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Sonntag, 21. August 2011

Rezension zu "Eulenflucht: Durch die Nacht" von Emily Kay

Verlag: Elyson Books (Juni 2011)
Ausführung: Taschenbuch, 256 Seiten
ISBN: 978-3942602136
12,90 € [D]

Genre: Dark Fantasy/Romantic Fantasy


Klappentext
Immer wieder träumt Mae den gleichen Albtraum, der scheinbar keine Verbindung zu ihrem Leben hat. Und trotzdem lassen sie die Traumbilder und Gefühle nicht los. Wenig später tauchen Sam und Konrad auf - zwei rätselhafte Brüder. Mae spürt vom ersten Augenblick eine Anziehung zu Sam, die sie sich nicht erklären kann. Noch ahnt sie nicht, dass die Brüder ein dunkles Geheimnis umgibt, das mit ihr verbunden ist. Ein Schicksal, das nicht gebrochen werden kann. Eine Liebe gegen jede Vernunft. Denn sie zerstört die Menschen, die sie liebt.

Über die Autorin
Emily Kay (geb. 1974) gehört zu der Generation der Kassettenkinder. Im Alter von drei Jahren bekam sie ihr erstes batteriebetriebenes Tonbandgerät geschenkt und ist seitdem bekennende Anhängerin deutscher Hörspielserien. Seit ihrer ersten Begegnung mit Rüdiger, dem kleinen Vampir von Angela Sommer-Bodenburg, schlägt ihr Herz für den Zauber der Nacht. Nach dem Abitur studierte sie zunächst Anglistik, Germanistik und Pädagogik und leitete ein Bildungsinstitut. Heute lebt sie mit ihrer Familie und zwei Katzen mitten im Ruhrgebiet und widmet sie sich der Schreiberei. Ihr Debut "Eulenflucht - Durch die Nacht" ist der Auftakt einer fantastischen Trilogie.

Rezension

Der erste Satz: (Dresden 1945) Ich saß zusammen mit meinen Eltern und meiner Schwester in der Wohnstube, als gegen 21.45 Uhr der erste Fliegeralarm begann.

Der Buchtitel "Eulenflucht" kommt ursprünglich aus Norddeutschland. Der Begriff wurde früher verwendet und bezeichnet die Zeit der Abenddämmerung. (Quelle: Google)

Kurz zusammengefasst handelt die Geschichte von der 18-jährigen Mae, die mit ihrer Familie an der Nordsee wohnt. Sie und ihr Zwillingsbruder Nik führen ein normales Teenagerleben, gehen zur Schule und haben die selben Freunde. Maes gewöhnliches Leben ändert sich schlagartig, als eines Tages Sam und Konrad, zwei Brüder, an ihrer Schule auftauchen. Maes Gefühlwelt wird ab diesem Zeitpunkt nicht nur durcheinandergewirbelt, sie läuft von nun an permanent im Schleudergang. Außerdem umgibt die Brüder ein dunkles Geheimnis, das vor allem mit Mae zu tun hat.

Nach einem interessanten und spannenden Prolog, der in Dresden 1945 spielt, findet sich der Leser mitten im heutigen Leben von Mae. Mit dem Schreibstil, kann man sich anfreunden. Schade sind allerdings einige Rechtschreibfehler, sowie fehlende Satzzeichen, die sich über das ganze Buch verteilen.
In den ersten paar Kapiteln lernt man Mae und teilweise auch ihr Umfeld kennen. Einige Gedankengänge und Handlungen von Mae sind zu ausführlich und somit auch langweilig beschrieben. So passiert im ersten Drittel des Buches noch recht wenig. Etwas verwirrend ist auch die Einbindung von Maes Freunden. So ist ein Freund/Bekannter einfach plötzlich da, ohne dass seine Rolle in der Geschichte klar wird. Erst später wird erklärt, wo man diesen Freund einordnen muss.
Im Großen und Ganzen ist der Einstieg jedoch flüssig und anschaulich zu lesen. Bis Sam auftaucht!

