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Sonntag, 15. Mai 2011

Rezension zu "Blutsuche: Annes Reise" von Sinje Blumenstein



Verlag: BoD (Februar 2010)
Ausführung: Taschenbuch, 350 S.
ISBN: 978-3839136478
21,90 € [D]

Genre: Vampir-Fantasy


Klappentext
"Anne, glaubst du an Vampire?"
"Nur weil ich noch nie einem begegnet bin, muss es ja nicht heißen, es gibt keine...", gibt sich die 24-jährige Anne, die aus Deutschland nach Los Angeles zu ihrer Freundin Eunice gereist ist, diplomatisch, dabei steckt sie bereits mitten drin in filmreifen Erlebnissen. Träume, Vorahnungen und eine ganz besondere Stimme suchen die menschenscheue Frau heim, und bald nimmt diese Stimme Gestalt an: Anne begegnet einem geheimnisvollen Mann, in den sie sich prompt verliebt. Nachdem sie an seiner Seite nicht nur ihre eigenen paranormalen Fähigkeiten erkennt, sondern auch erfährt, dass der Geliebte ein Vampir ist, flieht sie zurück nach Deutschland, wo sie sich sicher und im realer Leben glaubt. Doch zu Hause, in ihrem verschlafenen Dorf, holen Vampirsagen die junge Frau ein - ausgerechnet aus dem Mund ihrer Großmutter. Annes kalifornische Reiseerlebnisse erscheinen plötzlich in einem neuen Licht ...

Rezension

Der erste Satz: Mein letzter Tag, meine letzte Nacht, ist gekommen.

Gegen ihren Willen wird Anne von ihrer Großmutter zu ihrer Brieffreundin Eunice in die USA geschickt. Anne lebt in einem kleinen Dorf in Deutschland ein einfaches, zurückgezogenes Leben. Mit dem langen Urlaub in Los Angeles möchte Annes Großmutter sie etwas aus der Reserve locken, sie ermutigen unter Menschen zu kommen, um mit der lockeren und fröhlichen Eunice eine unbeschwerte Zeit zu verbringen.
Anne stimmt zu, kommt aber anfangs mit den neuen Eindrücken der Großstadt L.A. schlecht zurecht. Hätte sie nicht ihre Freundin Eunice, die sie verständnisvoll aufmuntert und ihr einen gewissen Halt gibt, wäre Anne wohl sofort wieder nach Hause geflogen. Doch auch um ihre Großmutter nicht zu enttäuschen, hält sie durch.

Nach einer langen Eingewöhnungszeit muss Eunice in einer entfernten Stadt wieder arbeiten, und Anne ist unter der Woche auf sich allein gestellt. Sie selbst wird von beunruhigenden Träumen und Visionen heimgesucht, außerdem hört sie eine unbekannte Stimme in ihren Gedanken.
Als sie während einer Krankheit nach Downtown L.A. muss, um sich Medikament zu besorgen begegnet sie einem geheimnisvollen Mann, an den sie danach ständig denken muss.
Überraschender Weise begegnen sich die beiden kurze Zeit später in einem Nachtclub, und wegen etwas unglücklicher Umstände fährt John Anne in sein abgelegenes Haus. Anne erkennt in John die Stimme aus ihren Gedanken wieder. Sie verliebt sich in ihn. Nachdem sie eine gewisse Zeit mit John verbracht hat, offenbart sich dieser Anne als Vampir.
Entsetzt flieht sie zurück zu ihrer Großmutter.

In ihrem kleinen Dorf in Deutschland fühlt sich Anne normal und sicher. Doch bald erzählt ihr die Großmutter alte Legenden. Diese betreffen auch Anne persönlich, und sie muss erkennen, dass ihr Leben alles andere als normal ist.

Das Cover des Buches ist sehr ansprechend gelungen und auch der Klappentext macht neugierig. Doch schon nach dem ersten Kapitel wird klar, das wird kein "Lesezuckerschlecken". Ein ungewöhnliches Buchformat und die kleine Schrift, die bei Träumen, Visionen und Gedanken von Anne noch kleiner und verschnörkelter wird, strengen die Augen an und tragen nicht zum konzentrierten Lesen bei. Mit 350 Seiten denkt man nicht an ein übermäßig langes Buch, aber man sieht sofort, dass bei dieser Schriftgröße, im Vergleich zum gängigeren Formaten, noch mindestens das Doppelte an Umfang dazugerechnet werden müsste. Man liest, und kommt einfach nicht vorwärts.

