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Donnerstag, 19. Dezember 2013

High Five - 5 Sätze/5 Adjektive zu "Die Große Wildnis" von Piers Torday



cbj (November 2013), Band 1,
Hardcover/SU, 384 Seiten,
16,99 € [D]


In einer Welt, in der keine Tiere mehr existieren, kommt sich auch der 12-jährige Kester manchmal vor wie der Letzte seiner Art. Zumindest in dem Mentorium für Problemkinder, in dem er lebt und wo alle so tun, als sei mit ihm etwas nicht in Ordnung. Als er dann auf einen Schwarm sprechender Tauben trifft, denkt Kester, jetzt werde er völlig verrückt.
Aber diese Tiere haben ihm etwas mitzuteilen. Sie befreien Kester und bringen ihn in die Wildnis zu einem Ort, an dem die letzten wilden Tiere verborgen vor der Welt überlebt haben. (Text-, Cover- und Zitatquelle: cbj Verlag)


Früher konnte ich ganz normal sprechen, so wie alle anderen auch. Ma und ich haben ziemlich viel miteinander geredet, Pa und ich nur ein bisschen. Jetzt ist es so, als müsste ich die schwierigste Sprache der Welt wieder neu erlernen. - S. 11


5 zusammenfassende Sätze/Punkte zum Buch

  1. Am Anfang war ich begeistert! Das Cover, die Innengestaltung, das Szenario - wow! Empfohlen wird das Buch ab 10 Jahren, es spricht also eine jüngere Leserschaft an. Gerade diese Bücher haben oft einen ganz besonderen Zauber und ziehen mich, als erwachsenen Leser, magisch an. Leider wurde meine anfängliche Begeisterung mit jedem Buchviertel mehr gedämpft. Und auch wenn ich das Buch durch die Augen der Zielgruppe betrachte, gab es am Ende doch einiges, mit dem ich nicht vollkommen zufrieden war.
  2. Piers Torday arbeitete als Theaterproduzent und Dramatiker. Man merkt, dass er diese Erfahrungen in sein Buch fließen lässt. Das dystopische Szenario, verbunden mit einer Rettungsaktion bedrohter, sprechender Tiere (Kester hat die Gabe mit den Tieren in Gedanken zu sprechen) ist gewagt, funktioniert aber sehr gut. Vor allem bei Kesters Anfangserzählungen kommt schnell Gänsehautfeeling auf.
  3. Kester, der 12-jährige männliche Hauptprotagonist, erzählt die Geschichte in der Ich-Form (Präsens). Obwohl er, seit seine Ma gestorben ist, nicht mehr sprechen kann, kann man sich wunderbar in ihn hineinversetzen. Durch ihn wird das Buch gerade auch für Jungen zu einem interessanten Lesestoff. Probleme bereiteten mir dann eher die Tiere. Warum? Weil ich sie nicht mochte. Nicht den altklugen Hirsch, nicht das vorwitzige Wolfskind, nicht die divenhafte Katze und vor allem nicht die komischen Tauben. Der Witz der kleinen Maus, die in jeder Situation einen anderen Tanz aufführt, kam bei mir überhaupt nicht an. Ich betone, auf junge Leser mag das anders wirken, für mich verhielten sich die Tiere meist kontrovers und haben mich genervt.
  4. Nach dem eindringlichen und guten Anfang, wird das Buch sehr rasant und auch spannend. Kester und die Tiere stolpern auf ihrer Mission von einer Gefahrensituation in die nächste. Das zieht sich bis zum Ende so durch, ist mitunter sehr hart und zerrt ganz schön an den jungen Lesernerven. Auftauchende Erwachsene haben alle "einen an der Waffel", agieren böse oder gruselig. Manchmal scheint die Situation so ausweglos, dass man eine erfolgreiche Mission nicht nur einmal infrage stellt. Die Grundstimmung wirkt pessimistisch. Für mich sind das keine ideale Vorraussetzungen für die angesprochene Zielgruppe.
  5. Das Buch liest sich durch die große Schrift so flott, dass man schnell am Ende der 380 Seiten angelangt ist. Obwohl es der Beginn einer Reihe (Trilogie?) ist, könnte diese Geschichte abgeschlossen sein - wenn da nicht im letzten Absatz schon wieder neue Gefahr am Horizont aufziehen (sprichwörtlich!) würde. Der Schluss wirkte auf mich hart und steril, ganz anderes, wie man das bei einem Abenteuer mit Tieren erwarten würde. Das Buch hat was, und dennoch bleibt bei mir ein etwas schaler Nachgeschmack zurück.

5 Adjektive, die mir spontan zum Buch einfallen

dystopisch, gefährlich, kontrovers, nicht lustig und sehr speziell


Zusammengefasst vom Fazitbär:
Noch immer bin ich hin- und hergerissen, wenn ich das Buch Revue passieren lasse. Ich möchte es mögen, weil es im Grunde etwas Besonderes, wenn auch sehr speziell, ist. Die Definition der "Großen Wildnis" ist eigentümlich. Interessant dürft es vor allem für eine junge männliche Zielgruppe sein. Ein schaler Nachgeschmack bleibt am Ende doch. Die pessimistische Grundstimmung und die kontrovers agierenden Menschen und Tiere sind nicht sehr vorteilhaft gewählt. Selbst der vermeintlich "positive" Schluss stimmt nicht komplett zufrieden. Das erwartete märchenhaft-besondere Jugendbuch platziert sich am Ende nur im unteren Mittelfeld. Bedauerlich!


© by Damaris liest.