Loewe (Januar 2014)
Hardcover/SU, 254 Seiten,
14,95 € [D]
Hardcover/SU, 254 Seiten,
14,95 € [D]
Elena hat ihr Glück gefunden – mit Rico. Doch ein schwerer Autounfall reißt Rico aus Elenas Leben in die Tiefen eines Komas. Tag für Tag zeigt Elena ihm nun, was das Leben für ihn bereithält, und wofür es sich lohnt, zurückzukommen: für ihre Liebe.
Ein herzzerreißender, realistischer Liebesroman für Jugendliche. (Text-, Cover und Zitatrechte: Loewe Verlag)
Neuntens: Ohne dich geht gar nichts. - S. 228
Meine Meinung
Bei Rezensionen stets um Objektivität bemüht, wird diese Review etwas (nein viel!) subjektiver ausfallen. "Was ich dich träumen lasse" hat sich tief in meine Gedanken eingenistet und ging mir beim Lesen sehr nahe. Ein Highlight 2014? Ganz sicher. Ein wundervolles Buch!
Elena ist glücklich verliebt. Seit einem Jahr ist sie mit Rico zusammen, der mit seinem sonnigen Wesen ein perfekten Gegenpol zu Elenas schroffem, unnahbarem Charakter ist. Dann, von einem Tag auf den anderen, ist alles anders. Nach einem Unfall liegt Rico im Koma. Elena reflektiert ihr Kennenlernen, ihre Liebe und ihre Ziele - immer in der Hoffnung, dass Rico bald zurückkommt.
So schlimm dieses Szenario auch erscheint, neu ist es nicht. Es gibt einige Autoren, die sich mit der Trennung von Paaren durch einen Unfall, Krankheit, usw. befassen. Doch nur wenigen gelingt es, dieses Thema so echt in den Raum zu stellen. Franziska Moll schreibt ihre Geschichte lebensnah unverblümt, mit einem poetischen Unterton und einer Sprache, die persönlicher nicht sein könnte.
S. 42:
Erst als sie weg sind, höre ich das Piepen, das mechanische Stöhnen, das Rauschen der Geräte, die um das Bett herumstehen.
Da liegt er.
Er liegt da.
Er.
Die Erzählmethode und deren Sprachgestaltung ist herausragend! Das Buch beginnt im Hier und Jetzt, ist darum auch im Präsens geschrieben. Anfangs kennt man Elena, Rico und ihr Umfeld noch nicht, hier verzichtet die Autorin auch vollständig auf Erklärungen. Alles erschließt sich aus der Geschichte. Sobald Rico den Unfall hatte, durchziehen Rückblenden und Erinnerungen von Elena die Handlung, natürlich dann in der Vergangenheitsform (einem sehr lyrisch wirkenden Präteritum). In diesen Rückblenden spricht Elena Rico direkt an. "Weißt du noch ..." wird zum stetigen Anfang und einer Art Mantra dieser Abschnitte (und ich muss gerade wieder heftig schlucken).
Neben dem unbeschwerten, freundlichen Gemüt von Rico, wirkt Elena sehr abweisend, meist unromantisch und zynisch. Nur Rico scheint ihrer harte Schale knacken zu können. Man erfährt bald, dass Elena diese Charaktereigenschaften nicht von ungefähr entwickelt hat. Im Laufe der Handlung arbeitet sie einiges aus ihrem Leben auf.
Obwohl das Buch durch den Unfall natürlich sehr emotional ist, war ich erstaunlich gefasst. Aber mit der Zeit, wenn man durch wunderbar natürliche - stilistisch hervorgehobene - Kommunikation Elena und Rico besser kennenlernt, setzte sich ein dicker Klos in meinem Hals fest. Und klar, der musste dann irgendwann auch raus.
Du weißt das nicht, aber ich dachte immerzu das eine: Ich habe noch nie einen so lustigen Menschen kennengelernt. Einen, der wirklich lustig ist. Nicht nur so tut. Bei dem es von innen kommt. Weil innen alles hell ist. - S. 43
Das Ende ist dann extrem gefühlsbetont und war für mich sehr rührselig. Überrascht war ich nicht, dafür aber merkwürdig zufrieden, konnte sogar verschnieft schmunzeln. Dennoch war ich emotional aufgewühlt. Man muss dieses Buch erfahren, um das verstehen zu können. Unbedingt lesen!
Fazit
"Noch nie habe ich so ein wunderbares Buch gelesen." - dieser Satz ist als Vielleser nicht einfach anzuwenden, denn jährlich lese ich Bücher, die in Gedanken bleiben, die mir viel geben und alles abverlangen, wunderschön sind und mich zum Weinen bringen. Trotzdem ist "Was ich dich träumen lasse" eine Geschichte, bei der ich diesen Satz so stehenlassen kann. Das Buch gehört für mich zu den eindrücklichsten Büchern seit Langem. Schriftstellerisch und an Intensität ist es schwer zu übertreffen. Mein persönliches Wunder im Januar 2014 - Lieblingsbuchstatus!
© Damaris Metzger, damarisliest.de