und speziell gleichermaßen.

So speziell ist Nina gar nicht. Sie ist ein junges Mädchen mit Eislauftalent, ist geschätzt bei Mitschülern und Lehrern. Als ihr ein Fehler passiert, indem sie einen Lehrer lächerlich macht, muss sie am eigenen Leib erfahren, wie schnell sich das Blatt wenden kann. Als Leser spürt man Ninas Gefühle und ist überrascht wie souverän sie in vielen Situationen reagiert. Erfreulich ist auch, dass sie bereit ist, ihre Fehler einzugestehen und sich zu entschuldigen. Der jugendlicher Humor und das Kleinstadtflair machen Spaß, und Ninas liebevoll in Szene gesetzte Familie, mit chaotischer Mutter und ängstlichem Vater, hat das Herz am rechten Fleck.

Doch am stärksten war die wilde, unbezähmbare Sehnsucht in mir. Dieses Tier war das Schönste, was ich jemals in meinem Leben gesehen hatte. Der Panther war mehr als nur eine Gestalt aus Fell und Formen. Er war mir vorgekommen wie ein Bote aus einer längst vergessenen Welt - und gleichzeitig berührend menschlich und nah. - S. 113

Auf der anderen Seite baut Nina eine Mauer aus Geheimnissen um sich, die mit ihrer Beziehung zu dem wilden Panther zu tun haben. Erst als sie alleine nicht mehr weiterkommt, ist sie bereit jemanden einzuweihen. Hilfe bekommt sie ausgerechnet von einer Seite, von der sie diese niemals erwartet hätte. "Panthersommernächte" hat keine vordergründige oder oberflächliche Lovestory. Vielmehr geht es um eine unerwartete Freundschaft zwischen zwei Jugendlichen, die sich richtig kennenlernen müssen, mit allen Schwierigkeiten und Missverständnissen, die ihnen dazwischenkommen.

Es ist erstaunlich wie realitätsnah sich das Buch liest. Und das mit einem Thema, das im wahren Leben wohl eher unwahrscheinlich wäre. Eine deutliche Fantasykomponente hat "Panthersommernächte" nicht. Es ist die Beziehung zwischen Nina und dem Panther, die Kommunikation zwischen den beiden - nicht näher erklärbar und eine Art übersinnliche Verbindung. Der Panther ist und bleibt wild. Er verhält sich, außer Nina gegenüber, wie in freier Wildbahn. Woher er kommt und wohin er geht, darüber darf sich der Leser eigene Gedanken machen. Einen Anstoß dazu gibt es dennoch.

Das persönliche Fazit
"Panthersommernächte" hat mich mit einem Realismus abgeholt, den ich nicht erwartet hätte. Das Buch liest sich so echt wie spannend. Es besitzt eine übernatürliche Verbindung zwischen einem Mädchen und einem wilden Panther, die bedeutungsvoll für die Handlung ist und die man der Autorin vollständig abkauft. Die Geschichte hat eine besondere Note. Sie ist humorvoll, aber die Charaktere sind niemals konfliktscheu und einige Szenen befinden sich außerhalb eines oberflächlichen Wohlfühlschemas, gehen tiefer als gedacht. Lesen und überraschen lassen. 4 Sterne.


Aufmachung: 4,5 / 5
Handlung: 4 / 5
Charaktere: 4,5 / 5
Lesespaß: 4 / 5
Preis/Leistung: 4 / 5

© Damaris Metzger, damarisliest.de