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Mittwoch, 10. September 2014

Rezension zu "Der Wald der träumenden Geschichten" von Malcolm McNeill



Verlag: Fischer KJB (August 2014)
Originaltitel: The Beginning Woods
Übersetzer: Sibylle Schmidt
Reihe: - , ab ca. 10 J.
Ausführung: Hardcover, 544 S.
ISBN: 978-3596856701
16,99 € [D]

Genre: Urban Fantasy

© Cover- und Zitatrechte: Fischer KJB


Das Thema
Die Welt geht ihren normalen Gang, bis die Bevölkerung von Dem Verschwinden heimgesucht wird. Immer mehr Erwachsene Verschwinden urplötzlich, niemals jedoch Kinder. Zurück bleibt nichts, als ein Häufchen Kleider. Wissenschaftler stehen vor einem Rätsel und versuchen verzweifelt eine Lösung für Das Verschwinden zu finden. Hat vielleicht sogar ein Kind etwas mit Dem Verschwinden zu tun?
Gleichzeitig gibt es ein zweites Phänomen - Das Erscheinen. In einem Buchladen, zwischen Regalen, inmitten von Büchern, Erscheint plötzlich ein Kind. Es sieht nicht aus wie andere Kinder und verhält sich auch nicht so, wird darum von niemandem geliebt. Bis es adoptiert wird. Max wächst heran, ist aber mit seinen Adoptiveltern todunglücklich. Der Junge will unbedingt seine wahren, seine Immerwährenden Eltern finden. Er macht sich auf die Such nach Dem Wald Des Anfangs. Hier erhofft er sich Antworten.

Die Rezension

Der Anfang: Vor nicht allzu langer Zeit verbreitete sich ein seltsames Phänomen auf der Erde, das jeder Erklärung trotzte und die Wissenschaftler vor Rätsel stellte.

Wenn man ein Buch mit einer solch fantastischen Gestaltung wie "Der Wald der träumenden Geschichten" vor sich hat, erwartet man Großes, vielleicht in Richtung Narnia oder Die unendliche Geschichte. Bei genauerer Betrachtung wirken die Bilder recht unheimlich, ja gruselig. Und das spiegelt genau das Leseerlebnis. Das Buch ist düster und etwas bedrückend. Vor allem aber eines - sehr ungewöhnlich und schräg.

[...] sobald Fragen beantwortet sind, verschwinden sie aus dem Gedächtnis und werden vergessen. Auch der Dunkle Mann tauchte nicht mehr auf, ganz als wäre sein Dasein an Rätsel und Mysterien geknüpft. - S. 68

Die Geschichte ist in drei Teile unterteilt. "Das Verschwinden" erklärt die Umstände, mit denen die Menschen auf der Welt zu kämpfen haben, "Der Wald Des Anfangs" deckt dann vieles auf, bzw. führt Ereignisse zusammen und "Der Drachenjäger" bringt die Geschichte zu einem nachdenklich stimmenden Ende. Die Anfangsereignisse sind sehr interessant und auch ungewöhnlich. Schon hier fällt auf, dass vielen Dingen und Namen Hauptwortattribute zugeordnet worden sind und diese im Laufe der Handlung immer groß geschrieben werden (teilweise auch Verben).
Vielen Lesern wird sofort die anspruchsvolle Sprache ins Auge stechen und es stellt sich schon anfangs die Frage, ob das Buch wirklich ab 10 Jahren geeignet ist.

Hauptprotagonist Max steckt während der gesamten Geschichte im Gefühlschaos und ist ein echter Träumer. Schon als Baby ist er ein so ungewöhnliches Kind, dass er von den Betreuerinnen im Kinderheim als Kobold bezeichnet wird. Niemand dort mag ihn. Als Max Adoptiveltern findet, die ihn lieben und zu sich nehmen, verliert er sich so in seinen Träumen und gelesenen Büchern, dass er mit der Situation nicht zufrieden ist. Durchaus verständlich. Er will seine wahre Herkunft erforschen, bekommt dabei unerwartete Hilfe und kann sich nun auf den Weg in den Wald Des Anfangs machen.

Ab hier läuft die Geschichte etwas aus dem Ruder und hat auch einige Längen. Zwar werden Handlungsstränge zusammengeführt, vieles wird klarer, aber auf einem sehr hohen Level. Man muss ständig am Ball bleiben, um den Durchblick zu behalten. Leider bleiben auch viele Nebencharaktere blass und damit abstrakt. Nicht nur einmal wundert man sich, wie ein Autor sich so etwas ausdenken kann. Die Geschichte ist hier nicht nur ungewöhnlich, sondern komplett merkwürdig - nicht logisch zu erklären. Dazu ist sie oft grausam oder gewalttätig. Selbst die Gedankengänge von Max sind am Schluss nicht mehr sehr klar. Auf welcher Seite steht er nun? Auf der der Träumer oder der Wissenschaft? Das Ende ist Auslegungssache und beschäftigt noch eine Weile nach dem Lesen, bedrückt dabei sehr. Spätestens hier steht fest, dass die Altersangabe unbedingt heraufgesetzt werden muss. "Der Wald der träumenden Geschichten" ist kein Kinderbuch!

Das persönliche Fazit
Ungewöhnliche Bücher sind genau mein Fall und abgedrehte Geschichten erst recht. Ich muss aber feststellen, dass ich mit "Der Wald der träumenden Geschichten" einige Probleme hatte. Wer denkt sich solche Dinge aus? Und warum läuft das Buch als Kinderbuch? Manchmal fühlte ich mich regelrecht im Wald allein gelassen. Zwar verirrte ich mich nie komplett und konnte der sprachlich anspruchsvollen Geschichte gut folgen (auch den Anspielungen auf gegenwärtige und vergangene Missstände der Gesellschaft) einen richtigen Zugang zu den Gedanken des Autors konnte ich aber nicht finden. Hier hilft nur selbst ausprobieren - 3 Sterne!

Aufmachung: 4,5 / 5
Handlung: 3 / 5
Charaktere: 3 / 5
Lesespaß: 2,5 / 5
Preis/Leistung: 3 / 5

© Damaris Metzger, damarisliest.de