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Mittwoch, 12. Oktober 2016

Review zu "Wonderland" von Christina Stein



FISCHER Kinder- und Jugendtaschenbuch (August 2016),
Klappenbroschur, 384 Seiten,
12,99 € [D]


Sie machen eine Reise ins Paradies. Und landen in der Hölle auf Erden.
Thailand. Sonne, Palmen, eine Villa direkt am Strand. Der perfekte Urlaub! Doch als Lizzy am Morgen nach einer Strandparty aufwacht, ist sie gefangen. Mitten im Dschungel, mit ihren besten Freunden – und mit Jacob. Jacob, den keiner von ihnen richtig kennt, und der sie auf diese verdammte Strandparty eingeladen hat. Nur wegen ihm sind sie in einem Reality Game gelandet, in dem es nur schwarz oder weiß gibt, verlieren oder gewinnen, opfern oder geopfert werden.
Wer sind die Player in diesem Spiel? Was haben sie vor? Und welche Rolle spielt eigentlich Jacob? Lizzy hat keine Ahnung. Sie weiß auch nicht, wie lange sie ohne ihre Herzmedikamente überleben kann. Sie weiß nur eines: Die Gruppe muss bis morgen entscheiden, wer von ihnen das nächste Opfer sein wird ... (Text-, Cover- und Zitatrechte: FISCHER Kinder- und Jugendtaschenbuch)


"Alle Mann in einer Reihe vor dem Tor aufstellen!" Es ist weniger der Inhalt, der mir den Boden unter den Füßen wegzieht, als die Stimme selbst, künstlich verzerrt, eine Monsterstimme aus einem Horrorstreifen.
Man kennt das einfach nicht aus dem echten Leben. Man kennt das aus Filmen, die man sich an Halloween anschaut, dicht in die Lieblingsdecke gekuschelt. In der Realität will man solche Sachen nicht wissen. Die will man nicht spüren, die sollen einen nicht so erschüttern, nicht bis ins Mark treffen.
- S. 35


Meine Meinung
Ein Opfer macht frei. Mit diesem Motto, oder besser Aufforderung, findet sich Liz im Dschungel wieder. Gefangen mit ihren Freunden, nicht wissend, was der Spruch konkret bedeuten soll. Fast unmittelbar müssen sie der Realität ins Auge sehen. Diese ist schlimmer als ihre Vorstellung reicht.
"Wonderland", der neue Jugendthriller von Christina Stein, gehört definitiv zu den härteren Vertretern seines Genres. Darum wird das Buch auch erst ab 16 Jahren empfohlen. Zurecht!

Ich finde es absolut klasse, wenn ich ein Buch beginne und mir sofort eine Besonderheit auffällt. Bei "Wonderland" ist es der Stil. Die Art, mit der Autorin Christina Stein die Geschichte erzählt. Sie schreibt teilweise in langen Sätzen, die auch mal einen ungewöhnlichen Aufbau haben, ganz abseits von allem, was man heute so kennt. Zwar ist das, was man liest, immer gut zu verstehen, einlesen muss man sich aber dennoch. Umso mehr die Handlung voranschreitet, umso eingängiger wird der Stil. Man empfindet ihn nicht mehr als ungewöhnlich, nur noch als sehr gelungen.
Die Charaktere stechen in diesem Buch besonders heraus. Alle haben eine markante Persönlichkeit oder eine auffällige Eigenschaft. Das funktioniert so gut, dass regelmäßig am Kapitelanfang die Perspektive zwischen den Protagonisten Liz und Jacob gewechselt wird, ohne dass dies durch eine Überschrift oder anderweitigen Hinweis angezeigt wird. Ich wusste jedoch immer nach ein paar Zeilen, wer die Geschichte gerade erzählt. So wird die Spannung hochgehalten, man erfährt als Leser Dinge, die andere Gruppenmitglieder (noch) nicht wissen.

Die Geschichte selbst ist eine Mischung aus Big Brother und Dschungelcamp - in böse. Mehr will ich gar nicht verraten, denn diese Assoziationen geben ziemlich genau wieder, was den Leser erwartet. Das Buch ist megaspannend und beängstigend realistisch. Realistisch aber nur bedingt. Man weiß zwar, dass die Situation theoretisch möglich wäre, dass es auf dieser Welt unvorstellbar kranke und grausame Menschen gibt, ist von einigen Szenen aber dann so abgründig überwältigt, dass es fast schon unwirklich wirkt. Die Handlung ist schonungslos und lässt kaum Zeit zum Luftholen. Und gerade wenn man meint, man hat es überstanden, geht es erst richtig los. "Wonderland" endet nicht offen oder mit der eigenen Vorstellungskraft, die Geschichte wird zu Ende erzählt.

Fazit
"Wonderland" ist ein stilistisch auffälliger, schonungsloser und atemlos spannender (Jugend)-Thriller, der die erhöhte Altersempfehlung zu Recht trägt. Ich war mir mehrmals während des Lesens unsicher, ob die Handlung nun echt oder doch nur ein äußerst makaberes Spiel ist. Die Gefühle der Charaktere sind so deutlich, dass alleine die Vorstellung der Situationen extrem beängstigend ist. Wer mal wieder einen besonders einprägsamen Jugendthriller lesen möchte, dem sei das Buch zwingend empfohlen. "Wonderland" lässt bis zum Ende garantiert nicht los. 4 von 5 Punkte von mir.

© Damaris Metzger, www.damarisliest.de