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Freitag, 14. Oktober 2011

Rezension zu "Totentöchter: Die dritte Generation" von Lauren DeStefano



Verlag: cbt (September 2011)
Ausführung: Hardcover, 400 S.
ISBN: 978-3570161289
16,99 € [D]

Genre: Dystopie


Klappentext
Sie sind jung und schön, doch dem Tod geweiht.

Rhine ist sechzehn Jahre alt – und wird in vier Jahren sterben. Ein missratenes Genexperiment hat katastrophale Folgen für die Menschheit: Frauen leben nur bis zum zwanzigsten, Männer bis zum fünfundzwanzigsten Lebensjahr. In dieser Welt ist nicht ungewöhnlich, was Rhine passiert: Sie wird entführt und mit dem reichen "Hauswalter" Linden in eine polygame Ehe gezwungen, um möglichst schnell Nachkommen zu zeugen. Rhine präsentiert sich eine glitzernde Welt voller Luxus und Reichtum – eine Welt ohne Freiheit. Gemeinsam mit dem Diener Gabriel plant Rhine ihre Flucht, bevor es zu spät ist…

Über die Autorin
Lauren DeStefano wurde in New Haven geboren und war ihr ganzes Leben lang an der Ostküste der USA zuhause. Sie schreibt seit sie klein ist, unter anderem auf der Rückseite von Speisekarten und auf Notizblöcken ihrer Mutter. "Totentöchter: Die dritte Generation" ist ihr erfolgreiches Jugendbuchdebüt, welches in den USA hervorragende Kritiken erhielt. Weitere Infos zur Autorin sind unter www.laurendestefano.com zu finden.

Rezension

Der erste Satz: Ich warte.

Rhine lebt in Manhatten, New York. Zusammen mit ihrem Zwillingsbruder lebt sie im Haus ihrer Eltern, die inzwischen verstorben sind. Seit einem misslungenen Genexperiment gibt es immer mehr kleine Waisenkinder, da deren Eltern schon mit 20, bzw. 25 Jahren sterben. Das Leben in New York ist alles andere als sicher, Rhine und ihr Bruder Rowan müssen sich täglich gegen Diebe und Sammler schützen, die Mädchen von der Straße "sammeln" um sie an reiche Hauswalter zu verkaufen. Mit 16 Jahren, 4 Jahre vor ihrem Tod, wird Rhine dann von Sammlern gekidnappt, die sie mit zwei weiteren Mädchen an Hauswalter Linden verkaufen. Mit ihm sollen sie in einer polygamen Ehe leben und schnell Nachkommen zeugen, um damit das Fortbestehen der Menschheit zu sichern.

Das Buch beginnt aufregend und spannend. Nämlich mit Rhines Verschleppung und anschließendem Eintreffen im herrschaftlichen Anwesen von Bald-Ehemann Linden. Einblick in die Zustände der Gesellschaft und des Landes erhält der Leser durch Rückblicke und Erinnerungen von Rhine. So erfährt man schon in den ersten Kapiteln alles Wesentliche zum dystopischen Hintergrund. Dass die Welt, bis auf den Kontinent Amerika wohl vollständig zerstört ist, und dann natürlich von dem misslungenen Genexperiment, weshalb die Kinder der 2. und 3. Generation mit 20 und 25 Jahren sterben. Dies wird dem Leser so genau erklärt, dass man sich sofort in der Geschichte zurecht findet und sich nichts aus Andeutungen zusammenreimen muss.
Anders als bei anderen Dystopien spielen die Weltumstände in der folgenden Geschichte keine allzu große Rolle mehr. Es ist zwar desöfteren die Rede von der Suche nach einem Gegenmittel, das Hauptaugenmerk liegt aber auf der Zwangsheirat der drei verschleppten Mädchen mit Hauswalter Linden.
Auch dieser Dystopie gelingt es in einigen Punkten zu schockieren. Das hat weniger mit den Weltumständen, als mit den Zuständen im Herrschaftsanwesen von Linden zu tun. Einige Beschreibungen sind offensichtlich schlimm, andere wirken eher psychisch.