War Mae vor Sams Auftritt noch relativ normal, für eine 18-Jährige, verfällt sie nach der ersten Begegnung sofort in ein Kleinmädchenschema. Entsetzt und doch gebannt erfährt der Leser, wie sie beim ersten Blick auf Sam beinahe in Ohnmacht fällt, wie ständig ihr Herzschlag aussetzt, sie nicht mehr klar denken kann, sich fühlt, als wäre ihr ein Brett vor den Kopf geprallt und ihr die Luft wegbleibt. Letzteres so oft, dass man sich ernsthaft Gedanken um ihre Gesundheit machen muss.
Ein normales Gespräch mit ihr scheint unmöglich, da sie in Sams Gegenwart entweder permanent rot anläuft oder keinen halbwegs vernünftigen Satz zustande bringt.
Als sie, nachdem sie Sam das erste Mal gesehen hat, in ihr Tagebuch schreibt, dass sie definitiv verliebt ist, sogar "mit Herzchen in den Augen", fragt man sich nicht das letzte Mal, ob man dieses Verhalten einer 13-Jährigen noch länger ertragen will.

Sam. Das war das Einzige, woran ich denken konnte. Wieso verhielt ich mich völlig unzurechnungsfähig in seiner Gegenwart? Die Antwort lag eigentlich auf der Hand. Weil Sam der wunderschönste, unglaublichste und dazu noch wohlriechendste Mensch des Planeten war. S. 74

Wer ist nun also dieser Sam, das Objekt von Maes Begierde? Neben der Tatsache, dass dem Leser ab dem Auftauchen der Brüder Sam und Konrad klar sein müsste, was sie darstellen, wird Sam unter positiven Attributen und Ausschmückungen schlichtweg begraben.
Sam weiß alles und kann alles. Er spielt Handball wie ein Gott, natürlich auch zufällig perfekt Gitarre, als ein Bandmitglied ausscheidet. Außerden wechselt er Reifen, als würde er nie etwas anderes tun und ist selbst dann, wenn er mal nur an einem Tisch sitzt, atemberaubend schön und bewegt sich wie ein Topmodel!
Dazu redet er mit sanfter Samtstimme, hat perfekt geformte elfenbeinfarbige Zähne, sinnlich geschwungene Lippen, leuchtend/umwerfend/himmlische smaragdgrüne Augen und natürlich ein wunderschönes schiefes Lächeln.

Allein seine Anwesenheit war anbetungswürdig. S. 81

Selbst der hartgesottenste Schnulz- und Romantikfan versucht hier, den faden Beigeschmack aus dem Mund zu bekommen. Assoziationen zu anderen Fantasyhelden eingeschlossen. Man fühlt sich, als würde man in Zuckerguss baden. Alles klebt, ist viel zu süß und dazu noch garniert mit zu viel Erdbeerlipgloss.
Wer nun darauf spekuliert, dass es zwischen Mae und Sam, bei aller Liebe zueinander, zu einer körperlichen Annäherung kommt, der wird sie bis zum Schluss nicht finden. Außer in Maes Vorstellung, gibt es kein Kuss, keine knisternd romantische Szene, nichts!

Auch die Handlung rettet nun die Geschichte nicht mehr. Ellenlange Gefühlsbeschreibungen nehmen einem den Lesefluss, neben dem ganzen Kitsch verpufft aufkommende Spannung sofort nach dem jeweiligen Kapitel. Dazu kommt noch das Gefühl ständiger Déjà-vus.
Eine schöne Idee sind die Tagebucheinträge von Mae. Leider wiederholen selbst diese nur das zuvor Gelesene.
So endet das Buch mit einer als Tagebucheintrag zusammengefassten Handlung, die den Leser auf die folgenden Bücher der Trilogie vorbereiten soll. Schade, das Potenzial war vorhanden, wurde aber in so viel Kitsch ertränkt, dass eine Vorfreude auf weitere Bücher um Mae und Sam stark getrübt ist.

Persönliches Fazit
"Eulenflucht: Durch die Nacht" hat mich unterhalten, aber nicht im positiven Sinn. Als großer Romantasy- und Schnulzfan war das selbst mir zu dick aufgetragen. Und so steige ich nun aus meiner Zuckergussbadewanne und lasse die klebrigen Reste von mir abbröckeln. Die Eule kam, sah ... und siegte nicht! Es bleibt ihr wohl nichts anderes übrig als zu fliehen (wahrscheinlich durch die Nacht). 1 Stern!
Handlung: 1 / 5
Charaktere: 2 / 5
Lesespaß: 1 / 5
Preis/Leistung: 1 / 5