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Mittwoch, 20. Juli 2016

Review zu "In einer Sommernacht wie dieser" von Tanja Heitmann



Oetinger Verlag (Juli 2016),
Hardcover/SU, 368 Seiten,
16,99 € [D]


Als die 17-jährige Leo auf den undurchschaubaren Alexei trifft, gibt der ihr nicht nur Rätsel auf, sondern bringt auch ihre Gefühle ganz schön durcheinander. Doch dann passiert ein Mord, und Leo muss sich fragen, ob Alexei etwas damit zu tun hat. Dass sie trotzdem weiterhin an ihn glaubt, bringt sie am Ende sogar in Lebensgefahr. Aber es macht Leo auch stärker. Kann sie ihrer Liebe wirklich trauen? (Text-, Cover- und Zitatrechte: Verlag Friedrich Oetinger)


Als würde ihr ganzes Lebensglück davon abhängen, Alexei zu treffen. Was es tatsächlich auch tat, wenn sie ehrlich zu sich war. Der Gedanke an ihn hatte sie durch den Tag begleitet, als habe sich die Sehnsucht nach ihm verselbstständigt und würde ihr nun unablässig seinen Namen zuflüstern. Seit sie ihn getroffen hatte, gab es einen neuen Raum in ihrem Inneren, der ihm gehörte [...]. - S. 179


Meine Meinung
"In einer Sommernacht wie dieser" startet mit einer Gänsehautszene im Wald. Ich wusste sofort, hier ist etwas ganz Schreckliches geschehen. Was, das konnte ich zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht erahnen. Alleine diese erste Seite nimmt komplett gefangen, und auch der Übergang zur Geschichte ist vorbildlich gelöst. Das Buch verspricht ein Pageturner zu werden. Denn ein mysteriöser Thriller, gepaart mit einer knisternden Lovestory, ist im Bereich Jugendbuch immer eine gute Idee.

Hauptprotagonistin Leo will den Sommer mit ihrem Vater verbringen. Seine luxuriöse Villa am Potsdamer See ist zwar noch in der Fertigstellung, trotzdem soll es ein Sommer werden, indem Vater und Tochter viel Zeit füreinander haben. Schon auf den ersten Seiten passiert allerhand. Leo muss erkennen, dass das idyllische Leben am See doch nicht so beschaulich ist, wie gedacht. Denn hier läuft manches schief, und die Arbeiten an der Villa des Vaters werden nicht ganz legal durchgeführt. Gleich zu Beginn trifft Leo auf den verschlossenen und undurchsichtigen Alexei. Sein Rätsel zu lösen, bzw. die Lovestory, nimmt ab hier den größten Raum in der Geschichte ein.

Du kennst ihn doch gar nicht, wandte die erste Stimme ein.
Doch, ich kenne ihn. Auch wenn ich es nicht erklären kann.
- S. 154

Die meiste Zeit über erzählt Leo die Geschichte in der Ich-Form. So war auch sie die Person, zu der ich die stärkste Verbindung beim Lesen hatte. In unregelmäßigen Abständen lässt die Autorin auch andere Charaktere zu Wort kommen. Das erhört die Spannung, denn der Roman liest sich ruhig. Obwohl einiges passiert, fühlt man sie nie gehetzt. Das Setting ist beschaulich und etwas mysteriös, dadurch hat die Geschichte eine schöne Wirkung. Unterbrochen wird die Handlung durch spannende, manchmal hart-gruselige Waldszenen, die erst gegen Ende zu einer Auflösung führen.

Der Knackpunkt ist die Lovestory, denn sie läuft dem Thriller ganz schön den Rang ab. Fast wird dieser zur Nebensache erklärt, weil Leo jede Kleinigkeit an Alexei registriert und interpretiert. Sie denkt immerzu an ihn, trifft ihn oft und muss ihm aus der Patsche helfen. Sehr schnell ist sie verliebt, sehr schnell fühlt sie sich ihm schon immer verbunden, möchte nicht mehr ohne ihn sein. Diese Floskeln sind stereotyp und wirken beliebig. Irgendwann wurde mir sogar der wunderschöne Name Alexei zu viel. Eine echte Chemie eine knisternde Anziehung kam für mich zwischen Leo und ihm nicht auf. Das ist schade, denn Alexeis Hintergründe sind durchaus interessant.
Wer bei Geschichten den Fokus auf einer Lovestory bevorzugt, und dem damit verbundenen Hin und Her, für den wird "In einer Sommernacht wie dieser" etwas schnell, aber befriedigend abgeschlossen. Allen anderen kommt die Thrillerhandlung wahrscheinlich zu kurz.

Fazit
"In einer Sommernacht wie dieser" ist ein atmosphärischer Jugendthriller, der mit einem Paukenschlag startet, und somit zum sofortigen Weiterlesen animiert. Das Buch besitzt eine ruhige Spannung und eine Auflösung, die realistisch und erschreckend zugleich ist. Leider wirkt die Lovestory schematisch und obligatorisch schnell. Sie nimmt von Anfang an den Hauptteil der Geschichte ein, und degradiert die spannende Handlung, den Thriller, auf Platz 2. Dafür gibt es von mir 3,5 von 5 Punkte.

© Damaris Metzger, damarisliest.de