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Montag, 23. Mai 2011

Rezension zu "Still missing: Kein Entkommen" von Chevy Stevens

Verlag: Fischer (Januar 2011)
Ausführung: Taschenbuch, 413 Seiten
ISBN: 978-3-596-18716-4
8,99 € [D]

Genre: Thriller


Klappentext
Ein Thriller wie ein Albtraum, der immer wieder neu beginnt.
Was würdest du tun, wenn dich jemand am helllichten Tag entführt? Wenn du ihm vollkommen ausgeliefert bist? Wenn es aus dieser Hölle kein Entkommen gibt? Würdest du töten? Und wäre dann wirklich alles vorbei?

"Düster, beunruhigend, atemberaubend und einfach absolut packend." Kathy Reichs

"Dieser außergewöhnliche Thriller wird Sie von der ersten Seite an in Bann halten und noch lange, nachdem Sie das Buch fertiggelesen haben." Karin Slaughter

Ein ganz normaler Tag, ein ganz normaler Kunde mit einem freundlichen Lächeln. Doch im nächsten Moment liegt die junge Maklerin Annie O Sullivan betäubt und gefesselt in einem Lastwagen. Als sie erwacht, findet sie sich in einer abgelegenen, schallisolierten Blockhütte wieder. Ihr Entführer übt die absolute Kontrolle über sie aus. Ein endloser Albtraum beginnt hinter dem ein noch schlimmerer auf sie wartet ...

Über die Autorin
Chevy Stevens ist auf einer Ranch auf Vancouver Island aufgewachsen. Sie arbeitete einige Jahre als Immobilienmaklerin und kam während der einsamen Wartezeiten bei Open-House-Besichtigungen auf die Idee zu ihrem ersten Thriller. Die Autorin lebt mit ihrem Mann auf Vancouver Island vor der kanadischen Westküste und schreibt.

Rezension

Der erste Satz: Wissen Sie, Doc, Sie sind nicht die erste Therapietante, der ich gegenüber sitzt, seit ich wieder zu Hause bin.

Eine Maklerin hat es nicht leicht. Viele Termine, Umsatzdruck und immer auf der Suche nach einem neuen Objekt, welches sie vertreten kann.
Jedoch geht es Annie gut. Sie ist eine ziemlich erfolgreiche Maklerin, steht kurz vor einem großen Projekt. Sie verdient gut, hat ein schönes Haus, einen Golden Retriever und natürlich einen netten Freund. Als sie noch jünger war, sind ihr Vater und ihre Schwester bei ein Autounfall ums Leben gekommen. Die Beziehung zu ihrer Mutter und ihrem Stiefvater ist durchschnittlich. Nicht schlecht, doch teilweise auch konfliktreich.

Als Annie eines Tages eine Open-House-Besichtigung macht, ahnt sie nichts böses, als kurz vor Schluss noch ein potenzieller Kunde vorbeikommt. Sie ist gerne bereit, ihm noch ausführlich das Haus zu zeigen. Der Kunde offenbart sich Annie schnell als Kidnapper und zwingt sie in seinen Van zu steigen, wo er sie fesselt und betäubt. In ein schallisolierten Hütte wacht Annie schließlich auf. Fernab von jeder Zivilisation ist sie dem Psychopathen hilflos ausgeliefert. Hofft sie anfangs noch, bald wieder frei zu kommen, erkennt sie schnell, dass es von der Hütte kein Entkommen gibt. Ein schreckliches Martyrium beginnt ...

Chevy Stevens beginnt ihr Buch mit einer Sitzung von Annie bei ihrer Therapeutin. Dies ist nicht neu und wird auch in anderen Thrillern vielfach verwendet. Doch das muss nicht negativ seit, lässt es doch viel Spielraum für unerwartete Wendungen.
Ein komisches Gefühl hinterlässt allerdings die Tatsache, dass der Leser ab dem ersten Satz weiß, dass Annie dieser Hölle entkommen ist. Hier geht schon mit dem ersten Kapitel viel an Spannung verloren.

Und an Spannung fehlt es "Sill missing" wirklich etwas. Das Buch beginnt rasant, es gibt keine große Vorgeschichte. Die erfährt man im Laufe der Geschichte. Annie befindet sich schon bald in der Hand des Psychos (wie sie ihn nennt) und ist ihm gegenüber komplett hilflos.
Was sie in der Hütte erleben muss ist schlimm. Richtig schlimm. Der Alptraum jeder Frau, verbunden mit unvorstellbarem Leid. Und doch fühlt man sich vom Geschehen nicht vollständig entsetzt, muss sich teilweise, vielleicht sogar etwas beschämt eingestehen, dass manche Grausamkeiten einen nicht so schockieren, wie sie eigentlich müssten.
Die jedem Kapitel vorrangestellten Sitzungen mit Annies Therapeutin, nehmen der eigentlichen Handlung viel Wind aus den Segeln. Hier erfährt der Leser von Annies Kindheit, dem Verlust ihres Vaters und ihrer Schwester und der Beziehung zu Annies Mutter und ihren Freunden.
Natürlich gibt es während Annies Martyrium einige Stellen und Handlungen, die einen entsetzten. Hier kommt man an den Punkt, an dem man dem Psychopathen alles erdenklich Schlechte wünscht!

Und plötzlich, auf dem vermeintlichen Höhepunkt der Handlung ist abrupt alles vorbei. Fast völlige Windstille. Dabei befindet man sich hier erst mitten im Buch und fragt sich, was jetzt wohl noch kommen mag. Naja, tatsächlich nicht mehr viel. Hier fehlt es der Handlung nun wirklich an Konsequenz. Die Story plätschert vor sich hin. Als Annie zwischendurch noch einmal etwas Schlimmes wiederfährt, nimmt man das gar nicht mehr als richtig schlimm war. Zwar hat die Geschichte gegen Schluss eine überraschende Wendung parat, aber auch hier ist die Auflösung viel zu einfach und banal. Alle Handlungen laufen glatt und ohne Schwierigkeiten ab.

Persönliches Fazit
"Still missing" konnte mich nicht richtig fesseln. Zwar habe ich mich nie gelangweilt und die Handlung mit Interesse verfolgt, doch konnte es meine hohen Erwartungen nicht erfüllen. Das Buch ist ein durchschnittlicher Thriller, der sich schnell lesen lässt. Anmerken möchte ich auch noch, dass mir das Cover sehr gut gefällt (Schmetterling und Schere sind geprägt und somit fühlbar). Mit dem Inhalt hat es aber nichts zu tun.
Vielleicht bin ich auch schon etwas abgestumpft. Bereiten mir Thriller von Cody McFadyen oder Karin Slaughter schlaflose Nächte, denke ich hier kaum noch über die Geschichte nach. 3 Sterne!