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Mittwoch, 29. November 2017

"Fangirl" von Rainbow Rowell



Das Thema
Die Zwillinge Cath und Wren sind unzertrennlich, bis Wren beschließt, dass ihr Jungen und Partys wichtiger sind als das gemeinsame College-Zimmer. Ein harter Schlag für Cath, die sich immer weiter in ihre Traumwelt zurückzieht: Beim Lesen und Schreiben von Fanfiction lebt sie ihre Vorstellungen von Liebesbeziehungen aus. Mit Erfolg - Tausende Leser folgen ihr. Doch als Cath dann Nick und Levi näher kennenlernt, muss sie sich fragen, ob sie nicht langsam bereit ist, ihr Herz echten Menschen zu öffnen und über Erfahrungen zu schreiben, die größer sind als ihre Fantasien.
Ein mitreißendes Jugendbuch von Bestsellerautorin Rainbow Rowell über die erste Liebe - in der Fantasie und im echten Leben.

© Klappentext-, Cover- und Zitatrechte: Carl Hanser Verlag


"Auf deinem Schreibtisch stehen Figuren von Simon Snow", sagte Reagan.
"Das sind Erinnerungsstücke."
"Du tust mir leid, und ich werde deine Freundin."
"Ich will aber nicht deine Freundin sein", sagte Cath, so streng sie konnte. "Ich finde es gut, dass wir keine Freunde sind."
"Ich auch", sagte Reagan. "Und ich finde es schade, dass du das zunichte gemacht hast, weil du dich so anstellst."
- S. 50


Das Leseerlebnis
Autorin Rainbow Rowell hat sich mit ihren Romanen für Jugendliche und junge Erwachsene eine große Fangemeinde erschrieben. Genau wie ihre Protagonistin Cath aus "Fangirl", ein Profi im Bereich Fanfiction. Mit bekannten Romanfiguren erfindet sie neue Geschichten oder führt bestehende Geschichten fort und bedient damit die Fantasien Tausender Leser. Doch Fanfiction ist nicht das echte Leben, das wird Cath immer mehr bewusst, seit sie am College studiert. "Fangril" ist ein Coming-of-Age-Roman, eine Geschichte über das Erwachsenwerden, und ein Leseerlebnis, das sich nach den ersten Kapiteln in mein Herz geschrieben hat.

Hauptprotagonistin Cath ist ein echtes Fangirl. Seit kleinauf sind sie und ihrer Zwillingsschwester Wren große Fans von Simon Snow, einer Fantasybuchreihe, deren Abschlussband bald erscheinen soll. Zwischenzeitlich hat Cath sich einen großen Namen auf einer Fanficition-Webseite gemacht und hat dort enorm viele Follower, für die sie regelmäßig Geschichten aus dem Simon Snow-Universum postet.
Doch seit Cath am College studiert, ist vieles anders. Ihre Schwester, Anker und Fixpunkt, entfernt sich immer mehr von ihr. Und Cath hat das Gefühl, sie sollte besser zu Hause, bei ihrem psychisch kranken Vater sein. Hier fühlt sich Cath gebraucht, ist nicht nur der Nerd und Sonderling. Es fällt ihr schwer, einen Platz unter anderen Menschen zu finden, und folglich zieht sich immer mehr zurück, schreibt viel lieber ihre Simon Snow-Geschichten. Zum Glück findet Cath Freunde - ob sie will oder nicht. Für sie eine Chance, den Zugang zum echten Leben nicht zu verpassen.

Ich weiß nicht, was es ist und was "Fangirl" so besonders macht, aber ich habe das Buch innerhalb kürzester Zeit verschlungen. Caths Zeit am College, die Bedeutung ihrer Familie und vor allem ihre Leidenschaft für Fanfiction haben mich total gefesselt und mitgerissen. Obwohl Cath kein einfacher Charakter ist (genauso wenig die Menschen um sie herum) schreibt Rainbow Rowell mit einem herzlichen und selbstironischen Humor, der Spaß macht und mich für sie einnahm. Ich hatte Verständnis und konnte ihre Entwicklung sehr gut nachvollziehen, egal für welche Richtung sie sich schlussendlich entschieden hätte. Im Buch geht es um Selbsterkenntnis, den Mut für Veränderungen, aber auch um Akzeptanz und das Verzeihen von Fehlern. Cath ist am Ende der Geschichte spürbar gereift.

Um die Rolle der Fanficiton zu verdeutlichen, spielt die Autorin mit den Klischees bekannter Fantasyromane, setzt aber gleichzeitig ganz eigene kreative Akzente. So ist es sicher gewollt, dass Simon Snow zuweilen an Harry Potter erinnert. Viele Ausschnitte aus den fiktiven Simon Snow-Geschichte sowie Caths Fanfiction-Geschichten sind in die Handlung eingefügt. Für mich war das eine perfekte Zugabe, um Cath zu begleiten. Ich kann mir aber vorstellen, dass manche Leser die Simon Snow-Abschnitte als zu viel empfinden könnten. Simon Snow hat von der Autorin ein eigenes Buch bekommen. Seine Geschichte kann man im Fantasyroman "Aufstieg und Fall des außerordentlichen Simon Snow" lesen.

Das Fazit
"Fangirl" gehört für mich zu den Büchern der Jugendliteratur, die man gelesen habe solle. Die Geschichte ist außergewöhnlich gut, macht Spaß und deckt Themenbereiche ab, die Verständnis und Akzeptanz wecken. Sie ist ruhig, aber anschaulich-gefühlvoll und ging mir tatsächlich sehr zu Herzen. Das Buch ist perfekt geschrieben, bzw. übersetzt, hat einen herrlich-selbstironischen Humor und eine Kreativität, die an die Seiten fesselt. Wie gemacht für Fangirls jeden Alters. Darum gibt es von mir 5 von 5 Sterne für die Geschichte!


© Damaris Metzger, www.damarisliest.de


Carl Hanser Verlag (Juli 2017) - Hardcover, 480 Seiten - 18,00 € [D]
Originaltitel: Fangirl - Übersetzt von Brigitte Jakobeit - ab 13 Jahren