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Samstag, 27. August 2011

Rezension zu "Das verbotene Eden: David und Juna" von Thomas Thiemeyer

Verlag: PAN (August 2011)
Ausführung: Hardcover, 464 Seiten
ISBN: 978-3426283608
16,99 € [D]

Genre: Jugendbuch/Dystopie


Klappentext
Männer und Frauen. Feuer und Wasser. David und Juna.
Die Menschheit steht kurz vor ihrem Ende. Seit den "dunklen Jahren" leben Männer und Frauen in erbitterter Feindschaft. Die Zivilisation ist untergegangen: Während die Männer in den Ruinen der alten Städte hausen, haben die Frauen in der wilden Natur ein neues Leben angefangen. Nichts scheint undenkbarer und gefährlicher in dieser Welt als die Liebe zwischen der 17-jährigen Kriegerin Juna und dem jungen Mönch David. Und doch ist sie der letzte Hoffnungsschimmer … Faszinierend düster und wunderbar romantisch – der neue Bestseller von Thomas Thiemeyer.

Über den Autor
Thomas Thiemeyer, geb. 1963, lebt in Stuttgart und arbeitete zunächst als Illustrator. Nach fünf rasanten mystischen Wissenschaftsthrillern entdeckte er mit den "Chroniken der Weltensucher" höchst erfolgreich das Jugendbuch für sich. Mit "Das verbotene Eden - David und Juna" beginnt ein neuer großer Zyklus, der in einer bedrohlichen Zukunft spielt.

Rezension

Der erste Satz: Wenn unsere Welt zusammenbricht, dann schneller, als wir uns das im Moment ausmalen können.

Die Erde im Jahr 2080. Eine Grippeimpfung hatte vor 65 Jahren den unerwünschten Nebeneffekt, dass Männer und Frauen angefangen haben sich zu hassen. Seit sich damals Paare bis aufs Blut bekämpft haben, sogar Tötungen zwischen den Geschlechtern an der Tagesordnung waren, leben beide Parteien streng getrennt in verschiedenen Zonen. Sie haben sich komplett entzweit und nennen sich gegenseitig Hexen und Teufel. Viele Männer und Frauen suchen sich einen (Sexual)Partner beim gleichen Geschlecht.
David ist Mönch und lebt in einem Kloster, nahe der alten Stadt, die vom Inquisitor und seiner Organisation regiert wird.
Juna lebt dagegen in der Frauenstadt Glânmor. Sie ist die Tochter der dortigen Hohepriesterin und wurde schon früh als Jägerin und Kämpferin ausgebildet. Beide halten an den eingebläuten Meinungen über das jeweils andere Geschlecht fest, bis Juna eines Tages David gefangen nimmt, um an Informationen über ein Geheimnis der Männer zu kommen.

Dystopietypisch wird die Spannung hier nicht mit dem Holzhammer aufgebaut. So scheint für manchen Leser anfangs nicht viel zu passieren. "Das verbotene Eden" erreicht den Leser sehr differenziert. So erfährt man viel vom Hass der Geschlechter aufeinander, über Gräueltaten, Folter und Tötungen. Da es in einigen Lebensbereichen nicht ganz ohne das andere Geschlecht geht, wurde zwischen beiden Parteien ein Vertrag geschlossen. So müssen die Frauen Teile ihrer Ernten an die Männer abgeben. Empfängnisbereite Frauen bieten sich den Männern in so genannten Schandkreisen an, um das menschliche Überleben zu sichern. Da die Frauen aber nur weibliche Nachkommen aufziehen, werden männliche Babys im Kreis der Verlorenen abgelegt, wo sie dann von den Männern abgeholt werden.
Doch gerade seitens der Männer kommt es immer wieder zu Vertragsübertretungen. So werden zum Beispiel aus dem Abholen des Ernteanteils Plünderungen und aus der freiwilligen Anbietung der Frauen Vergewaltigungen. Oft verbunden mit der Verwüstung von Frauendörfern.
Der vertraglich geschlossene Frieden gerät so immer mehr ins Wanken und steht nur noch auf Messers Schneide.

Durch die einfache und bildliche Sprache findet sich der Leser sofort in der von Herrn Thiemeyer geschaffenen Welt zurecht. Besonders schön gelingt die Beschreibung der Umgebungen und Orte. Sie wird jedoch nie so ausschweifend, dass sie zu langweilen beginnt. Die Umgebung ist fiktiv, doch regionstypische Gerichte wie Maultauschen (gutbürgerliches, schwäbisches Essen), sowie die Beschreibung eines nadelartigen Fernsehturms (wie der in Stuttgart), lassen auf die Heimatliebe des Autors schließen.

Bis zum Mitte des Buches lernt man David und Juna separat voneinander kennen. Juna sieht David zwar einmal kurz von weitem, ansonsten wechseln sich die Geschehnisse um die beiden ab, bis sie nach einiger Zeit dann aufeinander treffen. Ebenfalls scheinen sich die Charaktere der beiden Hauptprotagonisten erst entwickeln zu müssen.
Die, laut Klappentext, wunderbare Romantik entpuppt sich als vorsichtiges Herantasten. Aber wen wundert es, wäre doch ein sofortiges In-den-Armen-liegen bei der jahrelangen Geschlechterfeindschaft sehr unglaubwürdig. So wird die Romantik zwischen David und Juna zwar etwas mehr, als nur angedeutet, eingefleischte Romantikfans könnten aber etwas enttäuscht sein. Da die Geschichte aber auf einen Mehrteiler ausgelegt ist, ist seitens Charakterentwicklung und Romantik hier noch viel Luft nach oben.

Der Schluss ist sehr spannend, wobei auch etwas abwegig. Man ist versucht, wie bei einer unglaublichen Szene in einem Actionfilm, laut "Ja klar!" zu rufen. Aber gerade das hat auch einen gewissen Reiz. Und da das Buch reine Fiktion ist, wiegt dieser Einwand nicht so schwer. Im Gegenteil, er trägt auf jeden Fall zur spannenden Endhandlung bei. Das Ende spielt in eindeutig auf eine Fortsetzung an.

Persönliches Fazit
In "Das verbotene Eden" sind David und Juna dabei, sich ihr eigenes Eden zu erträumen. Das Verbot wird von ihnen schlichtweg missachtet, und ihr Handeln traf mich dadurch mitten ins Herz. So störte ich mich auch nicht sonderlich an den entwicklungsfähigen Charakteren und der spärlichen Romantik. Denn genau so war die Geschichte richtig und stimmig. Das Buch ist eine gelungene Dystopie, teilweise bedrückend und mitleiderregend. Sensible Leser könnten bei gewissen Szenen zu Tränen gerührt werden. Ein sprachliches Eden ist das Buch, mit seinen Zitaten und Textpassagen aus Shakespeares "Romeo und Julia", in jedem Fall. 4 Sterne!
Handlung: 3,5 / 5
Charaktere: 3,5 / 5
Lesespaß: 4  / 5
Preis/Leistung: 4 / 5