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Samstag, 13. Dezember 2014

Review zu "Was ich weiß von dir" von Meg Rosoff



Fischer KJB (Oktober 2014),
Hardcover/SU, 272 Seiten,
14,99 € [D]


Meg Rosoffs neuer Roman erzählt von Mila, einer sensiblen und scharfsinnigen Zwölfjährigen. Sie macht sich zusammen mit ihrem Vater auf die Suche nach dessen bestem Freund Matthew, der spurlos verschwunden ist. Zusammen fahren die beiden quer durch den Osten der USA bis hoch an die kanadische Grenze. Aber es ist auch die Geschichte einer besonderen Vater-Tochter-Beziehung, und darüber, wie unterschiedlich die beiden die Welt sehen. Was dann wird, kann sie nicht beeinflussen. Aber sie hat gelernt, dass die Suche manchmal mehr enthüllt als die Entdeckung. (Text-, Cover und Zitatrechte: Fischer KJB)


Ich registriere jede Gefühlsregung, jede Beziehung, jede Botschaft. Wenn jemand wütend, traurig oder enttäuscht ist, sticht mit das ins Auge wie Leuchtreklame. Ich kann nicht erklären, warum, es ist einfach so. Ich dachte ziemlich lange, das wäre bei allen so. - Mila (12), Seite 47


Meine Meinung
Motten werden vom Licht angezogen - ich von Büchern mit Roadtrip-Storys. Sehr! Mit gefällt es mitzuerleben, wie Charaktere, fernab von ihrer gewohnten Umgebung, mit Gefühlen umgehen. Wie sie in Extremsituationen reagieren und welche Dinge sie offenbaren, die sie zu Hause wahrscheinlich nie gesagt hätten. Meg Rosoffs neuer Roman "Was ich weiß von dir" ist keine Roadtrip-Lovestory und auch keine überaus humorvolle Geschichte. Sie handelt von einem sehr besonderen 12-jährigen Mädchen, das die Welt schärfer wahrnimmt als viele Erwachsene.

Die Geschichte klingt schon fast banal. Mila und ihr Vater wollen Matthew besuchen, den besten Freund des Vaters. Doch kurz vor der Abreise ruft Matthews Frau an, um mitzuteilen, dass dieser verschwunden ist. Was steckt dahinter? Warum verschwindet er gerade jetzt? Mila und ihr Vater reisen trotzdem nach New York City. Sie beschließen, Matthew zu suchen.
Ab der ersten Seite registriert man, dass Mila kein normales 12-jähriges Mädchen ist. Sie wirkt sehr erwachsen, kann bei einer Person auf den ersten Blick erkennen, was in dieser vorgeht. Zu ihren Eltern, ihr Vater ist schon etwas älter, hat sie ein sehr liebevolles Verhältnis. Wenn sie aber von ihnen erzählt, spricht sie stets auf eine freundlich distanzierte Art von ihnen, indem sie ihre Eltern beim Vornamen nennt. Wie sehr sie an beiden Elternteilen hängt, und diese an ihr, wird während der Geschichte immer wieder deutlich.

Mila und ihr Vater sind nicht während der ganzen Geschichte auf der Suche nach Matthew. Mila erzählt viel aus ihrem Leben, von Erlebnissen mit ihren Eltern oder ihrer besten Freundin. Sie hat eine sehr feinfühlige Art, Personen anzunehmen, die nicht ganz einfach sind. Sie wertet nicht die Fehler ihrer besten Freundin, sondern konzentriert sich auf Positives. Milas Sicht auf die Welt und ihre Methode die Dinge zu sehen, hat mich stark beeindruckt.

Und was ist der Sinn dieser Geschichte? Ein außergewöhnliches 12-jähriges Mädchen erfährt, dass sie sich zwar oft schon sehr erwachsen fühlt, im Grunde aber noch ein Kind ist. Sie kann weder den Lauf der Dinge beeinflussen, noch ist sie verantwortlich für Entscheidungen, die andere Treffen. Enttäuschungen und Ängste gehören zum Leben, sind aber winzig, verglichen mit dem Rückhalt und der Sicherheit einer liebevollen Familie.

Mir ist bewusst, wie fest wir miteinander verbunden sind, im Guten, wie im Schlechten. - Mila, S. 270

Fazit
"Was ist weiß von dir" ist nicht nur sprachlich außergewöhnlich, auch die Charaktere - allen voran Ich-Erzählerin Mila - sind außergewöhnlich gut gezeichnet. Vielleicht mag die Geschichte, das eigentliche Problem, auf manche Leser sehr gewöhnlich wirken. Zwischen den Zeilen kann man aber so viel mehr herauslesen. Dass sich eine 12-Jährige, und ist sie noch so besonders, hier überfordert fühlt, ist absolut verständlich. Am Ende lässt man Mila mit einem guten Gefühl ihren Weg weitergehen. Ihre Erkenntnis und Weitsicht ist in diesem Alter wirklich einzigartig.

© Damaris Metzger, damarisliest.de