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Donnerstag, 8. Juni 2017

"Hundert Stunden Nacht" von Anna Woltz



Das Thema
Emilia hat sich die Kreditkarte ihres Vaters geschnappt und einen Flug nach New York gebucht. Sie will einfach nur weg. Aber das Apartment, das sie übers Internet gemietet hat, gibt es gar nicht und zu allem Überfluss kündigt sich Wirbelsturm Sandy an. Zum Glück lernt sie Seth, Abby und den ziemlich verrückten Jim kennen. Zusammen finden sie eine Bleibe in SoHo. Inzwischen hat der Sturm die Stadt fest im Griff: das Haus beginnt zu wackeln, dann fällt der Strom aus. Die vier müssen immer enger zusammenrücken, ob sie wollen oder nicht.

© Klappentext-, Cover- und Zitatrechte: Carlsen Verlag


"Was ist das nur, hier in New York?" rufe ich. "Ich brauche nur kurz um mich zu schauen und schon fühle ich mich, als sei ich verliebt." Ich breite die Arme aus. "Das ist eine knüppelharte, kalte und ungerechte Stadt - und trotzdem würde ich mindestens drei Finger geben, um hier wohnen zu dürfen." - S. 198


Das Leseerlebnis
"Honderd uur nacht" lautet der sympathisch-niederländische Originaltitel von "Hundert Stunden Nacht", dem aktuellen Buch von Anna Woltz. Darin geht es um Emilia, ein Mädchen aus Holland, ein Familiendrama und New York. Und wäre New York alleine nicht schon genug Leseanreiz für mich (Ich liebe NY!), machte die Beschreibung das Buch zu einem Lesemuss. Es hat sich gelohnt, die Geschichte ist toll! Schon mit den ersten Seiten war das Buch bei mir auf Highlight-Kurs.

Die Geschichte startet mit Emilias Aufbruch nach New York. Schnell musste es gehen, denn sie möchte Holland so schnell wie möglich verlassen. Trotz des übereilten Aufbruchs ist Emilia gut vorbereitet, sie hat alles, wirklich alles, was sie benötigt ausgedruckt und die Kreditkarte von ihrem Vater eingesteckt. Dazu hat sie sich eine Geschichte für die Einreise am Zoll überlegt und, das Wichtigste, noch auf die Schnelle ein bezahlbares Appartement gefunden - im Voraus bezahlt natürlich.
Emilia ist ein ganz einzigartiges Mädchen (ebenso ihre Familie), ich habe sie direkt ins Herz geschlossen. Sie ist organisiert und offen, hat aber mit einer Angststörung zu kämpfen. Doch sie ist auch tief verletzt und verstört, kombiniert mit sehr viel Wut. Etwas ist zu Hause passiert, etwas, das für sie so ungeheuerlich ist, dass sie aus dem Land flieht. Emilia gibt kleine Hinweise, dass es dabei konkret um ihrer Familie, ihren Vater, geht. Was genau vorgefallen ist, erfährt man erst später.

In New York gibt es zwar das gebuchte Appartement nicht, dafür lernt Emilia Seth und Abby kennen, Geschwister, die ein paar Tage alleine zu Hause sind. Ebenso Jim, der ziemlich verrückt und abgerissen ist. Mehr oder weniger unfreiwillig müssen die vier sich zusammenraufen, denn New York steht ein schlimmer Orkan bevor.
Die komplette Handlung, die Erlebnisse der Gruppe, sind so originell, humorvoll und einmalig, dass ich vom Buch völlig hingerissen war. Die Geschichte ist charmant, aber deutlich, und Emilias Hintergrundgeschichte ist nicht einfach zu bewerten. Einzig gegen Ende nützt Emilia die Differenzen mit ihren Eltern, um ihren Kopf durchzusetzen, was ich etwas überzogen fand. Geschmälert hat das das Leseerlebnis zum Glück nicht. Der Schluss ist nämlich einfach goldrichtig.

Das Fazit
Anna Woltz hat mit "Hundert Stunden Nacht" ein Jugendbuch geschrieben, das für immer in meinem Regal bleiben wird. Es ist ein Buch mit einzigartigen Charakteren, die alle etwas aus ihren Erlebnissen mitnehmen und die es wert sind, im Gedächtnis zu bleiben. Die Geschichte hat etwas ganz Zauberhaftes und Charmantes, ist lustig und nachdenklich zugleich (und manchmal fast ein bisschen skurril). Dazu kommt ein fantastisches New-York-Flair mit der außergewöhnlichen Situation eines dramatischen Sturms. Es passt einfach. Lesen!


© Damaris Metzger, www.damarisliest.de


Carlsen Verlag (März 2017) - Hardcover mit Schutzumschlag, 256 Seiten - 15,99 € [D]
Originaltitel: Honderd uur nacht - Übersetzt von Andrea Kluitmann - ab 14 Jahren