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Montag, 18. April 2016

Rezension zu "Witch Hunter" von Virginia Boecker



Verlag: dtv (März 2016)
Originaltitel: The Witch Hunter
Übersetzer: Alexandra Ernst
Reihe: Band 1/2, ab ca. 14 J.
Ausführung: Hardcover/SU, 400 S.
ISBN: 978-3423761352
17,95 € [D]

Genre: Historische Fantasy

© Cover- und Zitatrechte: dtv Verlagsgesellschaft


Das Thema
Elizabeth ist Hexenjägerin, eine der besten in ganz Anglia. Gemeinsam mit einem Hexenjäger-Team spürt sie im Auftrag des Königs Hexen und Zauberer auf, um sie ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Doch als bei ihr ein Bündel verbotener Kräuter gefunden wird, wird Elizabeth in den Kerker geworfen und selbst der Hexerei angeklagt. Ihr Teammitglied Caleb verspricht ihr zu helfen, holt sie aber nicht aus dem Gefängnis. Ebensowenig ihr Lehrmeister und Verantwortlicher Blackwell. Stattdessen wird sie vom berüchtigtsten und meistgesuchten Zauberer Anglias befreit: Nicolas Perevil - dem Erzfeind aller Hexenjäger. Was will er von ihr? Und was ist der Preis, den sie für seine Hilfe zahlen muss?

Die Rezension

Der Anfang: Ich stehe am Rand eines Platzes, auf dem sich die Menschen drängen. Sie sehen zu, wie die Scheiterhaufen angezündet werden.

Geschichten über Hexen und Zauberer sind aus dem Genre des phantastischen Jugendbuchs nicht wegzudenken. Das Thema faszinierte schon immer. Virginia Boeckers Roman "Witch Hunter" ist der erste Teil einer zweiteiligen Reihe und beinhaltet den Kampf zwischen Hexen und Hexenjägern vor einem historischen Hintergrund. Teilweise entspricht die Handlung Tatsachen, teilweise ist es reine Fantasy. Das harmonisiert sehr gut, und das Buch liest sich klasse.

Gleich zu Anfang geht es gut zur Sache. Sofort erhält der Leser einen Einblick in die Arbeitsweise der Hexenjäger und wie konsequent sie den Befehl ihres düsteren Lehrmeisters Blackwell umsetzen. Der Hexerei beschuldigte Personen werden festgesetzt und ins Gefängnis geworfen. Ihr Prozess ist gleichbedeutend mit dem Scheiterhaufen. Hier ist die Geschichte nicht zimperlich.
Alle Charaktere passen sehr gut zur Geschichte. Den bösen, bzw. Gegenspielern hätte ruhig noch mehr Raum gegeben werden können, sie treten etwas selten in Erscheinung. Die Anzahl der handelnden Personen ist übersichtlich, man behält einen guten Überblick.

Hauptprotagonistin Elizabeth erzählt die Geschichte in der Ich-Form. Sie ist mutig, liefert sich so manchen Schlagabtausch, und hinterfragt viel, besonders ihre Rolle als Hexenjägerin und ihre zuerst unfreiwillige Kooperation mit der magischen Gegenseite. In Gefahrensituationen kann sie sehr offensiv sein. Ihre Rolle gefällt sehr gut.
Die Geschichte beinhaltet einen Lovestory, die sich sehr realistisch entwickelt, und die Haupthandlung nicht verdrängt. Dramatische Elemente sind authentisch, auf Kitsch verzichtet die Autorin.

"Bezeichnet Ihr Euch etwa als patriotisch?"
"Ich bezeichne mich als Reformist."
"Ihr meint wohl Gesetzesbrecher."
"Die Gesetze zu brechen, ist nicht meine Absicht. Ich will sie ändern. Ich will Gerechtigkeit. Toleranz. Für jeden, egal welche Ansicht er oder sie vertritt."
Ich schüttelte den Kopf. "Unmöglich." - S. 166

"Witch Hunter" hat den Charme eines großen historischen Romans und ist sprachlich von hoher Qualität. Die Kombination mit phantastischen Elementen ist perfekt abgestimmt. Die Geschichte lädt zum Verweilen ein, liest sich längenlos und erlebnisreich. Trotz viel Spannung und actionreichen Szenen hat die Handlung etwas Unaufgeregtes. Das ist sehr angenehm, fast schon entspannend. Dennoch ist die Ausrichtung jugendlich. Manche Begriffe sind sehr modern und eher ungewöhnlich für einen Roman, der im 16. Jahrhundert spielt. Genau dieser Umstand bringt aber auch viel Lesespaß.
Obwohl die Geschichte von "Witch Hunter" mit einem Folgeband fortgeführt wird, liest sich das Buch sehr rund und abgeschlossen. Die Lösung eines Rätsels, die Hauptaufgabe der Geschichte, wird nicht auf ein weiteres Buch vertagt, sondern schon hier zu einem Ergebnis gebracht. So gibt es am Ende weniger offene Fragen, vielmehr ein enorm hohes Interesse daran, wie die Geschichte im Abschlussband fortgesetzt wird. Zum Glück erscheint dieser noch im Spätherbst 2016.

Das persönliche Fazit
Mit "Witch Hunter" hatte ich allerbeste Lesestunden. Die Verbindung von Historie und Fantasy ist hier wunderbar gelungen, und die Geschichte liest sich äußerst spannend, flott und interessant. Trotzdem wirkt die Handlung charmant und unaufgeregt - eine Garantie für langes Schmökern. Die Charaktere passen hervorragend, und die Gegenseite ist richtig schön böse. Auf ihr hätte noch etwas mehr Gewicht liegen können, um die Wirkung zu verstärken. "Witch Hunter" hat einen runden Abschluss, der vorerst wenige (oder keine) Fragen offen lässt. Eine tolle Geschichte, die starke 4 Sterne verdient!


Aufmachung: 4 / 5
Handlung: 4,5 / 5
Charaktere: 4 / 5
Lesespaß: 4,5 / 5
Preis/Leistung: 4 / 5

© Damaris Metzger, www.damarisliest.de



Reiheninfo Witch Hunter-Dilogie:

Band 1 - Witch Hunter
Band 2 - Witch Hunter: Herz aus Dunkelheit