Die Sprache wirkt, vor allem bis zur Buchmitte, sehr umständlich und geschwollen:
"Ich konnte mich nicht der Erleichterung erwehren, die mich überfiel, als ich gewahr wurde, dass ich hier eine Unterkunftsmöglichkeit finden würde, sollten Eunice und ich einander zuviel werden." S. 19.
Und auch Sätze wie "Wenn ich hier nun stürbe..." tragen nicht zum modernen Verständnis der Umgebung und aktuellen Zeitepoche bei. Ab der Mitte nimmt der lange, geschwollene Satzbau etwas ab oder der Leser hat sich einfach daran gewöhnt.

Anne als Person weckt wenig Sympathien. Sie ist unsicher, verschlossen und dazu noch ständig krank. Ihr Erbrechen, das Gefühl zu erbrechen oder ihren Wunsch zu erbrechen zieht sich durchs ganze Buch. Einmal so eklig, als wäre die Szene aus "Der Exorzist" entsprungen. Und auch als sie nach der zweiten Begegnung mit John weiß, dass sie ihn liebt (nicht nur verliebt ist, richtig liebt) und dieses Gefühl ausschweifend beschrieben wird, macht sie das wenig authentisch.
Der Vampir John selbst ist nicht ganz schlüssig dargestellt. Bis der Leser erfährt, dass John zum Zeitpunkt seiner Verwandlung 30 Jahre alt war, wird anhand seiner Äußerungen und Gefühle nicht klar, ob man es mit einem Jungen oder Mann zu tun hat.
Erörterungen der beiden, ob ein Vampir eine Seele hat oder ob er fähig ist zu lieben, wirken abgedroschen. Und warum kann ein Vampir, ein totes Wesen, zuvor ohne Atmung, nach dem Geschlechtsverkehr mit der Protagonistin plötzlich atmen? Die Liste könnte man fortsetzten.

Der größte Kritikpunkt an der Geschichte ist die Ausführlichkeit. Jeder Spaziergang, jeder Ausflug, der Gang zum Laden, Aktionen also, welche die eigentliche Handlung kein Stück weiterbringen, werden haarklein beschrieben. Als würde man der Protagonistin hinterherlaufen. Schlüsselstellen, die wenn, dann viel später aufgelöst werden, hat der Leser bis dahin schon wieder fast vergessen. Es wurde einfach zu viel drumherum erzählt.

Der Titel "Blutsuche" muss erst entschlüsselt werden. Denn hier wird kein Blut gesucht. Es ist eher die Suche nach Annes Herkunft. Umso mehr hat Blut selbst in der Geschichte eine zentrale Bedeutung. Anne verliert es nämlich, und das oft und viel. Dass das Zusammentreffen mit dem Vampir teilweise in unmittelbarem Zusammenhang mit einem waren Blutsturz von Annes Periode einhergeht, ist eher peinlich als nachvollziehbar. Später blutet (und verblutet) sie dann beim Liebesakt, bei realen Träumen oder übermächtigen Gefühlen.

Gegen Ende nimmt die Handlung endlich etwas Fahrt auf, doch kann dies die Geschichte nicht mehr herumreißen. Bis hier war die vorangegangene Handlung und das Lesevergnügen zu anstrengend.
Das Ende selbst ist anders als erwartet, fast traurig, mit der Auflösung einer Schlüsselszene, deren Anfang man sich erst wieder ins Gedächtnis rufen muss. Am Schluss ist zu lesen "Die Auflösung wird Band 2 bringen, versprochen." Bisher ist noch kein Veröffentlichungszeitpunkt bekannt.

Persönliches Fazit
Nein! Das war nichts für mich. Zu lang, zu ausführlich, zu anstrengend. Teilweise hatte ich das Gefühl, mein Kopf schüttelt sich von ganz alleine, von dem ständigen Bedürfnis müde zu seufzen einmal abgesehen.
Einen eventuellen zweiten Band werde ich nicht lesen. Auf meine vielen unbeantworteten Fragen möchte ich hier auch keine Antwort mehr. 1 Stern!


Aufmachung: 2 / 5
Handlung: 1,5 / 5
Charaktere: 2 / 5
Lesespaß: 1 / 5
Preis/Leistung: 1 / 5

© Damaris Metzger, damarisliest.de