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Freitag, 27. Dezember 2013

Rezension zu "Das Rosie-Projekt" von Graeme Simsion



Verlag: Fischer Krüger (Juli 2013)
Originaltitel: The Rosie Project
Übersetzer: Annette Hahn
Reihe: -
Ausführung: Hardcover/SU, 352 S.
ISBN: 978-3810519511
18,99 € [D]

Genre: Belletristik, Liebesroman

© Cover- und Zitatrechte: Fischer Krüger


Das Thema
Don Tillman ist Wissenschaftler am Institut für Genetik in Melbourne/Australien. Durch seinen besonderen Charakter fällt es ihm schwer in seinem sozialen Umfeld freundschaftliche Bekanntschaften zu schließen - eine feste Freundin oder gar Ehefrau ist nicht in Sicht. Und so beschäftigt sich Don häufig mit der Frage, wie er die für sich perfekte Ehefrau finden könnte. Denn eines ist klar, sie muss auf jeden Fall seinen (hohen!) Ansprüche genügen. Mehr durch Zufall fliegt Don die Lösung zu. Er beschließt sein "Ehefrauenprojekt" mittels eines wissenschaftlich ausgearbeiteten Fragebogens zu starten. Anhand diesem will er potentielle Frauen für sich finden oder unpassende sofort aussortieren. Und dann begegnet er Rosie ...

Die Rezension

Der Anfang: Ich denke, ich habe eine Lösung für das Ehefrauenproblem gefunden.

Bücher mit besonderen Charakteren, die durch ihr Anderssein beeindrucken, faszinieren seit jeher in der Literatur und auch im Film. So haben sich beispielsweise die Darsteller der Bridget Jones oder auch Forrest Gump sofort in die Herzen der Leser und Zuschauer gespielt. Jetzt präsentiert Graeme Simsion mit Don Tillman und dem "Rosie-Projekt" einen Charakter, der mit seiner verschrobenen und besonderen Art das Leserherz im Sturm erobert. Wen wundert es da, dass Hollywood bereits den entsprechenden Film plant? Oh ja, das Buch wird gehypt. Pressestimmen überschlagen sich und mit dem Erscheinungstermin ist es in keiner Buchhandlung mehr zu übersehen. Unabhängig davon, kann die Frage, ob man das Buch lesen sollte, ganz klar mit Ja beantwortet werden.

Als ich mich zum Schlafengehen fertigmachte, spürte ich ein starkes Bedürfnis, Rosie anzurufen, um ihr von meinen Fortschritten zu berichten. Rational betrachtet, war das überhaupt nicht nötig, denn es ist verschwendete Energie, zu berichten, ein Projekt verlaufe nach Plan, was ja der normalen Grundannahme entspricht. Die Vernunft siegte. Gerade noch. - S. 140

Don plant sein Leben ganz genau, in der Tat minutiös. Er ist sehr rational, verschwendet nie unnötige Energie auf nicht relevante Gespräche oder Informationen und isst sogar an jedem Wochentag das Gleiche, um eine bestmögliche Zeitersparnis zu erzielen. Das macht ihn nicht nur zu einem sehr verschrobenen Menschen, sondern lässt ihn geradezu pedantisch wirken. Dabei ist Don hochintelligent. Im Laufe der Geschichte stellt er sich selbst die Frage, ob er nicht an einer Form des Asperger-Syndroms, bzw. an Autismus leidet. Und trotzdem ist Don so liebenswert, auf seine Art, dass man ihn mit jeder Seite mehr ins Herz schließt. Die Ich-Form, mit der er seine Geschichte erzählt, trägt dazu maßgeblich bei.

Schon der Buchtitel verrät, dass Don früher oder später Rosie über den Weg läuft. Sie ist tatsächlich ein echter Gegenpol zu seinem Charakter, aber nicht auf eine übertriebene Art. Rosie ist Studentin der Psychologie, freundlich-direkt, Vegetarierin (!) und Raucherin (!) - für Don ist sie ein komplettes Ausschlusskriterium für eine potentielle Ehefrau. Dennoch haben die beiden einen gewissen Draht zueinander, auch über ein Projekt, an dem sie zusammen arbeiten, hinaus. Rosie sagt Don klar, wann sein Verhalten sie stört, das bringt ihn zum Nachdenken.

"Das Rosie-Projekt" ist kein offensichtlich romantisches Buch. Kitsch, Knutschereien oder gar Erotik wird man hier nicht finden. Dafür verspürt man eine Art unterschwellige Romantik und eine Echtheit, die die Personen fest an den Leser bindet.
Der Sprachstil ist anspruchsvoll, die Ausdrucksweise von Erzähler Don gehoben, teils auch durch Fremdwörter. Gegen Ende weiß die Geschichte richtig zu ergreifen, in einigen Punkten wird man überrascht, andere sind vorhersehbar. Don hinterfragt seinen Charakter und die Wirkung, die er auf außenstehende Menschen hat, bleibt aber dennoch er selbst. Das ist wunderbar!

Das persönliche Fazit
"Das Rosie-Projekt" hat mich in allen Belangen positiv überrascht und meine Lesestunden bereichert. Die anspruchsvoll-gehobene Sprache und der feine Humor machen das Lesen zu einem ergreifenden Erlebnis und Don Tillman zu einem echten Original der Literatur. Diese Liebesgeschichte ist anders, etwas schräg, sehr liebenswert und sprüht dabei vor Originalität. Eine ganz klare Leseempfehlung für 2014 (und darüber hinaus!). Ich verspreche wunderbare Lesestunden. Auf keinen Fall verpassen! 5 Sterne.
Aufmachung: 4 / 5
Handlung: 4,5 / 5
Charaktere: 5 / 5
Lesespaß: 5 / 5
Preis/Leistung: 4 / 5

© Damaris Metzger, damarisliest.de