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Montag, 28. September 2015

Review zu "Am Ende der Welt traf ich Noah" von Irmgard Kramer



Loewe Verlag (Juli 2015),
Hardcover/SU, 352 Seiten
17,95 € [D]


Ein roter Koffer. Eine falsche Identität. Eine geheimnisvolle Villa. Eine große Liebe.

Marlene bricht aus ihrem behüteten Leben aus und verbringt den Sommer in einer geheimnisvollen Villa am Ende der Welt. Dort trifft sie auf Noah, in den sie sich sofort verliebt. Doch so perfekt alles auf den ersten Blick auch scheint - irgendetwas stimmt nicht. Noah darf die Villa nicht verlassen und Marlene fühlt sich ständig beobachtet. Hat sie sich nicht ins Paradies, sondern in ein Gefängnis geflüchtet? (Text-, Cover- und Zitatrechte: Loewe Verlag)


Und obwohl er gar keine Geschichte erzählen konnte, kam mir dieser Koffer vor, als sei er angefüllt mit schönen Träumen, als brauchte ich ihn nur zu öffnen und alle Wünsche erfüllten sich und brächten Lösungen für mein kompliziertes Leben. [...] Nimm ihn!, rief mir eine innere Stimme zu. - S. 7


Meine Meinung
Komplett unbedarft Irmgard Kramers neues Jugendbuch "Am Ende der Welt traf ich Noah" zu beginnen, fiel mir schwer. Zu zahlreich waren die Lobeshymnen anderer Leser, zu hoch meine Erwartungen an eine wunderbare Geschichte, die der spannende Klappentext auf den ersten Blick verspricht. Mit einigen eigenen Gedanken, die ich mir zum Buch gemacht habe, kann ich mich den vielen positiven Meinungen anschließen. Das Buch perfekt inszeniert - und das ist durchweg positiv gemeint!

"Am Ende der Welt traf ich Noah" spielt im Sommer, an einem unbekannten, abgeschiedenen Ort. Es ist heiß, es ist idyllisch. In Kombination mit dem hübschen Cover, könnte man eine lockere Erfahrungs- und Liebesgeschichte erwarten. Doch das täuscht. Ich möchte behaupten, dass dieses Jugendbuch zu den stimmungsvollsten und mysteriösesten dieser Zeit gehört.
Dabei ist die verwendete Sprache, der Stil der Autorin, nicht mal besonders auffällig. Trotzdem erzeugt sie eine Atmosphäre, die Gänsehaut verursacht. Man kann kaum abschätzen mit was man es hier zu tun hat, was das Ganze soll oder wer gut und wer böse ist. Einige Dinge erscheinen einfach keinen Sinn zu ergeben. Ich war permanent am Rätseln, habe meine Leseantennen, auch in dem Wissen um ein sehr besonderes Ende, nach allen Richtungen ausgestreckt - und kam nicht drauf.

Es hätte mich nicht gewundert, wenn auch wir uns im Mondlicht in andere Wesen verwandelt hätten - in Feen, Lichtwesen, Engel oder einfach nur in zwei über beide Ohren komplett verknallte Verliebte, durchlöchert von Pfeilen, die Amor auf uns geschossen hatte, besoffen von Hormonen, die irgendwer im Überfluss über uns ausgeschüttet hatte. - S. 161

Ohne auf die Charaktere näher einzugehen - da gibt es nämlich einige überraschende Besonderheiten -, ging mir die Lovestory, seitens Marlene, zu schnell vonstatten. Leider verliert sich das Mädchen sehr oft in Schwärmereien, ihre Gedanken beinhalten zu viel Kitsch und die verwendete Sprache war mir an diesen Stellen viel zu schwül und blumig (ob's an der Hitze lag?). Dies hat mir einige Passagen leider verlitten und ist der Grund für einen Punktabzug. Ich war genervt von einer schwärmenden, blauäugigen Marlene und einem jammernden und oft beleidigten Noah.

Ab dem letzten Buchdrittel wird die Handlung so rasant, dass man kaum Luft holen kann. Spannend und mysteriös ist sie durchweg, steigert sich gegen Ende aber nochmals enorm. Noch immer weiß man nicht, wo das alles hinführen soll. Und dann kommt das Ende. Bei mir mit ungläubigem Augenzwinkern, gefolgt von Realisierung und echter Begeisterung. Es ist so einfach und doch so unerwartet. Alles macht plötzlich Sinn, steht in einem völlig anderen Licht da. Die Inszenierung und Auflösung sind schwer zu übertreffen.

Fazit
Und hier kann ich mich nur wiederholen. Die Geschichte hat mich in ihrer Gänze, mit allen Zusammenhängen und einem unglaublichen Abschluss, komplett überzeugt. Ich war richtig baff! Einzig die Sprache ist stellenweise zu blumig, zu opulent, und Kitschphobiker müssen beide Augen zudrücken. Durchgängig mysteriös und undurchsichtig ist die Story ein Lesegenuss für einfach jeden. Sie ist perfekt inszeniert! Mit dem Wissen, das man am Ende hat, möchte man sie direkt noch einmal lesen, um eine völlig andere Sichtweise darauf zu haben. Nicht verpassen! Von mir gibt es 4 von 5 Punkte.

© Damaris Metzger, damarisliest.de