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Donnerstag, 18. September 2014

Rezension zu "Salt & Storm: Für ewige Zeiten" von Kendall Kulper



Verlag: Sauerländer (August 2014)
Originaltitel: Salt & Storm
Übersetzer: Yvonne Hergane
Reihe: - , ab ca. 14 J.
Ausführung: Hardcover/SU, 448 S.
ISBN: 978-3737351003
16,99 € [D]

Genre: Historische Fantasy

© Cover- und Zitatrechte: FISCHER Sauerländer


Das Thema
Avery Roe lebt bei ihrer Großmutter auf Prince Island, einer Insel vor der amerikanischen Küste. Es ist die Zeit des Walfangs und der Seefahrt und täglich kommen Inselbewohner zu Averys Großmutter, um bei ihr um Schutzzauber und Talismane zu bitten. Man glaubt an die Kraft der Roe-Hexe und schätzt ihren Einfluss auf das Schicksal.
Kurz bevor Avery in die Geheimnisse der Hexenkunst eingeweiht werden kann, wird sie von ihrer Mutter aus der Hütte der Großmutter entführt und soll nun ein gesellschaftlich angesehenes Leben bei der Familie der Mutter führen. Doch Avery fühlt sich dazu bestimmt, die nächste Roe-Hexe zu werden, sie versucht auszubrechen. Ihre Bestimmung gerät ins Wanken, als sie einen schicksalhaften Traum hat. Und dann begegnet sie Tane ...

Die Rezension 

Der Anfang: Den Mühen meiner Mutter zum Trotz habe ich niemals den Tag vergessen, an dem meine Großmutter mir beibrachte, den Wind zu zähmen.

Geschichten über das Meer haben schon immer eine starke Anziehungskraft. Wahrscheinlich, weil die Kraft des Meeres so elementar und unberechenbar ist. Jedoch sind Hexengeschichten meist Geschmacksache. Hier hat man entweder das Bild der alten Waldhexe vor Augen oder man orientiert sich an modernen TV-Serien oder Filmen. Kendall Kulper verbindet in "Salt & Storm: Für ewige Zeiten" eine historische Inselgeschichte mit dem Mythos und der Kraft einer Hexenfamilie. Und das auf eine sehr stimmungsvolle und stürmische Art und Weise.

"Salt & Storm: Für ewige Zeiten" spielt komplett auf der Walfanginsel Prince Island. Genau genommen sogar meist zwischen der Hütte der Großmutter und der Inselhauptstadt New Bishop. Die Insel ist fiktiv, ist aber geografisch bei den Inseln vor der Küste Massachusetts angesiedelt.
Ihre Geschichte gestaltet die Autorin sehr detailreich und umschreibend. Das mag nicht jedermanns Sache sein, passt aber sehr gut zum Lesegefühl, das dem Leser hier vermittelt wird. Das Buch ist sehr stimmungsvoll. Durch genaue Orts-, Schiffs- und Hafenbeschreibungen kann man sich ein sehr farbiges Bild der Walfangzeit - um das Jahr 1830 - machen. Man fühlt sich etwas in die Zeit von Moby Dick zurückversetzt. Obwohl das Buch ganz klar dem Genre historische Fantasy zugeordnet ist, hat man eher das Gefühl einen mystischen, alten Walfang-Roman zu lesen.

Die 16-jährige Avery erzählt die Geschichte in der Ich-Form. Das Mädchen sitzt bei ihrer Mutter fest, obwohl sie eigentlich von ihrer Großmutter auf die Aufgabe der Inselhexe vorbereitet werden sollte. Zwar passiert in der Geschichte allerhand, die Informationen die der Leser kontinuierlich bekommt vervollständigen den runden Eindruck, dennoch wirkt das Buch nicht gehetzt, eher ruhig. Die Sprache ist sehr vollendet und liest sich angenehm. Die aufkommende Lovestory zwischen Avery und Tane passt sehr gut und geht am Ende einen komplett anderen Weg, als erwartet.
Als Kritikpunkt kann man die ausschweifende Gefühlswelt von Avery nennen. Ausschweifend ist vielleicht nicht das richtige Wort, überdramatisch trifft es besser. In der Regel möchte man als Leser genau wissen, was in den Charakteren vorgeht. Avery durchlebt ihrer Gefühle aber immer so dramatisch und seitenfüllend, dass es manchem Leser zu viel werden könnte. Das ist anfangs noch nicht so auffällig, nimmt im Laufe der Geschichte aber immer mehr zu. Um Averys Gefühlswelt verständlich zu machen, hätte die Autorin nicht so dick auftragen müssen.

Sehr positiv ist der Abschluss, vor allem in Bezug auf die Liebesgeschichte. Hier wird kein gängiges Klischee bedingt, wie das normalerweise in der phantastischen Jugendliteratur üblich ist. Okay, die Umsetzung des Abschlusses kommt ein kleines bisschen bekannt vor, macht aber nichts. Hier passt die Dramatik. "Salt & Storm" trägt zwar einen Untertitel, das Buch läuft derzeit aber noch als Einzelband. Von der Autorin wurde ein Prequel, eine (Vor-)Fortsetzung, angekündigt, welche aber vor Averys Geburt spielt, also eine eigenständige Geschichte beinhaltet.

Das persönliche Fazit
"Salt & Storm: Für ewige Zeiten" war ein stimmungsvoller Roman, bei dem sich die Verbindung von amerikanischer Walfanghistorie und Hexenfantasy perfekt ergänzt hat. Das Buch las sich für mich etwas wie Moby Dick mit Fantasy. Längen durch detailreiche Um- und Beschreibungen entstanden keine. Averys dramatischer Hang ihre Gefühle auszuleben, bzw. darzustellen, hat mit fortschreitender Story nicht mehr komplett meinen Geschmack getroffen. Hier wird jede Altersgruppe anders empfinden. Das Buch hält, was Titel und Cover versprechen: Es wird salzig, verflucht-verwunschen und am Ende sogar sehr stürmisch. 4 verhexte Sterne.

Aufmachung: 4 / 5
Handlung: 3,5 / 5
Charaktere: 3,5 / 5
Lesespaß: 3,5 / 5
Preis/Leistung: 3,5 / 5

© Damaris Metzger, damarisliest.de