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Mittwoch, 31. Dezember 2014

Review zu "Zeit zu gehen, Friday Brown" von Vikki Wakefield



FISCHER Sauerländer (Oktober 2014),
Hardcover, 416 Seiten,
14,99 € [D]


Die siebzehnjährige Friday ist auf der Flucht vor den Erinnerungen an ihre Mutter, vor ihrem Großvater und vor sich selbst. Um nicht allein zu sein, schließt sie sich einer Gang von Straßenkids an, angeführt von der schönen und charismatischen Arden. Zusammen ziehen sie in eine Geisterstadt weit draußen im australischen Outback. Doch Friday merkt bald, dass die erhoffte Freiheit nur ein Traum ist. Sie lernt, dass man manchmal bleiben muss, um zu beenden, was man begonnen hat. Und dass man manchmal erst jemand werden muss, der man nie sein wollte, bevor man herausfindet, wer man wirklich ist. (Text-, Cover- und Zitatrechte: FISCHER Sauerländer)


"Du kannst nicht immer gute Entscheidungen treffen. Manchmal musst du dich damit zufriedengeben, eine Entscheidung zu treffen, mit der du leben kannst." - S. 82


Meine Meinung
"Zeit zu gehen, Friday Brown" hat mich schon anhand der Verlagsbeschreibung interessiert. Es ist ein sehr anziehender, vereinnahmender Roman. Während des Lesens ist man fasziniert und bedrückt gleichermaßen, danach brennt einem das Buch auf der Seele. Dabei ist es gar nicht einfach zu beschreiben.

Fridays Mutter ist ein Freigeist. Sie bleibt nie lange an einem Ort und zieht mit ihrer Tochter, ab deren Geburt, kreuz und quer durch Australien. Erst als sie Krebs bekommt, kehrt sie nach Hause zurück, und die 17-jährige Friday soll nach ihrem Tod beim Großvater leben. Doch auch Friday hält es beim Großvater nicht aus. Das Buch startet damit, dass Friday ebenfalls abhaut - ihr Großvater lässt sie ziehen. In der Stadt lebt Friday mit neun anderen Kindern und Jugendlichen in einem besetzten Haus. Die erhoffte Freiheit bleibt aber aus, sogar als die Jugendlichen weit weg, ins australische Outback ziehen. Friday lernt eine Lektion, die sie ihr ganzen restliches Leben lang prägen wird.

Im Grunde ist die Ausreißergeschichte der 17-jährigen Friday simpel. Und dennoch steckt in dem Buch soviel mehr. Dramen dieser Art kann ich meist sehr nüchtern lesen. Trotzdem hatte ich hier am Ende mit den Tränen zu kämpfen. Direkt vergleichen lässt sich die Geschichte nicht. Stellenweise erinnerte sie mich an "Wir Kinder von Bahnhof Zoo", allerdings ohne die ausgeprägte Drogenthematik, dafür mit Machtspielchen, Unterdrückung und psychosomatischen Störungen. Gegen Ende steigert sich die Geschichte zu einem echten Thriller, mit einer Hauptprotagonistin, die über sich hinauswächst. So hatte ich das ganz sicher nicht erwartet. Große Klasse!

Mit dem Klappentext werden faszinierende Charaktere versprochen, die im Gedächtnis bleiben. Das trifft auch komplett zu. Vikki Wakefield hat allen Charakteren etwas Spezielles, Eigenes mitgegeben, das einen während der Geschichte nicht loslässt. Friday sucht in ihrer Flucht vor den schmerzlichen Erinnerungen an ihre Mutter nichts anderes als Freiheit. Darum ist sie anfangs auch so fasziniert von Arden, der charismatischen Anführerin der Straßenkids. Arden jedoch genießt die Macht, die sie über die Truppe hat, ihre Charakterdarstellung war für mich von Anfang an beklemmend. Trotzdem kann sich ihr keiner der Jugendlichen entziehen.
Wo das Ganze hinführt ist ebenso überraschend wie dramatisch. Am Ende bleibt eine gewisse Befriedigung nicht aus. Jedoch fragt man sich, ob diese gerechtfertigt ist. Ein mulmiges Restgefühl bleibt nach dem Lesen bestehen.

Fazit
"Zeit zu gehen, Friday Brown" ist eines der Bücher, an denen ich nach dem Lesen noch einige Zeit zu knabbern habe. Zwar kann man vorwegnehmen, dass das die Geschichte "gut" ausgeht und zufriedenstellend beendet wird, dennoch nicht verlustfrei abläuft. Vikki Wakefield schreibt großartig, für mich kritikfrei, ihre Charaktere bleiben im Gedächtnis - ebenso die Geschichte. Es wird Zeit, diesen Roman zu lesen! Wer ein brillantes, vereinnahmendes Straßendrama mit Thrillerelementen lesen will, sollte sofort damit anfangen.

© Damaris Metzger, damarisliest.de