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Dienstag, 13. September 2011

Rezension zu "Das kalte Herz der Schuld" von Anna Jarzab



Verlag: cbt (September 2011)
Ausführung: Klappenbroschur, 448 S.
ISBN: 978-3570307670
8,99 € [D]

Genre: Jugendthriller

© Cover- und Zitatrechte: cbt Verlag


Klappentext
Es waren vier Schüsse mitten ins Herz, die Carly töteten. Ein Jahr ist seit dem Mord vergangen und der vermeintliche Täter sitzt im Gefängnis. Doch es gibt zwei Menschen, die an dieser allzu leichte Wahrheit zweifeln: Neily, Carlys damaliger Exfreund, und Audrey, ihre beste Freundin und – Tochter des Mörders! Die beiden beginnen Fragen zu stellen und entblättern nach und nach die düsteren Geheimnisse, die Carlys Tod umgeben – eine Spirale von Schuld, Schweigen und Selbstzerstörung tut sich auf. Alle Spuren erzählen von den ungeahnten Abgründen, in die ihre Freundin sich stürzte … und führen zu ihrer Clique an der Eliteschule von Brighton. Was wusste Carly? Und wer wollte sie zum Schweigen bringen?

Über die Autorin
Anna Jarzab wuchs in einem Vorort von Chicago und dann in Gegend von San Francisco East Bay auf, wo auch ihr Roman "Das kalte Herz der Schuld" spielt. Sie studierte an der Santa Clara University Englisch und Politikwissenschaft und machte danach ihren Master an der University of Chicago in Literatur und Kreativem Schreiben. Zurzeit lebt sie in New York City. Der Thriller "Das kalte Herz der Schuld" ist ihr erstes Buch, an dem sie sechs Jahre lang schrieb.

Rezension

Der erste Satz: Es war gegen Ende des Sommers, die Zeit, wenn die Hügel knochentrocken und braun sind und die Sonne derart vom Himmel knallt und über den Asphalt flirrt, dass man einen Hitzschlag bekommen könnte.

Neily ist ein Sonderling, aber ein Superhin. Darum nahm er an der Elite-Highschool Brighton auch an einen Sonderprojekt für besonders begabte Schüler teil. Damals noch mit seiner Freundin Carly. Doch Carly veränderte sich urplötzlich, und verließ Neily, trotz langer Beziehung, für den Highschool-Star und Drogendealer Adam. Kurz darauf wurde Carly erschossen aufgefunden - ausgerechnet von ihrem Exfreund Neily. Ein Jahr ist inzwischen vergangen. Carlys Mörder, niemand Geringeres als ihr Onkel, wurde zwar gefasst und sitzt hinter Gittern, aber Neily kommt über die Sache einfach nicht hinweg.
Im Gegensatz zu allen andren glaubt Audrey an die Unschuld ihres Vaters. Als sie Neily von ihrem Verdacht erzählt, dass ein anderer Carly umgebracht hat, glaubt dieser erst, dass Audrey nur ihren Vater entlasten will. Bald aber stoßen die beiden auf einige Ungereimtheiten, denen bei der Ermittlung keine Beachtung geschenkt wurde. Und so machen sich Carlys Exfreund und ihre beste Freundin und Cousine auf die Suche nach dem wahren Mörder.

"Das kalte Herz der Schuld" ist ein Jugendthriller. Das fällt an der einfachen und jugendlich gehaltenen Sprache auf, die aber durchaus auch jedem Erwachsenen Spaß macht. Die Geschichte beinhaltet fünf Teile, in denen sich der Ich-Erzählstil der beiden "Ermittler" Neily und Audrey abwechselt. Das wirkt seht überzeugend, da man eine Sicht der Dinge von zwei Perspektiven aus bekommt. Da Neily und Audrey teils unterschiedlicher Meinung sind, bekommt man so einen guten Gesamtüberblick über den Handlungsverlauf.

Interessant ist, dass alle Jugendlichen (Haupt- sowie Nebencharaktere) agieren, als wären sie schon Anfang oder Mitte Zwanzig. Die Geschichte enthält viele Rückblenden aus der Zeit, als Carly noch am Leben war. So erfährt man schon bald, dass Carly erst 14 war, als sie und Neily ein Paar wurden. Manchmal fragt man sich, ob 14-jähre Jugendliche schon so reden, Drogendeals abwickeln und wilde Partys feiern (dürfen). Alle Highschool-Kids wirken sehr frühreif.

Wirken die beiden Hauptprotagonisten Neily und Audrey zu Anfang noch etwas sonderbar, kann man sie bald schon recht gut einschätzen. Dazu trägt viel bei, dass die Geschichte ungefähr zu gleichen Teilen im Jetzt und durch Rückblenden auch in der Vergangenheit, vor und kurz nach Carlys Ermordung spielt. Einzig mit Carly wird man während des ganzen Buches nicht recht warm. Ihr Tod ist zwar tragisch, sie wirkt jedoch durchweg unsympathisch. Dies ist jedoch von der Autorin sicher so gewollt und spielt im Verlauf der Handlung eine wichtige Rolle.

Die Erzählung und die Ereignisse um Carlys Ermordung sind interessant, aber nicht sehr actionreich. Blutige Beschreibungen und thrillertypische Grausamkeiten, gibt es, mit Rücksicht auf die jugendliche Zielgruppe, überhaupt nicht. Bis weit über die Buchmitte hinaus wird viel erzählt. Diese Erinnerungen der Hauptprotagonisten laufen der aktiven Kommunikation eindeutig den Rang ab. Spannung kommt, bis auf zwei Schlusskapitel, nicht wirklich auf. Dies schmälert nicht die interessante Handlung, Leser die aber einen spannenden Actionthriller erwarten, kommen hier nicht auf ihre Kosten. Der Zielgruppe könnte "Das kalte Herz der Schuld" aber durchaus gefallen.
Trotzdem lässt sich das Buch sehr gut und kurzweilig schmökern, ist abgeschlossen und lässt einen nicht mit offenen Fragen zurück.

Persönliches Fazit
"Das kalte Herz der Schuld" ist ein guter, solider Jugendthriller, mit einem guten Preis-/Leisungsverhältnis. Die Schreibweise ist sehr gut und die Geschichte durchdacht. Trotz, oder gerade wegen der interessanten Rückblenden, erschien mir die Handlung etwas zu lahm. Mehr Kommunikation und Dramatik hätte die Geschichte nochmals aufgewertet. Weil für mich während des Lesens die o.g. Punkte nicht so schwer wogen, hatte ich mit dem Buch einige kurzweilige Schmökerstunden. 3 Sterne!


Handlung: 3 / 5
Charaktere: 3 / 5
Lesespaß: 3,5 / 5
Preis/Leistung: 4 / 5

© Damaris Metzger, www.damarisliest.de