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Dienstag, 4. Juli 2017

"Caraval" von Stephanie Garber



Das Thema
Scarlett Dragna fürchtet sich vor ihrem Vater, dem grausamen Governor der Insel Trisda. Sie träumt davon, ihrem Dasein zu entfliehen und Caraval zu besuchen, wo ein verzaubertes Spiel stattfindet. Doch ihr Wunsch erscheint unerreichbar – bis Scarlett von ihrer Schwester Donatella und dem geheimnisvollen Julian entführt wird, die ihr den Eintritt zu Caraval ermöglichen. Aber ist Caraval wirklich das, was Scarlett sich erhofft hat? Sobald das Spiel beginnt, kommen Scarlett Zweifel. Räume verändern auf magische Weise ihre Größe, Brücken führen plötzlich an andere Orte und verborgene Falltüren zeigen Scarlett den Weg in finstere Tunnel, in denen Realität und Zauber nicht mehr voneinander zu unterscheiden sind. Und als ihre Schwester verschwindet, muss Scarlett feststellen, dass sich ein furchtbares Geheimnis hinter Caraval verbirgt ...

© Klappentext-, Cover- und Zitatrechte: ivi von Piper Verlag


Der Himmel war schwarz und der Mond besuchte einen anderen Teil der Welt, als Scarlett den ersten Schritt auf dem Weg ging, der sie ins Innere von Caraval führte. Nur ein paar rebellische Sterne hielten ihre Posten über ihr und sahen zu, wie sie und Julian die Schwelle des schmiedeeisernen Tores überschritten und eine Welt betraten, die es für die meisten nur in verrückten Geschichten geben würde. - S. 85


Das Leseerlebnis
"Caraval" gehörte zu den Büchern, die ich überhaupt nicht einschätzen konnte, egal wie oft ich den Klappentext durchlas. Ein Mädchen und ihre Schwester? Ein Spiel? Eine Insel? Das klingt gar nicht so ungewöhnlich. Trotzdem wusste ich einfach nicht, was in der Geschichte auf mich zukommen würde. Und genau dieses Mysterium machte das Buch so spannend und anziehend für mich. Nach dem Lesen kann ich sagen, ja, die Geschichte wird diesem Mysterium gerecht. Ich war fasziniert, obwohl sie mich im Gesamtbild nicht vollständig erreichen konnte.

Das Buch startet sehr mitreißend. Es liest sich mit einem dystopisch-märchenhaften Gefühl und mit dem Flair der Geschichten des 19. Jahrhunderts. Eine Kombination die sofort fesselt. Trotzdem haftet der Geschichte etwas Modernes an, mit einer Sprache, die dem Leser entgegenleuchtet. Wunderschön! Ob "Caraval" in der Zukunft oder Vergangenheit spielt, lässt sich nicht eindeutig feststellen.
Scarlett und ihre Schwester Donatella sind auf dem Insel-Anwesen ihres Vaters gefangen. Dieser Mann ist so furchtbar und grausam, dass ich die Szenen mit ihm mit einem Knoten im Magen las. Als die beidem Mädchen die Möglichkeit bekommen, am magischen Spiel Caraval teilzunehmen, scheint dies ein Hoffnungsschimmer zu sein. Vor allem für Donatella. Doch dazu müssten sie fliehen, ein Schritt, mit dem sich Scarlett schwer tut. Dann wird sie zu ihrem Glück (oder Unglück?) zur Flucht gezwungen, und das Spiel kann beginnen.

Die erste Hälfte von "Caraval" las ich wie im Rausch. Genau so sollte lesen sein! Das ganze Buch fasziniert und ist äußerst geheimnisvoll. Als Caraval, dieses magische und unergründliche Spiel beginnt, war ich begeistert. Es ist eine eigene Welt, mit einem Dorf als Bühne, mit Schauspielern, merkwürdigen Ereignissen und Rätseln. Nichts ist so wie es scheint. Oder etwa doch?

Allmählich wurde alles zu viel, es war mehr, als sie verarbeiten konnte. Zu viele echte Fäden, die sich mit falschen verwoben, es war zu verworren. - S. 376

Dieses eine Zitat beschreibt mein Lesegefühl ab der zweiten Hälfte ziemlich genau. Es wird zu viel! Viel zu viel und zu verworren. Man steigt wirklich kaum dahinter, was jetzt echt ist und was nicht. Das kann natürlich gefallen, aber leider auch frustrieren. Während einige Charaktere sehr gut dargestellt sind, bleiben die meisten unergründlich. Manche Fäden laufen sogar ins Leere, bzw. kam mir so manche Auflösung bei dieser Art von Geschichte dann sehr banal vor. Einige Szenen sind strange und unwirklich - ein bisschen wie bei Alice im Wunderland. Trotz viel Action und Spannung gelang es der Geschichte nicht mehr, mich komplett mitzureißen. Der Sinn des Ganzen, die Erklärung am Schluss, empfand ich als zu dünn.
Am Ende war ich von der Geschichte noch immer fasziniert. Aber auch etwas entzaubert. Leider. "Caraval" erhält im Original eine Fortsetzung. Man kann die Geschichte aber auch abgeschlossen lesen.

Das Fazit
"Caraval" bietet Magie, Spannung und Faszination. Das Buch besitzt eine Einzigartigkeit, die es zu etwas ganz Besonderem macht. Gleichzeitig muss man sich aber auf ein großes Mysterium einstellen, dessen Verlauf mich nicht komplett zufriedenstellen konnte. Es wird sehr viel und sehr wirr. Die Auflösung empfand ich im Vergleich zum anfänglichen, begeisterten Lesegefühl dann sehr vage und fast schon zu banal. Trotzdem hat "Caraval" durch seine Unergründlichkeit eine Leidenschaft, die fesselt. Das sollte man ausprobieren. 3,5 von 5 Sterne gibt es von mir.


© Damaris Metzger, www.damarisliest.de


ivi von Piper Verlag (März 2017) - Band 1/2 - Klappenbroschur, 400 Seiten - 14,99 € [D]
Originaltitel: Caraval - Übersetzt von Diana Bürgel - ab 14 Jahren