Sprachlich setzt Frau DeStefano auf nüchterne Eingänglichkeit. Ich-Erzählerin Rhine denkt und redet oft in kurzen, knappen Sätzen. Nicht unbedingt umgangssprachlich, aber keinesfalls plump. Eher einfach und einprägsam. Neben der Kommunikation mit diversen Hausbewohnern, erfährt der Leser ihre Hintergrundgeschichte und Gedanken zu ihrem Befinden in der Zwangsehe. Diese sind durchzogen mit ständigen Fluchtgedanken. Die Gedankengänge von Rhine sind oft sehr ausführlich und genau beschrieben. Es kommt zwar nicht zu direkten Leselängen, die Autorin hätte sich hier aber etwas kürzer fassen können.

Hauptprotagonistin Rhine, sowie ihrer zwei "Schwesterfrauen", Jenna und Cecily überzeugen. Die drei Charaktere könnten unterschiedlicher nicht sein, und jede fesselt den Leser auf ihre Weise.
Zwei weitere Schlüsselfiguren, und das ist der größte Kritikpunkt der Geschichte, bleiben eher Randdarsteller, obwohl sie die Geschichte auf bedeutende Weise mittragen (sollten). Zum einen wäre da der Vater von Hauswalter Linden, der Hausprizipal Vaughn. Der alte Arzt bringt alle Bediensteten zum Erbleichen, und wird als korrupt und menschenverachtend dargestellt. Dies beruht aber meist nur auf Gemunkel und Erzählungen zwischen Hauspersonal und Ehefrauen. Ansonsten gibt es gerade mal ein bis zwei Stellen an denen der Leser aktiv mitbekommt, dass Vaughn nichts gutes im Schilde führt. Seine Person hätte noch für viel mehr Spannung und Gänsehaut sorgen können. So dargestellt wirkt er einfach nicht böse genug.
Die zweite Person ist (leider) der Diener Gabriel. Dafür, dass er der alles entscheidende, männliche Held der Geschichte sein soll, taucht er in dieser einfach zu wenig auf. Es gibt wenige romantische Momente zwischen ihm und Rhine. Diese sind zwar sehr süß, aber auch eher oberflächlich. Wenn es darauf ankommt, wirkt Gabriel unentschlossen und verzagt. So hat man als Leser oft das Gefühl, dass sich Rhine doch mehr und mehr zu ihrem ungewollten Ehemann hingezogen fühlt. Gabriel bleibt so Randfigur, die aber an einer Schlüsselstelle dann wieder auf die Bühne geworfen wird. Schade. Hier hätte der Geschichte etwas mehr Romantik und Anziehungskraft gut getan.

Im Gegensatz zur ausführlichen Handlung in und um das Anwesen, in dem die Mädchen gefangen sind, geht es am Schluss zu flott. Gerade mal zwei kurze Kapitel beschreiben die, während des ganzen Romans angestrebte Schlusshandlung. Diese ist zwar spannend und aufwühlend, verhält sich dann aber doch viel zu einfach. Es gibt kaum Hindernisse und wenn, ist die Lösung sofort zur Stelle.
Trotzdem befriedigt das Ende auf seine eigene Art. Man könnte es auch so stehen lasse. Dass hier aber noch viel Potenzial für die folgenden Fortsetzungen ist, lässt auf weitere spannende Totentöchter-Romane hoffen.

Persönliches Fazit
Jugend-Dystopien sind in, der Markt mittlerweile heiß umkämpft. "Totentöchter: Die dritte Generation" muss sich hinter der Konkurrenz nicht verstecken. Der Titel passt zum Inhalt und ich hatte mit dem Roman einige spannende und interessante Lesestunden. Gerade nach der angefügten Kritik, hätte ich mir bei zwei Personen einen etwas aussagekräftigeren Charakter gewünscht. Ich bin mir aber sicher, dass hier noch viel Entwicklungspotenzial verborgen ist und freue mich auf die erscheinenden Bände. 4 Sterne.


Handlung: 3,5 / 5
Charaktere: 3,5 / 5
Lesespaß: 4 / 5
Preis/Leistung: 4 / 5

© Damaris Metzger, damarisliest.de