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Mittwoch, 8. Januar 2014

Rezension zu "Herz aus Glas" von Kathrin Lange



Verlag: Arena (Januar 2014)
Originaltitel: -
Übersetzer: -
Reihe: Band 1/3, ab ca. 14-17 J.
Ausführung: Hardcover/SU, 416 S.
ISBN: 978-3401069784
16,99 € [D]

Genre: Jugendbuch, Romantic (Mystery) Thriller

© Cover- und Zitatrechte: Arena Verlag


Das Thema
Julis Vater ist ein berühmter Autor und wird von seinem Verleger in dessen luxuriöses Anwesen auf der Insel Martha's Vineyard eingeladen. Dort soll er sein aktuelles Buch fertig schreiben. Bei dieser Gelegenheit ist auch Juli eingeladen, vor allem, um sich um den Sohn des Verlegers, David, zu kümmern. Vor nur sechs Wochen ist Davids Freundin und Verlobe bei einem Unfall ums Leben gekommen. Seitdem steckt er in einer tiefen Krise. Davis Vater erhofft sich, dass Juli ihn etwas aufmuntern könnte. Juli ist alles andere als begeistert, sie fühlt sich überfordert und hätte die Winterferien viel lieber mit ihren Freundinnen verbracht. Trotzdem fährt sie mit, auch wenn es fast unmöglich scheint, an David heranzukommen. Bald werden die Ereignisse auf dem Anwesen immer seltsamer und Juli gerät in tödliche Gefahr.

Die Rezension

Der Anfang: Sein Blick traf mich wie ein Hieb.

Tatsächlich ist es dieser Anfangssatz, der den Leser ebenfalls trifft wie ein Hieb. Mit den eindringlichen Worten, und den darauf folgenden, gelingt es der Autorin spielend, den Leser an die ersten Seiten zu fesseln. "Herz aus Glas" strahlt sofort eine düstere, sogar bedrohliche Atmosphäre aus. Das zieht sich durch das Buch hindurch, bis ganz zum Ende. Es wird spannend, leicht romantisch und sehr mysteriös. Der Bezug des Buchtitels zur Geschichte ist wunderbar. Die Auflösung wird dann ganz sicher polarisieren. Jugendliche Thrillerleser und Fans von besonderen Jugendbuchreihen werden ein tolles Leseerlebnis haben!

"Und dieser David? Ist er süß?"
Fand ich ihn süß? Tatsächlich war er ziemlich ätzend zu mir gewesen und ich ärgerte mich über sein Verhalten. Trotzdem hätte ich beinahe Ja geschrieben. "Er ist traurig", tippte ich stattdessen. - S. 33

Juli steht vor einem Aufgabenberg. Wie soll man einen 19-Jährigen "trösten", der gerade seine Verlobte durch einen schrecklichen Todesfall verloren hat? Von Anfang an ist sie sich nicht sicher, ob sie die Erwartungen von Davids Vater, sich um seinen Sohn zu kümmern, erfüllen kann. Auch David gibt ihr sofort zu verstehen, dass er sie nicht um sich haben will. Aber wer will es ihm verdenken?! Darum ist es auch nicht verwunderlich, dass Juli manchmal ganz schön schnippisch daherkommt. Viel lieber würde sie eine tolle Sylvesterparty zu Hause in Boston feiern, als sich mit einem depressiven David zu befassen. Aber Juli hat auch Biss und gibt nicht so leicht auf - und sie verliebt sich in David.

Neben der tollen Story ist die Charakterdarstellung der einzelnen Personen der größte Pluspunkt des Romans. Nebenpersonen, wie etwa Julis Vater oder auch sein Verleger, handeln menschlich, mit so mancher Schwäche. Sie sind also weit davon entfernt perfekt zu sein. Julis Situation, bzw. ihre Aufgabe, ist verzwickt. Man ärgert sich sogar etwas, dass ein Vater ein jugendliches Mädchen "engagiert", um seinen depressiven Sohn aufzumuntern und vom Tod seiner Freundin abzulenken. Als ob das so einfach möglich wäre. Darum sieht man es Juli auch gerne nach, wenn sie sich teils wie ein zickiger Teenager verhält und dies durch eine stellenweise recht jugendlich gehaltene Sprache zum Ausdruck gebracht wird.
Die eindrucksvollste Person ist David. Er hat eine solch starke Ausstrahlung, dass man schnell ein vollständiges Bild von ihm hat. Nicht nur durch Worte, sondern auch durch viele Gesten bringt Kathrin Lange den Lesern Davids Person näher. So werden seine Gefühle verständlich, seine Sorgen fast greifbar.

Was geschah nur mit mir? Wurde ich verrückt? Vermutlich. Jedenfalls schien es die einzige Erklärung zu sein. Ich wurde verrückt und die Welt um mich herum hatte sich in ein gläsernes Märchenreich verwandelt, durch das mein wahnsinniger Verstand taumelte. - S. 317

Mit voranschreitender Story werden die Ereignisse um Juli und David immer mysteriöser. Es ist von einem Fluch die Rede und es geschehen Dinge, die mit Logik nicht zu erklären sind. Hier wird sehr gekonnt mit Mystery-Elementen gespielt und man fragt sich nicht nur einmal, ob man vielleicht doch einen Fantasyroman liest. Und die Auflösung? Die gibt es, vollständig und ohne offene Fragen. Selbst an Kleinigkeiten wurde gedacht. Gerade, wenn einem noch etwas unklar erscheint, kommt die Antwort. Zugegeben, auf einige Leser könnte die Lösung am Ende etwas banal, bzw. gewöhnlich wirken. Doch das ist nebensächlich. Trotz einigen Vermutungen wird man stellenweise ganz schön überrascht.
Ohne Cliffhanger schließt sich die Handlung in "Herz aus Glas". Die Geschichte dieses Trilogiestarts könnte man sogar als abgeschlossen betrachten. Einzig zwei Sätze am Ende geben einen Hinweis darauf, dass es mit der Geschichte noch weitergeht. So gestaltet sich die einjährige Wartezeit recht angenehm.

Das persönliche Fazit
Bei dieser Bewertung musste ich etwas überlegen, da ich mich teilweise an die "normalen" Arena-Thriller erinnert fühlte. Das ist jedoch nichts Negatives, das Buch fesselte mich durchgehend. Einige Stellen waren sogar richtig emotional oder überraschend. "Herz aus Glas" hat nicht nur eine perfekte Gestaltung, auch der Inhalt kann sich durchaus sehen, pardon, lesen lassen! Besonders gut gefiel mir die fast schon lyrische Integration des Buchtitels in die Geschichte. Die Handlung ist spannend und längenfrei. Inmitten vieler Fantasy-Einheitsbrei-Jugendbücher war der Roman für mich eine Wohltat und ein echter Pageturner. Der Plot ist fehlerlos und völlig logisch, die Charaktergestaltung sehr gut. Nennenswerte Kritik ist hier fehl am Platz. 5 Sterne!

Aufmachung: 5 / 5
Handlung: 4 / 5
Charaktere: 4 / 5
Lesespaß: 5 / 5
Preis/Leistung: 4,5 / 5

© Damaris Metzger, damarisliest.de



Reiheninfo Herz aus Glas-Trilogie:

Band 1 - "Herz aus Glas"
Band 3 - "Herz zu Asche"