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Donnerstag, 27. Oktober 2011

Rezension zu "Portal des Vergessens" von Stephan R. Bellem



Verlag: Otherworld (Januar 2011)
Ausführung: Klappenbroschur, 285 S.
ISBN: 978-3800095339
14,95 € [D]
Genre: Urban/High-Fantasy


Klappentext
Jede Nacht wird Peter von Albträumen aus dem Schlaf gerissen. Träume, in denen das Schicksal fremder Welten auf dem Spiel steht. Und mit jedem neuen Traumbild verblasst die Erinnerung an seine tote Familie mehr und mehr. Als die Grenzen zwischen Traumwelt und Realität immer weiter verwischen, vertraut Peter sich seiner Therapeutin, Dr. Wünschler, an. Doch kann sie ihn jetzt noch retten? Der Kampf um Peters Wirklichkeit hat begonnen.

Über den Autor
Stephan R. Bellem wurde 1981 in Heidelberg geboren. Nach dem Abitur schloss er zunächst eine Lehre als Bankkaufmann ab, kehrte der Finanzwelt dann allerdings den Rücken, um Soziologie zu studieren. Zur Schriftstellerei kam er mit dreizehn Jahren - zunächst in Form von kurzen Texten für Rollenspiele oder Kurzgeschichten. Er lebt in Leipzig. Mehr über den Autor unter: www.srbellem.de

Rezension

Der erste Satz: Grelle Blitze zuckten über den sonst nachtschwarzen Himmel.

Vor nicht allzu langer Zeit hat Peter seine Eltern verloren. Das Schlimme daran ist, dass er sich kaum mehr an sie erinnern kann. Über den Unfall weiß er nichts mehr, und auch wenn er seine Eltern auf Fotos sieht, sind sie ihm fremd. Außerdem träumt er in letzter Zeit reale erscheinende Träume, als würde er, als der Kämpfer Vryn, selbst die Hauptrolle im Traum spielen. Während die Träume immer mehr zu Peters Wirklichkeit werden, kehren seine Erinnerungen an seine Kindheit und seine Eltern nicht mehr zurück.
Peter versucht, trotz allem, ein normales Leben zu führen. Er studiert, hat einen besten Freund und lässt sich ab und zu auf eine Affäre oder eine Beziehung ein. Wegen den Vorkommnissen seit dem Unfall ist Peter in therapeutischer Behandlung. Doch wegen der Träume und weil er ständig glaubt, nicht in die moderne Welt zu gehören, glaubt Peter bald, dass er verrückt wird. Und kann er seiner Therapeutin vertrauen, wenn er ständig das Gefühl hat, dass sie ihm etwas verheimlicht?

Stephan R. Bellem teilt seine Geschichte in zwei Hauptstränge ein. Einmal die Handlung um Peter in der heutigen Welt. Auf der anderen Seite die Geschehnisse um Vryn, in der Fantasywelt, dem Jungen aus Peters Träumen. Beide Geschichtsstränge haben einen eigenen Verlauf und wechseln sich ca. gleichbleibend ab. Dem Leser fällt es nicht schwer, beiden Handlungen zu folgen. Sie sind klar strukturiert und gut verständlich.

Es fällt sofort auf, dass Peters Träume sich auch sprachlich von seinem wirklichen Leben unterscheiden. So wirkt die Sprache in der Fantasywelt etwas altmodisch, bzw. angestaubt. "Er obsiegte", "Das Schwert fuhr hernieder", "Als er gewahr wurde", ... klingt zwar nicht modern, passt aber gut in die von Bellem geschaffene Fantasywelt. Und diese ist, totz des spärlichen Buchumfangs, erstaunlich gut gestaltet. Alle vorkommenden Personen passten gut zu ihrer Rolle, sind ausreichend charakterisiert und entwickeln im Geschichtsverlauf eine eigene Persönlichkeit.

Im Gegensatz dazu ist die Sprache in Peters Jetzt moderner. Sie passt gut zu Peters Umgebung und zeichnet sich besonders durch viele Dialoge aus. So bleibt die Handlung interessant, die Geschichte schreitet zügig voran. Trotzdem sind die Vorkommnisse um Vryn, in Peters Traumwelt, interessanter. Als Leser würde man gerne länger dort verweilen, anstatt immer wieder von der wirklichen Welt unterbrochen zu werden. Die Charaktere im Jetzt wirken blasser und nicht so persönlich, wie in der Traumwelt. Außer mit Peter selbst, kann man sich zu keinem eine konkrete Meinung bilden. Dazu ist die Geschichte einfach zu kurz.

Gerade wegen der Kürze des Romans ist es überraschend erfreulich, dass beide Handlungsstränge eine gute und vollständige Geschichte ergeben. Natürlich ist hier keine Zeit für ausschweifende Gedankengänge, das ist aber für den Verlauf auch gar nicht nötig. Das Interesse an beiden Geschichten wird so permanent aufrecht erhalten.
Leider macht sich der Umfang von "Portal des Vergessens" gegen Ende dann doch bemerkbar. Die zusammenlaufenden Handlungen überschlagen sich. Probleme, auch schwerwiegende, werden sofort gelöst und können ohne Hindernisse überstanden werden, bzw. ist mit einer Zwischenhandlung das Hindernis beseitigt. Praktisch ohne Gegenwehr.
Einige originelle Handlungsstränge am Schluss machen das Buch zu einem soliden Fantasyroman. Die Geschichte ist abgeschlossen, lässt aber noch viel Raum für eigene Spekulationen oder eine eventuelle Fortsetzung.

Persönliches Fazit
Zum Glück ist mir bei "Portal des Vergessens" meine eigene Wirklichkeit erhalten geblieben, ich habe sie also nicht vergessen. Den größten Spaß hatte ich bei den Traumsequenzen um Vryn, also der eigentlichen Fantasygeschichte. Dagegen erschienen mir die Handlungen um Peter selbst oft wie ein nötiges Zwischenspiel. Wer das Fantasygenre für sich einmal ausprobieren will, für den ist das Buch eine gute Möglichkeit. Die Geschichte ist so strukturiert, dass sie auch von jüngeren Fantasylesern gut verstanden wird. Alles in allem ist "Portal des Vergessens" ein solider und gut durchdachter Fantasyroman. Ein paar Seiten mehr hätten die Geschichte, vor allem zum Schluss, noch etwas bereichern können. 3 Sterne.


Aufmachung: 3 / 5
Handlung: 3,5 / 5
Charaktere: 3 / 5
Lesespaß: 3,5 / 5
Preis/Leistung: 3 / 5

© Damaris Metzger, damarisliest.de